Also bei uns gabs schon ab und an heftigen Streit - wesentlich krasser als er jemals zu Hause war. Das war vorallem in Stresssituationen bei denen die Prioritäten auseinander gingen. Ganz vermeiden lässt sich das nicht denke ich und so ein Streit hat auch eine heilende Wirkung auf so einer Reise finde ich - hat man sich erst wieder gefunden sind die nächsten Wochen sehr harmonisch
Es kann durchaus eine Art "Okay, alles zurück auf Start - wir beginnen jetzt neu!" sein.
Wichtig ist immer das Veto des Einzelnen für mich. Wenn ich unbedingt
jetzt ein teureres Hotel möchte und erst groß darum kämpfen muss den anderen zu überzeugen, dann führt das immer zu Frust. Es gehört aber auch eine Portion Selbsteinschätzung dazu, denn wer bei Dingen die eigentlich (für einen selbst) nicht wichtig sind Vetos einlegt, der reißt das Ruder komplett an sich und das führt dann zu einem Deadlock (wie wir das in der Informatik nennen
). Nichts geht mehr, denn der eine will das unbedingt und der andere etwas anderes...
Beispiel: ich fühle mich krank und will ein Hotel/Hostel in dem ich in Ruhe schlafen kann. Das haut mehr ins Budget rein und führt vielleicht dazu, dass wir uns eine Aktivität nicht mehr leisten können.
Jeder muss artikulieren können was einem wirklich wichtig ist und was er unter keinen Umständen machen will. In der Regel sind das wenige Dinge
Und somit schaffen sich beide als Team einen Rahmen der befolgt wird. Damit wirds dann einfacher auf der Reise, denn es gibt klare Grenzen und keine unausgesprochenen Tabus für den Einzelnen. Letztendlich geht es darum beiden Partnern etwas zu bieten und beide Ansprüche zu erfüllen und zusammenzubringen! Wenn einer das Ruder in der Hand hat funktioniert das nicht, genauso wie es nicht klappen kann wenn Dinge getan/geplant sind die absolut nichts für einen der beiden Partner sind. Sprich es muss klar sein, dass jemand mit Platzangst mit seinem Partner keine Tour durch die Bergwerke in Bolivien macht/machen muss.
Es kann auch hilfreich sein einzelne Tage alleine zu verbringen (und dann auch auch Aktivitäten ohne Rücksicht auf den anderen machen zu können), aber darin liegt meiner Erfahrung auch eine kleine Gefahr, denn wer sich da unsensibel verhält, der kann ne Menge Schaden anrichten. Diese Zeiten müssen klar begrenzt sein und "Ach ich hab da jemanden kennengelernt - mit dem geh ich morgen ins Kino" bei der Abmachung von einem freien Tag können da eine Sache sein die ständig zwischen den beiden Partnern steht. Daher klare Vereinbarungen treffen und auch einhalten. Wenn sich einer der beiden zu weit weg entwickelt vom anderen und dieses Wir-Gefühl weg ist, dann ists nahezu unmöglich weiter zusammen zu reisen
Bei wenigen Auszeiten ist das natürlich ein geringes Problem, aber je öfter diese Auszeiten werden desto größer wird auch die Gefahr des Auseinanderdriftens.
Ansonsten ist super wichtig, dass man reden kann. Es gibt kaum etwas wichtigeres als zu artikuliren wenn Verletzungen aufgetreten sind (das sind so banale Sachen wie "Ach du wolltest heute ins Kino...tut mir Leid, ich hab doch dem Ami gesagt ich geh mit ihm Essen") müssen die schnellstmöglich auf den Tisch kommen. Je mehr unausgesprochene Verletzungen da auftreten desto harter wirds und am Ende ist so viel zwischen den Partnern, dass nix mehr geht und der einzige Weg die Trennung ist. Daher: wenn jemanden etwas stört muss das auf den Tisch und ausdebattiert werden.
Letztendlich bilden sich aber bei diesem Aussprechen immer irgendwelche Strukturen oder Regeln an die man sich hält. Bei uns waren das eben die oben beschriebenen. Es ist nicht so schwer wie es vielleicht erscheint beim Lesen meines Beitrages - es ist eben nur anders als zu Hause, Flüchten in den Freundeskreis funktioniert auf einer Weltreise genauso wenig wie das Nebeneinanderherleben bzw. Ignorieren von Verletzungen des Einzelnen. Das haut durch die permanente Nähe wesentlich heftiger rein als zu Hause.