Thema: Georgien  (Gelesen 5373 mal)

Svenja

« Antwort #15 am: 05. März 2020, 17:02 »
Auf die Säule konnte man letzten Sommer nicht und der Mönch lebt wohl aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dort, vielleicht ist er aber auch zurück.

Tskaltubo ist zwar ein Kurort, aber eben ein verlassener. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, entdeckt man viele alte Hotels und Badehäuser. Teilweise werden sie heute aber von Geflüchteten aus Abchasien bewohnt.
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Kama aina

« Antwort #16 am: 12. März 2020, 17:21 »
Trotz des ganzen Wahnsinns bezüglich des Corona-Virus hatte WizzAir anscheinend kein wirtschaftliches Intresse daran den Flug zu annullieren und Georgien ist ("noch") nicht in panischer Angst vor Deutschen bzw. Europäern.

Aber fangen wir mal von vorne an!

Wir sind Freitag Abend in Kutaissi gelandet und wurden dort erstmal in den Bussen auf dem Rollfeld festgesetzt um dann in 10er Gruppen dem Gesundheitsministerium vorgestellt zu werden.
Menschen in Schutzanzügen, Atemmasken und Spritzschutzhauben führten bei uns Fiebermessungen durch und nahmen uns in Augenschein.
Nach erfolgreichem Gesundheitscheck erfolgte die ganz normale Einreise, abgesehen davon, dass die Grenzer auch Einweghandschuhe und Mundschutz trugen. Aber auch die Georgier im Flugzeug waren große Freunde von Mundschutz und Einweghandschuhen.

Nach der Mietwagenübernahme ging es dann rein nach Kutaissi und wir ließen den Abend bei ein paar Bier ausklingen.
Die Unterkunft war sehr angenehm und herrlich günstig. So wie die meisten in Georgien.

Am nächsten Morgen erkundeten wir Kutaissi. Die Stadt hat nicht wirklich viel Sehenswertes zu bieten, aber auch das Heruntergekommene und Schäbbige einer Post-Sowjet-Stadt empfinden wir ja als sehenswert.
Im Zentrum sind einige Gebäude und Straßenzüge hübsch renoviert worden und der Platz um den Kolchis-Brunnen und den Stadtpark ist recht ansehenlich. Hier befinden sich auch ein Theater, ein Museum und ein Denkmal, welche durchaus für schöne Bilder herhalten können.
Ein persönliches Highlight war für mich der Besuch auf dem Kutaissi Basar. Ich liebe einfach diese traditionellen Märkte, wo es einfach alles zu kaufen gibt! Am schönsten finde ich allerdings immer die Bereiche wo Lebensmittel angeboten werden.
Der Kontrast zum heruntergekommenen Gebäude und den frischen Waren, war echt gut!
Von hier aus ist die Kettenbrücke und ein schönes Panorama am Fluss nicht weit! Der Rioni Fluss fließt hier in einem steinernen Bett mit steilen Uferkanten. Manche Häuser ragen mit Querstützen über den Fluss. Gute Bilder!
Den Weg zur Bagrati-Kathedrale nahmen wir dann mit dem Auto, weil wir eh weiter Richtung Gelati mussten. Der Weg ist aber auch ohne Probleme zu Fuß zu machen.
Die Aussicht vom Park der Kathedrale auf Kutaissi und die Umgebung ist sehr schön und auch die Kathedrale selber ist sehr sehenswert, auch wenn die UNESCO sie gestrichen hat, weil sie in Teilen zu modern rekonstruiert wurde.
Dennoch ein tolles Beispiel einer orthodoxen Kirche.

Weiter führte uns der Weg nach Gelati. Die Klosteranlage in der Nähe von Kutaissi ist nach wie vor als Welterbe gelistet und das auch zu recht! In schöner Hanglage, über toller Landschaft ist die Kathedrale ein prächtiges Beispiel für orthodoxe Kirchen in Georgien.

Nächster Stopp war dann in Katskhi an der Kazchi-Säule. Landschaftlich wirklich sehr hübsch ist das wahre landschaftliche Highlight aber die Steinsäule selbst. Auf dem Weg dorthin ergeben sich schöne Bilder, der mit einem kleinen Kloster gekrönten Steinsäule.
Zur Zeit finden umfassenden Renovierungsarbeiten am Boden statt und das Schloss, welches den Aufgang zum Kloster freigeben könnte, wurde augenscheinlich wirklich schon lange Zeit nicht mehr geöffnet.
Die Aussicht von dort wäre sicherlich grandios gewesen, aber auch so lohnt ein Abstecher nach Katskhi!

Zumal, wenn man eh nach Tschiatura möchte.
Die alte Eisenerz-Stadt ist wirklich ein Paradies für Lost-Place-Freunde!
Tief im Tal liegt die schäbbige Stadt, mit wenig Highlights! Es gibt paar recht gut erhaltene Prachtbauten und eine schöne Kirchen, aber das wahre Highlight der Stadt sind die vielen stillgelegten Seilbahnen, die Ruinen von Förderanlagen oder vergessene Hochhäuser, die von einer ruhmreichernen Zeit Tschiaturas zeugten.
Wir entdeckten als erstes eine stillgelegte Förderanlage am Berghang, die wir wohl mehr illegal als legal betreten konnten.
Danach konnten wir uns oben auf einem Berg in eine alte Seilbahnstation begeben und dort schöne Fotos der Anlage, der Gondeln in der Tiefe und dem sich ausbreitenden Talpanorama machen.
Den Abschluss des Tschiatura-Aufenthalts bildete unsere Erstürmung einer Hochhausruine! Das ganze hat uns sehr sehr stark an unseren Aufenthalt in Tschernobyl erinnert.
Als wir oben aufs Dach gelangen konnten, mussten wir uns nur noch vor den Einsturzstellen fernhalten und nach einigen Sprüngen über Häuserschluchten, hatten wir einen fantastischen Ausblick, der das kalkulierte Risiko absolut rechtfertigte. Und ein bisschen Abenteuer muss ja auch sein! :)

Unser nächster Stopp war dann die Geburtstadt von Stalin.
In Gori schauten wir uns zunächst die Festung von Gori und die naheliegende Kirche an und wollten dann zum Stalin-Museum. Das war allerdings aufgrund der Corona-Panik geschlossen. So blieb uns nur die Besichtung von Außen. Aber das Geburtshaus von Stalin wurde schon hübsch präsentiert.
Viel mehr hat Gori dann aber nicht zu bieten und so ging es weiter nach Tbilisi.

In Tbilisi hatten wir so ein Glück mit dem Hotel! Wir hatten uns das Zimmer mit Dachterrasse gesichert und wurden mit einer nahezu perfekten Postkarten-Aussicht beglückt! Nach vielen Fotos und viel Bier ging es dann lecker essen.
Am nächsten Morgen fuhren wir zunächst nach Mzcheta, weil wir später uns in Ruhe und mit Bierstopps Tbilisi anschauen wollten.

Mzcheta ist das geistige Zentrum Georgiens. Und die Stadt liegt sehr fotogen im tiefen Tal der Berge, am Zusammenfluss zweier Flüsse.
Wir fuhren zunächst hoch zum Kloster Dschwari um die grandiose Aussicht und die tolle orthodoxe Kirche zu bewundern. Da es Sonntag war, wohnten wir auch den Gottesdiensten bei.
In Mzcheta schauten wir uns die zwei Klosteranlagen in der Stadt an, die ebenfalls zum Welterbe der UNESCO zählen.
Außer einem kleinen Altstadtbereich nahe der Klosteranlagen, welcher recht hünsch für die Touristen renoviert und drapiert wurde, bietet Mzcheta ebenfalls nicht viel.
Fotogen ist noch der nahegelegene Staudamm auf dem Weg zurück nach Tbilisi.

Allgemein sind die Orte und Dörfer in Georgien ehr als heruntergekommenen Post-Sowjet-Orte zu sehen. Vieles ist kaputt und schäbbig. Aber gerade das macht den Charakter und die Eigenart des Landes aus!
Georgien versucht zwar "verzweifelt" und mit aller Macht immer näher nach Europa zu steuern, aber genau in diesen Orten fühlt man noch die alte Sowjetunion.

In Tbilisi fuhren wir zunächst zum Mtatsminda Park, von dem aus wir eine grandiose Aussicht auf Tbilisi und die Umgebung hatten. Dann ging es wieder runter in die Stadt und wir erkundeten zu Fuß die verschiedenen Stadtteile und Parkanlagen.
Besonders schön ist der Bereich der alten osmanischen Dampfbäder, die Festungsruine (welche man auch halbwegs illegal betreten kann) und den Bereich der Altstadt unterhalb der Festung. Der recht moderne Teil um die Friedensbrücke herum hat aber auch seinen Reiz.
Die Lichtkonzeption von Tbilisi hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn das Licht was zu gelb war! ;)
Aber sonst ist wirklich alles Wichtige gut in Szene gesetzt.

Am Abreisetag haben wir uns auf dem Weg zurück nach Kutaissi noch die Höhlenstadt von Uplisziche angeschaut!
Hiervon waren wir alle sehr begeistert! Landschaftlich sehr prächtig gelegen, beeindruckte uns die Fertigkeit den Sandstein in der Art und Weise zu bearbeiten. Hier konnten wir viele tolle Bilder machen und es bildete einen gelungenen Abschluss für uns.

Die Rückfahrt nach Kutaissi war von viel Landschaft geprächt!
März ist aber nicht die ideale Reisezeit für Landschaftsliebhaber! Wir hatten zwar 20-25 Grad und Sonne, allerdings erwachte der Frühling gerade erst! Die Wälder und Buschwerke sind noch grau und die Wiesen und Felder gelb, dazu der graue Fels der Berge oder das Gelb der Sandsteine und fertig war ein recht langweiliges Landschaftsbild. Es hat uns vieles an Moldawien erinnert!

Dennoch hat uns unsere Tour sehr gut gefallen und auch wenn wir nur sehr kurz in dem Land waren, wissen wir, dass wir nochmal zurückkehren werden.
Alleine beim Lesen des Reiseführers sind uns noch soviele anderen schöne Regionen aufgefallen. Touren in den großen und kleinen Kaukasus werden sicherlich noch folgen und unsere Freude an speziellen politischen Konstrukten wird uns sicherlich noch in den ein oder anderen Seperatistenstaat führen.
Aber hierzu gib es ja im Forum auch noch den ein oder anderen Profi.

Georgien! Wir kommen sicherlich wieder!
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Grimmo

« Antwort #17 am: 14. März 2020, 06:41 »
Wie lange wart ihr dort? Ich fliege Ende September allerdings für 3 Wochen.
Warum ist Georgien egtl unter Europa hier gelistet :-D Ist es nicht Asien?
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Marla

« Antwort #18 am: 14. März 2020, 14:26 »
Warum ist Georgien egtl unter Europa hier gelistet :-D Ist es nicht Asien?
Weil es kulturell eher zu Europa gezählt wird, obwohl es geographisch in Asien liegt. Bisher sind, so wie ich sehen kann, alle Georgien-Beiträge hier gelandet, was ich auch sinnvoll finde (so ist ja z.B. auch Naher Osten mit Afrika zusammengefasst und nicht bei Asien). Vielleicht kann man das ja mal in der Beschreibung der Kategorie ergänzen?

3 Wochen nur Georgien kommt mir lang vor. Sicher willst du ausgiebig wandern? Kama aina war 3 Tage da, also schon was ganz anderes :)

@Kama aina: Danke für deinen wie immer schön ausführlichen und sehr unterhaltsamen Bericht! Ich muss sagen, bin überhaupt kein Fan von '1 Land in ein paar Tagen'. Aber bei deinen letzten Kurzreisen habe ich das Gefühl, dass du dich trotz der kurzen Zeit wirklich intensiv mit dem Land und der Kultur (Bierkultur :D) beschäftigt hast und wohl mehr von dem jeweiligen Land mitbekommst als manch anderer in deutlich längerer Zeit. Bin schon gespannt auf deine nächsten Berichte (auch wenn die nächsten Monate ja wohl erst mal nichts mehr geht für uns alle)!
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Kama aina

« Antwort #19 am: 14. März 2020, 22:11 »
In der Beschreibung des Themas ist es ja quasi mit drin: "Von Portugal bis Sibirien, inklusive der asiatischen Teile von Russland und der Türkei"
Aber pflichte dir bei Marla! Georgien passt ganz gut in die Europa-Gruppe!
Mal abgesehen davon wollte es Karoshi so! ;) Also wird es so gemacht! Hehe

Danke Marla für deine lieben Worte!
Ich glaube auch, dass wir in relativ kurzer Zeit sehr viel sehen! Aber meine Jungs und ich haben uns in den letzten Jahren genau den Stil angeeignet und deswegen klappt das glaube ich auch so gut!
Gute Vorbereitung mit der Prise Flexibilität vor Ort machen das möglich!
Und lange Tage! ;)

...(auch wenn die nächsten Monate ja wohl erst mal nichts mehr geht für uns alle)!...
Das befürchte ich auch!
Nach den heutigen Nachrichten warte ich auch nur noch auf die Emails, dass das Trainingslager auf Mallorca abgesagt ist!
Das wird unausweichlich sein!
Somit ist es dann die zweite Reise, die ich wegen Corona nicht antreten kann!

Denke ich werde die nächsten Wochen, falls es vertretbar ist, wieder mehr in Deutschland unterwegs sein! Selbst im benachbarten Ausland ist es ja schon nicht mehr möglich frei zu reisen!

Echt schwere Zeiten!
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