Also, hier meine Rückmeldung zur aktuellen Situation im Libanon.
Insgesamt ein tolles Land voller herausragender Sehenswürdigkeiten, Naturwunder und einem tollen kulturellen Mix. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt da war.
Was einem klar sein muss, ist das das Land in einer echt schlechten Lage ist:
- Viel Armut. Man sieht syrische Familien betteln, recht normale Leute durchsuchen den Müll
- Generelle depressive Stimmung, die Leute klagen viel
- Grundlegegende Infrastruktur funktioniert nicht: Stromausfälle, viel Müll überall, kaltes Wasser zum Duschen
- Viel Militär auf den Straßen, kaum Polizei
Sicherheit:
- Trotz Verelendung kriegt man von Kriminalität nichts mit (aber wie @Kabelgleichung sagt, "was heißt das schon")
- Straßen sind nachts dunkel, aber dennoch laufen z.B. Entwicklungshelferinnen, die dort wohnen, alleine nachts nach Hause
- Weil ATMS nicht funktionieren, läuft man mit viel Geld herum. Ich würde Geldgürtel etc. unter der Kleidung empfehlen.
Menschen/Begegnungen:
- Sehr diverse Bevölkerung bzgl. Religionen/Sprachen
- Leute sind super freundlich und sprachbegabt
- Wenig Touristen, Ausländer sind oft Entwicklungs- Katastrophenhelfer, Journalisten, UN, Stiftungsmitarbeiter, etc. Ansonsten trifft man manchmal Angehörige von Libanesen und den einen oder anderen Abenteurertouristen.
- Wenn man sich etwas Mühe gibt und auf Leute zugeht, dann ist es einfach, Libanesen und Ausländer kennnenzulernen.
Unterkünfte:
- Gibt aktuell nicht viel Auswahl, viel ist geschlossen
- Viele Unterkünfte sind absurd schlecht, aber das ist der Lage des Landes geschuldet
- Klassische Platformen wie Booking.com haben nur wenige Unterkünfte und die sind oft teuer
- AirBnB ist gut für günstigere Unterkünfte, aber da ist es schwer Leute zu treffen.
- Beirut: Das Hostel "Grand Meshmosh" (Tipp von @Kabelgleichung) ist super gelegen und einem wird dort gut weitergeholfen. Preise sind ok, nicht super günstig. Ich fand's nicht ganz so einfach dort Leute kennenzulernen, aber sind halt auch gerade nicht viele Reisende unterwegs.
- Tripolis: Seed Guest House ist ziemlich heruntergekommen, aber dennoch empfehlenswert. Netter Host, es kommen spannende Charaktere vorbei, super gelegen.
Reiselänge/-zeit
- Ich war 9 Tage dort und fand die Länge sehr passend. Die Zeit reicht, um alle Top Sehenswürdigkeiten und Ecken des Landes zu besichtigen.
- April war sehr schön: Sonnig, aber nicht zu warm und alles hat geblüht
- Ich würde stark zu diesen Übergangszeiten raten: Im Sommer ist es sehr heiß (und wegen den Stromausfällen können ACs oft ausfallen), im Winter kalt und nass mit (schätze ich) wenig Heizungen.
Ich würde eine Handybatterie mitnehmen und vielleicht eine kleine Taschenlampe für nachts. Mückenspray vielleicht auch.
Ich kann sehr empfehlen einen Mietwagen zu nehmen (gibt es ab 20-30 USD). Die Art zu fahren ist gewöhnungsbedürftig, aber mir hat es viel Spaß gemacht. Die Straßen sind schön zu fahren und es sind eher wenige Autos unterwegs. Ich hab "NN Rental a Car" genutzt.
Meine Highlights:
- Tripolis: 1001 Nacht Stimmung in den alten Märkten, gibt viel zu besichtigen
- Road Trip in den Bergen im Norden: Baatara Gorge Lake, "Tannourine Cedar Forest Nature Reserve", Bishari/Bcharré, von dort zum Pass hoch Richtung Baalbek