Thema: Rundreise zum Thema Tourismus durch deutschsprachiges Europa  (Gelesen 2763 mal)

farmerjohn1

Habe mal eine Frage: wuerde gerne mit zwei, drei Begleitpersonen eine Reise durch die deutschen Fremdenverkehrsgebiete machen, die besonders beispielhaft entwickelt sind.
Interessante Punkte koennten sein: Neustadt an der Weinstrasse, Trier und Weinanbaugebiete  Mosel und Saar, Rheinland mit Drachenfels und Weinanbaugebiete an der Ahr, (Lueneburger Heide), Hamburg (historische Kaffeeboerse und Hafen) und Sylt. Falls moeglich, noch die Staedte Heidelberg (Altstadt u. Burg), Mannheim/Ludwigshafen (BASF), Frankfurt (Paulskirche) und Koeln (Dom) mitnehmen. Evtl. koennte man aber auch einiges weglassen.

Mindestens muesste aber ein schoenes deutsches Weinanbaugebiet mit vorbildlicher Tourismus-Infrastruktur (sprich Hotels, Weinschenken, typischen Doerfern mit traditionellen Haeusern, Rad- und Wanderwegen durch die Weinberge, Burgen und Kirchen, ordentlicher mehrsprachiger Fremdenverkehrsberatung, oeffentlicher Nahverkehr, fachlundige Fuehrung durch Weinberge, etc) sowie die Stadt Hamburg und Sylt drin sein. Sylt ist desegen so interessant, weil dort ein Konzept herrscht, das exklusivsten Luxus mit ganz normalen Bed&Breakfast-Pensionen nebeneinander existieren laesst: da gehen sowohl VIPs als auch arme Schlucker mit Fahrrad hin, und doch ist es ueberall gepflegt, ohne unbedingt protzig zu sein.

Wie sollte man sowas Eurer Meinung nach am besten machen (angenommen, man gehlt von Frankfurt am Main aus)?
Welche Verkehrsmittel, wo kann man guenstig uebernachten (was ist z.Z. guenstig und doch gepflegt), und was kostet so eine Reise wohl? Wie lange braucht man dafuer?
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Carphunter

« Antwort #1 am: 09. Oktober 2011, 20:16 »
Hallo!

Habe persönlich Radreisen nur in NRW gemacht. Bekannte und Eltern von mir haben dies aber schon in ganz Deutschland und teilweise weltweit gemacht. Soweit ich mich erinnere, frage morgen aber genauer nach, waren alle von der Mosel-Saar-Region begeistert.
Der Moselradweg schnitt dabei sehr gut ab. Unterkünfte sind auch vorhanden. Allerdings manchmal auch recht einfache, aber gepflegte Pensionen.
Internationale Betreuung wird es allerdings dort selten geben.

Reisen mit dem Fahrrad ist in Deutschland leider sehr schwierig. Eine Fahrradmitnahme ist nur im IC erlaubt. Diese muss man vorher in der Regel noch reservieren, ansonsten besteht keine Garantie, dass die Räder mitgenommen werden. Alternativ bleibt dann immer der Nahverkehr. Am Wochenende mit dem Wochenend-Ticket, in der Woche empfiehlt sich dann zumeist ein  Regionalticket, dass für fünf Personen den ganzen Tag gilt. Preise so zwischen 25 bis 35€ je nach Region.

Am WE umbedingt auf reisende Fußballfans achten. In NRW ist Minden dort Anlaufstelle Nr.1 mit teilweise mehrern Teams pro Wochenende die dort umsteigen müssen.

Von der Mosel ginge es dann ja weiter nach Norddeutschland. Von den Radwegen kann ich dort Weser-, Ruhr- und Elberadweg empfehlen. Ruhrradweg kenne ich auswendig, falls mal Bedarf besteht.

Meine Eltern waren erst letzte Woche an der Ostsee mit den Rädern. Ging wunderbar. Nach Sylt mit dem Fahrrad kommt man ganz gut. Da aber viele Wuppies dorthin reisen, ist frühzeitiges reservieren Pflicht.

Übernachtungstipps für Deutschland wären die Jugendherbergen. Die haben sich seit den Schulzeiten gewandelt und sind mittlerweile richtige Luxus-Unterkünfte. Kosten aber auch entsprechend Geld. Ab 20€ muss man pro Person schon rechnen.

Bei weiteren Informationen einfach hier fragen. Ich würde dann bei den entsprechenden Leuten mal nachfragen.

MfG Carphunter
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farmerjohn1

« Antwort #2 am: 09. Oktober 2011, 22:14 »
Danke fuer die Antwort, hilft schon weiter.
Ich muss aber hinzufuegen: es ist  besonders zu bedenken, dass es wahrscheinlich eine z.g.T. privat finanzierte Reise mit Leuten sein wuerde, die in einer wenig erschlossenen lateinamerikanischen Region Agrar- und Oeko-Tourismusprojekte machen wollen, wobei man beruecksichtigen muss, dass die Leute im Vgl. zu D. wesentlich weniger verdienen - verstaendlicherweise sollte es aber auch keine reine Backpackerreise sein. D.h. natuerlich nicht, dass man nicht in Jugendherbergen einkehren koennte (Altersgrenze?); das muessten aber schon besondere Orte sein, wie z.B. die in Nuernberg, die im alten Schloss untergebracht ist, o.ä.
Flug- und Visumskosten nicht mitgerechnet, sollte es eine kurze Reise zu ausgewaehlten Punkten sein, so 7 bis 10 Tage, die die 800-Euro-Grenze pro Person nicht wesentlich ueberschreitet, incl. Verpflegung, Transport und Uebernachtung.
Ich denke mir das etwa so:
kl. Mietwagen pro tag: 35 Euro, 10 Tage: 350 Euro
Liter Benzin: 3 Euro, bei 8l/100km sind das fuer 2500km:   600 Euro
10 Uebernachtung in Dorfpensionen m. Fruehstueck (z.B. Altenahr, Traben-Trarbach): 40 Euro, also 400 Euro pro Person
1 warme Mahlzeit am Tag: je 20 Euro, also 200 Euro pro Person
Extas wie Kaffetrinken in Konditorei, Weinschoppen abends in der Dorfschenke, Museums- und Touristenfuehrungsausgaben): 10 Euro pro Tag und Person, also 100 Euro p.P.
- das macht 937, 50 pro Person.
Ist das realistisch?
Kann man mit DB-Sondertarifen fuer die Strecke Fra/Main-Mosel- oder Ahrtal-Koeln-Hamburg-Sylt-Hamburg-Frankfurt auch billiger wegkommen?
Oder wird das eher teurer?
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Stecki

« Antwort #3 am: 09. Oktober 2011, 22:17 »
Dass es in Jugendherbergen eine Altersgrenze gibt ist ein weit verbreiteter Irrglaube (war vielleicht früher mal so).
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Carola

« Antwort #4 am: 10. Oktober 2011, 06:42 »
Benzin ist zwar teuer, aber 3 Euro kostet der Liter noch nicht, sondern ca. die Hälfte (1,56). Die Kosten kannst du also schon mal halbieren.

Billiger als in Dorfpensionen zu übernachten sind Privatzimmer, die es in den Tourismusregionen gibt.

Grüße

Carola
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Flynn

« Antwort #5 am: 10. Oktober 2011, 08:11 »
Schau dich mal auf bahn.de um. Da gibts einen Sparpreis-Finder. Die Züge fahren zwar manchmal (absolut nicht immer!) zu etwas verrückten Zeiten, allerdings kostet es dann pro Strecke nur 29 Euro (mit BahnCard 25 sogar nur 21,70 Euro). Ansonsten gibts Bummelzüge - die kannst du mit dem "Quer-durchs-Land" Ticket super billig bereisen. Das gilt Deutschlandweit und du kommst damit sogar von Konstanz nach Sylt. Problem: es sind nur Regionalzüge (sprich kein ICE/ICE Sprinter/IC/EC etc.) erlaubt.
Sonst gibts eben noch billige Flüge mit Germanwings & Co oder eben die Mitfahrzentrale. Soweit mein studentisches Wissen zu billigem Fernverkehr in Deutschland ;)


Persönlich würde ich Mannheim auslassen. Soooo sehenswert finde ich das nicht (und ich bin im Rhein-Neckar-Kreis aufgewachen :D). Die BASF kannste eh nicht so einfach besichtigen (zumindest als Tourist) und mehr sehenswertes als die Porsche vor der Uni wenn BWL Vorlesungen sind gibts echt nicht. Heidelberg ist aber absolut zu empfehlen - meine Heimat- und noch immer meine Lieblingsstadt :) Nimm lieber München mit rein, denn da kommen die Klischees der Deutschen direkt auf den Teller. Nichts ist doch für Ausländer interessanter als das Bild des "Klischee-Deutschen" mit der Wirklichkeit (außerhalb Bayern) zu vergleichen. Außerdem ists da nicht weit nach Neuschwanstein und dem ehemaligen KZ in Dachau (oder die Gedenkstätte "Weiße Rose" in der LMU vielleicht nach dem Anschaun des Filmes "Sophie Scholl - die letzten Tage"  mit spanischen Untertiteln)- mehr deutsche Geschichte passt ja kaum in eine Region.
Wikitravel ist übrigens auch für Deutschland eine super Sache!
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karoshi

« Antwort #6 am: 10. Oktober 2011, 09:37 »
Dass es in Jugendherbergen eine Altersgrenze gibt ist ein weit verbreiteter Irrglaube (war vielleicht früher mal so).
Die Altersgrenze (max. 26 Jahre) gibt es tatsächlich, allerdings nur in Bayern. In allen anderen Jugendherbergen, in denen ich jemals war (egal ob in D oder im Ausland), gab es keine Beschränkung. Und in den Hostels, die nicht dem offiziellen Verband Hostelling International angeschlossen sind, sowieso nicht.

LG, Karoshi
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Maggus

« Antwort #7 am: 10. Oktober 2011, 13:46 »
Hallo Farmerjohn,

vor zwei Wochen hatte ich Besuch aus Japan und habe eine 2200km Deutschlandrundfahrt für meine Freundin organisiert. Interessant dabei: Wie nehmen Ausländer unser Land wahr, welche "Hochburgen" und "Touristenfallen" gehören zum Programm und welche sind zu vermeiden?? In ihrem japanischem Reiseführer wurden wir fündig.

Bez. Deiner konkreten Fragen: Die nächstgelegenen Weinbauregionen von Frankfurt/Main sind entweder Franken entlang des Mains oder Rheingau bzw. Rheinhessen entlang des gleichnamigen Flusses. Beide warten mit  vielen touristischen Highlights auf: Würzburg bis Bamberg bzw. Wiesbaden und Rüdesheim. Beide Regionen verfügen über die von Dir genannten Kriterien und liegt allemal näher als das Mosel- oder Ahr,Nahe-Gebiet.

Heidelberg ist von FFM problemlos zu erreichen, ca. 80km -  auf dem Weg dorthin kannst Du eine weitere Weinbauregion anschauen: Die Bergstraße - Anlaufspunkt ist Heppenheim in Südhessen.

Norddeutschland oder Bayern? - Daran scheiden sich die Geister: Einerseits ist Bayern DAS Deutschlandbild schlechthin im Ausland, Highlights liegen z.B. entlang der Romantischen Straße parallel zur A7: Ab Würzburg, Bad Mergentheim, Rothenburg o.d.Tauber, Ulm, Kloster Ottobeuren, Füssen und Schloss Neuschwanstein. Anschließend über München zurück.

Von Frankfurt nach Norddeutschland entlang A5/A7: "Mitnehmen" könnte man: Marburg in Nordhessen, Göttingen, Lüneburg. Von Hamburg aus einen Tagesausflug nach Lübeck/Travemünde einplanen (Marzipan essen, Backsteingotik bestaunen). Dann meinetwegen nach Sylt...

Köln liegt etwas abseits der Route - bis auf dem Dom ist es m.M. nach überbewertet... Lieber einen Schlenker über Berlin machen.

Ich hoffe, Ihr habt eine gute Reise gemeinsam -
Beste Grüße,
Maggus
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Flynn

« Antwort #8 am: 10. Oktober 2011, 18:09 »
Heidelberg ist von FFM problemlos zu erreichen, ca. 80km -  auf dem Weg dorthin kannst Du eine weitere Weinbauregion anschauen: Die Bergstraße - Anlaufspunkt ist Heppenheim in Südhessen.

...was auch nett wäre: schau doch mal ob du es auf eine Kerwe/Winzerfest schaffst. Im Raum Heidelberg hast du da gute Chancen. Ansonsten ist Wiesloch (ca. 10 Min mit der Bahn von HD weg) bei Heidelberg (neben Walldorf bekannt durch SAP) einen Besuch wert: wunderbare Weinberge, super Essen und kaum bis keinen Tourismus. Da kannst du wirklich Weinberge besichtigen und dich wohl fühlen.

Unsere Familie hat selbst nen Weinberg dort und ich kanns nur empfehlen :) Es ist nicht Hessen, aber du weißt ja "badischer Wein - von der Sonne verwöhnt" lief in ganz Deutschland im TV/Radio :D Nur Abblewoi hamma hier nich :D
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farmerjohn1

« Antwort #9 am: 10. Oktober 2011, 22:23 »
Danke erst mal fuer die super Tips!
Haette es denn aus Eurer Sicht Sinn, z.B. in Rheinhessen ein Dorfhaus mit kleinem Weinberg zu kaufen, dort zur Strasse/zum Fluss hin, wo viele Ausfluegler vorbeikommen, eine Weinstube zu eroeffnen, ueber die auch Kaffee verkauft wird, und im Gegenzug den selbst hergestellten, bzw. zugekauften Wein in das Herstellungsgebiet des Kaffees zu bringen, und ihn dort ueber eine Cafe-Bar in einem Dorf zu verkaufen? Gleichzeitig koennte man Touristen fuer die jeweils andere Urlaubsgegend anwerben, bzw. ueber das jeweils andere Produkt informieren.
Wie seht Ihr diese Idee als Weltreisende, wuerde Euch sowas ansprechen?
Hat jemand eine Ahnung, wieviel ein kleiner Weinberg mit Haus kostet?
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