Thema: Wie viel erlest ihr euch vor euren Reisen?  (Gelesen 2175 mal)

moilolita

« am: 25. Mai 2015, 16:58 »
Hallo Reiseprofis,

Geht es euch auch so, dass die überraschenden und zufällig entdeckten Sehenswürdigkeiten die sind, die einen am meisten faszinieren?

Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, ich plane unheimlich gern unsere Reisen, stöbere Stunden hier im Forum und auf Google über verschiedene Reiseziele und Sehenswürdigkeiten, wie diese am Besten zu bereisen sind. Man möchte ja auch nicht an einem Hot-Spot vorbei ziehen und sich im Nachhinein in den allerwertesten beißen  ;D
Beneide aber gleichzeitig meinen Freund der keine große Motivation hat etwas für unsere Reisen zu planen.
Er hat quasi immer das Abenteuer und kann sich von dem Land komplett überraschen lassen,
während ich schon vieles gelesen habe und dadurch natürlich auch eine höhere Erwartungshaltung habe...

Ich denke beides hat seine Vorteile...  ::)

Wieviel recherchiert ihr denn im Voraus über Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Transport vor Ort etc.?

0

White Fox

« Antwort #1 am: 25. Mai 2015, 17:16 »
Kommt drauf an, aber in der Regel bereite ich mich schon gründlich vor. D.h. ich recherchiere erstmal gründlich im Internet wo ich überhaupt hin will, schau mir Bilder an, etc. Im nächsten Schritt entscheide ich mich dann für einen Reiseführer. Diesen lese ich dann auch vor der Reise und nutze ihn zur groben Routenplannung. Ich hatte aber auch schon Trips wo ich erst am Flughafen den Reiseführer aufgemacht habe. Aber grundsätzlich habe ich schon eine gute Vorstellung von einem Reiseland bevor ich dort auftauche ;)
0

pad

« Antwort #2 am: 25. Mai 2015, 17:26 »
Ich lese und recherchiere recht viel. Allerdings fällt das meist eher in die Kategorie Stöbern / Ideen sammeln / Hintergrundwissen beschaffen. Meine Erwartungshaltung ist dadurch nicht höher. Ich versuche grundsätzlich, meine Erwartungen möglichst tief zu halten und lass mich dann eher einmal mehr positiv überraschen.

Ich denke, man merkt recht schnell, dass in (vor allem amerikanischen) Reiseführern, aber auch auf Tripadvisor etc. viele Leute mit Superlativen um sich werfen, was mir oft total übertrieben rüberkommt. Ist sicher auch Mentalitäts- und Charaktersache. Wenn man immer 30%-50% wegstreicht, kommt man ganz gut weg :) Deutsche Reiseführer sind da oft etwas nüchterner.

Persönlich vertrete ich die Meinung, dass ich Orte und Sehenswürdigkeiten, die schon tausendfach beschrieben und dokumentiert wurden, nicht selbst ohne jegliches Vorwissen selbst "entdecken" muss. Ich muss zumeist innerlich etwas schmunzeln, wenn mir jemand vorschwärmt, wie er eine total tolle Sehenswürdigkeit ganz von selbst gefunden hat, welche aber in jedem Reiseführer bereits auf Seite 3 als Top 10 Highlight des Landes angepriesen wird.

Wer selbst etwas entdecken will, der hat ja in jeder Stadt Quartiere und in jedem Land ganze Gebiete und Orte, die in den meisten Reiseführern nur am Rande oder gar nicht erwähnt sind. Die Möglichkeiten sind endlos. Da kann man dann auch Entdeckungen und Erfahrungen machen, die wirklich einzigartig sind.
0

Vombatus

« Antwort #3 am: 25. Mai 2015, 19:26 »
Naja, bei einer Langzeitreise fällt es mir schwer aller vorher zu recherchieren. Spätestens wenn man im Land ist sollte man wissen, was es zu bieten hat und wie man das am besten mit der Route verbinden kann. Manchmal fängt man damit auch schon im Land davor an, weil man dann weiß wo/wie man einreist … und ggf. weiß man auch wo man wieder ausreist.

Bestimmte Hot Spots kennt man sowieso. (Ankor Wat, Machu Picchu, Ayers Rock, etc … ) Da hält sich der Rechercheaufwand in Grenzen, wenn man in Guatemala aufschlägt muss man mal gucken was es da so gibt …

Wenn man schlecht Plant und nur begrenzt Zeit hat kann es vorkommen, dass man etwas verpasst, Umwege fährt oder extra zahlen muss.

Lese zwar viel über alles mögliche an Reiseinformationen/Berichte/Reportagen, das heißt aber nicht, dass das auch Ziele meiner Reise sind. Letztendlich erlese ich mir das meiste wenn ich Vorort bin.

Es muss einem aber auch klar sein was man unbedingt sehen und erleben will und ganz wichtig zu wissen ist, dass man meist nicht alles sehen kann wenn man ein normaler Reisender ist, der auch andere Länder sehen will. Irgendwann muss man abstriche machen.
0

moilolita

« Antwort #4 am: 25. Mai 2015, 19:56 »
Danke für eure Antworten!
Ich mach es ähnlich wie ihr, nur dass ich bisher "nur" kürzere Reisen bis 6 Wochen geplant hab. Aber das recherchieren macht ja auch riesig Spaß, und steigert die Vorfreude. Ohne Vorbereitung wüsste man ja auch gar nicht ob einen das Land überhaupt interessiert...

Manchmal beneide ich nur meinen Freund der mit mir  quasi eine "geführte Tour" bekommt, unvoreingenommen und ohne Erwartungen  (die sich meiner Meinung bei der Vorbereitung automatisch bilden ob man will oder nicht) das Land bereist.

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich eine geführte Tour möchte. Sondern einfach ein bisschen den Entdecker spielen  ;D auch wenn da andere vielleicht drüber schmunzeln müssen  ;D
0

farmerjohn1

« Antwort #5 am: 10. Juni 2015, 03:32 »
Im Internetzeitalter Infos ueber Reiseziele erarbeiten ist erheblich effizienter und unterhaltsamer als vorher.
Als ich anfing mit dem Reisen, das war so Mitte der 1980er Jahre, gab's das noch nicht, da musste man immer sehr umstaendlich entweder auf oeffenliche Bibliotheken, oder in Zeitschriften wie Geo oder National Geografic (war damals noch eine harte Englisch-Uebung), oder Airline-Bordbuechern die irgendjemand mitgebracht hatte - manches nur am Flughaefenkoisk erhaeltlich - oder auf irgendwas im elterlichen Buecherschrank, oder jemanden im Bekanntenkreis der persoenlich irgendwo war, zureuckgreifen. Lonely Planet fing gerade an  bekannt zu werden, hiess noch 'a travel survival kit'.
Da hatte ich dann zum Reiseantritt meist so eine duenne Loseblattsammlung handschriftlich vollgeschmierten Papieres mit Notizen aus dem grossen Ploetz, Dierkes Schulatlas, Reisejournalisten der Bundesrepublik, Geo-Spezial-Berichten, James Michener, A.E. Johann, Heinz Helfgen, historische Romane, verstaubte Bildbaende, Grossmutters Architektur- und Kunsthandwerkswaelzer, und und und. War unvollstaendiger und weniger aktuell als heute;   total unverbereitet war ich auch damals nie losgezogen. Andererseits aber auch nie mit lueckenlosem Fertig-Geruest. War manchmal ein bisschen eine trockene Pflichuebung, von der auch einiges im Vorfeld nicht im Gedaechtnis blieb - bis ich dann ploetzlich unterwegs an einem bestimmten Ort war und dachte: wow, dazu oder sowas aehnliches stand ja schon in dem und dem Text - und irgendwann viel spaeter habe ich dann nachgeschaut. Auf der Reise gab's Reisetagebuch, und spaeter wieder zu Hause wurde das alles mit den Papierfotos ins Album zusammengefuegt, mit Transporttickets und Museumseintritten, noch hier und da etwas nachgelesen und vervollstaendigt. Komischerweise fand ich Reisefuehrer immer so langweilig zu lesen, waere manchmal gut gewesen sich durchzuquaelen weil mir doch auch mal ein oder zwei Highlights duch die Lappen gegangen sind.
Das Interessanteste und Ergiebigste war und ist aber nicht die Vorbereitung. Wenn ich heute  ausnaehmsweise mal losziehe, mache ich die Vorbereitung nur noch der terminlichen Abstimmung wegen. Sondern das Tolle war und ist weiterhin das Nacharbeiten. Das geht lebenslang; ich finde heute noch ergaenzende Infos ueber Orte, von denen ich beim Besuch nur ganz oberflaechlich  wusste was da alles hintersteckte, und wo ich nie wieder war und voraussichtlich auch nicht mehr hinkomme -  und dann freue ich mich wie ein Schneekoenig darueber und finde alles was ich darueber lese, hoere, sehe, ... um ein Vielfaches interessanter. Voellig egal ob ich vor 30 Jahren oder 4 Monaten dort war.
Allerdings: meine konkreten Reiseziele haben sich meist aus aeusseren Umstaenden ergeben - und das waren dann die ''Zipfel'' um die Vorstellung von einer fuer mich ''neuen'' Welt aufzuspannen. Mit der Zeit werden Zusammenhaenge immer zahlreicher und deutlicher.
3

Tags:
 

Diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz
OK