Thema: Kletterreise von Deutschland nach Griechenland  (Gelesen 863 mal)

Svenja

« am: 04. August 2023, 18:33 »
Hier kommt endlich der schon länger angekündigte Reisebericht: Wir haben letztes Jahr vom 18. August bis 20.November in etwa die von Astrid angedachte Tour im VW Bulli gemacht https://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=15890.0. Gestartet sind wir in Frankfurt und dann über Slowenien, Kroatien, Montenegro und Albanien bis nach Griechenland, von dort mit der Fähre nach Ancona und zurück Richtung Heimat. Der Fokus der Reise lag auf den Klettergebieten, 21 Klettergebiete haben wir besucht. Hier in etwa unsere Route, wobei wir meist nicht in den markierten Städten geschlafen haben. https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1d3LI5UB6Kz42wSQGbMRb-_PQupnjtUQ&usp=sharing

Für mich war es die erste Tour im Bulli und ich wusste überhaupt nicht ob das etwas für mich ist, es auf Dauer nicht viel zu eng wird, was wir eigentlich brauchen, wie das mit der Toilette und Körperhygiene läuft,… Ich konnte also nach vielen Backpackingtouren ein ganz neues Reisen für mich entdecken und fand es richtig toll! Jetzt warte ich schon sehnsüchtig auf die nächste Tour :-D
Zur Reise selbst:
Wir haben etwa die Hälfte der Zeit frei gestanden (von okayen Wohngebieten über ungemütliche Supermarktparkplätze bis zu traumhaften Lichtungen war alles dabei). Park4Night hat uns oft geholfen, wird jedoch auch von lokalen Behörden genutzt und durch den Corona-Camping-Boom ist das Freistehen an manchen Orten verständlicherweise nicht mehr so gerne gesehen wie wohl noch vor einigen Jahren. An einigen Stellen hatten wir auch das Gefühl, dass die Spar-Mentalität der Reisenden unangebracht war. So wurde z.B. auf Park4Night empfohlen gegenüber vom Campingplatz zu parken um noch kostenfreies W-Lan vom Campingplatz nutzen zu können.
Wir haben die Campingplätze nie vorgebucht und immer etwas gefunden, nur im Soca-Tal war es während der Hochsaison (August) schwierig gegen Abend noch einen Stellplatz zu bekommen, auf dem dritten angefahrenen Campingplatz gab es dann aber noch einen Platz für uns. Preislich war Istrien am teuersten, dort kann ein Stellplatz in der Hauptsaison bis zu 70€ kosten (Wir sind dann weiter ins Landesinnere gefahren). Wettertechnisch hatten wir einen Großteil der Zeit Glück und sogar im November konnten wir in Griechenland tagsüber mit T-Shirts rumlaufen und nachts ohne Standheizung schlafen.

Slowenien:
Das erste Land unserer Reise hat vor allem mit Flüssen, Seen und Craft Bier begeistert! Leider war im August viel los - zum Glück tummeln sich die Menschen aber meist an den Hauptsehenswürdigkeiten und die lassen sich leicht vermeiden. Wir wollten z.B. unbedingt eine Höhle anschauen und hatten die eher unbekannte Tkalce jama / Weaver Cave fast für uns alleine. Klettertechnisch mussten wir feststellen, dass in Slowenien oft anders bewertet wird als wir es kennen. Routen die vom Grad in Deutschland was zum Warmmachen wären, haben uns dort einfach ausgespuckt. Insgesamt gibt es jedoch so viele Klettermöglichkeiten, dass wir trotzdem immer etwas gefunden haben.

Kroatien:
Neben den malerischen Küstenstraßen hat mich vor allem die Ruine eines nie vollendeten Krankenhauses bei Zagreb beeindruckt. Es sollte das Vorzeigekrankenhaus von Jugoslawien werden, aber nach 10 Jahren Bauzeit und angeblich 150 Millionen investierten Euros wurde der Bau abgebrochen und das Krankenhaus nie eröffnet. Das riesige Gebäude ist eine Kunstgalerie der besonderen Art: Viele der Zimmer wurden im Laufe der Jahre mit Graffiti verziert, die teilweise über 3 Etagen reichen. Wer Interesse hat, hier ein Video dazu.
https://www.youtube.com/watch?v=d13y7jEuyzA
Enttäuschend in Kroatien waren die Eintrittspreise für die Plitvicer Seen, in der Hauptsaison zahlen Erwachsene 40€. Wir haben uns dann dagegen entschieden, auch Istrien haben wir aus finanziellen Gründen ausgelassen. Insgesamt erschien uns in Kroatien der Unterschied zwischen Küstengebieten und Landesinnerem enorm. Im Landesinneren sind wir durch verschlafene und oft verlassene Dörfer gefahren, während an der Küste der Tourismus die Orte belebt.
Klettern in Kroatien war ein Vergnügen! Das durch Slowenien angekratzte Ego wurde wieder ein bisschen aufpoliert, viele Gebiete sind an der Küste und bieten wunderbare Aussichten und es gibt endlos viele Gebiete für jedes Bedürfnis.

Montenegro:
Hier haben wir nur zwei Tage verbracht, die geprägt waren durch gutes Essen, eine schöne Begegnung und Panaromablick – dementsprechend positiv haben wir Montenegro in Erinnerung behalten. Ich war 2016 schon mal dort, würde aber gerne nochmal für etwas längere Zeit das Land besuchen. Montenegro war überraschend günstig und hatte auch für vegetarische/vegane Ernährung ein gutes Angebot. Es fiel uns nach 2 Tagen schwer so schnell weiterzuziehen, aber aus Sorge vor Kälte in den Albanischen Alpen sind wir trotzdem aufgebrochen.

Albanien:
Auf Albanien habe ich mich besonders gefreut! Durch Berichte anderer Reisender waren meine Erwartungen sehr hoch - ich hatte viele Geschichten von wunderbaren Bergwelten, einsamen Stränden und unvergleichlicher Gastfreundschaft gehört. Leider waren die Erfahrungen vor Ort etwas anders als die aus den Geschichten. Der Tourismus in Albanien scheint sich sehr schnell weiterentwickelt zu haben und wir kamen zum Ende der Saison, dementsprechend war bei einigen Locals irgendwie die „Luft raus“. Die Leute waren nicht unfreundlich, aber eben auch nicht übermäßig gastfreundlich. Z.B. konnten wir in Theth bei einer Familie für 10€ im Garten parken, das war landschaftlich sehr schön, aber abseits von der Geldübergabe hatten wir keinen weiteren Kontakt zu der Familie. Da gleichzeitig mit uns noch 2 weitere Camper da waren und die Familie das vermutlich seit Monaten so hat, ist es irgendwie auch logisch, dass Reisende zum Alltag geworden sind und das Parken bei Familien zur Dienstleistung.
Theth ist seit 2022 über eine asphaltierte Straße auch für normale PKWs zu erreichen und die Anfahrt lohnt sich! Die Landschaft um Theth und die Wanderungen in der Gegend gehören für mich zu den Highlights der gesamten Reise. Durch die asphaltierte Straße werden vermutlich immer mehr Touris nach Theth kommen, so dass sich ein baldiger Besuch lohnt.
Eine Bootstour auf dem Koman Staussee haben wir auch gemacht. Als klassische Sparfüchse sind wir selber angereist, haben nachts auf dem Parkplatz geschlafen und dann am nächsten Morgen die Tour mit der öffentlichen Fähre gemacht. Wir hatten Glück mit dem Wetter und konnten so die Landschaft richtig genießen. Es ist wunderschön! Im Nachhinein würden wir aber irgendwie anders planen. Wir haben 3 Stunden zum Stausee gebraucht und sind den gleichen Weg wieder zurückgefahren. Für die Bootstour waren wir also 6 Stunden im Auto unterwegs…
Klettertechnisch ist in Albanien das Potential noch nicht ausgeschöpft und es gibt wenige Sportklettergebiete. Am Strand von Gjipe gibt es einige Routen und da dies auch der schönste Strand Südalbaniens sein soll, haben wir dort 2 Nächte Halt gemacht. Leider war das Erlebnis nicht so gut. Neben dem überteuerten nicht so offiziellen Parkplatz (abseits Parken geht nicht, es wurden schon mehreren Leuten die Reifen zerstochen) hat auch der Strand selbst enttäuscht. Es wurde ein EcoCampingplatz aufgemacht, bei dem die Zelte bereits aufgebaut sind. Mitte Oktober war nichts mehr los und wir konnten sehen, wie die Zelte nicht gepflegt und so unbrauchbar werden. Insgesamt lag viel Müll im hinteren Teil der Schlucht rum, Eco war da nichts. Einige Kletterrouten waren auch nicht zugänglich, da sie auf dem Gelände des Campingplatzes liegen. Der einsame Traumstrand als der Gjipe beschrieben wird ist er vermutlich schon länger nicht mehr, mit dem zusätzlichen Müll und Resten der Strandbuden vom Sommer war es stellenweise traurig.
Ich wünschte, mein Bericht zu Albanien wäre positiver, aber es fühlt sich an, als wäre die beste Reisezeit für Albanien vor einigen Jahren gewesen. Lasst euch aber nicht abschrecken! Albanien hat viel zu bieten und schon Theth alleine ist die Reise wert. Zusätzlich waren alle Reisenden mit denen wir in Albanien Kontakt hatten sehr sympathisch.

Griechenland
Ehrlich gesagt hatte ich keine großen Erwartungen an Griechenland. In meinem Kopf ist es mit Kreta das Lieblingsreiseziel meiner Mutter und anderer Strand-Urlauber:innen, für mich hab ich da erstmal nicht viel Potential gesehen. Umso schöner ist es, dass Griechenland mich doch begeistern konnte!
Wir waren nur auf dem Festland bzw. der Peloponnes unterwegs und schon dort war die Landschaft super vielseitig. Was uns auch überrascht hat, waren die günstigen Preise. Eine Nacht auf dem Campingplatz z.B. hat 17€ gekostet und auch lokale Lebensmittel waren nicht teuer. Klettertechnisch ist Griechenland ein Paradies und die Möglichkeiten quasi unbegrenzt. Wir haben kleine einsame Klettergebiete am Strand und auch das mittlerweile weltbekannten Klettergebiet Leonidio besucht und sind voll auf unsere Kosten gekommen. Einzig Meteora ist war nicht zu unsers zum Klettern, dafür aber zum Spazieren. Ernährungstechnisch lief es auch sehr gut, da durch die orthodoxe Fastenkultur schon seit Jahren vegane Produkte ein Standard in Supermärkten und Restaurants sind.

Der Weg zurück:
Von Patras aus haben wir die Fähre (Anek Ferries) nach Ancona genommen. Mein Tipp: Wer sich das Zimmer sparen möchte, muss schnell sein. Es gibt wenig ruhige Liegemöglichkeiten und die werden schon vorm Ablegen der Fähre reserviert. Wir haben dann im Casino geschlafen, in dem nachts aber geraucht und gefeiert wird. Viele andere Bereiche der Fähre sind nachts nicht zugänglich, so dass wir lange nach einem Schlafplatz suchen mussten. Bei warmen Temperaturen kann man wohl an Deck oder im Wohnmobil schlafen, im November aber nicht.
Italien im November war schon etwas deprimierend, da waren wir von der griechischen Sonne verwöhnt. Außerdem haben die Preise zum Ende etwas zu hoch für unsere Reisekasse. Dementsprechend wenig Zeit haben wir Italien gegeben und sind schnell in die Schweiz, wo wir bei Bekannten den Urlaub ausklingen ließen. Pünktlich zu unserer Ankunft in Deutschland setzt der Schneefall und statt Urlaubs- Weihnachtsgefühle ein.

Eigentlich wollte ich mehr Fotos hochladen, aber Apple hat ein eigenes Format und die Umwandlung klappt leider gerade nicht so ::)

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