Hallo,
gern beantworte ich dir noch deine Fragen.
Wie lange bist/warst du denn unterwegs, Kaamos?😊
Also auch wenn du mehrere Wochen unterwegs bist/warst würde ich mich über deine Antworten freuen🙈
Meine Reisen sind eher im kürzeren Bereich, 1-4 Wochen.
Und dein Beitrag hat mich dazu gebracht, nochmal zu überlegen, was eigentlich genau ein Backpacker ist, weil das ja teilweise sehr schwammig zu sein scheint.
Ich bin nicht der Typ für gesellige Hostels mit der nächsten Party am Strand. Allerdings bin ich durchaus auch mal mit dem Auto unterwegs (große Rundreisen), wobei das aber eben wenig mit dem Pauschaltouristen zu tun hat und bei der Art und Weise des Reisens mit Komforteinschränkungen meiner Meinung nach durchaus auch dem Backpacking nahe kommt.
Und wenn ich nicht mit dem Auto unterwegs bin, bevorzuge ich eben einen Rucksack, weil das wesentlich bequemer ist, als so einen komischen Trolley immer hinter sich her zu ziehen. Dazu hab ich hier auch ne schöne Beschreibung gefunden:
http://www.journeytoadventure.de/was-ist-ein-backpacker/Demnach würde ich mich eher als Flashpacker (minus Trolley) sehen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich macht das auch den Unterschied zwischen Reisendem und Urlauber aus. Der Reisende fährt weg, um etwas neues kennen zu lernen und der Urlauber will es in der Fremde wie zu Hause zu haben.
Aber nun zu deinen Fragen.
War es immer einfach mit wenig Gepäck zu reisen?
Ich kenne es nicht anders. Schon Familienurlaube waren so gestaltet, dass wir (erst 3, später 4 Personen) nur mit dem eigenen PKW unterwegs waren (3-4 Wochen, 7-14.000 km). Da passt dann auch nicht so extrem viel Gepäck mit, wenn man noch Campingausrüstung mit in den Kofferraum packen muss.
Deshalb ist es auch für meine jetzigen Reisen nicht so schwer, sich zu beschränken. Das komplizierte kommt dann erst im späteren Teil der Reise, wenn man versuchen muss, Souvenirs noch irgendwo unterzubringen :-)
Glücklich mit wenig oder Gefühl mehr „Luxus“ zu benötigen?
Definiere "wenig".
Längere Reisen waren immer mit dem Auto. Viel Camping und auch mal im Auto übernachtet. Finde ich jetzt nicht so toll, aber als Familie teils einfach günstiger. Jetzt für mich alleine nehme ich schon auch gerne mal ein bisschen Luxus mit, muss budgettechnisch aber im Rahmen bleiben.
Was das packen angeht gönne ich mir auch den Luxus eine gut ausgestattete Waschtasche zu packen, wo viele der hier versammelten Backpacker wahrscheinlich den Kopf schütteln. Shampoo, Spülung, Duschbad? Braucht man das alles einzeln, reicht da nicht ein Stück Seife? Nein, für mich nicht ^^
Hast du daran gedacht die Reise abzubrechen?
Ja, aber das war nicht den einschränkenden Bedingungen und Verzicht geschuldet, sondern aus medizinischer Sicht. Sonnenstich allein im Wüstenhotel mit allen körperlichen Begleiterscheinungen und der Aussicht auf noch viele Tage Hitze haben an der Motivation gekratzt. Aber ich bin froh, durchgehalten zu haben.
Wie viel Planung steckt hinter so einer Reise?
Ich bin der Typ, der alles vorplant - da bin ich familiär vorgeprägt.
Reiseführer (egal ob online oder gedruckt) wird gelesen und eine Route festgelegt mit taggenauem Ablaufplan. Wenn geflogen wird, kommt noch Preisbeobachtung in einem längeren Zeitraum dazu. Recherche von Sehenswürdigkeiten und Eintrittspreisen.
Aber ich empfinde das auch schon als einen ersten Reiseabschnitt, quasi die Reise beginnt im Kopf.
Hast du von Problemen von anderen Backpackern mitbekommen?
Ich bin kein sehr sozialer, eher selbstgenügsamer Reisender und lege wenig Wert darauf auf andere Reisendengruppen zu stoßen. Von daher kann ich mich nicht daran erinnern, jemals Backpackerkontakte geknüpft zu haben. Entsprechend kann ich nichts zu Problemen sagen.
War es amstrengend, welche Probleme können auftreten?
Anstrengend ja, weil einfach immer sehr viel los ist und ständig neuer Input kommt, bevor das Erlebte verarbeitet wurde.
Probleme können auftreten, wenn eins der Zahnräder meines Plans sich mal nicht ganz so geschmiert dreht.
Beispiel: ein Wochenendtrip nach Neapel (und nein, ich habe kein schlechtes Umweltgewissen, weil das in meinen 32 Jahren der erste derartige Flug war). Die Fahrt zum Flughafen war durchgeplant, aber dann kam eine Friday-for-future-Demo dazwischen, die laut Verkehrsbetrieben die Tram nicht beeinträchtigen sollte, es aber letztenendes doch tat. Alle Anschlüsse hintenraus haben sich verzögert, sodass ich dann wirklich ganz knapp vor Schluss am Gate stand. Das brauche ich nicht noch mal und habe aus diesem Problem gelernt, großzügiger zu planen.
Was war am anstrengendsten?
In Krisensituationen (Krankheit) auf sich allein gestellt zu sein.
Körperlich anstrengend waren die Reisen durchaus auch, aber das gehört dazu. Ich hab da einfach Hummeln im Hintern. Auch wenns dann meistens so ist, dass ich nach der Reise einen Urlaub brauche.
Hat dich die Reise verändert ?
Nein. Ich bin schon immer gereist. Meine Familie hat wie gesagt Globetrotterblut.
Von daher sehe ich das bei mir eher als kontinuierliche Entwicklung an, die sich nicht an einer Reise festmachen lässt.
Von einem kleinen ENtwicklungssprung kann man höchstens sprechen, als ich meine erste Reise allein gemacht habe.
Hättest du es auch alleine gemacht bzw. wie war es zu 2 zu reisen?
Ja, ich reise allein. Mein Mann kann das gar nicht, vor allem nicht meine Art des Reisens. Und ich denke, ich bin auch ein schwieriger Partner für Reisen mit mehreren Personen. Ich sehe mich sonst eigentlich nicht als Egoist, schlage dann aber beim Reisen wirklich anders um. Ich will das und das und das sehen, habe meinen Plan und der andere muss hinterher rennen und da fällt es mir dann auch sehr schwer, Rücksicht zu nehmen.
Gab es Momente in denen du besonders glücklich/unglücklich warst?
Jaaa.... Als die Maschine in Algier auf der Landebahn aufsetzte, meine erste große besondere Reise allein, war das ein halber Orgasmus.
Unglücklich immer dann, wenn das Ende näher rückt.
Andere Backpacker kennengelernt und wir waren die Begegnungen?
Doch, eine Begegnung fällt mir doch noch ein. Ein Berliner an der türkischen Schwarzmeerküste, der mit dem Fahrrad von Deutschland nach Australien unterwegs war. Nette Begegnung, man hat sich mal unterhalten (er war froh, jemanden zum Reden zu haben), aber nichts tiefergehendes.
Gibt es etwas worauf du heute zurückblickst und es dich glücklich macht (Memories) ? —>nachhaltiges Glück
Ähm... alles?
Nein im Ernst. Nach jeder Reise wird noch ein Fotobuch erstellt mit Routen und Tagebuchtexten. Ich brauche die Erinnerung noch gedruckt. Digital ist mir zu wenig.
Schon die Gestaltung des Buches ist ja ncohmal eine intensive Beschäftigung mit dem Erlebten im Nachhinein und ich genieße diese Reise nach der Reise. Ich muss bald anbauen für meine Bücher
Wie waren die Umstände der einheimischen Stichwort: andere Glücksvorstellungen?
Vom iranischen Bergdorf bis zur stolz präsentierten 30-Zimmer-Datsche in der Westukraine war schon viel dabei. Uneingeschränktes Glück und Zufriedenheit habe ich noch nirgends erlebt. Aber die Ansprüche sind definitiv unterschiedlich, sodass sich der Ukrainer wahrscheinlich nicht mit dem zufrieden gegeben hätte, was den iranischen Bauern überglücklich macht.
Hat dich die Reise glücklich gemacht?
Ja!
Denkst du backpacking ist für jeden was?
Nein! Siehe oben: Reisender vs. Urlauber (inklusive aller Grautöne zwischen dem Schwarz-Weiß)
Aber das ist auch nicht schlimm. Jeder hat eben unterschiedliche Ansprüche.