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« Letzter Beitrag von hosep am 21. März 2024, 12:37 »
Hallo ihr beiden, vielen Dank für eure ausführliche Antwort! Morgen sind es dann schon 3 Wochen wieder, seit das alles passiert ist. In der ersten Woche war ich wirklich down, bin in lange vergessen geglaubte Muster zurückgefallen und hab mich im Hotel mit Alkohol, Weed und Valium (alles legal hier) verbarrikadiert. Ab und zu raus an den Beach aber eher fürs Gewissen, dass ich "was gemacht habe". Am vierten oder fünften Tag und vielen Telefonaten mit Bruder, Eltern und besten Freund kam dann die Erkenntnis, dass das auch kein Dauerzustand werden kann. Bin dann erstmal von Kata (wo die Trennung stattfand) nach Kamala Beach umgesiedelt für eine Woche. Ist eher so ein Ort für russische Familien und honeymooner, also eher ruhig. Hab dann mal seit langem wieder mit Sport angefangen und bin fast jeden Tag Joggen gegangen trotz gefühlten 98% Luftfeuchtigkeit. Naja, es war nicht mehr so schlimm wie in Kata, aber diese verdammten 99 Baht Cocktails an jeder Ecke haben mich dann nochmal 3 Tage ausgeknockt. Ich vertrage auch nicht mehr soviel, da ich für gewöhnlich nicht trinke, auch bei Anlässen nicht. Wenigstens kein Valium mehr geholt, sonst wäre Sport mir sehr schwer gefallen. Nach einer Woche in Kamala hatte ich noch immer keinen Plan, weder wie es auf der Reise weitergeht noch ob ich mal in ein Hostel/Dorm gehe.. Nur nach Hause ist keine Option für mich, ich will hier jetzt unbedingt gestärkt aus der ganzen Geschichte hervorgehen und mit einem Siegerlächeln nach Hause fliegen, wann immer das auch sein wird.
Also erstmal den Weg des geringsten Widerstands gewählt und nach Patong weiter umgesiedelt. Zwar ausgerechnet DER Partyort auf der ganzen Insel, aber mit dem festen Vorsatz wieder regelmäßig Sport zu machen, mich zum Essen zu zwingen und Fokus auf Dinge, die mich voranbringen, zu legen. Habe ein günstiges Hotel gefunden, etwas außerhalb. Das passt, so kann ich nachts in Ruhe schlafen. War dann auch die ganze erste Woche stocknüchtern und habe mein Leben wieder in gewohnte Bahnen gelenkt. Gleichzeitig hab ich angefangen Leute anzureden am Strand ("Soll ich ein Foto von euch machen" usw.), weil auf Hostel habe ich noch immer keine Lust. Ich brauche mein eigenes Bett und Bad. Aber irgendwie will ich auch wieder Leute kennenlernen. Also dachte ich mir, kann ich auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Ladies am Strand ansprechen. Gleich die erste war ein Volltreffer. Alleinreisende Pauschaltouristin, eine kleine süße Russin. Ihre beste Freundin habe kurz vor Abflug absagen müssen, wegen ihrem eifersüchtigen Freund. Wann sie angekommen sei? Gestern, und nun habe sie noch zehn Tage. Am zweiten Abend bringe ich sie zu ihrem Hotel und wie sich herausstellt wohnt sie direkt neben meinem Hotel. Alles nur Zufall? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall connecten wir richtig gut, auch wenn alles per google translater läuft, was manchmal weird und lustig zugleich ist. Kann aber mittlerweile ein bisschen smalltalk und ein paar Schmeicheleien, was ihr sichtlich gefällt. Sicherlich auch eine Art Trostpflaster und wenn sie Samstag abreist muss ich gucken, dass auch ich einfach weitermache. Trotzdem genieße ich jeden Moment mit ihr. Meist sehen wir uns erst abend, aber das ist ja völlig okay. Sie ist einfach grad das Balsam für meine Seele und ich frage mich schon wie es wäre, hätten wir uns mit mehr Zeit hintenraus bzw in einem anderen Kontext kennengelernt. Vielleicht ist es auch einfach nur die Magie eines Urlaubsflirts, keine Ahnung.
Noch eine kleine Anekdote zum Thema Hostel/Dorm und weshalb ich wohl erstmal doch bei Einzelzimmer bleibe:
Allerdings ist die Russin auch eine kleine Diva, die versucht ihre Spielchen zu spielen und mich gern austestet inwiefern ich ihr den Hund mache. Vorgestern ist sie mir ein wenig zu weit gegangen woraufhin ich sie ignoriert habe. Mir war dann einfachmal nach etwas Feiern und ich habe mich auf in die Bangla Road gemacht. Hedonismus in seiner höchsten Form. Bin alleine los und hatte endlich meinen Durchbruch, zig Leute kennengelernt usw. Klar mit ein paar Drinks intus ist das auch einfacher, aber hier hat es sich richtig angefühlt. Zumindest besser als sich einzukerkern im Zimmer. Als ich kurz nach Mitternacht nach Hause komme sitzt der Schwede (120kg tattowiertes Muskelpaket), den ich nachmittags zuvor schon kennengelernt habe, in der Lobby. Ich geselle mich zu ihm und wir rauchen einen Joint zusammen. Er hat eine sehr aggressive Attitüde, aber ich denke das Herz am rechten Fleck. Unsere Gespräche werden gerade etwas tiefsinniger, da kommt ein Türke in die Lobby und setzt sich zu uns. Auch ihn kannte ich durch einen kurzen Plausch. Die beiden fangen an zu streiten, was mir vor allem in diesem Zustand als harmoniebedürftiger Mensch missfällt. Die beiden hatten sich wohl die gleiche Prostituierte bestellt in den letzten Tagen (das Hotel ist ein wenig shady) und erhoben nun Anspruch auf sie bzw war der Türke sauer und eifersüchtig auf den Schweden. Ich baue derweil einen weiteren Joint, ordere drei Bier und höre mir diese sinnlose Zankerei an. Irgendwie konnte ich dann mit etwas Mitternachtsphilosophie die beiden entwaffnen. Der schwedische Pitbull hörte damit auf den Türken Schläge anzudrohen und der Türke fing an zu weinen und entschuldigte sich sogar auf allen Vieren beim Schweden, der ihm gnädig der Vorwürfe vergab. Wir saßen dann noch bis 4 Uhr morgens und kurz nach der Schlichtung des Streits konnte ich mich den beiden mit meiner Geschichte öffnen, was mir auch mega gut tat in dem Moment. Allerdings hat sich im Hostelleben, vom lifestyle wie ich es kenne, nicht viel geändert. So einen Tag kann ich mal 1-2/Monat haben, das reicht dann aber auch. Trotzdem war es schön.
Thema Arbeit/Zukunft: Interessiert mich grade gar nicht und in meiner jetzigen Verfassung würde ich wohl auch viel Geld verlieren. Daher passt das, und wenn ich in D bin, kann ich meinem Job ja wieder nachgehen. Es geht halt nur nicht mehr außerhalb von D, wenn ich einen Wohnsitz dort habe. Etwas gebundenes Kapital schlummert auch noch hier und da und selbst wenn ich bei komplett Null anfangen muss, ich war schon öfter pleite. Geld kommt und Geld geht. Ich ärgere mich eher über die Zeit, weil knapp 11 Jahre kommt mir schon verdammt lang vor.
Ich hatte Indien ja bereits in meinem letzten Post erwähnt. Mein Bruder (wichtigster Mensch in meinem Leben) empfahl mir mit als erstes eine Vipassana Meditation. Er hatte es selbst schon gemacht und ich bin auf jeden Fall offen für sowas. Leider sind alle Kurse in Thailand voll, das hätte ich nicht gedacht, dass so beliebt ist. In Indien gibt es allerdings massenweise Zentren. Letztens war ich im 7/11 und die Verkäuferin gibt mir eine einzige Münze zurück und fordert einen neuen Baht ein. Ich gebe ihr den einen Baht und betrachte die Münze.. irgendwie hat sich eine indische Rupie in meinen Geldbeutel verirrt.. Zufall? Ich hab jetzt noch ca. 3 Wochen Visa. Werde nach Bangkok machen und als nächstes vielleicht nach Ao Nang mit @dirtsA ein Bier trinken, damit ich endlich mal von dieser Insel runterkomme. In Bangkok werde ich mal schauen, wo die indische Botschaft ist. Alternativ eventuell Bali.