Vorneweg was ich mit diesem Post erreichen möchte: Ich hoffe ich kann einigen von euch, die vor einer Weltreise stehen behilflich sein. Dieses Forum hat mir viele Antworten beantwortet und jetzt will ich mal etwas der Community zurückgeben. Es wird ein Bericht lediglich über meine Gefühlswelt sein und nichts anderes.
Damit es schon mal gesagt ist: Wenn ihr in einer Beziehung gerade befindet und euch wundert ob das mit der Weltreise gut geht -> MACHT DIE REISE. Ihr würdet es ansonsten bereuen. Im Nachhinein kommt eventuell doch alles ganz anders, ob ihr jetzt zuhause seid oder nicht. Meine (Ex-)Freundin hat mich z.B. ca. 3 Monate, unabhängig von der Weltreise, nachdem ich zurück kam von mir getrennt. Aber zu dem Punkt kommen wir noch.
Vorgeschichte:
Seit ich klein war als Kind, habe ich mir diese Idee in den Kopf gesetzt von einer Weltreise. Das hatte sich über all die Jahre auch nie verändert. Anfangs meiner 20er Jahre hatte ich endlich genug Geld zusammen, um meinen Traum in Realität umzusetzen. Ich konnte meinen Chef davon überzeugen mir ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu gewähren, was nicht einfach war, aber ich war durchsetzungsfähig und es ging. Als ich dann endlich das definitive OK bekam, war meine Route und alles schon ziemlich klar. Dann passierte etwas total Unerwartetes: Ich habe mich verliebt... in meine beste Freundin. Ist einfach so zwischen uns passiert. Grundsätzlich das Beste und gleichzeitig von Timing her Blödeste was mir/uns passieren konnte.
Wir kamen zusammen und es entwickelte sich zu der besten Beziehungen, die ich je hatte. Natürlicherweise habe ich mit mir dann zu kämpfen gehabt: Kann ich die Reise immer noch so durchführen? Soll ich wirklich gehen? Würde es die Beziehung überleben, und und und. Fragen über Fragen. Zum Zeitpunkt war die Abreise noch ca. ein Jahr entfernt. Ein totales Gefühlschaos.
Meine Freundin war zum Glück selbst vom Reisen total begeistert. Sie hat mir immer wieder bestätigt, dass es schon klappen wird und ich es ansonsten bereuen würde. Ich wäre ja nicht sooo lange weg. Ich habe dann meine Route ein klein wenig angepasst, damit wir uns mitten in der Reise treffen können und wir das eine Land zusammen bereisen können, nämlich ihr Traumland. Zwischen uns lief es immer wie besser und war zuversichtlich, dass alles gut kommen wird. Dann gab es eine wunderschöne Abschiedsparty und wir verbrachten nochmals eine letzte Nacht zusammen. Es fühlte sich schon ganz komisch an zu wissen, dass ich meine Traumfrau für die nächsten 4 Monate nicht mehr sehen werde.
Die Reise:
Ich war am Anfang überwältigt von den vielen Eindrücken und Menschen, die man kennenlernte. Ich brauchte ca. einen Monat, um mich langsam an den Reisealltag zu gewöhnen. Dank Skype konnten wir unsere Beziehung weiterführen. Teilweise unterhielten wir uns täglich. Es kam vor allem von ihr aus. Sie vermisste mich ziemlich stark. Ich natürlich auch, hatte aber das einfachere Los gezogen. Hatte ständig neue Eindrücke und bestes Wetter, während es bei ihr bitterkalt war. Es verging kein Tag an dem ich nicht an sie dachte. Was für mich aber nichts Negatives war. Keine Sorge, ich konnte meine Reise trotzdem in vollsten Zügen geniessen und befand mich "im Moment" wenn es nötig war. Ich war mir eher dadurch noch mehr sicher, dass ich diese Frau liebe. Somit kam es mir auch nie in den Gedanken etwas mit einer Reisebekanntschaft anzufangen. Obwohl sich natürlich Optionen boten. Nicht mal für einen Bruchteil einer Sekunde habe ich darüber nachgedacht. Es war interessant: Wir hatten trotz der riesigen Distanz noch bessere Gespräche wie vorher. Ich empfand es eher so, dass unsere Beziehung sich noch viel mehr vertiefte durch die Distanz.
Es gab alleine natürlich nicht nur gute Tage, da will ich ganz ehrlich sein. Es gab auch sehr einsame Tage an denen ich teilweise dachte, was mach ich überhaupt hier? Und dann paar Tage später wieder dachte, was ich für idiotische Gedanken habe. Gibt halt auch auf einer solchen Traumreise Hochs und Tiefs, wie auch zuhause.
Nach 4 Monaten war es dann soweit und ich konnte sie vom Flughafen abholen. Endlich waren wir wieder vereint. Hatte glaube ich noch nie so einen Glücksrausch wie in diesem Moment. Wir reisten zusammen ca. 1 Monat und ich blieb dann noch ein paar Wochen. Ich hatte das Gefühl alles lief gut. Waren ein super eingespieltes Team und die paar Wochen schaffen wir jetzt auch noch! Es gefiel mir nämlich noch viel besser mit ihr zu reisen, als alleine. War einfach traumhaft!
Die Rückkehr/Trennung:
Sie holte mich vom Flughafen ab voller Vorfreude. Die nächsten paar Wochen waren super. Ich traf alle meine Freunde wieder, gab viele tolle Reunions und die Beziehung lief auch 1A. War noch nie so glücklich in meinem Leben. Ich fühlte mich als ob mir die Welt zu Füssen und liegt und das ich jetzt einfach alles schaffen kann. Dachte ich zumindest...
Meine Freundin wurde plötzlich immer wie distanzierter. Ich versuchte herauszufinden warum. Sie erklärte mir, dass es ihr einfach nicht so gut ginge im Moment und es nicht an mir liegen würde. Alles klar. Also habe ich Sie so gut wie möglich unterstützt. Es vergingen Wochen, bis ich plötzlich das Gefühl hatte, es gehe wieder bergauf mit ihr. Haben sogar noch weitere Trips gebucht. Tja ein paar Tage später hat sie sich einfach von mir getrennt, für mich völlig aus dem Nichts. Denn ihre Begründungen waren mehr als fragwürdig. Auf die ich jetzt nicht genauer eingehen möchte. Das ich am Boden zerstört war, ist eine massive Untertreibung. Meine komplette Welt brach zusammen. Ich ass wahrscheinlich für eine ganze Woche nichts mehr. Betrank mich nur noch und alles war für mich plötzlich total sinnlos geworden. Auch dem Gefühl von der Reise alles schaffen zu können und das Glück, sowas erleben zu dürfen, war plötzlich weg. Nur noch ein endloses, stockfinsteres Loch blieb übrig. Dank meiner grossartigen Freunde konnte ich wieder aus diesem Loch rausfinden.
Habe noch ein paar Gespräche mit ihr danach gehabt und habe mit ihr sogar noch die geplanten Trips durchgeführt. Es war nicht einfach, aber es war wichtig für mich zum Abschliessen. Nochmals ein letztes Mal dafür zu kämpfen. Meine Fragen wurden beantwortet und es kam heraus, dass es ihr psychisch wirklich nicht gut geht und das ich persönlich bzw. die Reise rein gar nichts mit der Trennung zu tun hat.
Jetzt/Fazit:
Paar Monate sind vergangen seit der Trennung. Lebe nun in einer neuen Wohnung. Versteh mich mit meiner Ex-Freundin immer noch gut. Habe meinen alten Job noch. Habe jedoch durch die Reise und durch die Trennung eine total andere Sicht auf meine Umgebung. Es fällt mir nun eher schwer mich für etwas zu begeistern, Arbeit kann ziemlich langweilig sein, was es aber vorher schon war. Man erlebt halt so viele atemberaubende Dinge auf der Reise, da kann die gewohnte Umgebung einem schon fad vorkommen. Teilweise fühle ich mich auch ein klein wenig verloren, denn ich habe meinen grossen Traum tatsächlich erfüllt. Nun sitze ich hier, ohne wirkliche grösseres Ziel oder Plan wie es weitergehen soll und lebe einfach mal vor mich hin. Ich denke dies ist auch mal nötig. Vielleicht gehe ich bald auf eine 2. Weltreise, vielleicht mach ich eher viele kleinere Trips, vielleicht finde ich auch gefallen am sesshaften Leben. Keine Ahnung. Und ich meine das nicht mal negativ, sondern eigentlich ist es eine schöne Sache einfach mal mit dem Fluss zu schwimmen.
Zum Schluss: Die Reise war das Beste was ich je gemacht habe, ich bereue rein gar nichts und würde auch alles nochmals genauso machen, wie ich es gemacht habe. Schlussendlich zählt im Leben nur der Moment und denn werde ich bis an mein Lebensende versuchen zu geniessen. Vergangenheit oder Zukunft existiert nur in unseren Köpfen.
Ich wünsche allen viel Spass, die auf eine Weltreise gehen oder sich gerade auf einer befinden! Lasst euch nicht von einer Beziehung, Job oder sonstigen Gründen davon abhalten euren Traum zu leben. Man lebt nur einmal.
Alles Gute