Ein allgemeines Wort bezüglich deiner Ausbildung: Der Fähigkeitsausweis als Applikationsentwickler ist sicherlich eine gute Basis, vor allem wenn du noch die Berufsmittelschule abgeschlossen hast. Wenn du international (und auch in der Schweiz) im Bereich Software-Entwicklung an anspruchsvollen Projekten arbeiten und dich weiterentwickeln möchstest, ist der beste Weg dorthin aber ein Hochschulabschluss. Studiengänge im IT-Bereich gibt es viele, auch mit Schwerpunkt Software-Engineering / Entwicklung. Sobald du Student bist, ergeben sich viele Möglichkeiten für Auslandsemester (diese Option wird gerade im technischen Bereich viel zu wenig genutzt in der Schweiz).
"Nur" mit der Berufslehre dürfte es schon deutlich schwieriger werden. Du hast zwar recht, die Schweizer Berufsausbildung weist ein hohes Niveau auf und geniesst international einen guten Ruf - sofern man sie dann kennt (was eher sehr selten der Fall ist). Den Stoff, den du während einem mehrjährigen (Bachelor- oder Master-) Studium im Bereich Software-Entwicklung bearbeitest, geht dennoch weit über das hinaus, was in der Berufslehre / Berufsschule behandelt wird. Mit einem Studium und deiner bereits vorhandenen Praxiserfahrung hast du später sehr gute Chancen.
Natürlich sind Abschlüsse und Zertifikate nicht der einzige Weg. Wenn du eher der "Macher-Typ" bist, selbst wirklich was auf die Beine gestellt hast, kannst du zumindest junge und innovative Unternehmen durch Taten statt Zertifikate überzeugen. Das kann beispielsweise eine selbst entwickelte, gute und innovative App oder Internetplattform sein. Dennoch würde ich das insgesamt als schwieriger beurteilen.
Darum mein Tipp: Wenn es dir ernst ist mit der internationalen Arbeit im SW-Entwicklungsbereich, guck dich nach einem Studium um und informiere dich über Auslandsemester. Die ersten zwei Semester würde ich in der Schweiz verbringen, damit du dich erst mal an den Hochschulalltag gewöhnen kannst. Im Anschluss kann es richtig losgehen.
Zum Englisch: Bedenke, dass fliessendes Konvesationsenglisch nicht automatisch bedeutet, dass du problemlos in einem englischsprachigen Land beruflich zurecht kommst. Ich spreche bespielsweise fliessend und praktisch akzentfrei Englisch und kann mich mündlich sehr gut ausdrücken. Aber eine 50-seitige technische Dokumentation stilsicher auf Englisch verfassen ist eine andere Sache. Wenn es ein internationales Unternehmen mit Mitarbeitern aus aller Welt ist (sprich viele haben Englisch als Zweitsprache), dann dürfen Texte auch mal etwas holprig sein. Bist du aber in einer rein muttersprachlichen Umgebung, sind die Ansprüche u.U. schon etwas höher. Natürlich kenne ich deine Fähigkeiten nicht im Detail und möchte lediglich auf diesen Umstand hinweisen.
Natürlich ist das auch total abhängig vom Beruf. Arbeiten im Hostel, in der Gastronomie oder in der Landschwirtschaft usw. erfordern keine besonderen Sprachkenntnisse. Als SW-Entwickler oder in vielen anderen Bürojobs gilt es aber zum Beispiel, längere Dokumentationen, Protokolle oder Präsentationen in Englisch zu verfassen. Dabei wird erwartet, dass du schriftlich stilsicher bist. Diese Sicherheit gewinnst du, wenn du ein oder zwei Semester in einer englischsprachigen Uni verbringst und dort Arbeiten etc. verfasst.
Wenn du im Moment Fernweh verspürst, dann mache einfach eine kleine oder grössere Reise vor einem allfälligen Studium und versuche, gut zu haushalten und immer möglichst viel Geld zur Seite zu legen. In den Semesterferien ist ebenfalls viel Zeit, sofern du da nicht arbeiten musst, um dein Studium zu finanzieren.
Viel Erfolg!