Thema: Die Wichtigkeit technischer und ökologischer Transportmöglickeiten  (Gelesen 6721 mal)

farmerjohn1

« Antwort #15 am: 29. Dezember 2016, 21:58 »
''Nein, der Tourist der am meisten ausgibt hat einen positiven Einfluss auf das Leben der Bevölkerung und nicht die typischen Billigheimer in Asien die selbst bei einer Nudelsuppe um den Preis feilschen. Eine Rezeptionistin in einem Hosten verdient nur 1/4 von dem was eine andere im Hyatt bekommt.''

Nee, Sulawesi - das ueberlege noch einmal.
Das ist nur teilweise richtig. Natuerlich sollte kein Land seine 5*-Touristen rausekeln. Sehr gut zahlende Kunden im Luxussegment helfen immer, egal wem und wo. Ist auch nicht schlimm wenn sie nur dem Nebenbeigeschaeft der Familie des National-Praesidenten helfen, denn die gibt ihr Geld ja auch in dem betreffenden Land aus. Obwohl ich mir darueber bei internationalen Hotelketten o.ae. nicht so sicher waere - aber egal, zumindest die betreibenden Angestellten, Instandhaltung und der Konsumguetereinkauf sind z.g.T. notgedrungen lokal und kurbeln dort die Wirtschaft an.
Aber: die Hyatt-Rezeptionistin in einem Entwicklungs- oder Schwellenland  hat auch ganz erheblich mehr Ausgaben und (jedenfalls wenn sie von ihrer Arbeit leben muss) ganz erheblich hoehere Risiken als die im Hostel. Um das kurz zu machen nur ein paar Stichworte: Ausbildung (allein Erwerb der erforferlichen Sprachkenntnisse), Wohnung, Kinderbetreung, Jobverlust, Arbeitskleidung und deren Pflege, Beziehung zur Familie in ihrem Heimatdorf - all das kostet sie einen Haufen Geld wenn sie so einen Job hat und nicht den im Hostel, den sie wenn sie ihn verleiert auch in Omas Haus im Heimatdorf weitermachen kann ohne ihren Lebensstandard zu aendern. Und zwar so viel, dass sie dabei ausser den Nimbus, in einem tollen Hotel mit wichtigen Leuten zu arbeiten, nichts gewinnt.

Und natuerlich hilft niemandem ein/e schnorrender/e Billigheimer/In, der/die so lange rumstaenkert bis er/sie die Nudelsuppe unter Selbstkostenpreis kriegt, nur damit er/sie abhaut und nicht die anderen Kunden vertreibt.

Aber der Bevoelkerung hilft am meisten ein  solider Mittelschichtentourismus, der in familiengefuehrten kleinen und mittleren Betrieben uebernachtet, isst, trinkt, im Haus selbst oder beim Nachbarn Ausfluege in die Umgebung und musikalische Praesentationen bucht, so gut wie moeglich aber v.a. zuverlaessig und mit dem Gefuehl eines akzeptablen Preis-Leistung-Verhaeltnis bezahlt, demnaechst  wiederkommt und Freunde mitbringt, die der Besitzer mit Handschlag und Namen begruesst und mit ihnen beim persoenlichen Umtrunk abends an der Bar ueber die Modalitaeten des Sonnatgsausflugs beraet. So wie das bei Ruhpolding oder in Tirol oder an vielen Nord- und Ostseebadeorten auch ist.


farmerjohn1

« Antwort #16 am: 30. Dezember 2016, 03:46 »
Super, Santiago - danke fuer die Berichte. An sowas in der Richtung hatte ich gedacht - aber warum dauert  die Verwirklichung und kommerzielle Nutzung so lange? Wasserstoff- und Elektromotoren und andere alternative Energiequellen sind seit weit mehr als hundert Jahren bekannt. Aber bisher fuer den massenhaften Alltagsgebrauch immer gegenueber Erdoel (und Atomkraft) zu teuer. Andere Alternativen bringen zu wenig oder zu unregelmaessig Energie, oder verbrauchen mehr Energie als sie bringen -  was als Ausschlusskriterium um einiges gravierender ist; sonst koennte man ja sagen: Sicherheit kostet Geld, Gesundheit kostet Geld - also kostet eine saubere Umwelt eben auch Geld - ein entsprechender Gegenwert wird ja auch dabei geschaffen.
Aber Backpacker und andere Freizeitreisende sind ja nicht so stark unter Zeitdruck; time is money gilt da ja nur beschraenkt oder gar nicht. Sondern es geht um Freiheit von gewohnten Zwaengen, Abenteuer, Adrenalin, Gestaltung nach eigenem Gutduenken, Experimimentieren, Erleben der Fremde, Selbsterfahrung  - manchem auch um Experimentieren mit Idealen.  Das muesste  doch geradezu ein Tummelplatz fuer nicht zu teure, unfertige  (Transportantriebs-)Konzepte im Experimentierstadium sein. Warum ist das nicht so? 

'Deine Gedanken zum Tourismus oder eine Einschränkung der Reisefreiheit vonseiten der Regierung (???) kann ich allerdings in keinster Weise nachvollziehen oder vorstellen'
-> Ja dergleichen faellt mir auch schwer.  Haengt wahrscheinlich auch ein bisschen davon ab an welchen Orten, in welchen Situationen und zu welchen Zeiten man Beobachtungen und Erfahrungen macht.   




santiago

« Antwort #17 am: 30. Dezember 2016, 09:11 »
Super, Santiago - danke fuer die Berichte. An sowas in der Richtung hatte ich gedacht - aber warum dauert  die Verwirklichung und kommerzielle Nutzung so lange? Wasserstoff- und Elektromotoren und andere alternative Energiequellen sind seit weit mehr als hundert Jahren bekannt. Aber bisher fuer den massenhaften Alltagsgebrauch immer gegenueber Erdoel (und Atomkraft) zu teuer. Andere Alternativen bringen zu wenig oder zu unregelmaessig Energie, oder verbrauchen mehr Energie als sie bringen -  was als Ausschlusskriterium um einiges gravierender ist; sonst koennte man ja sagen: Sicherheit kostet Geld, Gesundheit kostet Geld - also kostet eine saubere Umwelt eben auch Geld - ein entsprechender Gegenwert wird ja auch dabei geschaffen.
Aber Backpacker und andere Freizeitreisende sind ja nicht so stark unter Zeitdruck; time is money gilt da ja nur beschraenkt oder gar nicht. Sondern es geht um Freiheit von gewohnten Zwaengen, Abenteuer, Adrenalin, Gestaltung nach eigenem Gutduenken, Experimimentieren, Erleben der Fremde, Selbsterfahrung  - manchem auch um Experimentieren mit Idealen.  Das muesste  doch geradezu ein Tummelplatz fuer nicht zu teure, unfertige  (Transportantriebs-)Konzepte im Experimentierstadium sein. Warum ist das nicht so? 
.....

- Das (Umwelt...) interessiert eine gewinnorientierte Branche (Automobilindustrie) leider nicht (genug). Wobei, irgendwann werden auch Elektroautos so weit entwickelt sein, dass es auch für den normalen Konsumenten leistbar ist. Da geht es langsam in die richtige Richtung. Da sind aber die großen Player, Länder, Unternehmen gefragt. In der EU geht da ja eh einiges weiter, mit diversen Programmen, Förderung grenzüberschreitender Kooperation usw.

- Zeit: Naja, ich hab 5 Wochen Urlaub im Jahr. Mit Zeitausgleich und Fenstertagen werden daraus wohl 6 Wochen. Da ist mir ein schnelles Reisen bzw. Ankommen im Urlaubsland schon sehr wichtig. Und Backpacker, bzw. Langzeitreisende (auf die du wohl abzielst) sind eine gewisse Nische, die viel zu klein und nicht finanzkräftig ist, um da (sehr teure) Experimentierphasen zu starten. 

karoshi

« Antwort #18 am: 31. Dezember 2016, 09:47 »
Uebrigens ist so gesehen das Flugzeug relativ umweltfreundlich: in grosser Hoehe gibt es wenig Energieverlust durch Reibung - ganz anders als beim Schiff, Auto oder Eisenbahn.
Oha, eine gewagte These. Diese Rechnung könnte höchstens aufgehen, wenn man die Schwerkraft vernachlässigt. Im Gegensatz zu Auto, Schiff oder Zug muss beim Flugzeug eine Menge Energie aufgewendet werden, um das Ding überhaupt in der Luft zu halten. Und neben der Reibung entsteht noch viel Widerstand durch Luftverwirbelungen. Es kann natürlich trotzdem sein, dass vergleichsweise wenig Energie für den reinen Vortrieb aufgewendet werden muss, das ist für mich als Laie nicht zu beurteilen. Entscheidend ist aber nur der Gesamtverbrauch. Und da gewinnt auf langen Strecken üblicherweise der Zug oder eine Magnetschwebebahn. Beim Flugzeug kommt noch dazu, dass Emissionen in großer Höhe entstehen, wo sie viel mehr Schaden anrichten.

Dass viele Schiffe Stinker sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Problematisch ist hier vor allem die Qualität des verfeuerten Treibstoffs -- übrigens eine direkte Folge der verschärften Umweltstandards an Land. (Benzin und Diesel werden sauberer, dafür bleibt mehr Dreck im Schweröl.) Wobei ich den reinen Energiebedarf für die Fahrt auch nicht kenne. Die hohen Kosten für Schiffspassagen kommen jedenfalls nicht durch den Energieverbrauch zustande, sondern vor allem durch die gegenüber dem Flugzeug längere Reisezeit (Tage/Wochen vs. Stunden), während der der Passagier ja auch Nahrung und Platz verbraucht (Kabine vs. Sitz).

Sulawesi

« Antwort #19 am: 31. Dezember 2016, 15:45 »
Aber: die Hyatt-Rezeptionistin in einem Entwicklungs- oder Schwellenland  hat auch ganz erheblich mehr Ausgaben und (jedenfalls wenn sie von ihrer Arbeit leben muss) ganz erheblich hoehere Risiken als die im Hostel. Um das kurz zu machen nur ein paar Stichworte: Ausbildung (allein Erwerb der erforferlichen Sprachkenntnisse), Wohnung, Kinderbetreung, Jobverlust, Arbeitskleidung und deren Pflege, Beziehung zur Familie in ihrem Heimatdorf - all das kostet sie einen Haufen Geld wenn sie so einen Job hat und nicht den im Hostel, den sie wenn sie ihn verleiert auch in Omas Haus im Heimatdorf weitermachen kann ohne ihren Lebensstandard zu aendern. Und zwar so viel, dass sie dabei ausser den Nimbus, in einem tollen Hotel mit wichtigen Leuten zu arbeiten, nichts gewinnt.

So kann man sich die Welt zureckt lügen. Du willst allen ernstes sagen es ist positiv wenn Menschen schlecht ausgebildet sind, schlecht verdienen, keine Arbeitskleidung gestellt bekommen,.... das geilste ist wiklich wie du einen guten Job als negativ darstellst weil man diesen ja verlieren könne  :o

Glaubst du allen erstes Mitelklasse Hotels oder Hostels sind Familienbetriebe die nur die eigene Familie beschäftigen?

Nehmen wir mal als Beispiel den Süden Thailand, dem Ort der am schlimmsten vom Backpackermassentourismus betroffen ist. Wer arbeitet da in den Luxusresorts? Thailänder die gut bezahlt werden.
Wer arbeitet da in den Hostels und Mittelklasse Häusern? Burmesen. Um irgendwie an genug Kohl zu kommen sind die meisten auch ganz gut im Drogenhandel involviert.

Oder nehmen wir mal als ganz einfaches Beispiel Deutschland. Eine nette Inhabergeführte Pension an der Mecklenburgischen Seenplatte. Da bekommt ein Angestellter Mindestlohn (wenn überhaupt) und darf unbezahlte Überstunden schieben. Für eine Hotelfachkraft ist dagegen der Job im Hyatt usw. ein Traum.

Zitat
Wo bleibt dein Geld der Regel Sulawesi? Hyatt oder kleines Hotel/Hostel?

Weder noch, wenn ich nicht so geizig wäre allerdings Hyatt.

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