Thema: Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?  (Gelesen 4304 mal)

traveldey

« Antwort #15 am: 04. März 2016, 04:10 »
Ja hast auch Recht. Ich fuehle mich auf den Schlips getreten. Mir ist ja klar was im Tourismus passiert, ueberall - so auch  in Kolumbien. Was ich aufs Korn nehme ist eher das was Du meiner Ansicht nach machst und fast alle anderen Touris auch, aber anders als viele andere eben damit unzufrieden bist: Du planst hinzufahren und faehrst auch tatsaechlich genau da hin wo das eben so ist, und nicht anderswo hin. Das ist ziemlich absurd und daher mein etwas ironischer Beitrag. Ich meine das echt nicht boese - aber genau wie Du will ich ebe auch einen Gefuehlszustand ausdruecken, und zwar den den Dein Beitrag bei mir ausloest.

Und nein, ich habe nicht ueberlesen dass Du Dein Touri-Dasein selber kritisch siehst. Spricht eher ziemlich fuer Dich. Aber Du hast zwei Beine, ein bisschen Geld (zumindest genug fuer die Touristen-Orte) und rechtlich gesehen Bewegungsfreiheit. Wer oder was haelt Dich davon ab, am Orte zu fahren wo keine/kaum touristische Infrastruktur ist - oder stehst Du dann da und sagst: ja, nette Landschaft,  aber ich weiss nicht was ich hier soll?

Gibt so'n schoenes Lied, ist'mn slow waltz: 'Let the rest of the world go bye': 'With someone like you/a pal good and true/i'd like to leave it all behind/ and go and find/a place that's known/to God alone/just a spot to call our own/we'll find perfect peace/and joys never cease/out there neneath the kindly sky / we'll build a sweet little nest somewhere in the west / and let the rest of the world go by...'

Und das mit der lauten Musik die ueber jede Koerperverletzungsgrenze hinausgeht: glaub mir, DAS geht nicht hauptsaechlich von westlichen Backpackern aus.
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pad

« Antwort #16 am: 04. März 2016, 08:41 »
Noch zu den Orten, die ich besucht habe:

  • Cartagena (Ankunft aus Europa. Touristisch: Ja, sehr. Schön aber trotzdem für einen Tag Altstadtbesichtigung)
  • Santa Marta (diverse sehr gute veg. Restaurants, die aber teilweise auch kosten)
  • Tayrona Nationalpark (bis hier spürbaren Tourismus, recht hohe Preise, recht trocken wie von dir beschrieben).
  • Bucaramanga (sehr wenig Tourismus, sehr preiswertes Paragliding. Angenehme, grüne Stadt)
  • Barichara ( für mich eines der schönsten Kolonialdörfer in Südamerika, war wahrscheinlich der einzige Backpacker im Ort)
  • Villa de Leyva (auch sehr schön, etwas mehr Lokaltourismus am Wochenende, unter der Woche bist du praktisch alleine)
  • Bogota (hier kann man dem Tourismus problemlos aus dem Weg gehen)
  • Zipaquira (Salzkathedrale und Salzminen, schöne Landschaften, wenig int. Tourismus)
  • Medellin (auch hier finde ich, das man dem Tourismus problemlos ausweichen kann)
  • Guatape (ja, es gibt Backpacker, aber die Aussicht vom Felsen ist grandios!)
  • Manizales (Kein Highlight, aber angenehme Stadt für einen Zwischensstopp. Praktisch keine anderen Reisenden)
  • Salento (diverse Backpacker, aber sehr viele Unterkünfte, auch hier kann man seine Ruhe haben. Schöne Wanderungen. Alternativ ganz viele andere Dörfer in der Kaffeeregion, wo weniger Leute sind)
  • Cali (hat mich nicht umgehauen, nicht besonders viele Touris bzw. es verteilt sich gut)
  • Popayan (schönes historisches Zentrum, einige Backpacker, dennoch sehr angenehm)
  • San Augustin und Tierradentro: Schön gelegene Ausgrabungsstätten in toller Landschaft mit Wandermöglichkeiten, sehr wenig Tourismus.

Das sind alles total keine Geheimtipps. Mompox hätte ich auch noch gerne besucht, war damals aber leider "zu faul" für die Anreise. Es gäbe sicher noch einiges mehr zu sehen in Kolumbien, ich war etwa 6 Wochen dort und habe viele andere getroffen, die länger blieben.

Für alle, die irgendwann mal nach Kolumbien reisen wollen: Man muss vielleicht noch mit ein paar Vorurteilen bzw. Erwartungshaltungen zu Kolumbien aufräumen.

  • Das Land ist nicht sehr traditionell, sondern in vielen Bereichen moderner als z.B. Ecuador, Peru oder Bolivien. Aber nicht so entwickelt wie Chile oder Argentinien
  • Gleiches gilt für den Preis. Kolumbien bewegt sich für Südamerika im Mittelfeld
  • Kolumbien ist im Bereich der Sehenswürdigkeiten eher ein "Tapas-Land". Viele kleine Häppchen, die verstreut über das ganze Land sind, aber eben kein riesen Highlight (wie Machu Pichu mit Cusco und Umgebung in Peru, Salar de Uyuni in Bolivien, Galapagos-Inseln in Ecuador usw)
  • Wenn Leute von Kolumbien schwärmen, dann ist es meist von den Leuten, und weniger von den Sehenswürdigkeiten. An vielen Orten trifft man wenige Touristen und daher viel Authentizität (was aber nicht meint, dass es "zurückgeblieben" sein muss, sondern eben einfach nur Alltagsleben).

Wenn irgendjemand von einem Land, einem Restaurant, einer Unterkunft oder einer Sehenswürdigkeit schwärmt, sollte man eben nicht vergessen, nachzufragen, WARUM es dort so besonders ist. Folgt als Antwort ein Punkt oder Kriterium, dass man persönlich nicht als besonders wichtig einschätzt, dann nützt die Empfehlung entsprechend wenig. Leute, die von Kolumbien schwärmen, sind oft auch solche, die vielleicht schon viele Sehenswürdigkeiten aus der "obersten Liga" gesehen haben und einfach mal etwas mehr lokale Kontakte knüpfen wollen oder sich an den kleineren Dingen genauso freuen können.

Zur Auswahl der Unterkunft. Ich habe da persönlich generell grob zwei Strategien: Entweder ich verlasse mich auf Web-Reviews auf Tripadvisor oder Buchungsplattformen. Das geht dann, wenn diese recht zahlreich sind und authentisch daherkommen. Viele gute Reviews sind meiner Erfahrung nach praktisch eine Garantie für eine einwandfreie Bleibe. Aber wer viele gute Rerviews hat, kann auch seine Preise bis zu einem gewissen Punkt entsprechend gestalten (worauf die Reviews wieder relativiert werden). ODER ich suche die Unterkunft vor Ort, schau mir das Zimmer und die Räumlichkeiten an und entscheide, ob ich bleiben will. Natürlich lassen sich beide Strategien auch kombinieren, was m.E. oft sehr sinnvoll ist. Das heisst: Online zwei drei Plätze raussuchen und auf der Karte (z.B. maps.me App) markieren, aber eben nicht buchen. Sich auf eine oder zwei Empfehlungen von Leuten zu verlassen, erscheint mir persönlich wesentlich weniger aussichtsreich. Das gilt vor allem dann, wenn ich diese Leute, deren Reisestil und Vorlieben nicht im Detail kenne. Ich bin eher erstmal skeptisch, wenn mir jemand, den ich erst seit 5 min kenne, sagt, dass ich unbedingt in Hostel XY gehen soll. Naja, wenn ich auf Tripadvisor oder Booking 200 Reviews aus verschiedensten Monaten, Altersgruppen und Ländern habe, was ist wohl insgesamt aussagekräftiger? Was mich daher mal interessieren würde: Wie gut ist das Hostel, dass dir jetzt so überfüllt und nicht funktionstüchtig erscheint, auf den gängigen Plattformen bewertet? Finden sich nicht einige Dinge, an denen du dich jetzt störst, bereits in den Bewertungstexten beschrieben?

Was sich durch Bewertungen nicht besonders gut abbilden lässt, ist der "Vibe", die Atmosphäre eines Hostels oder die Möglichkeit, andere Reisende dort kennen zu lernen. Auf Hostelworld kriegt man hier am ehestens noch einen Eindruck aus den Bewertungen, andernorts sind es eher Randbemerkungen in den Bewertungstexten. Hervorragend bewertete Unterkünfte auf Booking sind zwar oft wirklich einwandfrei, äusserst freundlich und sauber, aber manchmal eben dann fast einen Tick zu ruhig.

Wie sinnvoll das Reisen mit Reiseführern und guten Online-Quellen ist, wurde hier schon oft diskutiert. Meine Meinung dazu ist klar: Gute Infoquellen in Buch- oder Digitalform, kombiniert mit einer grossen Portion gesunder Menschenverstand und Reiseerfahrung führt insgesamt zu deutlich besseren Ergebnissen als "ich lass mich einfach treiben und gehe immer mal wieder einzelnen Empfehlungen nach".
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GschamsterDiener

« Antwort #17 am: 04. März 2016, 09:39 »
Warum ich mir Costa Rica in den Kopf gesetzt habe? Wegen der Landschaften.... Ich steh einfach auf sattes Grün. Und weil angeblich das Essen toll sein soll. Das kann natürlich sein, dass Nicaragua ganz genauso tolle Landschaften hat. Und Nicaragua steht auch auf meiner Liste. Es muss doch in Costa Rica einen weniger touristischen Ort geben? Ich würde dort auch wegen der hohen Preise tendenziell eher nur zwei Wochen verbringen wollen. Von Belize habe ich Leute schwärmen gehört.

Ich denke, die Landschaften in Costa Rica unterscheiden sich nicht wirklich von den Landschaften in anderen zentralamerikanischen Ländern (Ausnahme: Belize), weil die Topographie ganz ähnlich ist: (Hochland-)Dschungel. Aber Costa Rica ist halt sehr touristisch vermarktet und zielt vor allem auf Kurzzeit-US-Touristen mit viel Kohle. Weniger touristische Orte wirst du in Costa Rica durchaus auch finden - aber in Kolumbien auch.

Belize ist übrigens ähnlich touristisch wie Costa Rica (aber aus anderen Gründen: Strände, Tauchen) und ähnlich teuer.

Wenn du echt in Richtung Zentralamerika raus möchtest, schau dir vielleicht den Westen von El Salvador an: Viel Natur, recht indigen, gutes Essen und die besten Hostels Zentralamerikas. Überlaufen ist es nicht. Wirklich aufregend aber auch nicht.

Wenn du mehr Indiokultur möchtest, würde ich einfach per Bus über die Grenze nach Ecuador schauen. Weniger touristisch wird es nicht.
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pad

« Antwort #18 am: 04. März 2016, 13:05 »
Zur Aufmunterung noch ein hübsches Bild, dass ich vom El Peñón de Guatapé gemacht habe. Ist doch wirklich ne brauchbare Aussicht?

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Brausefee

« Antwort #19 am: 25. März 2016, 06:04 »
Hallo Reisende!

Dein Beitrag ist ja nun ein paar Tage her und ich wollte mal nachfragen, wie es Dir nun geht?

Außerdem möchte ich Dir meine bisherige und völlig andere Sicht von Kolumbien erzählen. :) Im übrigen esse ich vegan.

Wir sind Anfang März aus Miami angereist, sind also 3,5 Wo hier.
Angefangen hat es in Cartagena, wo wir auch nicht den allerbesten Start hatten. Das lag aber daran, das wir zuvor zwei Wo in den USA waren, wo alles sauber und schick wirkt (da wo wir waren). Es war also ein ziemlicher Tapetenwechsel. Dann erzählten uns noch alle (auch unser Hostel-Besitzer) wie gefährlich es sei und wir waren die ersten Tage mega vorsichtig. ;)
Cartagena hat mir aber schlussendlich trotzdem gefallen. Geschlafen haben wir außerhalb der Stadtmauern. Mein Freund u ich hassen typische Hostels, keine Ahnung ich glaub ich bin zu alt dafür. 19jährige die kotzen und bis morgens 3 Uhr laut Mucke hören--nee das ist nix für mich. Dazu meistens teurer und von schlechterer Qualität.
Ich handhabe das wie Pad. Meistens schaue ich bei booking" rein und nehme Zimmer, die eine gute Bewertung haben--damit liege ich fast immer richtig.
In großen Städten buche ich zu 95% bei Airbnb, in Australien, Amerika, Deutschland, Niederlande, egal wo, Airbnb ist IMMER günstiger, man wohnt bei Locals, hat eine Küche und eine voll ausgestattete Wohnung, kann sich Tipps holen und hat keine anderen Reisenden, mit denen man immer die gleichen Themen bequatscht. ;)

Nach drei Nächten Cartagena, welche mind. eine zu viel war sind wir nach Guachaca gefahren, wo ich über booking ein ganz tolles Gästehaus gefunden habe. Es hatte eine Bewertung von 9,5 von 10 Punkten, hat 10€ pro Person gekostet, hatte eine Küche, nur insgesamt fünf Zimmer und war im Nichts.
Ja genau Guachaca? Kennt kein Mensch--mir egal. Es ligt genau zwischen Palomino und Tayrona und war einfach der absolut perfekte Ort. Wir haben immer wieder verlängert, weil wir dort so glücklich waren. 15 Nächte waren es schlussendlich. Man ging ca. 20 minuten zum Strand, wo wir an allen Tagen komplett alleine waren. Es ging an KEINEM einzigen Tag auch nur einer an unseren Hängematten vorbei.
WOW! Das war fantastisch!

Dann waren wir vier Nächte in Minca, was uns dann auch schon etwas zu touristisch war, aber wir haben ein Hotel gefunden, in denen wir die einzigen Gäste waren--die ganze Zeit.^^
Das Essen hat mir dann dort aber auch nicht gefallen.

Nun sind wir seit 3 Tagen in Medellin. Ich finde es hier null touristisch. Außer das hier so viele Einheimische sind, wegen der Osterwoche. Restaurants haben hier viele zu--leider, aber ganz ehrlich?
Es gibt hier so tolles Obst und Gemüse und als Foodbloggerin beschäftige ich mich eh sehr gerne mit Essen zubereiten und dann weiß ich was drin ist und nach fünf Monaten Asien bereite ich mir mein Essen total gerne zu. Hier gibt es mega geiles Obst und Avocados, ich könnte sie rund um die Uhr essen. Da hatte ich echt schon viel viel schlimmere Orte, was das Essen betrifft ( ich sag nur Philippinen---grusel), gerade als Veganerin. Aber hier gibt es überall was. Hast Du Dir schon mal die Kochbananen gekocht? Oder gebraten? Dazu Reis und Tomatensalat. Könnte ich immer wieder futtern.

Unsere Reise geht nun sechs Monate und nach Thailand (ja gähn, ich weiß-- aber es ist mein TOP-Reiseland!!) bin ich am meisten von Kolumbien geflasht. Und nein, stimmt, nicht von den Highlights hier, sondern wegen der wilden Küste im Norden, dem tollen Obst und Gemüse und auch wegen der coolen Kolumbianer. Ich mag es, das überall lauter Salsa aus den Häusern schallt, die Menschen tanzen und singen und es hier so wenig Touris gibt. Ja es gibt schon mehr als ich erwartet habe, aber egal wo ich vorher war, da waren viel viel mehr :p

Wir werden nun die Gegend um Medellin erkunden nd ich bin sehr sehr gespannt.

Ganz liebe Grüße!
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farmerjohn1

« Antwort #20 am: 26. März 2016, 23:24 »
Tja. Bei der Diskussion ueber Kolumbien sehe ich mich fast gezwungen meinen Senf dazu zu geben.   

In  vielen Gegenden weniger entwickelter Laender, auch in Kolumbien, herrscht eine extreme und durch nichts gedaempfte Pauperisierungsgefahr fuer breite Bevoelkerungsschichten, und damit eine weitere Erschwernis auf dem Weg zu einem sozialen Frieden. Dazu fehren eine Reihe von durch die Bevoelkerung selbstgemachten, aber auch von von aussen aufoktroyierten Hindernissen, fuer die viele Betroffene selbst nicht verantwortlich sind.
Eine guter Teil der Problemloesung, der auch bei den Betroffenen ankaeme, liegt im Tourismus auf mittleren Niveau - vor allem da wo die Natur schoen und exotisch und noch nicht viel touristische Infrastruktur ist und kein formalisiertes benchmarking herrschen kann. Solche Gebiete sind  nur selten wirklich deckungsgleich mit Gegenden erhoehter Gefahren.

Und dann hier sowas zu lesen von Leuten die genau in die in allen Reisefuehrern und -Filmen propagierten Orte fahren, dort die ueberfuellten und ueberteuerten Locations besuchen, als Steigerung die Bemuehungen der Bewohner ganzer Laender kollektiv schlechtmachen, aber Alternativen nicht mal ernsthaft erwaegen, und als Superlativ mit ihrer eigenen Haltung unzufrieden sind ohne diese zu aendern, wobei das alles zum Gipfel noch ausgeht von Menschen aus einer Gesellschaft, in der komplexes Wissen Standard und individuelle Freiheit in vergleichsweise hohem Mass verwirklichbar ist - das ist schon ganz schoen krass.

Aber gerade drum interessiert es mich jetzt auch, reisende: wie geht's dir jetzt und was hast du letztendlich gemacht?
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reisende

« Antwort #21 am: 27. März 2016, 06:52 »
Ich habe überhaupt nichts gemacht. Habe mich meinen Depressionen hingegeben und habe 2 Wochen in einem überfülltem Hostel (in dem es leider viel zu selten so leise war wie ich es gebraucht hätte) in einem kleinen Örtchen in den Bergen nahe einer kleinen Stadt außerhalb Medellins verbracht, in der tatsächlich auch ein paar Kolumbianer dauerhaft lebten. Zwischendurch noch eine verrückte Reise mit zwei Argentiniern und einem verrückten Maler aus Antioquia. Da habe ich es dann auch mal geschafft, ein paar vom Tourismus nahezu freien Orte zu bereisen. Es gab Hospedajes, aber keine "Gringos". Und ja, die Menschen waren sehr großzügig. Was aber auch vor allem an dem charmanten Maler lag, der einfach alle dazu überreden konnte, uns was zu Essen und zu Trinken zu geben. Einmal kam ich allein an einem Haus mitten im Dschungel an und habe Essen bekommen, ohne darum zu bitten. Das war sehr freundlich.
Vom Essen in den Restaurants bin ich immer noch wenig begeistert. Heute war ich mal zur Abwechslung beim Chinesen. Es schmeckte überhaupt nicht. Danach habe ich das meiner jetzigen Hostelmutter erzählt und sie hat mir gleich ihr Selbstgekochtes angeboten (Wir helfen uns hier gegenseitig. Ich massiere ihren kranken Fuß, und sie bietet mir ihr Essen an ;) ). Das hatte wenigstens Geschmack. Wieso die in den Restaurants keine Gewürze benutzen? Das wusste sie leider auch nicht, sei aber so.

Ansonsten finde ich, auch wenn ich selbst koche, schmeckt es mir hier einfach nicht so wie sonst. Vielleicht liegt das daran, dass die Tomaten hier einfach nicht den gleichen Geschmack haben. Oder überhaupt so einige Zutaten, die ich sonst gerne verwende. Irgendwie fehlt das Aroma. Ja, es gibt ein paar tolle Früchte. Ich bin zum Beispiel ein Fan von Pitahaya. Gibt es leider nicht immer und überall und hat seinen Preis. Ansonsten lebe ich überwiegend von Mangos. Komischerweise gibt es auch nicht immer Bananen, heute habe ich wieder vergeblich danach gesucht.
Aber es gibt immer Kochbananen. Ja, die kenne ich, koche ich auch Deutschland manchmal.

Tja... Ich glaube, das ging mir in Australien auch schon mal so mit den geschmacklosen Tomaten, allerdings hatte ich die im allerbilligsten Laden gekauft.

Meine Kreditkarten habe ich endlich! Heureka! Jetzt kann ich mir nach 9 Wochen Kolumbien auch endlich mal nen Flug woandershin kaufen.

Wenn man sich irgendwie nicht wohl fühlt, kann man sich natürlich viele Gründe ausdenken, woran das wohl liegen mag. Vielleicht war es wirklich dieser erste Eindruck in Cartagena, die Überfüllung, die vielen Leute, das enge Hostel, die schlechte Luft, etc, dann wurden mir meine Kreditkarten eine nach der anderen auf verschiedene Weise geklaut, was mir auch in 2 Jahren Reisen anderswo nie passiert ist. Dann musste ich die ganze Zeit warten mit dem Ergebnis, dass meine Banken beide unabhängig voneinander verschiedenen Mißverständnissen unterlagen bzw. mir Falschauskunft gegeben hatten, so dass sich das Ganze noch mehr hinausgezögert hatte und insgesamt 1,5 Monate dauerte. So viel Pech kann man doch gar nicht haben. Das Senden der Karten mit DHL nach Medellin hat übrigens nur 3 Tage gedauert. Mittlerweile bin ich auch in einem Hostel, wo weniger los ist, außerhalb Poblados, und das ist auch echt gut so. Trotzdem bin ich kein Stadtmensch und will hier einfach nur raus, habe hier aber noch ein paar Sachen zu erledigen (mir hat jemand ein Gerät kaputt repariert und muss da jetzt noch mal hin. Ich habe einfach ständig Pech hier. Dann hatte ich eine neue Brille bestellt, die erstmal in der falschen Stärke angefertigt wurde. Ich sags ja, ich habe einfach ständig Pech hier).

Vielleicht ist es auch einfach egal, warum meine Stimmung in Kolumbien insgesamt nicht so toll war, und ich muss einfach loslassen und weiterfahren/-fliegen ins nächste Land, und irgendwann werde ich es vielleicht wissen, wieso ich mich hier insgesamt nicht so wohl gefühlt habe wie z.B. in der Dominikanischen Republik, auch wenn ich zwischendurch immer wieder mal sehr nette Menschen kennengelernt habe. Wenn ich Gründe finde, finden andere Gegengründe. Vielleicht harmonieren Kolumbien und ich eben nicht so perfekt, ohne besondere Gründe. Oder ich finde es eben einfach nicht spannend genug.

Ich erinnere mich, dass ich mal in Indien ein echtes Tief hatte, weil ich einfach die Leute nicht mehr ertragen konnte, die uns ansprachen, anbettelten, was verkaufen wollten, übers Ohr hauten, etc. etc. und ich mich dann in Thailand erstmal von dem Erlebnis erholen musste.
Hier ist das nicht so, aber vielleicht muss ich mich von irgendwas anderem erholen, was ich jetzt noch nicht genau benennen kann, was es ist. Das mit dem Tourismus war so eine Idee von mir, denn es gab einfach überall, wo ich war, ziemlich viele Touristen.
Und mal ehrlich.... Wieso fährt man denn in ein Land, wenn nicht, um die schönen Orte dort zu sehen? Ich habe ganz ehrlich noch nie einen so überbevölkerten Nationalpark wie Tayrona gesehen (mit Ausnahme vom Ngorongoro-Krater in Tansania, das war wirklich die absolute Höhe des Safari-Tourismus, allerdings waren da alle Leute in Autos, und ich zählte 50 Autos an einem Fleck).
Wenn jemand nach Berlin im Sommer kommt, fährt er doch auch nicht nach Werder. Was soll man denn da. Da fahren die Leute nur hin, wenn Baumblütenfest ist.
Jedes Jahr wächst der Tourismus immer mehr und mehr. Ein Bekannter von mir war vor 40 Jahren in Thailand, als es noch ganz anders war als heute. Jetzt wolle er da auch nicht mehr hin. Ein anderer Bekannter hatte mal auf Bali gelebt. "Da kann man gar nicht mehr hinfahren!" sagt er heute. Andere Leute haben auch den Eindruck, dass Reisen heute nicht mehr das gleiche ist wie früher.  Ist doch eigentlich echt schade, dass man heutzutage an die weniger schönen Orte fahren muss, um seine Ruhe zu haben. Oder an Orte, die (derzeit noch) etwas schwerer zu erreichen sind wie Cabo de la Vela, und die Dank der Faulheit der Reisenden bisher noch vom großen Tourismus verschont blieb. Das wird sich sicherlich auch bald ändern.

Das Gefühl, frei zu sein, habe ich irgendwie beim Reisen hier vermisst (außer ab und zu allein in der Natur). Ich fühle mich einfach nicht frei. Warum, weiß ich nicht. Seit meiner Ankunft in Cartagena fühle ich diese Bedrückung immer wieder auf verschiedene Weise. Vielleicht ist die Zeit mit mir und Städte (oder auch geschäftige Dörfer) bereisen und unter vielen Leuten sein einfach vorbei. Ich kann nur noch mit Natur und Ruhe.

Ein Zimmer bei Airbnb, etc.... Das will ich definitiv noch mal ausprobieren. (Habe ich bisher nur in Deutschland probiert.)

Dass man als Pärchen ein anderes Reiseerlebnis hat, ist auch klar.

So, ist der Stand der Dinge. Ich mache mich bereit, einen Flug zu kaufen. Jetzt, wo ich endlich die Kreditkarten habe.

Und hier noch mal ein Foto von Guatapé aktuell.



Ich glaube, der Wasserspiegel steht jetzt tiefer. Zumindest sind überall etwa 1-2 Meter hohe Ränder.
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Degna

« Antwort #22 am: 27. März 2016, 08:01 »
Hey reisende,
kann glasklar nachvollziehen, was dich abnervt und was du zum Ausdruck bringen willst.
Mein Vorschlag wäre a) was dir andere auch empfohlen haben:Weich ab von der main stream backpacker route und finde abseits schöne  Plätze, die dich wieder aufbauen.
b) da du aber ziemlich abgenervt scheinst und wenn mal erst der Wurm drin ist: wechsel doch einfach das Land.
Ich war Okt/Nov in Brasilien  und fand es nur toll. Du dürftest  dort nur sehr wenige backpacker finden und auch das Essen käme  dir entgegen.
In Brasilien gibt es überall  tolle buffets, die teilweise per Gewicht bezahlt werden. Die Auswahl ist gigantisch, da dürftest  du auch als Vegetarier keine Probleme haben.
Ich  hatte speziell im Amazonasgebiet so den Eindruck, dass der Massentourismus  einfach noch nicht so verbreitet  ist. Obwohl wir mit lonely planet gereist sind, haben wir in 2Monate weniger als 10Backpacker getroffen, warenfast nur unter Einheimischen und haben unsere Zeit genossen.
Ich bin in einer vergleichbaren Situation  wie du:ich bin seit 2Monaten teilweise  alleine, teilweise mit meinem Lebenspartner  in Indien und bin nur noch abgenervt von dem Dreck, der Armut und dem ständig drohendem Diebstahl.
Zuerst wurde mir mein Trolley mit Klamotten und Kosmetikzeug im Zug gestohlen. 14Tage später  habe ich im Bus meine gesamtes Bargeld +Reisepass an Taschendiebe verloren.
Obwohl  wir aufpassen wie Messer, wurde um Haaresbreite gestern meinem Lebenspartner der Trolley gestohlen.
Ok, Rückflug  ist gebucht,...... habe nach 2Monate absolut genug, obwohl ich 4-5Monate geplant hatte.
Hoffe es geht dir bald besser, kann deine Gedankengänge  nachvollziehen.
Lg Claudia
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farmerjohn1

« Antwort #23 am: 27. März 2016, 09:29 »
Da liegt etwas Marionettenhaftes in der Luft in Kolumbien, vergleichbar dem was auch in Indien spuerbar - das ist wohl eine gute Beobachtung. Ich vermute, das ist eine der Folgen von Korruption und Gewalt; zwar mag es Graduierungen und Lebensbereiche verschiedener Auspraegung geben, aber ich habe kein Land kennengelernt und von keinem glaubhaft gehoert oder gelesen in dem das heute wesentlich anders waere. Wenn du diesen Ort findest, gib doch bitte die GPS_daten durch, ja?
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Vombatus

« Antwort #24 am: 27. März 2016, 11:18 »
Das Thema Tourismus muss ich doch nochmal aufnehmen, weil irgendwie ungleichgewichtig. Vielleicht sollte jeder von uns nochmal darüber nachdenken? Ein berühmtes Zitat: Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.

Hier wurde ein guter Link gepostet, der sich auch mit dem Thema auseinandersetzt. http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=9164.msg88256#new
Zitat:
Frage: Gibt es etwas, was Touristen noch weniger mögen als Staus, schmutzige Strände und schlechtes Wetter.
Antwort: Andere Touristen.

Klar, mich stören sie genauso die Massen an Touristen an einigen Orten und auch nur zwei einzelne, die mir zu dummes Zeug reden. Furchtbar. Finde mich dann oben im erwähnten Link wieder.

Letztendlich liegt es aber an mir und meinen Erwartungen. Es liegt an mir etwas daran zu ändern. Ich bin Teil des Problems. Ich glaube es ist falsch pauschal die Touristen dafür verantwortlich zu machen. Ebenso die Einheimischen, die dadurch Profit schlagen.

Das Massentourismus auch unglaubliche Schäden anrichtet muss man nicht erwähnen. Schlimm genug.
Selber ein Tourist zu sein und sich darüber zu beschweren ist dann aber der falsche Weg.


Dir "reisende", ab jetzt endlich wieder eine gute Reise und erweckende Freude und Gelassenheit.
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reisende

« Antwort #25 am: 27. März 2016, 18:37 »
@Degna (Claudia)
Das tut mir leid, ihr habt aber viel Pech auf einmal. Ich war damals 7 Wochen in Indien, und das hat mir echt gereicht, allerdings wurde mir nie was gestohlen. Ich würde trotzdem wieder hinfahren, vielleicht in andere Bundesstaaten diesmal. Einfach, weil ich die indische Kultur, das Essen, die Kleider, die Tempel etc. einfach toll finde. Obwohl mir auch das zu viel sein kann.
Brasilien hört sich gut an, vielleicht mach ich das später in meinem Leben nochmal. Ich glaube, ich werde jetzt trotzdem einfach zu meinem ursprünglichen Reiseplan zurückkehren, den ich hatte, bevor mir Leute Südamerika und Kolumbien eingeredet haben. Ich hatte eigentlich nie geplant, hierher zu kommen. Das war spontan anhand von Empfehlungen, und ich wäre sehr traurig, nach Hause zu fahren, ohne meine ursprünglichen Reiseziele  zu bereisen (die ich jetzt mit Absicht nicht nenne, denn ich habe keine Lust auf noch mehr blöde Kommentare seitens Leuten, die mich nicht verstehen wollen).

Was den Tourismus an sich betrifft: Für mich heißt das einfach, dass es Zeit wird, anders zu reisen. Ursprünglich hatte ich das für diese Reise auch vor, aber dann war es doch einfach zu einfach, in die alten Backpacker-Bahnen abzugleiten. Es ist ja alles schon fertig gemacht, so viel bequemer etc.
Es ist definitiv klar, dass ich anders reisen will. Ich kann es bloß noch nicht umsetzen. Ich würde lieber mal an einem Ort länger bleiben. Mir dort ein Appartment für nen Monat oder mehr mieten und dort normal leben und kein Touri sein. Oder irgendwo Arbeit annehmen, sei es Voluntärarbeit. Das kann dann auch in typischen Touri-Ländern sein, eben etwas abseits vom Main-Touristrom. Schließlich geht es ja darum, ob mir das Land gefällt und nicht, wievielen anderen Leuten auch das Land gefällt.

Gründe, warum ich das noch nicht gemacht habe:
- Entweder ich fand keinen Ort, der mir geeignet dafür erschien und mir ausreichend gefiel
- Oder ich war an einem schönen Ort, wollte aber noch mehr sehen, bevor ich mich entscheide
- Kann generell nicht lange an einem Ort bleiben, irgendwie zieht es mich immer weiter

Also eine rein psychologische Sache. Da auch ich mit den Jahren immer ruhiger und gelassener werde, bin ich aber zuversichtlich, dass ich dieses Ideal irgendwann doch noch mal erreiche. Vielleicht dann nicht mehr auf dieser Reise.





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farmerjohn1

« Antwort #26 am: 27. März 2016, 18:43 »
Im Folgenden denke ich nochmal laut ueber das Thema Tourismus nach - und den Verweis auf Enzensberger.

Eines der gelungensten Werke zum Thema Tourismus ist fuer mich nach wie vor  dieser koestliche Fernseh-Mehrteiler 'Wilder Westen Inklusive' irgendwann Ende der 1980er /Beginn der 1990er Jahre, mit Peter Striebeck als verunsicherter Vater, Krystina Janda als selbstsuechtige Mutter, Katja Studt als lebenslustige Teenagerin und Heinz Schenk als noergelnder Rentner, ueber ein geschiedenes hamburger Elternpaar, das durch ein Missgeschick in der Urlaubsplanung gemeinsam mit pubertierender Tochter in einer Reisegruppe durch den Suedwesten der USA landet. Das sollte sich auch reisende per youtube mal jetzt 'reinziehen - auch wenn die gesellschaftlichen Klischees lange 'passés' sind, ein zeitloses Vergnuegen.

Ich kann dich schon verstehen im Sinne von 'dir gedanklich folgen', reisende - du warst frueher wohl mal ein ziemlich begeistertes und integriertes Mitglied der backpacker community, hast da alle Phasen und Rollenvarianten durch und stellst heute fest dass du da rausgewachsen bist, hast nur noch keine passende neue Form gefunden und faehrst deswegen den eingefahrenen frame weiter bis sich irgend eine passendere Option auftut. Diese Situation findet eben jetzt statt wo du eben zufaellig in Kolumbien gelandet bist und das hat, wie ich aus der Reaktion schliesse, mit Beobachtungen vor Ort selbst nicht sehr viel zu tun - ausser vielleicht dass es Laender gibt in deren Gesellschaft die Hippie-Zeit deutlich  sichtbarere Spuren hinterlassen hat als gerade in Kolumbien. Sehe ich das ungefaehr richtig jetzt?


 http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=9164.msg88256#new):
Dem dort  erwaehnten schweizer Soziologen Schaefer (der der feststellt, dass Touristen noch eher schmutzige Straende moegen als andere Touristen) ist mindestens teilweise zuzutimmen - und dessen Gedankenvektor weitergefuehrt ist ja auch anzunehmen, dass jemand, der mal auf dem Eiffelturm war und die Vorzuege eines croissants mit cafe-au-lait genossen hat, sich nicht so leicht ueberreden laesst die Waffe gegen die dort beheimateten Menschen zu erheben wie jemand der nie aus seinem Dorf in Katzeklapprig rausgekommen ist, dem der Dorflehrer puenktlich zum Ausbruch des 1. WK sagt: 'Franzosen essen kleine Kinder zum Fruehstueck', und der eines Tages in Uniform gesteckt und bewaffnet wird und immer nur von seinem Fuerst oder Fuehrer hoert 'die und die Leute da haben das und das und sind so und so, und deswegen ist jetzt deine Pflicht die da wegzuputzen, zack-zack!'
 
Insofern ist selbst noch von der simpelsten und flachsten Form des Massentourismus (egal ob mit Rucksack, Aktenkoffer, Thomas-Cook-Gepaeckaufkleber oder von mir aus gar Fussballclubfahne) zu erwarten, dass der Tourismus - in ausreichender Menge, Ausdehnung und ueber lange Zeit verwirklicht - zum Frieden in der Welt beitraegt; das  hat die globalisierte Welt, wenn es sich dabei denn um eine nachhaltige Entwicklung handeln soll, tatsaechlich dringend noetig.
Und selbst wenn die Annahme in einigen Faellen falsifiziert wird, sind viele Konsequenzen, v.a. die schwindenden Originalitaet des einzelnen Reiseerlebnisses, dann eben hinzunehmen und vergleichsweise harmlos. Es leben die kommunizierenden Roehren.

Trotzdem (oder besser gerade deshalb) wuensche ich mir zur Herbeifuehrung allseitiger win-win-Situationen Reisende (ob mit Rucksack oder Schalenkoffer oder Designer-Taeschchen ist mir ziemlich wurscht) etwas weniger Herdentrieb und etwas mehr individuellen Mut und Neugier fuer 'out of the beaten track' und eigene Neuentdeckungen beim Reisen. Sicher faehrt man in ferne fremde Laender um dort die schoenen Orte zu sehen. Es gibt  auch ein paar symbolhafte highlights die sollte man echt nicht verpassen, wenn man schon mal in einer Region ist: da ist es dann eben voll, mit allen Begleiterscheinungen - die man ja, wenn man sie nicht mag, auf ein zeitliches Minimum reduzieren kann.

Informationen und Empfehlungen sind aber immer auch gefaerbt, gehen oft einher mit den Interessen derer die sie geben oder sind sogar nur nachgeredet. Zudem sind Geschmacksurteile alles moegliche nur nicht objektiv.
Ob ich mich gerne irgenwo aufhalte und den Ort toll finde, und ob er mehr oder weniger spektakulaer ist als andere Orte oder als sein Ruf, weiss ich nicht - solange ich mich nicht selber dort hinbegeben habe.

Wer reist sucht ja irgendwelche Arten von Erfahrungen. Erfahrungen, die man nur machen kann, wenn man sich physisch in konkrete Situationen begibt, in denen man dem gelebten Resultat von Sichtweisen ausgesetzt ist, die andere Menschen mit anderen kulturellen Voraussetzungen auf das Leben haben. Und keine abstrakten Erkenntnisobjekte bzw. -methoden, wie z.B. ein Philosoph oder ein Mathematiker - dazu muesste man ja auch nicht unbedingt reisen.

Auch Enzensberger ist da einseitig, denn  er geht ja offenbar davon aus dass der Reisende/Tourist entweder sich selbst betruegen oder andere mit der gemachten Reiseerfahrung ueberrumpeln will. Ich erinnere mich mehr oder weniger an den Enzensberger-Text ueber Tourismus, aus dem das Zitat entnommen ist, noch aus Schuelerzeiten - eine sehr scharfsinnige und in vieler Hinsicht zutreffende Analyse des westeuropaeisch-amerikanischen Reiseverhaltens im spaeten 20.  Jhdt. Doch  leider auch ganz schoen mit  propagandistischen Untertoenen eines typischen Schreiberlings versehen, der mitten im Saus und Braus des westdeutschen Wirtschaftswunders sehr gut davon verdient und lebt, dass er fuer das links ausgerichtete politische Spektrum ganz schoen ins Horn blaest. Ist zwar nach den Regeln der Kunst erlaubt - dennoch erscheinen mir Leute, deren Worte mit ihrem sonstigen Handeln eher uebereinstimmen, vertrauenserweckender. 
Aber sicher - solch ein 'Enzensberger-Tourist'  zerstoert moeglicherweise tatsaechlich das was er sucht indem er es findet.
Ich sehe den  halt bloss Grund nicht ein, aus dem andere das zwingend zu ihrer eigenen Voraussetzung/Ausgangsposition machen sollen.
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