Thema: Äthiopien - Erfahrungen und Tipps  (Gelesen 4718 mal)

dirtsA

« am: 27. Juni 2019, 21:38 »
Hallo zusammen,

nun nehme ich mir endlich etwas Zeit, um zu unseren Äthiopien-Erfahrungen zu schreiben.
Ich hatte mich hier schon mal etwas über das Land und seine Einwohner ausgelassen, und zwar hier: https://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=15276.15
Nachdem ich jetzt schon öfter zu Details gefragt worden bin, hier nochmal ein bisschen mehr - und nicht nur Negatives - zu Äthiopien.

Wir haben knapp 1 Monat in Äthiopien verbracht und sind auf der klassischen Nord-Route gereist: Addis Abeba - Bahir Dar und Lake Tana - Gondar - Simien Mountains - Axum - Tigray - Mekele - Danakil Depression - Lalibela - (Bahir Dar - Addis - Dire Dawa) - Harar.

Sightseeing-technisch war es ein extrem tolles Land. Objektiv betrachtet waren alle o.g. Orte für uns einen Besuch wert, aus irgendeinem Grund. Oft fühlte man sich wie in eine Bibel-Geschichte versetzt: alle Menschen in weißen Umhängen, extrem religiös, mit uralten Kreuzen und Bibel unterwegs,... Das war schon sehr faszinierend. Auch landschaftlich hat das Land mit den Simien Mountains, Tigray und natürlich der Danakil Senke einiges zu bieten. Kulinarisch... ist ok. Nach 2 Wochen hatten wir genug von Injera (Art saure Pfannkuchen), muss aber sagen, dass die sehr gute Pasta mit Tomatensauce fabriziert haben. Und es war spottbillig - wie eigentlich alles im Land, was nicht mit Tourismus zu tun hat - also eben v.a. Essen, Einkauf, Transport. Man musste jedoch v.a. beim Transport immer sehr stark verhandeln, um nicht noch extra Touristen-Preise zu bezahlen. Auch beim Essen ist es uns einmal passiert, dass viel zu viel berechnet wurde. Hotelzimmer waren einfach, aber recht fair bepreist, nur oft nervig, weil uns beim Checkin immer wieder angelogen wurde.

Hier gibts auf meinem Blog alle Einträge zu Äthiopien: https://justbookedatrip.wordpress.com/category/africa/ethiopia/
Zum üblichen Country Summary bin ich leider noch nicht gekommen - poste ich aber nach, sobald es live ist.

Ich möchte mich hier nicht mit unseren negativen Erfahrungen wiederholen - diese habe ich schon im o.g. Thread ausführlich geschildert. Wenn jemand noch etwas dazu wissen will, sehr gerne. Interessant war aber, dass wir im Laufe unserer weiteren Afrika-Reise viele Backpacker getroffen haben, die Cairo to Capetown individuell mit Öffis machen und somit Äthiopien besucht haben. JEDER, wirklich jeder hat es als anstrengenstes Reiseland allerzeiten bezeichnet. Und da waren wirklich unterschiedlichste Charaktere dabei, bis zum Aussteiger-Hippie, der am Nil entlang wandern wollte. Dabei kam er in komplett untouristische Gegenden und wurde zusammen mit seinem Kumpel 2mal mit Steinen beworfen, wovon einmal sein Kumpel verletzt wurde, einmal kamen die Leute mit Schusswaffen zu ihrem Nachtlager, und einmal stiegen sie dann weiter südlich aus einem Bus und die Menschen kamen auf sie zu, schrien sie an, dass sie verschwinden sollen und hier nicht willkommen sind. So krasse Erlebnisse hatten wir dann im Vergleich gar nicht... Scheint also auf Touristenpfaden besser zu sein als abseits, gegensätzlich zu vielen anderen Ländern dieser Welt, wo Locals ja oft abseits der ausgetretenen Pfade viel freundlicher sind...

Aber: Es war ein sehr interessantes Land - nochmal würde ich jedoch nicht hin, selbst wenn ich die Reise bezahlt bekäme. Hab aber natürlich auch alles für mich Sehenswerte abgehakt - den Menschenzoo im Süden wollte ich mir eh nicht antun.

Als normalen Urlaub würde ich es eher nur als Tour machen, oder aber mit möglichst vielen Inlandsflügen und dann Tour-Bausteinen von ETT (Basic Touranbieter, aber recht viel mehr bekommt man auch bei teuren nicht).
Ich würde unsere Runde so reisen, wie gehabt, bzw folgendes ändern:
Addis Abeba - Bahir Dar per Inlandsflug (haben wir zum Glück so gemacht)
Bahir Dar selbst zu den 2 Klöstern wie wir es gemacht haben, ohne Tour, einer der wenigen Orte wo das easy geht
Bahir Dar - Gondar per Minibus, aufpassen dass man nicht 10km außerhalb Gondar abgesetzt wird
Gondar - Simien Mountains als Trekkingtour mit ETT buchen, inkl. Weiterfahrt nach Axum (eine der schrecklichsten Busfahrten, wo es aber tolle Foto-Stops gäbe wenn man mit Tour unterwegs wäre)
Axum selbst kurz anschauen, oder wenns inkludiert ist auch ok
Axum - Tigray mit Tigray-Erkundung und Weiterfahrt nach Mekele per Tour über ETT. Die Transfers gingen auch ohne Tour recht gut und sind nicht zu lange, aber Tigray ist extrem, was Hassle angeht. Das wäre deutlich angenehmer mit Tour.
Danakil Depression danach geht sowieso nur mit Tour, und ETT inkludiert auf Nachfrage einen "gratis" Transfer per Jeep nach Lalibela, was es auch absolut wert ist. Wenn man nicht nachfragt, bezahlt man das Gleiche ohne den Transfer inklusive zu haben.
In Lalibela selbst dann einen Guide anheuern, der einem den Rest der aufdringlichen Locals vom Leib hält.
Lalibela - Addis fliegen, das früh buchen, da begehrteste Route (daher mussten wir über Bahir Dar mit dem Bus)

Den Abstecher nach Harar kann ich nicht empfehlen. Einfach zu viel Aufwand für das Gebotene. Wenn man über alles Negative dort hinweg sehen kann, ist es eine schöne bunte Marktstadt - aber solche Städte findet man auch anderswo auf der Welt unstressiger.

Wenn man mit Ethiopian Airlines "einfliegt", bekommt man alle Inlandsflüge viel günstiger. Am günstigsten in der App manchmal mit Promo-Preisen - auch wenn die App etwas "buggy" ist.
Wenn man sich doch auf lange Busfahrten einlässt, muss man normalerweise zwischen 4 Uhr und 5 Uhr früh am Busbahnhof sein. Nicht wundern, wenn 1h vor der Abfahrt angegeben wird oder gar mehr - man muss da wirklich da sein, auch wenn man schon ein Ticket hat, sonst gibts keinen Sitzplatz mehr. Die Busse sind sehr alt und basic, a la chicken busses in Guatemala, wenn auch meist etwas weniger voll als ich es von Guatemala in Erinnerung habe. Jedoch dauern die Strecken meist viel länger, daher insgesamt anstrengender.
Die Straßen sind übrigens in sehr gutem Zustand, viele gerade neu asphaltiert. Ausnahme bleibt die Anreise nach Lalibela, egal ob von Nord oder Süd.
Minibusse werden normalerweise auch voll gestopft, eine Reihe mit 3 Sitzen ist für 4 Leute als Standard. Die besten Plätze sind entweder neben dem Fahrer, oder in der 2. Sitzreihe dahinter. Vermeiden sollte man die 1. Reihe, da sich dort immer noch ein paar mehr Leute reinquetschen bzw. der Conductor dann auf deinem Schoß sitzt, wenn du den Außensitz hast.

Und...Das soll jetzt nicht gemein klingen, ist aber leider eine Tatsache: die allermeisten ÄthiopierInnen stinken leider fürchterlich! Ich weiß nicht ob das stimmt, aber ein Guide meinte zu einer Freundin von mir, dass sich die Leute nur alle paar Monate mal duschen, viele gar nur 2-3 mal im Jahr, weil sie glauben, dass das schlecht für die Haut ist... ::) Tiger Balm für diverse Busfahrten unter die Nase könnte daher hilfreich sein.

Gut zu wissen: man bekommt zwar bei den meisten ATMs Geld ohne Gebühr, aber Euro umtauschen kann aktuell sehr lukrativ sein! Haben das zum Glück vorher von einer Freundin erfahren und dann bei unserem Stopover in Madrid abheben können. Es werden teils sehr gute Wechselkurse angeboten, am besten im Hotel nachfragen. Wir konnten so etwas über 70 Euro Gewinn erwirtschaften! ;D Dollar wären noch besser - aber gut, dann hätten wir aus der Euro-Region natürlich erst mal einen Wechselverlust. Ich weiß nicht, ob sich das dann eh wieder ausgleichen würde. Aber falls man sowieso noch Dollar übrig hätte,...

Unsere Highlights waren die Simien Mountains, die Danakil Senke und Lalibela. Tigray war auch beeindruckend.
Axum, Gondar und Bahir Dar sind eher Lückenfüller on the way, am ehesten würde ich Axum weglassen, dann Gondar, dann Bahir Dar.
Harar...wie gesagt. ::)

So, ich denke, ich beende meinen chaotischen Bericht hier erst mal. Fragt einfach, wenn ihr Fragen habt! :)
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GschamsterDiener

« Antwort #1 am: 28. Juni 2019, 08:34 »
Vielen Dank, super! Ich liebäugle dann mal wieder mit der Destination. Es gab halt leider vor ein paar Tagen einen Putsch im Norden...naja.
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GschamsterDiener

« Antwort #2 am: 28. Juni 2019, 11:34 »
Und ich werde mich übers Wochenende durch deinen Blog arbeiten. Es gibt nicht so viele aktuelle und kritische Berichte über Afrika. Das Meiste alt und/oder verklärt.
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GschamsterDiener

« Antwort #3 am: 29. Juni 2019, 11:03 »
Dein Bericht bestärkt mich in meinen bisherigen Recherchen. Ich lese seit Jahren über Äthiopien und habe die Reise bereits 3x abgeblasen. Und ich habe mich schon immer gefragt: Axum? Harar? Muss das sein? Ich tendiere mittlerweile dazu, Äthiopien nicht zu intensiv zu bereisen, sondern mir ausgewählte Ziele rauszupicken, die ich in 2 Wochen unterbekomme: Danakil, Lalibela und Bahir Dar/Gonder, weil die nah beieinander liegen. Unsicher bin ich mir bei Tigray. Reizt mich schon, wirkt auf mich aber ziemlich unbequem. Simian hat mich von den Bildern her nicht wirklich überzeugt und das drumherum wirkt mühsam und unsympathisch. Die Reise würde ich dann mit Ruanda, Uganda und evtl. einem Ausflug nach Virunga koppeln und dafür in Summe 30 Tage im Winter veranschlagen.
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dirtsA

« Antwort #4 am: 29. Juni 2019, 15:03 »
Dann würde ich eher nur Danakil, Tigray und Lalibela machen - und zwar so:
Flug Addis - Mekele
Kombinierte Tour Tigray & danach Danakil mit ETT
Gratis Transfer nach Lalibela
Flug Lalibela - Addis.

Der Vulkan Erta Als ist momentan nicht attraktiv, kein Lava-See mehr zu sehen. Du atmest nur tonnenweise Rauch ein und siehst selbst nicht mal richtig in den Krater. Würde ich spontan schauen, ob sich das geändert hat, wenn's zum Buchen kommt.
Sonst dauert die Tour ohne Vulkan 2 Tage und kostet in Mekele oder über Whatsapp gebucht standardmäßig 250usd inkl dem Transfer.
Tigray würde ich dann schon machen, Anreise ist von Mekele aus recht kurz hin und retour.

Lalibela 1.5-2 Tage je nachdem wann du ankommst. Mindestens 1 sehr frühen Morgen solltest du dir antun.

Melde dich, wenn du noch Fragen hast.
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GschamsterDiener

« Antwort #5 am: 29. Juni 2019, 22:40 »
Dann würde ich eher nur Danakil, Tigray und Lalibela machen - und zwar so:
Flug Addis - Mekele
Kombinierte Tour Tigray & danach Danakil mit ETT
Gratis Transfer nach Lalibela
Flug Lalibela - Addis.

Tigray würde ich dann schon machen, Anreise ist von Mekele aus recht kurz hin und retour.

Lalibela 1.5-2 Tage je nachdem wann du ankommst. Mindestens 1 sehr frühen Morgen solltest du dir antun.


Ich würde es ungefähr so machen: Addis-Mekele-Tour Tigray/Danakil-Lalibela-Gonder-Bahir Dar-Addis. Das wären dann drei direkte Inlandsflüge und ein längerer Transfer nach Lali und alles wäre gut in 14 Tagen machbar, wenn ich den Schnickschnack weglasse. Jetzt muss ich mir noch ausrechnen, ob ich den teuren Ethiopian-Flug nehme für die günstigen Inlandsflüge oder den günstigen Turkish-Flug.

Melde dich, wenn du noch Fragen hast.

Danke, ich lasse es mal sacken und melde mich ggfalls.
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dirtsA

« Antwort #6 am: 21. Juli 2019, 11:31 »
Was mir gerade noch einfällt. Weiß nicht, ob wirklich Turkish Airlines fliegt, oder im Codeshare eh Ethiopian den Flug ausführt. Weil auch Codeshare Flüge zählen neuerdings, sodass man die Vergünstigung bei Inlandsflügen bekommt!
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GschamsterDiener

« Antwort #7 am: 21. Juli 2019, 12:41 »
Was mir gerade noch einfällt. Weiß nicht, ob wirklich Turkish Airlines fliegt, oder im Codeshare eh Ethiopian den Flug ausführt. Weil auch Codeshare Flüge zählen neuerdings, sodass man die Vergünstigung bei Inlandsflügen bekommt!

Ich würde wahrscheinlich einen Gabelflug Dus-Addis-Kigali/Entebbe-Dus buchen. Das ist in dieser Kombi eh am günstigsten mit Ethiopian.
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GschamsterDiener

« Antwort #8 am: 16. April 2023, 22:00 »
Ich bin gerade von einem knackigen Äthiopientrip zurückgekommen und möchte hier kurz darüber berichten. Gleich vorweg: Ich kann Astrids Vortrag unterstreichen, es ist ein leider ziemlich mühsames Land. Um die Frechheit, der man sich in Äthiopien leider häufig ausgesetzt fühlt, in einer Anekdote zusammenzufassen: Nach 110 Ländern ist es mir endlich passiert - ich wurde auf einer Straße von einem 7-jährigen in den Hintern getreten...

Meine Route war wie folgt:
Tag 1. Lalibela
2. Lalibela
3. Flug nach Gonder
4. Simien Mts.
5. Simien Mts.
6. Simiem Mts., Gonder
7. Gonder, Flug nach Addis
8. Addis
9. Addis, Nachtflug zurück

Meine Highlights:
1. Ethiopian Airlines: Wenn man einen längeren Layover in Addis hat, stellt einem Ethiopian Airlines a) ein Zimmer in einem luxuriösen 4-Sterne-Hotel mit super Regendusche und Gutscheinen für Abendessen- und Frühstücksbuffet zur Verfügung. Für alle, die Meilen bei M&M sammeln, kann ich Ethiopian/Addis als Drehscheibe für Afrika sehr empfehlen. Meilen lassen sich super mit sehr niedrigen Spesen einlösen, man kommt in Afrika überallhin mit einem Umstieg und auch längere Aufenthalte sind (siehe oben) verschmerzbar.
2. Gonder: Ich habe mich auf Gonder gefreut, aber nicht zu viel erwartet. Ich wurde dann positiv überrascht durch eine historische Anlage, die weit größer und umfassender war als gedacht und die Abzocke war im Vergleich zu Lalibela fast schon bescheiden.

Meine Lowlights:
1. "Hello money", "China! Money give." (Äthiopien ist das erste Land, in dem ich mehrmals für einen Chinesen gehalten wurde), Visum 82 USD, 50 USD für die Kirchen von Lalibela + 6 USD für eine Videokamera; meine Fotokamera wurde so lange begrabscht, bis man mir bewies, dass es eine Videokamera ist (auch ein Handy kann Videos schießen, aber naja..). In Lalibela regiert echt die Mafia.
2. Lalibela: Wegen der Abzocke habe ich beschlossen, dass ich die Kirchen nicht besichtigen werde. Am nächsten Tag wurde ich vom meinem Host überredet (wahrscheinlich, weil er wohl bereits von meinen Guide Provision kassiert hat..). Also habe ich mir alles mit einem Guide angesehen, der nicht gut war (50% habe ich nicht verstanden, 50% hat mich nicht interessiert; überwiegend erzählte er auswendig Gelerntes über König Lalibela und/oder Jerusalem und erklärte hässliche Bilder in den Kirchen). Und was soll ich sagen: Danach wusste ich, dass ich es mir hätte sparen können. Warum? Die meisten Kirchen wurden vor 10 Jahren mit schrecklichen Dachkonstruktionen, die von fetten Stahlpfeilern gestützt werden, verstümmelt und dadurch des Großteils ihres Charmes beraubt. Die einzige Kirche, die nicht derart zerstört wurde, ist auch die einzige Kirche, die mich beeindruckt hat (es ist die berühmte monolithische Kirche in Kreuzform). Im Vergleich zu den Schätzen in Ägypten, Petra oder Angkor oder Bagan oder Machu Picchu handelt es sich in Lalibela um eine relativ minderwertige Sehenswürdigkeit zum Premiumpreis, die den Aufwand dorthin zu kommen und die immerwährende Belästigung auf den Straßen zu erfahren, nicht lohnt.
3. Äthiopien ist ein Pulverfass: Während ich in den Simien Mts. war, brachen in Gonder Unruhen aus. Es folgten regelmäßige Schüsse vom Militär in die Luft, Polizeistunde um 20 Uhr und die Straße von Gonder nach Bahir Dar wurde gesperrt (weswegen ich dann direkt und früher als geplant nach Addis flog). Die Situation hat sich nach ein paar Tagen spürbar entspannt, aber nachdem ich mit mehreren Menschen zur Situation in Äthiopien gesprochen habe, befürchte ich: Hier wird es in der nächsten Zeit immer wieder krachen.
4. Cultural traditional restaurant: Ich dachte mir, ich mache mal Touriprogramm, weil ich Zeit übrig habe, und bin ins beste Restaurant von Addis gegangen, wo am Abend eine Tanz- und Gesangsshow geboten wird (dafür ist das Essen teuer). Nach 2 Stunden teils unkoordiniert-lustlosen Gehopses (von wegen "Rhythmus im Blut") und Anhäufung von Afroklischees habe ich mich leicht angewidert aus dem Staub gemacht.

Die Simien Mountains sind irgendwie zwischen High- und Lowlight. Ja, es gibt ein paar schöne Panoramen und coole Gelada Affen. Aber ich bin mir unsicher, ob das die mühsame An- und Abreise, die miserablen Campsites ("Plumpsklo", kein fließendes Wasser) und die unakklimatisiert heftigen Anstiege bis auf 4500m rechtfertigt.

Das hätte ich gerne vorher gewusst:
Es gibt einen offiziellen und einen Schwarzmarktkurs. Das wusste ich, aber ich wusste nicht, wie hoch der Schwarzmarktkurs eigentlich ist. Aktuell ist der Kurs 1:60. Ich habe am ersten Tag einen Teil der mitgebrachten EUR für 1:65 getauscht. Am zweiten habe ich die restlichen EUR ohne Not für 1:70 getauscht (Schnäppchen!). Am 4. Tag erfuhr ich, dass andere für 1:85 getauscht haben. Am 6. Tag hörte ich von 1:100 als realistischem Schwarzmarkt-Kurs. Fazit: Äthiopien kann sehr günstig sein, wenn man EUR oder USD mitnimmt und schnell draufkommt, welcher Kurs möglich ist. Lalibela kostet dann "nur mehr" 30 USD. Die eh nicht so teuren Ethiopian-Inlandsflüge kann man auch in Cash bezahlen und werden dann zu absoluten Schnäppchen. Etc. etc. Ich habe mich dann natürlich ein bisschen über meine Naivität geärgert.

Fazit:
Ich wollte seit 10 Jahren nach Äthiopien und ich bin froh, das Land nun in dieser Form (schnell und unvollständig - Tigray war off limits, Dahir Bar wurde es kurzfristig) abgehakt zu haben. Es hat meine Erwartungen nicht erfüllt, dafür aber einige Befürchtungen bestätigt. Ich werde Äthiopien in Zukunft nur mehr als Drehscheibe für andere afrikanische Destinationen nutzen.
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Kibo

« Antwort #9 am: 17. April 2023, 08:41 »
Danke für deine authentische Einschätzung! Ich finde, dass man ein Land nicht gezwungen beschönigen muss, wenn es wirklich nicht viel Schönes gibt, das man sagen könnte  ;)

Ich habe mir auch den ersten Bericht über Äthiopien durchgelesen (dank Astrid!) und bin jetzt leider etwas desillusioniert, da nach meiner Sudanreise Äthiopien sehr hoch oben auf meiner To-Do-Liste stand (sofern sich Tigray irgendwann einmal beruhigen sollte, da ich dort gerne hingefahren wäre). Aber nach den beiden Erfahrungsberichten werde ich das Land wohl noch etwas aufschieben und lieber andere "musts" vorher besuchen  ;D
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dirtsA

« Antwort #10 am: 18. April 2023, 15:32 »
Schade, dass du ingesamt auch keine besseren Erfahrungen gemacht hast, überrascht mich aber nicht. Ich warte noch auf jemanden, der Äthiopien ohne Tour bereist und begeistert zurück kommt... ::)

Denke, dass sich der Schwarzmarktkurs auch ständig ändern wird, von daher würde ich mich da nicht zu sehr ärgern.

Denke, dass uns die Simiens besser gefallen haben, weil wir ja so gerne gewandert sind. Und Lalibela wegen der Möglichkeit, einfach gute Fotos von den Gläubigen machen zu können. Gebäude-technisch gäbe ich dir mit deinem Urteil recht - wenn man nicht so gern Menschen fotografiert und einen die religiöse Stimmung nicht so beeindruckt (wir sind selbst absult nicht religiös aber waren trotzdem im Bann von Allem was da vor sich ging), ist Lalibela wohl weniger beeindruckend.

Haken dahinter, next!? Schade, dass du nicht nach Danakil und Tigray konntest. Aber deshalb nochmal zurück? Weiß auch nicht. Jetzt weißt du ja leider, wie das Land so ist, von daher wirds wohl eher ein Nein ;D
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1886

« Antwort #11 am: 09. Februar 2024, 08:25 »
Schade, dass du ingesamt auch keine besseren Erfahrungen gemacht hast, überrascht mich aber nicht. Ich warte noch auf jemanden, der Äthiopien ohne Tour bereist und begeistert zurück kommt... ::)

Ich bereiste Äthiopien im Jahr 2015/16 während knapp vier Monaten alleine und bin seither begeistert von dem Land und seinen Menschen.
Dabei gab es durchaus auch negative Erlebnisse (so wurde ich beispielsweise 2x beklaut), was meine Begeisterung für Land und Leute herausforderte. Schlussendlich haben die positiven Erlebnisse jedoch bei weitem überwogen. Ich durfte mit den Menschen vor Ort religiöse Feste feiern, bei ihnen wohnen und ihre Gastfreundschaft geniessen sowie Freundschaften knüpfen die über Jahre anhalten.

Die Menschen in Äthiopien erlebte ich im Gegensatz zu Kenia oftmals mit einem tief verwurzeltem Stolz. So verlor ich regelmässig den 'Kampf' um die Bezahlung der Rechnung. Ich erklärte mir diesen Stolz später damit, dass Äthiopien als einziges afrikanisches Land nie kolonisiert wurde und dies ein anderes Selbstwertgefühl verleiht.

Äthiopien ist für mich ein Land der Extreme. Landschaftlich, menschlich, ökonomisch. Ich habe dabei immer wieder Geschichten von negativen wie positiven Erlebnissen gehört, sowohl von anderen Reisenden wie auch von Einheimischen.
Auch wenn es schwierige Momente während dieser Reise gab, bleibt Äthiopien einer meiner all-time-favorites  :)
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