Thema: Die Nationalparks Tanzanias im Dachzelt (2014)  (Gelesen 2939 mal)

Beate

« am: 11. Mai 2020, 14:29 »
Das hier kann kein üblicher Reisebericht werden, denn eine solche Safari besteht, zumindest bei uns, darin, ziemlich den ganzen Tag im Gebiet rund um den Campingplatz herumzufahren und Ausschau nach Tieren zu halten. Von daher ist also ein Tag wie der andere, nur die Sichtungen sind unterschiedlich. Und man ist immer ganz glücklich, wenn man wieder eine "Katze" entdeckt hat, denn die Löwen sind unbestritten die Könige der Serengeti.

Aber von Anfang an:
Vor mehr als 2 Jahren hatten wir die Idee, wir sollten einmal die Serengeti sehen und den Ngorongoro-Krater. Beides Naturparadiese, von denen wir in unserer Kindheit sehr viel gelernt hatten. Prof. Dr. Grzimek war damals unser Held.

Über diesen damaligen Trip habe ich auch einen Reisebericht geschrieben, aber der ist ohne Fotos und deshalb wahrscheinlich nicht so interessant.

Damals dachten wir, wir würden nie mehr nach Afrika kommen. Aber, wie das so ist: je länger eine Reise zurückliegt, umso drängender wird der Gedanke, sowas noch einmal zu machen. Denn schliesslich werden wir ja immer älter und da kommt dann schon etwas Panik auf, dass man irgend eine Tour evtl. im nächsten Jahr körperlich nicht mehr schafft.

Also haben wir überlegt, genau dieselbe Tour nocheinmal zu machen. Da die damals gewählte Reisezeit sehr gut war, planten wir auch diesesmal dieselbe Jahreszeit (25. Nov. bis zum 17.) ein.

Wir landeten spätabends am Kilimandscharo Airport nahe der Grossstadt Arusha. Visum und Einreise ging problemlos. Unser bestellter Transfer-Service war auch pünktlich. Und dann ging es in absoluter Dunkelheit fast eine Stunde über Land bis zu unserer vorgebuchten Lodge (Outpost, Arusha). Diese Lodge war früher das Wohnhaus von Grzimek.

Das Auto hatten wir wie im ersten Urlaub wieder bei Tanzanian Pioneers gebucht. Der Inhaber, Daniel Staub, kümmert sich sehr um seine Kunden und bucht auch die für Ausländer schwer zu buchenden special campsites für seine Kunden. Er ist, soweit ich weiss, Deutscher oder Schweizer.

Am nächsten morgen wurden wir von einem Fahrer des Autovermieter an der Lodge abgeholt und zu dessen Büro in Arusha gefahren um das Auto zu übernehmen. Da wir vor 2 Jahren mit genau demselben Auto unterwegs waren, brauchten wir keine Einführung mehr, sondern konnten, sobald der Papierkram erledigt war, losfahren.

Ersteinmal mussten wir einkaufen. Nachdem wir vom letztenmal wussten, dass es nicht so viel Auswahl im Supermarkt gibt, und dass wir 17 Tage keinerlei Möglichkeiten zum Einkaufen haben werden, waren wir mit 15 kg Lebensmittel, vor allem Dosen und ohne Kühlung haltbare Sachen, abgeflogen. Diese Vorsorge hat sich als nützlich erwiesen, so hatten wir diesesmal wenigstens einen abwechslungsreichen, wenn auch nicht unbedingt den gesündesten, Speiseplan.

Und dann konnten wir unsere Reise starten. Erst machten wir einen Abstecher nach Osten zum Arusha Nationalpark. Dort konnten wir, neben den üblichen afrikanischen Tieren, auch tausende von Flamingos aus nächster Nähe beobachten:




Danach kam im Prinzip ein grosser Kreis: nach einem kurzen Aufenthalt im Tarangire Nationalpark gings durch Massai-Land zum Lake Natron. Dann zum Nordeingang des Serengeti Nationalpark. Durch die gesamte Serengeti nach Süden und über den Ngorongoro-Krater wieder zurück nach Arusha.

Als erstes will ich Euch mal unser "Haus" für diese 3 Wochen vorstellen:




Das Dachzelt ist in 5 Minuten aufgebaut und in 10 Minuten abgebaut. Es wird einfach nur zusammengeklappt und befestigt. Mit diesem Auto konnten wir dann von einem Campingplatz zum anderen fahren.

Im Hintergrund ist der Oldonyo Lengai, der heilige Berg der Massai.

Da wir das Trinkwasser auf solchen Touren immer in Kanistern kaufen, ist es meine Aufgabe, vor der Abfahrt einige kleinere Flaschen abzufüllen, aus denen man während der Fahrt leichter trinken kann. Ich mische dann auch immer Kalzium und/oder Magnesium-Brausetabletten darunter. Denn den ganzen Tag nur pures Wasser trinken schmeckt einfach nicht. Und bei einem solchen "Wassermanagement" hatte ich dann neugierige Zuschauer, keine 20 m entfernt:




Einen Tag sahen wir 8 Löwen-Junggesellen. Die lagen direkt am Strassenrand, als wollten sie "Touristen schauen":




Eine Löwin fanden wir an einem frischen Riss. Ihr Kleines war 10 m weiter versteckt hinter einem Busch:




Und jetzt ohne weiteren Kommentar noch ein paar Elefanten-Bilder aus dem Tarangire NP:












Fortsetzung folgt

Beate


Beate

« Antwort #1 am: 12. Mai 2020, 13:24 »
So, zwischendurch muss ich noch etwas erzählen:

Ich hatte ja auf diesem Trip die Gelegenheit, ein afrikanisches Krankenhaus von innen zu sehen. Und das kam so:

Auf unserem letzten Tripp durch Tanzania hatte ich sehr schlechte Erfahrungen mit TseTse-Fliegen gemacht. Damals hatte ich über 100 Bisse und jeder hatte sich entzündet, sodass ich nach meiner Rückkehr erst einmal das Tropeninstitut in München besuchte und mich auf Schlafkrankheit testen lies. Zum Glück negativ, und wie mir gesagt wurde, ist es auch höchst selten, dass man sich infiziert.

Diese TseTse sind ganz fürchterliche Biester. Sie sehen aus wie die Bremsen bei uns, oder Horsefly in Amerika. Und jeder Biss tut genauso weh. Ausserdem spreche ich denen eine Intelligenz zu: wenn man sie erschlagen will, lassen sie sich blitzartig fallen. Man denkt dann, man hätte sie erwischt. Dann dauert es 10 Minuten und dann beissen sie mich in den Fuss oder Wade.

Erfahrung macht Klug, sagt man. Also beugten wir dieses mal vor: Ich besorgte mir grosse Platiktüten, in die ich mitsamt Schuhen schlüpfen konnte und die mit einem Band unterm Knie verschlossen wurden. Ausserdem schafften wir uns einen kleinen Ventilator fürs Auto an. Und dann klebten wir auf die hinteren Scheiben ein Moskitonetz, so dass wir zumindest diese Scheiben auf lassen konnten.
Deshalb sind auch die meisten unserer Fotos durch die Seiten- oder Frontscheiben gemacht. Denn sobald wir die Seitenscheibe öffneten für ein Foto, waren gleich wieder ca. 5 TseTse im Auto und die wilde Jagd begann.

Trotz 40 Grad im Auto (keine Aircondition) und trotz aller Vorsicht und Repellent hatte ich nach 2 Tagen wieder ca. 20 Stiche. Mein Mann, neben mir, keinen einzigen. Ich sage ja: jede Mücke hat mich zum Fressen gern, im wahrsten Sinn des Wortes.

Einer dieser Bisse scheint wohl ein Lymphgefäss im Arm getroffen zu haben, jedenfalls schwoll mir der rechte Arm sehr stark an. Ich hatte deshalb bedenken, da könnte sich eine Sepsis entwickeln. Am nächsten Tag wollten wir in den Serengeti NP einfahren und wussten, wenn wir dort einen Arzt brauchen, bleiben nur die Flying Doctors.

Nachdem zufällig in dem Dorf durch das wir kamen (Wasso) ein Krankenhaus war, entschieden wir, dass ich dort einmal versuche einen Arzt zu sprechen. Das ganze war dann eine ganz besondere Erfahrung:

Wir waren unter hunderten von wartenden Menschen die einzigen Weissen. Trotzdem mussten wir genau wie die anderen erst einmal an der Kasse anstehen, eine Anmeldung ausfüllen und bezahlen. Aber dann wurden wir natürlich bevorzugt behandelt, d.h. wir wurden gleich ins Sprechzimmer gerufen. Ich hätte auch wirklich nicht so lange gewartet. Ich nehme an, die meisten Menschen dort warten Stunden, mindestens einen Tag, bis sie an der Reihe sind.

Der Arzt war sehr kompetent, schaute meinen Arm an und meinte, das wäre kein Problem. Es sei nur eine Entzündung, für eine Sepsis sehe er keine Anhaltspunkte. Wir haben uns noch ein bischen mit ihm unterhalten, und ich bekam ein paar Antibiotika-Tabletten zur Vorsorge. Die habe ich dann aber nicht genommen, denn ich wollte mir nicht auch noch einen Durchfall einhandeln.

Das ganze kostete dann, incl. der Tabletten, 3 US-Dollar. Und nach 1/2 Stunde waren wir fertig und ich war beruhigt.

Diesem Arzt haben wir danach eine mail mit Weihnachtsgrüssen geschickt und er antwortete umgehend, dass er schon nachgedacht hatte, wie es wohl meinem Arm ergangen sei.

Letztendlich hatte ich mit ein Krankenhaus im afrikanischen Busch wesentlich schlechter und schlimmer vorgestellt.


Beate

« Antwort #2 am: 13. Mai 2020, 14:39 »
Und jetzt zur Auflockerung wieder mal ein paar Tierfotos:

Giraffen gabs natürlich jede Menge:




Und dann die gefährlich schauenden und ausschauenden afrikanischen Büffel:




Wie üblich muss die Jugend ihre Kräfte messen:




Aber auch schöne Vögel gabs. Soweit ich weiss (ich bin mir nicht ganz sicher) heisst dieser Vogel "Kronenkranich". Also, ein Kranich ist es auf jeden Fall:




Hyänen gabs jede Menge:




und grosse Mäuler:




Ein Morgen in der Serengeti:




Und hier ein Blick aus dem Dachzelt auf die Umgebung:




Und an einem der letzten Tage haben wir dann tatsächlich die grosse Gnu-Wanderung noch gesehen. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben.




Beate


Fortsetzung folgt


Beate

« Antwort #3 am: 14. Mai 2020, 18:26 »
Diese Fotos hier bringen zumindest einen kleinen Eindruck, wie die Strassen, bedingt durch den Regen, ausgeschaut haben.









Lion King:






Beate

Beate

« Antwort #4 am: 15. Mai 2020, 18:33 »
Nach so viel Natur ist es für mich immer schwierig, wieder in die "Zivilisation" zu kommen. Und in Afrika ist es besonders schlimm, denn da spielt sich das Leben auf den Strassen ab. Demzufolge ist es dort immer voll.

Hier 2 Markt-Szenen, allerdings aus dem fahrenden Auto fotografiert:






Eigentlich gehe ich überall auf der Welt sehr gerne auf Märkte. Aber nicht in Afrika!
Und ich könnte nichteinmal sagen, warum.
Ich fühle mich da einfach nicht wohl.

Nachdem es uns bei der ersten Tour passiert ist, dass Massai-Kinder Steine aufs Auto werfen wollten, weil wir auf das Betteln nicht reagierten, und ausserdem diese Kleinen so eng am und vor dem Auto liefen, dass wir kaum fahren konnten, weil wir Angst hatten, eines zu überfahren, hatten wir uns daheim Gedanken gemacht, wie wir das diesesmal verhindern können. Da sind wir auf die Idee gekommen, Bälle zu kaufen und wenns wieder so schlimm wird, einen Ball aus dem Fenster zu werfen. Ein Ball ist so interessant, dass wohl kein Kind widerstehen kann.

Auf der jetzigen Tour hatten wir aber Glück und trafen keine so aggresiven Kinder. Nur hatte ich am Ende die 3 Bälle noch. Was sollte ich damit tun?
Ausserdem stellten wir fest, dass wir zuviele Lebensmittel und Trinkwasser hatten.

Zum Glück kamen wir am allerletzten Tag ganz zufällig noch an einem Waisenhaus vorbei. Unsere Entscheidung, die Lebensmittel und Bälle dort abzugeben, war genau richtig. Kaum hatten wir das Auto vor der Tür geparkt, kamen 12 Kinder im Alter zwischen 2 Jahren und ca. 12 Jahren auch schon mit grossem Hallo angestürmt. Und alle wollten uns unbedingt anfassen. Ich nehme an, eine weisse Haut ist interessant. Die grösseren Mädchen wollten auch unbedingt meine Haare berühren. Sie haben ja alle ganz kurze Kräusellocken, die sich wie Draht anfühlen. Also haben sie ganz andächtig meine langen Haare gestreichelt.

Die Bälle waren natürlich die Attraktion. Als wir dann auch noch die Lebensmittel auspackten gab es nocheinmal ein grosses Hallo. Wir hatten Nudeln, Brot, und noch ein paar Konserven dabei.

Der Lehrer, ein sehr alter Mann, konnte selbst kaum englisch, soll das aber den Kindern beibringen. Wie das laufen soll, ist mir nicht klar.

Die Mädchen zeigten mir dann auch noch die Schlafräume: einer für die Mädchen, einer für die Jungen. Dort drin stand jeweils ein Stockbett mit einer Decke. Und das für je 6 Kinder
Trotzdem schien es diesen Kindern besser zu gehen als den Massai-Kindern draussen in den Dörfern. Denn die müssen grosse Ziegen- oder auch Kuhherden hüten. Kinder von 3 - 4 Jahren mit Verantwortung für eine Herde von 20 oder 30 Kühen. Und Schule gibts da auch nicht.

Dann waren alle begeistert, dass wir sie fotografiert haben:





Beate

« Antwort #5 am: 16. Mai 2020, 21:29 »
Und zum Abschluss noch ein paar Bilder von Campingplätzen:

Das erste Foto ist der Lobo Public Campsite im Norden der Serengeti. Das Haus hinten rechts ist Toilette/Dusche. Das Haus direkt hinter unserem Auto ist das alte Koch- und Speisehaus, das schon fast verfallen ist.




Die nächsten Fotos sind vom Tumbili Campsite, Seronera, mitten in der Serengeti. Das ist der grösste Campingplatz dort, den wir ganz für uns alleine hatten.










(Immer schön auf die Tiere im Hintergrund achten!)

Das Vordach auf den letzten beiden Bildern haben wir selber gebastelt und von Deutschland mitgenommen. Es ist eine Auto-Abdeckplane.


Und so sieht das Koch- und Speisehaus dort von innen aus. Es ist alles gefliest und sehr sauber. Es gibt Wasseranschlüsse. Jeder stellt seine Gasflasche und seinen Tisch dort hin, wo es ihm gefällt (solange Platz ist). Wir haben das nur einmal genutzt, denn es gefällt uns nicht, so abgeschlossen zu sitzen und keine Sicht zu haben:




Dies ist der Special Campsite Moru No. 3 im Süden der Serengeti.
Ich hatte ja schon geschrieben, auf diesen Special Campsites gibts überhaupt keine Infrastruktur. Die einzige hier vorhandene war das Schild, das noch mit einem Nagel am Baum hing und zeigte, dass wir am richtigen Platz sind:






Und hier ist noch ein Bild vom Public Campsite im Tarangire NP:




Das wars. Ich beantworte gerne Eure Fragen.

Beate


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