Thema: Kulturschock Deutschland  (Gelesen 13324 mal)

reisender0815

« am: 04. Juni 2012, 00:42 »
Hallo zusammen,

ich bin vor 2 Tagen von meiner 16 Monatigen Reise zurueckgekommen. Da ich fast aussschlieslich in 3.weltlaendern war, und damit mittlerweile sehr gut umgehen kann, habe ich nun den groessten Kulturschock in Deutschland bekommen.
Die Luxusprobleme, ueber unnotieges Reden und diskutieren, das Gemecker...
Ist das noch jemand so gegangen und geht das Weg oder ist es dann wohl besser wieder abzuhauen und sich wo anders niederzulassen.

Reiseinfos:
Chile-Bolivien-Peru-Ecuador-Kolumbien-USA(2 Wochen Stoppover)-Mongolei-China-Laos-Thailand


Ich bin sehr gespannt ob es noch jemand so gegangen ist oder geht.
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Sebastian81

« Antwort #1 am: 04. Juni 2012, 05:31 »
Typisch Deutsch ist übrigens nicht über andere zu meckern, sondern über Leute die meckern zu meckern.
Falls das jetzt gemeckert war, habe ich über jemanden der über Meckernde meckerte gemeckert... I feel so German right now!  ;D

Ich persönlich mag Deutschland sehr. Durch die Reise noch viel mehr. Denn in wenigen anderen Ländern - dazu gehören sicher Holland und die Schweiz - sind die Menschen so kultiviert und tolerant. Klar gibt es hier, wie auch sonst überall auf der Welt, jede Menge Deppen, aber von denen sollte man sich halt nicht runterziehen lassen.
Ich freue mich wirklich schon wieder zurück zu kommen, bei Mama am Tisch zu sitzen und mit meinen Freunden ein leckeres, frisches Altbier zu trinken. So werden meine ersten zwei Tage in Deutschland aussehen und die werde ich mir - genau wie zwei Reisetage - von niemandem vermiesen lassen.
FÜR: Reisespirit auch daheim!

Was wäre denn deine Alternative zu Deutschland? Eines der von dir bereisten Länder?

djmuh

« Antwort #2 am: 04. Juni 2012, 20:34 »
Ja, ich kann dich da gut verstehen. Am Anfang ist das echt hart, aber nach so ca. einem halben Jahr habe ich langsam wieder angefangen zu denken, ich wäre wieder voll integriert was Arbeit, Freunde und ein "geregeltes" Leben angeht. Allerdings war das nur zeitweise so, denn gerade dieses Wochenende (ca. genau ein Jahr nach der letzten langen Reise) habe ich entschieden, dass ich Mitte/Ende 2013 wieder weg muss...

Und das ist dass geilste Gefühl! 8)

Also komm erst mal in Ruhe richtig an, treff alte Freunde und genieß die Zeit mit deiner Familie und versuch nicht in allem einen Sinn zu suchen. Und dann füll die Kasse langsam wieder auf und mach dich vom Ackaa, Altaa! :o

Halt die Ohren steiff und schreib mal alle Länder auf, in denen du noch nicht warst...  ;D

PS: Von der Flucht kann ich nur abraten, das habe ich auch schon zwischen meinen beiden langen Reisen versucht und ein halbes Jahr in einem Shitjob im Ausland gearbeitet. Es hat zwar so gerade gereicht, um die nächste Reise zu finanzieren, aber das war es dann auch.


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Einmalrundum

« Antwort #3 am: 04. Juni 2012, 21:56 »
Ich bin nun seit Januar zurück nach 16 Monaten Reisen. Seit diesem Wochenende habe ich wieder eine eigene Wohnung. Ich habe wie zuvor 85 m2 Altbau mit Stuck für mich aleine und man sollte denken das ich darüber glücklich bin. Leider ist das nicht so! Am liebsten würde ich alles wiedr Künden und nochmals abhauen! Mieine hübschen Möbel erinnern mich an vor der Reise und um ehrlich zu sein der ganze Rest auch. Ich brauch den ganzen Luxus Misst eigentlich gar nicht. Es ist mir viel wichtiger frei zu sein und gehen zu können wann immer ich will. Ich kann die ganzen Menschen mit Hypotheken, Schulden und grossen Autos nicht verstehen! Wie kann man so nur glücklich sein!
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PanchoVilla

« Antwort #4 am: 05. Juni 2012, 23:06 »
Du spricht mir aus der Seele!!!
 :)
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southern_cross

« Antwort #5 am: 06. Juni 2012, 09:24 »
Ich war weit nicht so lange weg wie ihr. Aber kann mit dem Besitz-Denken auch nix mehr anfangen und muss oft den Kopf schütteln, wenn ich megateure Autos oder schmucke neugebaute Wohnhäuser in der Größe eines mittleren Guesthouse sehe. Glücklicher sind diese Leute dadurch mit Sicherheit nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich befriedigend ist, seine ganze Zeit und sein Geld in die Erhaltung von solchen Statussymbolen zu investieren, und getrieben dadurch zu sein, das alles laufend finanzieren zu können. Und die andere Seite - richtige Freiheit und damit die eigenen wirklichen Grenzen - nie gespürt zu haben. "Besitz besitzt"...

Habe nach meiner letzten Reise in den letzten Monaten meinen kompletten Hausstand halbiert. Rigoros ausgemistet, entsorgt und verschenkt, Zeug im Internet und auf dem Flohmarkt verkauft. Wirklich nur das behalten, was persönlichen Wert hat. Sehr befreiend. Einkaufstouren zum Zeitvertreib mache ich nicht mehr, TV läuft so gut wie nie, gucke sehr selektiv und meistens übers Internet.

Der positive Nebeneffekt, wer authentischer lebt und sich nicht über Besitz ausdrückt, kann mehr für die nächste Reise zur Seite legen.  ;)

Im Job habe ich das erreicht was ich lange Zeit erreichen wollte, auf dieser Ebene werde ich mich neu orientieren, da ich ja doch irgendwas arbeiten muss um mir das Leben zu finanzieren ;), aber die große Karriere habe ich an den Nagel gehängt. Es interessiert mich nicht mehr. Die pulsierende Welt da draußen zugunsten einer Jobbezeichnung und mit dem hohen persönlichen Einsatz von Zeit (Überstunden, Abendveranstaltungen) nicht mehr zu spüren.

Danke nein.  :)

Und so geht es bei mir eigentlich jetzt ganz gut.
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little_earthquake

« Antwort #6 am: 06. Juni 2012, 12:51 »
ich muss euch ehrlich sagen, dass mich luxusprobleme schon immer genervt haben und ich es nie so ganz verstehen konnte. reise oder nicht. aber wenn ich das so lese von euch, freue ich mich richtig auf die zeit während der reise so richtig loslassen zu können von all dem was überflüssig ist.

ich sage nicht dass ich so leben möchte wie die leute in armen ländern die nix haben, da auch das andere extrem seine nerven kostet, aber ich denke etwas weniger an luxus bedeutet oft mehr lebensqualität.

das was ich bisher jedoch nach all meinen reisen bemerkt habe und ich mich auch heute täglich drüber ärger, ist die unfreundlichkeit der deutschen und die angewohnheit in allem nur das negative zu sehen. das ganze gegenteil hab ich in kanada erlebt und es war ein segen, von menschen umgeben zu sein, die stets hilfsbereitm, freundlich und von lebensfreude geprägt waren und jemandem NIE etwas böses unterstellt haben. und das vermisse ich sehr. ich kann mich mit sehr viel arrangieren, aber viele Länder in Europa und wir gehören dazu machen sich da Leben unnötig schwer indem sie in allem das böse vermuten und sich bei jeder gelegenheit über alles aufregen und kaum etwas positiv bewerten.
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querweltein

« Antwort #7 am: 07. Juni 2012, 09:48 »
Ich war weit nicht so lange weg wie ihr. Aber kann mit dem Besitz-Denken auch nix mehr anfangen und muss oft den Kopf schütteln, wenn ich megateure Autos oder schmucke neugebaute Wohnhäuser in der Größe eines mittleren Guesthouse sehe. Glücklicher sind diese Leute dadurch mit Sicherheit nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich befriedigend ist, seine ganze Zeit und sein Geld in die Erhaltung von solchen Statussymbolen zu investieren, und getrieben dadurch zu sein, das alles laufend finanzieren zu können. Und die andere Seite - richtige Freiheit und damit die eigenen wirklichen Grenzen - nie gespürt zu haben. "Besitz besitzt"...
Zitat von: Einmalrundum
Ich kann die ganzen Menschen mit Hypotheken, Schulden und grossen Autos nicht verstehen! Wie kann man so nur glücklich sein!

Ich finde es interessant wie intolerant wir achso toleranten Weltreisenden sein können ;)
Ich finde es durchaus ok, für sich selber festzustellen das man mit viel Besitz und großen Autos nichts (mehr) anfangen kann.
Aber Sätze wie "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich befriedigend ist, seine ganze Zeit und sein Geld in die Erhaltung von solchen Statussymbolen zu investieren, und getrieben dadurch zu sein, das alles laufend finanzieren zu können." fallen bei mir in diese falsche missionarische Intoleranz. 'Nur meine Art glücklich zu sein macht Sinn, alles andere KANN gar nicht ok sein/glücklich machen!'
Wo ist denn da nun die Toleranz, das es vielleicht andere Leute mit anderen Werten gibt? Hat uns das Reisen den Horizont nicht genug erweitert, um gerade solchen anderen Ideen offen gegenüberzustehen?

Immer wieder liest man das gleiche: Ich bin zurück, ich hab die ganze Armut gesehen, ich hab gemerkt ich brauch für mich nicht dies und jenes. Soweit so gut und wirklich toll!
Nur kommt im Prinzip immer dann der Satz: Wie können nur all die, welche ein dickes Auto haben, das sinnvoll finden. Und sich vielleicht - völlig unvorstellbar! - damit glücklich fühlen? Das darf doch fast nicht sein!

Ich denke mal, auch wenn ich jetzt etwas provokativ war, you get my point?
Vielleicht sind meine obigen Ideen ja mal ein interessanterer Diskussionsansatz als das ewige "ich bin zurück in D und hier meckern immer alle" Brei.

Gruß, Stephan

ps. BITTE: nicht als allzupersönlichen Angriff verstehen, die posts unten waren irgendwie nur der Aufhänger/Auslöser
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huskyeye

« Antwort #8 am: 07. Juni 2012, 10:12 »
Sebastian81 hat es ja ganz gut auf den Punkt gebracht, das mit dem Meckern übers Meckern... mir geht es auch ein bisschen auf den Geist, hat ein klitzekleines bisschen den Beigeschmack von Überheblichkeit - "ich habe die Welt gesehen und weiß jetzt, was wichtig ist, im Gegensatz zu allen kleinkarierten Daheimgebliebenen".

Ich habe meine Reise sehr genossen und auch, wie so viele hier, viel darüber gelernt, mit wie wenig Materiellem viele andere Menschen dennoch gut durchs Leben gehen. Aber ich habe auch oft gedacht, wie gut wir es haben in einem System, das ein soziales Sicherheitsnetz bietet und so schnell niemanden auf der Straße landen lässt. Klar nervt es einen zuhause, wenn man sich mit Dingen wie Versicherungen oder Steuern befassen muss und auch, wenn man sieht, wie sich viele Leute vom Konsum leiten lassen. Aber für mich bedeutet es auch eine ziemliche Freiheit, selber entscheiden zu können, wie wichtig es mir ist, dieses oder jenes kaufen zu können oder eben nicht. In vielen anderen Ländern gibt es diese Wahl doch gar nicht.
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Reisekerl

« Antwort #9 am: 07. Juni 2012, 10:45 »
Nicht zuletzt ist es auch ein Luxus, nicht materialistisch sein zu müssen. In Ländern wie Indien, China oder Russland haben es die Menschen eben schwerer und wenn die für uns verständiche Sachen wie Gesundheitsversorgung, Studium oder Reisen haben möchten, dann müssen sie dafür schwer ackern. Für einen chinesischen Studenten wäre das Lebensziel "viel Geld verdienen" sehr verständlich. Einfach weil es im Lebensstandart einen enomren Unterschied macht.

Für uns sind solche Sachen eben schon garantiert und von daher können wir uns dann zurücklehnen. Ob wir wenig oder viel verdienen, so viel ändert sich ja nicht. Vielleicht heißt es einen gebrauchten Opel statt Porsche fahren und Privatversicherung statt staatlich. Aber grundlegend haben wir ein Auto zum herumfahren und sind krankenversichert.

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chasseur

« Antwort #10 am: 07. Juni 2012, 11:28 »

Es ist doch so, dass eine lange, mehrmonatige Reise auch purer Luxus und heftiger Konsum ist. Die meisten hier haben doch locker einen fünfstelligen Eurobetrag für ihre Reise ausgegeben, davon einige tausend für nicht unumstrittene Flugtickets.
Etwas überspitzt ist so eine Reise auch nichts anderes als ein Autokauf, zumindest die finanziellen Dimensionen sind sehr ähnlich. Klar ist es mir sympathischer, viel Geld für eine Reise auszugeben, anstatt für ein Auto. Anderen geht es das anders und das sollte man auch aktzeptieren.
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Vombatus

« Antwort #11 am: 07. Juni 2012, 21:29 »
Mal wieder etwas zum "Kulturschock" und weniger "Konsumschock"  ;)

Nach meiner Rückkehr empfand ich die "Lebensgeschwindigkeit" als "Kulturschock". Alle, ich auch, gehen viel schneller, erledigen alles ganz zügig, es wird im stehen und gehen gegessen … alle haben keine Zeit … müssen dringend irgendwas erledigen ... und dann plötzlich, an einer roten Ampel in einer Seitenstraße, weit und breit kein Verkehr … und alle stehen und starren auf das rote Mänchen.

Ein Grund zum Auswandern wären für mich die jährlich mind. 6 Monate Regen, Schnee, Kälte und Dunkelheit. Ansonsten wohnen wir hier in Europa in einer der tollsten Teile der Welt. … Mit vielen Vor- und sehr wenig Nachteilen. Das lernt man auf bzw. nach dem Langzeitreisen.
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southern_cross

« Antwort #12 am: 11. Juni 2012, 16:00 »
Ich war weit nicht so lange weg wie ihr. Aber kann mit dem Besitz-Denken auch nix mehr anfangen und muss oft den Kopf schütteln, wenn ich megateure Autos oder schmucke neugebaute Wohnhäuser in der Größe eines mittleren Guesthouse sehe. Glücklicher sind diese Leute dadurch mit Sicherheit nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich befriedigend ist, seine ganze Zeit und sein Geld in die Erhaltung von solchen Statussymbolen zu investieren, und getrieben dadurch zu sein, das alles laufend finanzieren zu können. Und die andere Seite - richtige Freiheit und damit die eigenen wirklichen Grenzen - nie gespürt zu haben. "Besitz besitzt"...
Zitat von: Einmalrundum
Ich kann die ganzen Menschen mit Hypotheken, Schulden und grossen Autos nicht verstehen! Wie kann man so nur glücklich sein!
...
ps. BITTE: nicht als allzupersönlichen Angriff verstehen, die posts unten waren irgendwie nur der Aufhänger/Auslöser

Da du mich zitierst, hier meine Antwort. Ich nehm es nicht persönlich, ich bin nämlich nicht intolerant.  ;)

Wenn jemand unter'm Hamsterrrad leidet, rate ich ihm, mal auf Reise zu gehen und über den Tellerrand zu schauen. Ob er es macht oder nicht - seine Sache.

LG
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Sebastian81

« Antwort #13 am: 11. Juni 2012, 18:46 »
Ich war weit nicht so lange weg wie ihr. Aber kann mit dem Besitz-Denken auch nix mehr anfangen und muss oft den Kopf schütteln, wenn ich megateure Autos oder schmucke neugebaute Wohnhäuser in der Größe eines mittleren Guesthouse sehe. Glücklicher sind diese Leute dadurch mit Sicherheit nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich befriedigend ist, seine ganze Zeit und sein Geld in die Erhaltung von solchen Statussymbolen zu investieren, und getrieben dadurch zu sein, das alles laufend finanzieren zu können. Und die andere Seite - richtige Freiheit und damit die eigenen wirklichen Grenzen - nie gespürt zu haben. "Besitz besitzt"...
Zitat von: Einmalrundum
Ich kann die ganzen Menschen mit Hypotheken, Schulden und grossen Autos nicht verstehen! Wie kann man so nur glücklich sein!
...
ps. BITTE: nicht als allzupersönlichen Angriff verstehen, die posts unten waren irgendwie nur der Aufhänger/Auslöser

Da du mich zitierst, hier meine Antwort. Ich nehm es nicht persönlich, ich bin nämlich nicht intolerant.  ;)

Wenn jemand unter'm Hamsterrrad leidet, rate ich ihm, mal auf Reise zu gehen und über den Tellerrand zu schauen. Ob er es macht oder nicht - seine Sache.

LG

Genau vonn dieser Intolleranz / Arroganz war die Rede.
Du unterstellst den Menschen mit Statussymbolen, dass sie unter dem Hamsterrad leiden, dabei sind die einzigen Fälle, von denen wir hier mit Sicherheit wissen, dass sie unter dem Hamsterrad LEIDEN eben jene sind, die auf Reisen waren.
Und wie schon oben erwähnt, machen wir uns nichts vor, eine Weltreise ist auch ein Statussymbol, dessen Sinnhaftigkeiten wir genauso verteidigen würden, wie jemand sein Ferienhäuschen in St. Moritz.

Und ich bin hier immernoch gespannt wie denn der Alternativentwurf zu Deutschland aussieht. Wenn man nicht vollkommen aussteigen (Bar auf Koh Lanta) oder sich weiter aus Deutschland füttern lassen möchte (NGO), wird man sicher eher einem noch härteren Kapitalismus und Statusdenken konfrontiert sehen (ich hab vor allem in Manila und Buenos Aires einige Zeit mit der lokalen "Bildungsschicht" verbracht).

Und zum Thema über den Tellerrand SCHAUEN, da stimme ich dir vollkommen zu, dass kann keinem schaden, aber man sollte nicht vergessen, dass man (in den meisten Fällen) nur geschaut hat. Wir haben immer ein Rückflugticket in der Tasche und auch wenn wir Essen und Fußboden mit den Einheimischen teilen, war dies stets die Art "Urlaub" die wir uns ausgesucht haben. Dieses Leben dauerhaft zu führen ist etwas ganz anderes.

southern_cross

« Antwort #14 am: 12. Juni 2012, 08:47 »
Genau vonn dieser Intolleranz / Arroganz war die Rede.
Du unterstellst den Menschen mit Statussymbolen, dass sie unter dem Hamsterrad leiden, dabei sind die einzigen Fälle, von denen wir hier mit Sicherheit wissen, dass sie unter dem Hamsterrad LEIDEN eben jene sind, die auf Reisen waren.
Und wie schon oben erwähnt, machen wir uns nichts vor, eine Weltreise ist auch ein Statussymbol, dessen Sinnhaftigkeiten wir genauso verteidigen würden, wie jemand sein Ferienhäuschen in St. Moritz.

Und ich bin hier immernoch gespannt wie denn der Alternativentwurf zu Deutschland aussieht. Wenn man nicht vollkommen aussteigen (Bar auf Koh Lanta) oder sich weiter aus Deutschland füttern lassen möchte (NGO), wird man sicher eher einem noch härteren Kapitalismus und Statusdenken konfrontiert sehen (ich hab vor allem in Manila und Buenos Aires einige Zeit mit der lokalen "Bildungsschicht" verbracht).

Und zum Thema über den Tellerrand SCHAUEN, da stimme ich dir vollkommen zu, dass kann keinem schaden, aber man sollte nicht vergessen, dass man (in den meisten Fällen) nur geschaut hat. Wir haben immer ein Rückflugticket in der Tasche und auch wenn wir Essen und Fußboden mit den Einheimischen teilen, war dies stets die Art "Urlaub" die wir uns ausgesucht haben. Dieses Leben dauerhaft zu führen ist etwas ganz anderes.

Shit elektronische Kommunikation. Wäre persönlich einfacher zu klären.

Ich war gesundheitlich einige Zeit außer Gefecht, weil ich jahrelang einen gutbezahlten Karrierejob einem ausgeglichenen Leben vorgezogen habe, Krankenstände, Medikamente und Psychotherapie als Folge. Ich hab es übersehen und brauche diese Erfahrung ganz bestimmt nicht nochmal. Dementsprechend bin ich wahrscheinlich hypersensibel auf das Thema. Und wenn jemand über eine hohe Belastung im Job jammert, dann rate ich ihm, sich mal eine mehrmonatige Auszeit zu nehmen. Nicht auswandern, nicht auf das System pfeifen oder sonstwas. Auszeit, weg aus dem Alltag - nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe auch nie behauptet, dass ich gerne in einem armen Land leben würde oder einen Alternativentwurf in der Tasche hab. Ich sage lediglich: Schaut euch mal was anderes an, dann werdet ihr viel hier anders erleben.

LG
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