Hallo zusammen,
erstmal - dies ist ein klasse Forum und eine fantastische Seite. Ich beobachte das ganze nun schon eine Weile und muss sagen dass ich doch den ein oder anderen Denkanstoss bekommen habe.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir zu meiner Situation eure Meinung und Sichtweise sagen würdet, denn ich bin an einem Punkt, an dem ich mich im Kreise drehe.
Ich werde dieses Jahr 29, mittlerweile im 4. Berufsjahr in meinem Studium und war schon mehrmals länger im Ausland (US Feriencamp, Auslandssemester, Praktikum) und habe mir schon in den letzten Jahren immer wieder gedacht, "zwischen dem nächsten Job möchte ich reisen".
Warum?
- Ich habe ein duales Studium absolviert, was hohe Taktung, wenig "Freiheit" bedeutet hat, und habe quasi seit dem Abi "Gas gegeben", und wünsche mir einfach, nochmal FREI zu sein, neues entdecken und erforschen zu können, und dieses Lebensgefühl zu genießen, das man ansatzweise spürt, wenn man im Urlaub mit dem Rucksack unterwegs ist (nur dass man dann weiss dass man nur 3 Wochen Zeit hat).
- Im beruflichen Alltagstrott komme ich immer wieder in Situationen, wo über eine Powerpointfolie stundenlang diskutiert und ein riesen Theater um Dinge gemacht werden, wo ich mir denke, wofür, welche Bedeutung hat das alles?
- Ich möchte später einmal zurückblicken und nicht nur 40 Jahre gebuckelt haben, sondern etwas haben, worauf ich stolz sein kann, was mich in schlechten Zeiten mit Freude zurückblicken lässt.
Das was ich immer als "wenn ich mal den Job wechsele" vor mir hergeschoben habe, hat sich nun in gewisser weise verselbständigt. Meine langjährige Freundin/Lebensgefährtin war die letzten Jahre auf der Überholspur, hat eine super Karriere gemacht, bis sie im März 2010 gesundheitliche Probleme bekommen hat, die klar auf den Stress zurückzuführen sind, was nun dazu geführt hat, dass sie ihren Job aufgegeben hat. Zur Zeit ist sie in Australien bei einer Freundin, um einmal abzuschalten.
Wir haben viel darüber gesprochen zu reisen, und es ist einfach so, WENN NICHT JETZT, WANN DANN?
Meine Freundin ist zwischen den Jobs, und wir werden auch nicht jünger und möchten irgendwann ja auch mal Kinder kriegen.
Alles schön und gut, der Haken an der Sache ist nur:
Bei mir im Job läuft es prächtig, es macht inhaltlich Spass, ich bin gerade (zumindest fachlich) befördert worden, habe eine sehr gute Entwicklungsperspektive, habe Chefs die viel von mir halten, habe mir ein Netzwerk aufgebaut,... alles in allem ein gemütliches Nest.
Und als typischer Deutscher bin ich natürlich auch ein Worst-Case Mensch und denke,
- ist es nicht unvernünftig, aus einer komfortablen Jobsituation heraus "ohne Not" alles aufs Spiel zu setzen?
- Was ist wenn ich hinterher keinen Job mehr finde oder einen, der nicht so "perfekt" ist
- Meine Freundin hat ja auch keinen Job zur Zeit, was ist wenn wir hinterher beide arbeitslos sind ,
usw
Die Rahmenbedingungen wären, dass wir ab Oktober reisen würden.
Allerdings meine Freundin nur für 3-4 Monate, da sie nicht länger als 1 Jahr ohne Job sein will, um den Anschluss nicht zu verlieren. Ich würde noch 2-3 Monate alleine dranhängen, also insgesamt 6 Monate
Entscheidungstechnisch ist es ein ständiges Hin und Her, wenn ich gerade mal ein positives Erlebnis auf der Arbeit habe, sagt mir mein Kopf "das kannst du doch eigentlich nicht aufgeben". Wenn ich über die Reise nachdenke, über die Möglichkeiten und Erfahrungen, dann sagt mir mein Herz, "mach es, jetzt ist die Gelegenheit".
Ich komme zurzeit einfach nicht zu einer Entscheidung, die ich konstant vertrete, aus der ich mich nicht verunsichern lasse.
Bin ich zu sehr Kopfmensch und Bedenkenträger, mache ich mir zu viele Gedanken um das "Danach", setze ich das Pflichtbewusstsein zu hoch?
Ist/war jemand in einer ähnlichen Lage?
Was sind eure Gedanken ?