Weltreise-Forum

Weltreisen und Langzeitreisen => Allgemeine Diskussionen => Thema gestartet von: pawl am 20. Januar 2014, 18:12

Titel: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 20. Januar 2014, 18:12
Hallo zusammen,

gerade stehe ich bei meiner Planung unserer Weltreise an einem Punkt, wo ich mich Frage ob es eine Möglichkeit gibt die Reise und freie Zeit soweit zu nutzen, dass man auch etwas "gutes tut".

Wenn man sich die Lage in diversen Ländern so anschaut bekomme ich immer ein gefühl, als würde man als stiller reicher Westler eine art passiven Armutstourismus auf kosten anderer durchführen. Ich will dabei keinen unterstellen das er das bewusst tut, auch ich bin darauf angewiesen Länder zu bereisen in denen ich mir von meinem gesparten Geld den Lebensunterhalt leisten kann. Natürlich bieten diese Länder auch fazinierende Landschaften und andere vorzüge bieten, aber darauf will ich nicht weiter eingehen. Ich denke Ihr wisst was ich meine.

Aber was gibt man selbst zurück?

Das erste Marktgesetz sagt natürlich wir "exportieren unseren Reichtum". Ich selbst bezweifele allerdings das das Geld wirklich dort ankommt wo es fehlt. So ist es nunmal immer in "unserem System".


Die einzigen sinvollen Dinge die mir einfallen wären selbst Arzt zu sein und menschen ohne gegenleistung zu Heilen, oder Argarwissenschaften zu vermitteln um die ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern, usw.. Aber ich kann nichts was anderen wirklich Hilft.

Auf der Suche nach NGOs oder Sozialenverbänden passiert genau was man sich eh hätte denken können. Google bietet einem Seiten an die damit natürlich wieder Geld verdienen wollen.


Lage Rede kurzer Sinn: Hat jemand erfahrungen mit Tätigkeiten die wirklich Helfen?

Gruß
paw

Ps: Kindern Fremdsprachen beizubringen um Ihnen zu einem ordentlichen Marktwert zu verhelfen halte ich z.B. für ziemlich unnütz.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jens am 20. Januar 2014, 18:37
Ja ganz einfachen, du gehst auf deine Reise, lässt dich auf Einheimische ein und unterstützt sie damit, dass du bei ihnen ißt, schläfst oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmst! Dann lässt du soweit wie möglich die größen Anbieter links liegen und hast was Gutes getan. Menschen unterstützt und ihnen das Gefühl der Wertigkeit gegeben!! Genau dieses Gefühl bekommen sie nämlich zu wenig von den "Reichen Reisenden"!!!


PS: Die Welt wirst du nicht verändern, aber du kannst ihnen zeigen, dass du sie respektierst und das ist sehr wichtig!!!
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Vombatus am 20. Januar 2014, 18:49
Hier ein verwandter Thread, vielleicht gibt es noch ein paar Ansätze zu deinem Thema?

http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=4986.0

Ansonsten bin ich ganz der Meinung von Jens. Die lokale Wirtschaft unterstützen, nicht immer auf billig-billig machen und wenn ihr lange genug in Länder seid in dem es Hilfsorganisationen gibt, die Freiwillige suchen könnt ihr euch auch dort einsetzen. Ich weiß, dass es dazu ein paar Threads gegeben hat. Vielleicht findet man die mit der Suche.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: RETPIG am 20. Januar 2014, 21:09
Dieses Thema hat mich auf meiner Langzeitreise durch Asien am meisten beschäftigt und mich als Mensch sehr verändert.
Wie ich damit umgegangen bin:

- In möglichst kleinen Gästehäusern (Homestays) übernachten, an Straßenständen essen, Früchte direkt am Markt kaufen usw. Damit kommt mein Geld möglichst gut dort an, wo es hingehört (nämlich zu den ärmeren Schichten)
- Ich hab zwar alles was geht immer runtergehandelt (wollte nicht als der dumme Tourist dastehen, der für alles den überteuerten Preis bezahlt), schlussendlich aber dann doch öfters mehr als vereinbart war hergegeben.
- Leute, welche nur bettelten, gab ich nie was, dafür denen, welche irgendeine Leistung dafür erbringen umso mehr (z.B. Gitarre spielen auf der Straße, Leute welche mich ein Stück mitgenommen haben usw.)
- Ich hatte/habe große moralische Probleme damit, wenn jemand jeden zweiten Tag Party bis zum Morgengrauen macht, obwohl 2 Straßen weiter die Menschen nicht mal genug zum Essen haben oder nicht mal ne Dusche haben... In SOA ist es besonders schlimm, da trifft man kaum auf Reisenden, welche keine "Flashpacker" sind.
- KEINEN KINDERN ETWAS GEBEN / ABKAUFEN (es ist zwar gegenüber dem einen Kind grausam, aber erst wenn die Kinder kein Geld mehr nach Hause bringen, werden sie wieder in die Schule geschickt)
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 20. Januar 2014, 21:10
Jens Ich war auf deiner Weltreise präsentation und dass du letztlich nur Spenden gesammelt hast fand ich bemerkenswert! Vombatus guter Link einige interssante und inspirierende Punkte.

Sonst habt ihr Natürlich total recht: Respekt jedem gegenüber zählt schonmal zu den Grundsätzen.


Aber sonst habe ich ganz bewusst einige Dinge umschrieben die mir immer etwas fehlen.

Woher kommt Arumt?
Kommt das Geld wirklich unten an, wenn man es lokal ausgibt (damit sind bestimmt keine Besitzer von Pensionen gemeint)?
Was sind wirklich Optionen um Armut zu verhindern / bekämpfen?

Muss man drüber Disskutieren wem man einen Kugelschreiber schenkt? Gibt es denn nicht genug Kugelschreiber um die Welt zu versorgen?


Gruß

Ps: Ich kann die Welt nicht verbessern das kann man nur zusammen!

Tunefair hat im anderen Thread geschrieben:

Zitat
Ich muss leider sagen, dass ich das gruendlich anders empfinde.

Nun bin ich seit 3 Wochen in Nepal und Indien und kann nur sagen, dass ich es absolut unpassend finde, hier zu sein.

Ich versteh auch nicht mehr so recht, wie sich hier so viele Touris wohl fuehlen koennen und den Dreck, die Armut und die Perspektivlosigkeit, in der die Menschen hier leben, als unvermeidliches Nebenelement akzeptieren koennen.

Fuer mich ueberlagern diese Dinge alles andere gruendlich und was ich von hier mitnehme, ist  Demut und Dankbarkeit fuer das Leben, was ich in Deutschland habe.

Spenden und Helfen ist eine gute Sache und einzelne Menschen werden sicherlich davon profitieren. Es hat aber ein bisschen den bitteren Beigeschmack eines Pfaustpfandes - sich durch Geld und gute Taten bemaechtigt zu fuehlen, hier trotz der Armut und des Leides Spass haben zu duerfen.

Was das "Richtige" ist, weiss ich nicht. Fuer mich fuehlt es sich nur einfach sehr falsch an, hier zu sein und den Menschen meinen Reichtum unter die Nase zu reiben.

Ohne Tourismus waere Indien sicher noch aermer, ja. Aber vielleicht wuerden die Inder sich dafuer dann auch einen Rest Stolz bewahren koennen und sich langsam entwickeln, anstatt auf erbaermliche Art dem bisschen Kohle hinterherzuhecheln, die ihnen reiche Auslander zuwerfen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: rtw2014 am 20. Januar 2014, 22:54
Ich verstehe Euch komplett,

aber was ich tausendmal schlimmer finde ist, 3 wöchiger Urlaub in einem Land, abgeschirmt von den Einheimischen in teuren Hotels übernachten und Nichts von der Armut und dem Land mitbekommen wollen. Wer profitiert, die Reichen (meist westlich inhabergeführte Hotelketten).

Ignoranz (wo ich denke das keiner von uns in diesem thread von betroffen ist) finde ich tausendmal schlimmer. Von weitem (Dland, USA, Frankreich etc ) spenden und nicht wissen (wollen) wo es wirklich landet.

Meine Familie lebt auch zum Teil in Gegenden wo die Arme Population ist, man sieht die Leute sind arm, ich sprech jetzt nur für meine Familie: sie sind glücklicher, sie haben einander, weniger Besitz und weniger Sorgen (wenn ich schon an diese ganzen Versicherungen denke....man muss hier und man muss da) und ich (hier im reichen Westen lebe, ja ich habe Freunde und auch sehr gute, fühle mich hier auch zuhause aber ich sehe auch dort mein Zuhause).

Ich brauche das sogar, runter reisen und für 3-4 Wochen einfach mal ohne diesen ganzen Materialismus etc. auskommen. Ich komme wieder zurück nach Deutschland und bin total glücklich, weiss das andere Dinge viel mehr zählen als Reichtum. Ich habe auch nicht viel, und das verdanke ich auf alle fälle meine Zeit die ich dort verbringe.

Ich finde, es ist besser man stellt sich dem, schaut sich das an, redet mit den Leuten, lacht mit den Leuten, kauft was von den Leuten (ausser Kindern) und sie freuen sich, das man was von ihnen abkauft, ins eigene Land mitnimmt, das man das wertschätzt was sie machen. Man sollte allerdings auch mit den Leuten reden und wenn es ist es zu versuchen. Oft hilft auch ein lächeln und nicht herumlaufen wie ein verlorener touri.

Hinschauen und man kann sogar was mitnehmen, dass nicht alles wichtig ist. Das man sich nicht über jeden Mist aufregen muss, das man auch mal Leute grüßt die man zwar nicht kennt aber täglich sieht, wir können so viel lernen, Werte die wir nicht mehr als wertvoll erachten.

Sehr interessanter Thread. Ich freue mich auf meine Reise und vor allem auf genau diese Art von Reise. Nicht um zu zeigen wo ich herkomme und was ich habe, sondern um was von den Armen Leuten zu lernen, mitzunehmen und nicht in einem Hilton oder so abzusteigen.

Das gehört einfach mal dazu, das wird es (leider) immer geben. Accept it. Und pawl - kein schlechtes Gewissen!

gruss
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: FliegenOhneFallschirm am 21. Januar 2014, 00:02
Hi,

es wird recht häufig bemängelt, dass man Freiwilligenarbeit oft sehr teuer bezahlen muss und ob das Geld immer so richtig angelegt ist, halte ich bei vielen Anbietern für fraglich.

Ich werde in 2 Tagen Freiwilligenarbeit in Thailand leisten und mich um Hunde kümmern, die von der Straße und aus dem illegalen Hundefleischhandel gerettet wurden. Ich zahle nichts (selber natürlich Unterkunft und Essen), bekomme nichts, außer ggf die Dankbarkeit von Hunderten Fellnasen :) Freu ich mich sehr drauf und wäre ggf ja für den einen oder anderen auch was. Die haben auch ne Facebookpage und suchen oft Flugpaten, Spender oder Leute die Hunde adoptieren. Hier der Homepagelink: www.soidog.org

Liebe Grüße,
Foffi
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 21. Januar 2014, 00:33
Ja das ist wirklich ein schwieriges Thema. Ich glaube /hoffe, dass jeder hier immer Forum sich diese Gedanken macht.

Jens und den Vorredner kann ich da nur voll und ganz zustimmen. Auch ich habe z.B. darauf geachtet in unterschiedliche Restaurants oder Straßenstände zu gehen, in Homestays zu übernachten und Tuk Tuks z.B. auch nicht immer vom Hotel zu nehmen, da die immer die gleichen Leute für sich fahren lassen (damit kann man aber auch ziemlich auf die Nase fallen, ist Freunden in Phnom Penh passiert).

Was im Beitrag von Tunefair steht kann ich jedoch persönlich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich reagiere beim Thema Indien aber auch sehr immer sehr heftig / emotional. Bei Spiegel online war gerade wieder ein Bericht, dass eine Touristin vergewaltigt wurde und da schrieb doch glatt jemand, dass doch wohl mittlerweile jeder gelernt haben müsste, dass man nicht mehr nach Indien reisen sollte. Völliger humbug, das zeugt für mich nur von totaler Unwissenheit, genau wie Tunefairs Aussage, dass er es unpassend findet dort hinzureisen. Er spricht dabei von einer Perspektivlosigkeit, die anscheinend in diesem Land herrscht. Da frage ich mich direkt, ob er sich jemals mit einem dieser angeblich in Perspektivlosigkeit lebenden Menschen unterhalten hat. Was ich nämlich erlebt habe in Indien ist das krasse Gegenteil. Selbst die Ärmsten der Armen besitzen eine derartige Lebensfreude und einen Optimismus, dass man da als "reicher" "nörgelnder" Westler ein wahnsinnig schlechtes Gewissen haben sollte. Da, wo man Hoffnungslosigkeit vermutet und man überzeugt ist, dass sie dort sein muss, ist sie nicht anzufinden. Ja die Menschen sind arm, ja sie hungern, aber wie RTW2014 schon sagt in vielen Bereichen sind sie uns so weit voraus. Nichtsdestotrotz kann ich verstehen, wenn manche Touristen den Dreck und die Armut nicht ertragen können, weil es, wenn man sich nicht darauf einlässt und damit beschäftigt, einen einfach überwältigt. Ich selber habe auf einer der endlosen Zugfahrten eine Familie kennengelernt deren Schicksal mich zum weinen gebracht hat. Daraufhin nahm der Vater meine Hand und fragte warum ich traurig wäre, das Leben wäre voller schöner Dinge, man muss nur genauer hinschauen (frei übersetzt vom kleinen Sohn, der ein wenig Englisch konnte).
Ich habe die liebsten und hilfsbereitesten Menschen in den ärmsten Gegenden gefunden und da wurde geholfen ohne irgendetwas dafür zu verlangen, selbst in Indien.
Ansonsten finde ich auch, dass man von Kindern nichts kaufen sollte und bestimmt auch kein Geld geben sollte, aber man kann sie ja einfach zum essen einladen. Da freuen die sich nämlich riesig drüber und so hat man selbst ein etwas "besseres" Gewissen und hat auch noch nette Unterhaltung am Tisch. In Indien wollten die Restaurantbesitzer allerdings nie, dass der "Dorfbettler" am Tisch sitzt, aber sie haben ihn dann in die Küche gelassen und er/sie hat dort gegessen.
Außerdem kann man z.B. in Nepal, Indien, Kambodscha und Indonesien einfach in Schulen und Waisenhäuser gehen und aushelfen, ganz ohne dafür bezahlen zu müssen. In Nepal und Indien hängt sogar häufig ein Schild an den Schulen, ob sie jemanden suchen, der mit den Kindern Hausaufgaben macht, Englisch unterrichtet oder ähnliches. Und mal ganz ehrlich, Englisch ermöglicht es den Menschen nicht nur in der Hotelbranche zu arbeiten, sondern auch Stipendien für ein Auslandsstudium zu bekommen (ich habe da einige Mädels in Kambodscha kennengelernt) oder z.B. bei internationalen Firmen im eigenen Land zu arbeiten. In den Waisenheimen freuen sich die Kinder schon riesig, wenn man mit ihnen einfach spielt und ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Das gilt in Asien allerdings mehr oder weniger für alle Kinder, da wird halt nicht immer so gespielt und geknuddelt mit den Erwachsenen, wie das bei uns der Fall ist. Es ist einfach wichtig den Menschen zu zeigen, dass man nicht nur durch ihr Land reist und mit Geld um sich schmeißt, sondern sich auch für das Leben, Kultur und Schicksale der Menschen interessiert.
Ausgerechnet in Australien habe ich gelernt, dass eine Schulter zum anlehnen oder ein offenes Ohr oft viel wichtiger und hilfreicher sind, als Geld, dass man spenden kann. Wie rtw2014 schon sagt, oft hilft schon ein einfaches Lächeln.....
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Yike am 21. Januar 2014, 07:15

 Oft hilft auch ein lächeln


Hiermit ist eigentlich alles gesagt!
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 21. Januar 2014, 21:16
Abgesehen davon, dass ich es für völlig richtig halte respektvoll mit Menschen umzugehen.

Ist es nicht etwas zynisch zu behaupten "Ein lächeln und alles ist wieder gut"? Das halte ich quasi für einen minimal Standart.

Letztlich versteckt man sich aber vor den Ursachen des Problems.

Was man auch klarstellen muss ist, dass leute die ein Resturant oder TukTuk besitzen, bereits zur besitzenden Klasse gehören. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass diese Ihre Kinder betteln schicken.


Zitat
aber was ich tausendmal schlimmer finde ist, 3 wöchiger Urlaub in einem Land, abgeschirmt von den Einheimischen in teuren Hotels übernachten und Nichts von der Armut und dem Land mitbekommen wollen. Wer profitiert, die Reichen (meist westlich inhabergeführte Hotelketten).

Aus meiner Sicht könnte man die ohne Bewusstsein komplett ausklammern. Ich würde nicht an dem sozial intoleranstesten Punkt den Maßstab ansetzen.

Zitat
Ich finde, es ist besser man stellt sich dem, schaut sich das an, redet mit den Leuten, lacht mit den Leuten, kauft was von den Leuten (ausser Kindern) und sie freuen sich, das man was von ihnen abkauft, ins eigene Land mitnimmt, das man das wertschätzt was sie machen.

Staßenverkäufer stehen am Produktionsstrang an unterster Stelle. Wer wirklich verdient sind letztlich wieder die, die die Maschinen zur Produktion der Güter bauen.


Gerade gelesen und direkte Empfehlung zum Thema http://www.whyhunger.com/deutsch/warum-verhungern-taeglich-100000-menschen/index.html

ps: Keine angst ich sitze nicht in meinem Zimmer und weine weil die Welt so schlecht ist. Mir ist das Thema wichtig und ich interessiere mich, wie andere darüber denken.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jens am 21. Januar 2014, 22:27
Als erstes möchte ich sagen, dass ich niemanden in irgendeine Schublade stecken will, aber....

.....ich für meinen Teil habe in Afrika eine alte Frau im Busch vor ihrem Haus liegen sehen, die wahrscheinlich bald gestaorben ist...wie sollte ich helfen??? Geld wäre wohl auch bei ihr nicht mehr angekommen!!

.....ich habe in Afrika in Busch Menschen hungerns sehen und habe bestimmt 10 KG zuviel auf den Rippen!!

.... ich habe in Asien Menschen gesehen, die kein Geld hatten ihre Kinder richtig anzuziehen...

....das kann ewig so weiter gehen.... und ein ist mir klar!!

Ich als Reisender kann nicht jedem helfen, das geht nicht! Ich kann die Systeme, die Kultur und sonstige Umstände nicht ändern! Aus diesem Grund kann ich nur im sehr kleinen helfen, auch wenn es ein Restaurantbetreiber ist! Der ist immer noch besser als ein McD Aktionär!! Und ganz ehrlich, ich denke, dass individual Reisende eher im kleinen wo helfen als ein All-invlusic-Touri!

Daher auch jeder Tropfen füllt den See....
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 21. Januar 2014, 22:44
Na ja das ein lächeln alles wieder gut macht behauptet ja gar keiner, aber es hilft einem, es gibt einem Kraft und Hoffnung.  

Ich frage mich ein wenig, was du eigentlich hören willst. Das keiner von uns hier zaubern kann und alles gut machen kann ist ja klar. Also versucht jeder oder zu mindestens viele zu tun, was in ihrem Rahmen liegt. Ich denke schon, dass es viel hilft, wenn man bewusster reist und nicht nur in Restaurants, Hotels, Homestays etc. geht, die in jedem Reiseführer drin stehen. Denn da kommt das Geld wirklich nur bei einer sehr kleinen Gruppe von Menschen an. Außerdem verdienen ja nicht nur die Besitzer an den Geschäften, sondern auch die Angestellten  ;) In Kambodscha, Vietnam und Indien gibt es z.B. auch Restaurants die Straßenkindern eine neue Chance geben. Solche Projekte vor Ort zu suchen und zu unterstützen indem man dort isst, hilft den Menschen. Man wird als Einzelperson immer "nur" eine Handvoll Leuten helfen können. Aber ist es nicht das was zählt?

Und ähm, welche Produkte in 3. Weltländern werden denn wirklich mit Maschinen hergestellt? Meistens ist das Handarbeit und oft wird es von einer Dorfgemeinschaft hergestellt, wo alle von den Verdiensten etwas haben. (In Nepal, Myanmar, Kambodscha, Indonesien habe ich das oft erlebt)

Ich hatte während meiner Arbeit für die Hilfsorganisation Plan International in Sydney viele Diskussionen mit sehr vielen Menschen, ob es eigentlich etwas bringt diese Länder finanziell zu unterstützen, wo die Probleme doch oft ganz woanders liegen. Auf einen grünen Zweig kommt man da fast nie, wie auch. Wir pumpen seit etlichen Jahren Gelder nach Afrika, die meisten sehen aber keine Entwicklung, erst wenn man sich damit genauer beschäftigt und weiß, wie es vorher aussah, dann weiß man was man schon erreicht hat. Es ist nunmal ein sehr langsamer Prozess und man muss in so vielen Punkten ansetzen, Geld allein wird da nie reichen. Aber was ist die Alternativlösung?
Natürlich könnten sich sämtliche Industrieländer überlegen, es wie die USA zu machen und in Ländern, wo sie meinen, dass die Menschen gerettet werden müssen, einfallen. (ist jetzt mal übertrieben) Aber helfen würde so etwas auch nicht. Armut zu bekämpfen ist eben alles andere als leicht, aber wir als Backpacker bzw. Reisende können mit den bereits genannten Punkten der anderen Beiträge ein wenig helfen, vielleicht nicht allen und vielleicht auch eher kurzfristig, aber das ist immerhin mehr, als der Grossteil der Bevölkerung tut, oder etwa nicht.
Außerdem finde ich, dass einem auch erst durch das Reisen in diesen Ländern wirklich bewusst wird, was Armut heißen kann und was es wirklich bedeutet. Mit diesem Verständnis nach Hause zu gehen und sein Leben wie bisher zu leben, stelle ich mir schwierig vor. Ich könnte es nicht. So werden sich immer mehr Menschen dessen bewusst und überlegen aktiv, was man tun könnte und wie man helfen könnte. Ich denke, dass ist eine gute Sache.
Ich habe mich zum Beispiel komplett umentschieden, was ich beruflich machen will. Früher wollte ich immer Karriere machen, jetzt hoffe ich genügend Erfahrung sammeln zu können, um z.B. für die GIZ oder andere Organisationen, wie Ingenieure ohne Grenzen arbeiten zu können, um aktive Entwicklungshilfe zu leisten.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Mooni am 21. Januar 2014, 23:23
Ob die Organisationen der deutschen Entwicklungshilfe wie die GIZ wirklich langfristig die Armut vor Ort bekämpfen möchte ich bezweifeln. Da sind auch viele Helfer desillusioniert/aus den falschen Gründen dabei und sobald die ausländische Leitung weg ist fallen viele Projekte in sich zusammen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 21. Januar 2014, 23:31
Aber es ist etwas, was ich tun kann und zwar aktiv. Und die Projekte, Solaranlagen, Windanlagen und Wasserkraftwerke sind in vielen dieser Länder die einzige Möglichkeit die Menschen mit Strom zu versorgen. Durch Solaranlagen in Nepal wird z.B. dagegen angegangen, dass so viel Wälder zur Heizung von Wasser  o.ä. gerodet wird. Klar haben alle Projekte ihr Vor- und Nachteile. Ich würde behaupten, dass ein perfektes Entwicklungshilfeprogramm nicht gibt. Aber deswegen gar nichts tun?
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Wuselchen2011 am 21. Januar 2014, 23:34
Um mal die Pauschaltouristen und die reichen Reisenden in Schutz zu nehmen:
Es ist ja nicht so, dass nur die superreichen Hoteleigner von dieser Art des Reisens profitieren. Hier werden auch Arbeitsplätze für die unteren Gesellschaftsschichten geschaffen. Das fängt mit dem Bau an, und geht mit Zimmermädchen, Küchenangestellten etc. weiter.

Tuk-tuks sind übrigens sehr oft für teuer Geld von den Fahrern nur gemietet. Und das Geld muss auch erstmal reingearbeitet werden.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: waveland am 22. Januar 2014, 08:56
aber was ich tausendmal schlimmer finde ist, 3 wöchiger Urlaub in einem Land, abgeschirmt von den Einheimischen in teuren Hotels übernachten und Nichts von der Armut und dem Land mitbekommen wollen. Wer profitiert, die Reichen (meist westlich inhabergeführte Hotelketten).

Ich verstehe deinen Punkt, sehe aber nicht was daran schlimm sein soll, wenn jemand 3 Wochen "Luxus"-Urlaub in einem armen Land macht. Sicherlich kommt nicht alles bei den Armen bzw. sogar das meiste bei Reichen oder Ausländern an. Aber wenn jetzt jemand 100€ für eine Nacht in einem Hilton ausgibt, denke ich schon dass mindestens 5-10€ davon über Löhne der Angestellten, Steuern, Handwerker und andere "Zulieferer" auch lokal ankommt. Bei dem Backpacker, der das 5€ Zimmer auf 4€ runterhandelt, kommt vielleicht 100% seiner Ausgabe lokal an, aber die Armut in dem Land wird damit auch nicht wirklich bekämpft.

Es gibt genügend Beispiele, dass ein "abgeschirmter" Luxus-Tourismus dem Wohlstand in einem Land viel besser bekommt (z.B. Malediven, Botswana oder Bhutan), als Horden von Backpackern, die sich über die z.T. staatlich subventionierten billigen Transportmittel in einem Land wie Indien freuen, auch wenn letztere mehr von der Armut im Land mitbekommen.

Ignoranz (wo ich denke das keiner von uns in diesem thread von betroffen ist) finde ich tausendmal schlimmer. Von weitem (Dland, USA, Frankreich etc ) spenden und nicht wissen (wollen) wo es wirklich landet.

Die meisten die was spenden, wollen schon wissen, wo es landet und ob es wirklich ankommt. Ich kann da jetzt recht wenig Bezug zu "Ignoranz" herstellen ???. Ich finde eher ignorant, wenn z.B. jemand in einem reichen Land eine gute Ausbildung geniest und dann nicht arbeiten will, als wenn jemand arbeitet und Geld verdient und einen Teil seines Einkommens spendet, auch wenn es nur "von weitem" ist.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 22. Januar 2014, 19:48
Zitat
Ich frage mich ein wenig, was du eigentlich hören willst.

Das Frage ich mich auch schon. Ich möchte darüber sprechen wie und ob man Systemkritik auf einer Reise vertreten und vermitteln kann, da mir eben nichts andere einfällt was ich beitragen kann.


Ich will nicht den Sozialismus oder sonst etwas predigen, aber die systembedingte Ausbeutung steht für mich eigentlich fest.

Einige Beispiele habe ich ja schon versucht zu umschreiben. Ich bin auch kein Profi auf dem Gebiet aber:

Hier einer der ersten Google Treffer. Da beschreibt der TUI-Umweltmanager die Realität die auf _alle_ großen Player im Markt zutrifft:

Zitat
[...]"Warum sollte die Tourismusindustrie ein Interesse an der Bekämpfung der Armut haben?".

Ein solches Interesse hat sie nämlich nicht. Denn, so Iwand: "The business of business is business." [...]

http://www.tourism-watch.de/content/mit-tourismus-gegen-die-armut


Jetzt kann man meinen, mit dem Geld dass die Mitarbeiter verdienen können Sie ... Nein können sie nicht!

Es geht ganz klar darum mit wenig Kosten viel Umsatz zu machen und somit werden die Arbeiter nie profitieren.

Jetzt könnte man meinen "Was passiert wenn ein Sozialsystem ala Deutschland aufgebaut wird?" Die Großkonzerne wandern direkt ins Nachbarland ab. Globale Konkurrenz eben.


Zitat
Aber was ist die Alternativlösung?

Ich bin momentan selbst am schauen. Die Kapitalismuskritik gibt schon einige genaue Beschriebungen der Vorgänge. Mir den Lösungswegen tue ich mich aber schwer.



Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: _Sarah_ am 22. Januar 2014, 19:55

Es gibt genügend Beispiele, dass ein "abgeschirmter" Luxus-Tourismus dem Wohlstand in einem Land viel besser bekommt (z.B. Malediven, Botswana oder Bhutan),


Vielleicht ein ganz interessanter Artikel zu den Malediven >>
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/malediven-kleine-inseln-grosse-luxus-resorts-a-944466.html

Ob da wirklich irgendetwas  bei den Einheimischen ankommt wage ich zu bezweifeln.

Meiner Meinung nach ist es schon sinnvoll sich zu fragen ob man wirklich in alle Regionen reisen sollte, oder ob damit die Situation der Menschen vor Ort nicht sogar noch verschlechtert. Gerade die Malediven sind denke ich ein super Beispiel für ein Land in das man sich eine Reise wirklich gut überlegen sollte. Hier gilt nicht nur eine strenge Auslegung des Scharia-Rechts und damit eine extreme Missachtung der Menschenrechte, die Malediven haben auch erhebliche Infrastrukturelle Probleme. Von der "Müllinsel" hat ja mittlerweile fast jeder schonmal gehört und die besteht zu großen Teilen aus Hinterlassenschaften der Tourismusindustrie. Die Fischerei ist neben dem Tourismus der größte Wirtschaftssektor und wohl eher der, welcher der armen Bevölkerung zu gute kommt. Leider werden die Gewässer um die Malediven zunehmend veschmutzt unter anderem durch die, durch den Tourismus wachsende, Müllproduktion. Die Malediven gehören zu den ärmsten Ländern der Welt und rund die Hälfte der Bevölkerung lebt mit weniger als einem Dollar am Tag, ob diese Leute von den Luxustouristen profitieren ist ziemlich fragwürdig.

Umgekehrt wenn man als Backpacker oder individualreisender Land und Leute kennen lernen will muss man gute Gründe parat haben. Betreten darf man die Inseln auf denen einheimische leben nämlich in der Regel nicht, oder nut unter strengen Auflagen.

Da reise ich doch lieber in Länder in denen ich als kleiner Backpacker rumreisen und gelegentlich hier und da helfen kann wo es eben geht ... und wenn es nur das lächeln ist.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: waveland am 22. Januar 2014, 20:04
Ich war auch noch nie auf den Malediven (vlt. kein gutes Bsp.) und reise auch lieber als Backpacker irgendwo rum, wo man sich frei bewegen kann ... ich bezweifle aber nur, ob dies im Endeffekt gegen die Armut was hilft.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: _Sarah_ am 22. Januar 2014, 20:20
In dem Punkt sind wir uns hier in dem Forum sicher alle einig :D Ich wollte auch nicht sagen das man als Tourist die Welt retten kann. Ich bin aber davon überzeugt, dass Backpacking eine, wenn nicht die, nachhaltigste Reiseform ist (wenn man die Flugreisen rausnimmt) ist die es momentan gibt. Mit Nachhaltigkeit mein ich dabei nicht nur ökologische und sondern auch soziale und ökonomische Aspekte. Daher leistet man schon seinen kleinen Beitrag. Ich find aber auch das man sich bei der Wahl seiner Destinationen schon gedanken machen sollte. Ich kann gut verstehen wenn Leute sagen das es Regionen gibt in denen sie es mit ihrem Gewissen nicht verantworten können zu reisen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: waveland am 22. Januar 2014, 20:48
OK, akzeptiert. Diese Meinung vertrete ich eigentlich so auch :)
Ich würde aber "Luxus-Tourismus" nicht verdammen, eher Bilig-Massentourismus ;)
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Wuselchen2011 am 22. Januar 2014, 21:55
@sarah
Zitat
(wenn man die Flugreisen rausnimmt)
Die kannst du aber nicht einfach rausnehmen. Flugreisen schädigen nunmal die Umwelt und jeder Abiturient der in einem Jahr einmal um die Welt fliegt, schädigt die Umwelt mehr als jeder Pauschaltouri. Flugreisen einfach rausnehmen is nich!

Zitat
Ich würde aber "Luxus-Tourismus" nicht verdammen, eher Bilig-Massentourismus
Zum einen schafft der Billig-Massentourismus auch Arbeitsplätze.
Zum anderen: Was ist Billig-Massentourismus? "Billig"? Backpacker reisen meist billig. "Massen"? Falls es euch noch nicht aufgefallen ist...... Backpacker rotten sich auch gern zusammen, egal ob in Hotels, Kneipen, Orten, Stadtteilen, Bussen oder Strassen. Und es gibt sehr viele von uns.

Aber um nochmal auf die Armut zurückzukommen.
Schlimme Sache, gibt es aber auch in Deutschland. In Länder in denen wirkliche Hungersnöte herrschen und in denen Leute tatsächlich vom Hungertod bedroht sind, würde ich als Backpacker keinen Fuss setzen, wenn ich denen nur ihr Wasser wegtrinke und den Rest Essen wegesse. Die Länder, die Backpacker bereisen sind oft arme Länder, aber keine Länder in denen die Menschen akut vom Hungertod bedroht sind.
Wer helfen will, kann dies sicher auch durch entsprechende Fähigkeiten machen. Kulturwissenschaftsstudenten wohl eher nur durch Geld.

Grundsätzlich denk ich:
wer jeden Tag ein bisschen drüber nachdenkt, was er tut, was er kauft, ob die Oma nebenan vielleicht Hilfe braucht, wie oft er sein Auto benutzt etc. etc. wird nachhaltig mehr bewirken, als wenn er sich auf Reiseländer beschränkt, die er nicht wirklich kennt.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 22. Januar 2014, 22:51
@Wuselchen: "Backpacker bereisen keine Länder in denen Menschen akut vom Hungertod betroffen sind" das ist doch ein Witz oder?? Kambodscha, Indien, Nepal, Timor-Leste, Guatemala, die meisten Länder Afrikas und so viele weitere??? Da sind doch überall Backpacker! Schau dir mal die Seite der Welthungerhilfe an. 2012 waren mehr als 40% aller Kinder in Indien unter 5 Jahren unterversorgt! In Timor-Leste sieht es nicht anders aus.

Ich finde das aber auch nicht unbedingt verwerflich, so lange man bewusst isst und nichts verkommen lässt oder wegschmeißt. Denn Essen gibt es in vielen der Länder eigentlich genug. Das Problem ist, dass es nicht allen zugänglich ist.

Selbst in China gibt es Gegenden, wo man auf gar keinen Fall etwas auf dem Teller lassen kann, weil die Einheimischen das als Beleidigung sehen. Die können sich das nämlich nicht leisten und die meinen, dass wir das dann raushängen lassen, dass wir so viel Kohle haben. Ist ja auch völlig legitim von ihnen.

Myanmar gehört übrigens auch zu den Ärmsten Ländern der Welt und da gibt es sicher auch Menschen die vom Hungertod bedroht sind!

Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: _Sarah_ am 22. Januar 2014, 22:54
@ Wuselchen: Ja das stimmt aber hier ging es ja um soziale Aspekt und wirtschaftliche Aspekte nicht um Umwelt. Außerdem würd ich sagen kommt das ganz darauf an wohin der Pauschaltourist reist. Wenn Man seine 3 Wochen Sommerurlaub unbedingt auf Bali verbringen muss ist das nicht weniger schädlich als ein Weltreisender "Abiurient" der immerhin ein paar Monate unterwegs ist. Ich denke auch das der Anteil an Backpacker die CO2 kompensieren höher ist als der durchschnittliche Anteil an Pauschaltouristen. Schon wegen der Reiseform unterstell mal einfach mehr sensibilität für Umweltthemen. Klar macht man den Co2 Ausstoss damit nicht ungeschehen aber wenigsten hilft man bei der Entwicklung nachhaltiger Alternativen. Ich würde zum Beispiel nie eine lange Flugreise mache ohne atmosfair einen besuch abzustatten.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Wuselchen2011 am 22. Januar 2014, 23:00
Zitat
Kambodscha, Indien, Nepal, Timor-Leste, Guatemala, die meisten Länder Afrikas und so viele weitere??? Da sind doch überall Backpacker! Schau dir mal die Seite der Welthungerhilfe an. 2012 waren mehr als 40% aller Kinder in Indien unter 5 Jahren unterversorgt! In Timor-Leste sieht es nicht anders aus.
Unterversorgt ist nicht gleichzusetzen mit vom Hungertod bedroht. Unterversorgte findet man auch auf jeder Modenschau!


Zitat
Ich finde das aber auch nicht unbedingt verwerflich, so lange man bewusst isst und nichts verkommen lässt oder wegschmeißt. Denn Essen gibt es in vielen der Länder eigentlich genug. Das Problem ist, dass es nicht allen zugänglich ist.
Das ist die Tragik an der ganzen Sache: rein theoretisch wäre, zumindest im Moment noch, genug für alle da. Und das ist schon sehr sehr lange so.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 22. Januar 2014, 23:19
Die sind aber vom Hungertod bedroht! Und das z.T. sehr akut, wenn man sich die Statistiken ansieht! Was meinst du wie viele Tausend Menschen in Indien an Hunger und den Folgen von Hunger sterben??

Seit 1991 sind 40 MILLIONEN Kinder in Indien den Hungertod gestorben, das ist halb Deutschland! 1.7Millionen alleine im Jahre 2011. Das sagt doch alles oder?
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Wuselchen2011 am 22. Januar 2014, 23:21
Zitat
Schon wegen der Reiseform unterstell mal einfach mehr sensibilität für Umweltthemen. Klar macht man den Co2 Ausstoss damit nicht ungeschehen aber wenigsten hilft man bei der Entwicklung nachhaltiger Alternativen.
??? Das halte ich für ein Gerücht. Ich bin nicht nur einmal in einem Laden mit Korallenschmuck u.ä. gestanden in dem die Rucksacktouristen gekauft haben wie doof.
Rucksack=intelligent, gebildet, umweltbewusst etc. ---> stimmt nicht
pauschal = dumm, ungebildet --> stimmt auch nicht
Sorry, hier gibts doch grade diesen schönen aktuellen Beitrag was man mit seinen Haaren machen sollte, wenn man auf Reisen ist. Mal abgesehen davon, dass mir meine Haare auf Reisen relativ egal sind (wächst nach), find ich sehr sehr selten mal den Ratschlag Produkte zu benutzen, die biologisch abbaubar sind. Sensibilität für Umweltthemen? Fehlanzeige!

Zitat
Ich würde zum Beispiel nie eine lange Flugreise mache ohne atmosfair einen besuch abzustatten.
Du vielleicht, aber wieviele andere tun das nicht? Da gehts um jeden cent.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: _Sarah_ am 22. Januar 2014, 23:34

Rucksack=intelligent, gebildet, umweltbewusst etc. ---> stimmt nicht
pauschal = dumm, ungebildet --> stimmt auch nicht
 

Oha Stop! Das hab ich nie gesagt und auch nie gemeint!
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Wuselchen2011 am 22. Januar 2014, 23:43
Zitat
Die sind aber vom Hungertod bedroht! Und das z.T. sehr akut, wenn man sich die Statistiken ansieht! Was meinst du wie viele Tausend Menschen in Indien an Hunger und den Folgen von Hunger sterben??

Seit 1991 sind 40 MILLIONEN Kinder in Indien den Hungertod gestorben, das ist halb Deutschland! 1.7Millionen alleine im Jahre 2011. Das sagt doch alles oder?
Hallo Jenny, Indien ist nicht gleich Indien wie du weisst. Die Regionen in die sich Touristen normalerweise verirren sind nicht die Regionen in denen noch Menschen verhungern.
Ausserdem sollte man Hunger und Mangelernährung noch unterscheiden. Ein Kind kann auch dann an Mangelernährung sterben, wenn es genug zu essen gibt. Damit sind wir bei der Bildung.

Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Jenny_far_away am 23. Januar 2014, 00:22
Ja das ist mir auch klar. Aber es geht auch eher darum, dass es Schwachsinn ist, dass Backpacker nicht in Ländern reisen, wo Menschen verhungern. Und selbst in Rajasthan, wo extrem viele Touristen reisen verhungern Menschen. Außerdem wüsste ich jetzt auch keinen Staat in Indien, wo keine Backpacker unterwegs sind.

Und ist es in Bezug auf dieses Thema wirklich wichtig, ob die Menschen in diesen Ländern an Mangelernährung oder Hunger sterben?
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 23. Januar 2014, 18:50
Zitat
In dem Punkt sind wir uns hier in dem Forum sicher alle einig Cheesy Ich wollte auch nicht sagen das man als Tourist die Welt retten kann.

Jetzt mal überspitzt: Genau einfach wegschauen... Kann eh nichts machen. :-)

Zitat
Ich würde aber "Luxus-Tourismus" nicht verdammen, eher Bilig-Massentourismus Wink

Letztlich total egal, wenn wir mal anfangen würde uns damit zu beschäftigen warum Menschen verhungern und arm sind.

Zitat
Malediven

Perfektes beispiel dafür dass Tourismus nicht zur allgemeinen Wohlstand führt, führen wird und führen kann!

Zitat
Indien

Perfektes beispiel dafür, dass man dem Problem auch nicht aus dem Weg gehen kann.

Zitat
Unterversorgt ist nicht gleichzusetzen mit vom Hungertod bedroht. Unterversorgte findet man auch auf jeder Modenschau!

Gemeiner geht es eigentlich nicht  8) Oder glaubst du Menschen in Indien leiden freiwillig an "Mangelernährung"? Die gesellschaftlichen Gründe für Models mal ausgeklammert....

Nochmal ein bezug auf das genannte Buch "Warum verhungern täglich .." bzw. die ersten Sätze im Vorwort (ich hoffe das geht OK?)


  
Zitat
Jeder weiß, dass täglich Tausende an Hunger sterben, keiner findet das gut. Nur was folgt daraus, dass man das nicht gut findet?

Wenn man sich mit dem täglichen Verhungern von Menschen nicht abfinden will, muss man der Sache einmal auf den Grund gehen und sich ernsthaft fragen, warum es immerzu und immer mehr Armut auf der Welt gibt. Nur wenn man Grund richtig bestimmt hat, kann man daran arbeiten, die Ursache abzuschaffen.

Wen es also wirklich stört, muss folgendes Rätsel lösen: Alles was man zum Leben nötigt wird in den Industrieländern im Überfluss hergestellt. Zugleich gibt es auch dort immer mehr Armut. Wie kann das sein?

Irgendwie immer einseitig sich immer auf ein Buch zu beziehen. Ich glaube auch nicht, dass der Author die Wahrheit "gefressen" hat. Aber das ganze ist wirklich gut bzw. einfach geschrieben was für mich wichtig ist. :-)


Gruß

ps: Über Fliegen und Umweltbelastung brauch man sich in einer Welt in der sich jeder Fliegen "leisten" kann keine Gedanken machen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: paulinchen am 23. Januar 2014, 23:43
Es gibt genügend Beispiele, dass ein "abgeschirmter" Luxus-Tourismus dem Wohlstand in einem Land viel besser bekommt (z.B. Malediven, Botswana oder Bhutan), als Horden von Backpackern, die sich über die z.T. staatlich subventionierten billigen Transportmittel in einem Land wie Indien freuen, auch wenn letztere mehr von der Armut im Land mitbekommen.
Nur um es richtig zu stellen, damit es nicht falsch rüberkommt.
Botswana ist ganz normal zu bereisen, preiswerter als Australien, wo sich so viele backpacker tummeln.
Es gibt Luxuslodges dort, meistens schwierig und nur per Tour/Flug zu erreichen, aber genau so billige campsites und bezahlbare andere Unterkünfte. Fahrzeuge können in der Region problemlos die Grenzen passieren, Lebenshaltung etwas preiswerter als hier und Supermärkte mit ganz normalen Menschen fast überall.
Bitte nicht vermischen mit  einem Inselstaat Malediven mit Hotelinseln und Bhutan als spezielles Reiseziel.
Botswana geht wie z.B. Portugal.... ;)

lg
paulinchen
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: waveland am 24. Januar 2014, 10:32
Ja, ich weiss. Aber überwiegend ist in Botswana schon eher der hochpreisigere Tourismus zuhause, im Gegensatz z.B. zu Kenia. Ich wollte gerade drei ziemlich unterschiedliche Beispiele bringen. Vielleicht passen die Malediven auch gar nicht für meine Hypothese, ich denke aber nicht, dass es ohne Tourismus den Menschen dort besser gehen würde.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Eidechsenkönigin am 25. Januar 2014, 16:20
Etwas GEGEN Armut und FÜR Menschen in Entwicklungsländern tun, kann man bereits hier, indem man Kleidung, Schokolade, Kaffee und andere Wohlstandsprodukte NICHT billig, billiger am billigsten einkauft. Ich möchte hier keine Klamottenlabel nennen, aber jedem hier wird sicherlich klar sein, welche Ketten ich i.a. so meine.
Bereits hier kann man ein klares Statement setzen und auf Fairtrade, Bio und Co. achten.
LG
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: paulinchen am 26. Januar 2014, 00:01
Bereits hier kann man ein klares Statement setzen und auf Fairtrade, Bio und Co. achten.
Ich gebe dir grundsätzlich Recht, aber erkläre mir das mal am Beispiel Kleidung.
Bin gespannt auf deine Praxistips...

lg
paulinchen
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Eidechsenkönigin am 26. Januar 2014, 19:17
Bereits hier kann man ein klares Statement setzen und auf Fairtrade, Bio und Co. achten.
Ich gebe dir grundsätzlich Recht, aber erkläre mir das mal am Beispiel Kleidung.
Bin gespannt auf deine Praxistips...

lg
paulinchen

Also in größeren Städten etablieren sich immer mehr kleine Klamottenläden, die sich darauf spezialisiert haben, Kleidung aus Biobaumwolle anzubieten, aus fairem Handel oder in Deutschland/Österreich/Schweiz produziert. Dafür wurden eben keine Arbeiter aus Vietnam, Indien und Co. ausgebeutet, höchst krankheitserregende Farben als Färbemittel oder Baumwolle mit erheblichen Pestizidrückständen benutzt, die wiederum die Gesundheit der Arbeiter belasten und letztendlich auch Dich, wenn Du diese Kleidungsstücke trägst.
Das ganze nennt sich dann: ökologische Mode. Diese gibt es mit diversen Bio-Siegeln. Das Ganze findet man natürlich auch im Internet.
VG
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Janyla am 27. Januar 2014, 07:02
Bereits hier kann man ein klares Statement setzen und auf Fairtrade, Bio und Co. achten.
Ich gebe dir grundsätzlich Recht, aber erkläre mir das mal am Beispiel Kleidung.
Bin gespannt auf deine Praxistips...

lg
paulinchen

Dazu gibt es immernoch die Möglichkeit Flohmarkt und second hand.

Also in größeren Städten etablieren sich immer mehr kleine Klamottenläden, die sich darauf spezialisiert haben, Kleidung aus Biobaumwolle anzubieten, aus fairem Handel oder in Deutschland/Österreich/Schweiz produziert. Dafür wurden eben keine Arbeiter aus Vietnam, Indien und Co. ausgebeutet, höchst krankheitserregende Farben als Färbemittel oder Baumwolle mit erheblichen Pestizidrückständen benutzt, die wiederum die Gesundheit der Arbeiter belasten und letztendlich auch Dich, wenn Du diese Kleidungsstücke trägst.
Das ganze nennt sich dann: ökologische Mode. Diese gibt es mit diversen Bio-Siegeln. Das Ganze findet man natürlich auch im Internet.
VG
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Eidechsenkönigin am 27. Januar 2014, 15:35
Japp! Flohmarkt (im Internet zb. Kleiderkreisel.de etc.), second hand etc. gerade in dieser Gesellschaft wird so viel weggeschmissen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Stecki am 27. Januar 2014, 16:50
Bereits hier kann man ein klares Statement setzen und auf Fairtrade, Bio und Co. achten.
Ich gebe dir grundsätzlich Recht, aber erkläre mir das mal am Beispiel Kleidung.
Bin gespannt auf deine Praxistips...

Also wenn es in der Schweiz schon so eine riesige Auswahl an Bio / Fairtrade-Klamotten und anderen Sachen gibt dann wird das sicher auch in Deutschland der Fall sein.

http://www.helvetas.ch/de/
http://fairshop.helvetas.ch/?___store=default
http://www.claro.ch/
http://www.coop.ch/pb/site/viva/node/68811628/Lde/index.html
http://www.fairunterwegs.org/
http://www.maxhavelaar.ch
http://www.changemaker.ch/
http://www.fairemode.ch/
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 27. Januar 2014, 18:12
Hi,

abgesehen davon, dass es dabei nicht um Reisen geht und definitiv schonmal ein Anfang ist. Ich z.B. greife auch eher zum "fairen Produk". Aber ganz klar ist, dass Handel nie fair sein wird (was fair ist muss jeder für sich entscheiden).

Letztlich - und das ist der Grund warum man selbst im Supermarkt und Discounter "fair Trade" kaufen kann - steigern die Verkäufter Ihre Gewinn margen. Zwar bekommen die produzenten ein paar almosen mehr, aber niemals kann es dadurch einen Ausgleich geben.

Das ganze wurde in einer Arte Doku gut zusammengefasst http://future.arte.tv/de/thema/wie-fair-ist-fairtrade

Ähnliches gilt natürlich für Bio...

Wie gesagt, ist der faire Gedanke super. Aber letztlich wird damit niemals ein ausgleich stattfinden, so lange am Ende der Wertschöpfungskette (z.B. in Deutschland) die wahren Gewinne gemacht werden.

Gruß
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Stecki am 27. Januar 2014, 18:42
Natürlich gibt es wirklich faire Produkte, wie eben bei Helvetas oder Claro, nur kann sich unsereins die kaum leisten (zumindest nicht regelmässig). Fairtrademarken vom Discounter kann ich auch nicht ernst nehmen (ich meide aber Discounter generell). Bio kaufe ich zu etwa 50%, aber Fairtrade ist mir schon wichtig. Die 20 Rappen Preisunterschied bei den Bananen bedeuten für mich nichts, für den Produzenten aber schon.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 27. Januar 2014, 18:54
Fairer vielleicht, aber von einem extrem niedrigen niveau aus.

Fair müsste doch bedeuten, dass die Bauern das selbe Einkommen wie ein Milchbauer in Europa hat. Ich weiß die leben auch nicht im sau und braus, aber ein Unterschied ist doch erkennbar...

Die 20 Rappen sind doch almosen.


Aber das ganze ist natürlich schonmal ein Anfang. Es wird ein bewusstsein geschaffen. Ob es letztlich ausreicht muss noch geklärt werden... Finde ich.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Stecki am 27. Januar 2014, 18:56
20 Rappen mehr für ein Kilo Bananen sind in Mittelamerika sicher keine Almosen.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Eidechsenkönigin am 27. Januar 2014, 19:59
Natürlich muss man(n) innerhalb des Fairtrade-Segments differenzieren aber natürlich (wie Stecki schon schrieb) kann man faire/ökologische Mode kaufen. Genauso ist es in der Biobranche. Ich gebe sicherlich auch nicht viel auf die konventionellen Bioprodukte mit dem Standard-Ökosiegel bei Netto, Aldi und Co. Aber an einem Demeter- oder Biolandsiegel ist mit größerer Wahrscheinlichkeit nichts verwerfliches. Welche Siegel in der Kategorie Mode am besten abschneiden, weiss ich leider nicht.

Auch ich kaufe Bananen, Schoki, Kaffee etc. nur noch fairtrade, mir tut der marginal höhere Preis nicht weh. Und lieber versuche ich wenigstens etwas zu tun, als gar nichts.

Ich weiss natürlich, dass es nicht ganz zum Thread gehört, wollte es aber dennoch wenigstens anmerken, weil es doch auch hier eine große Rolle spielt (jedenfalls für mich)
:)
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: paulinchen am 28. Januar 2014, 00:07
Hi,

Textile Siegel mit Substanz gibt es kaum, Firmen wie z.B. Hess-Natur mit nachhaltigem und nachvollziehbarem Background wurden inzwischen aufgekauft ( wie so viele ) und bewegen sich weg vom Gründungsgedanken.
Billiganbieter wie primark, H&M, Zara und noch weitere aus Polen und NL, die demnächst den Markt beglücken werden, sprechen nicht für eine spürbare Wende in der Textilbranche, leider.
Würde mich freuen, wenn mehr Menschen es so sehen würden wie ihr, aber der Trend der Produktion geht etwas weg von Bangladesh, dafür Richtung ärmste asiatische Länder und Afrika.
Ich hab mal einen schönen Job gelernt, heute ist es eine Lumpenbranche, der Kunde ist auch nicht unschuldig daran.

Ich hoffe, der fairtrade-Gedanke setzt sich endlich auch in der Textilbranche durch, aber momentan sehe ich keinen wirklichen Trend.

paulinchen, die die Hoffnung nicht aufgibt :-\
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 28. Januar 2014, 14:37
Zitat
Ein Almosen ist eine materielle Gabe an einen bedürftigen Empfänger ohne Erwartung einer materiellen Gegenleistung dieses Empfängers. Es unterscheidet sich von einer Spende durch den Beweggrund des Mitleids mit dem Empfänger. (Wikipedia)

Das musste ich jetzt checken, weil mich sowas irgendwie ärgert. Wie gesagt jede motivation Fairtrade zu kaufen unterstütze ich voll.

Aber dann:
Zitat
20 Rappen mehr für ein Kilo Bananen sind in Mittelamerika sicher keine Almosen.

Achja? Kann man sich davon ein Auto kaufen? Ausreichend Klamotten, oder auch Schulsachen für die Kinder? Kann man sich Geld für "später" zusammen sparen?

Sicher nicht!

Jetzt kann man naütrlich ausweichen und sagen: Für was ein Auto...

Genau das ist aber eindeutig zu kurz gedacht - meine Meinung. Es geht darum was ist "fair"

Mit solchen Produkten kauft man sich ein gutes Gewissen und tut ein klein wenig für die Bauern. Nicht mehr und nicht weniger...

Gruß
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: serenity am 28. Januar 2014, 16:26
Kürzlich war in ZDF Zoom ein Bericht über das Geschäft mit dem Mitleid in Kambodscha, der ganz gut ins Thema passt: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2072136/ZDFzoom-Das-Geschaeft-mit-dem-Mitleid?bc=svp;sv0#/beitrag/video/2072136/ZDFzoom-Das-Geschaeft-mit-dem-Mitleid  (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2072136/ZDFzoom-Das-Geschaeft-mit-dem-Mitleid?bc=svp;sv0#/beitrag/video/2072136/ZDFzoom-Das-Geschaeft-mit-dem-Mitleid) Der BEitrag kann nach wie vor abgerufen werden und ist wirklich sehenswert!
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: Stecki am 28. Januar 2014, 17:06
pawl: Was genau ist Dein Ziel hierdrin? Offenbar stehst Du zwar hinter dem Grundgedanken von Fairtrade, versuchst aber alles diesen schlecht zu reden. Eine Diskussion die schlichtweg überflüssig ist. Ausserdem ist ja nicht so dass die Fairtrade Labels einfach nur etwas mehr zahlen, da stecken ja auch soziale Projekte dahinter.
Titel: Re: Weltreise und Armut
Beitrag von: mariannek am 31. Januar 2014, 11:26
Vor allem Indien polarisiert enorm . Wie schon ein Vorredner sagte - man sollte den Menschen immer Würde und REspekt entgegenbringen und möglichst lokal kaufen. Wenn man das echte Indien kennen lernen möchte dann muss man sich einfach mit den Menschen unterhalten. Das ist in Indien sehr sehr einfach. Man sollte nur etwas offen sein. Wir waren oft mit Indern bzw. Gruppen von Indern unterwegs , welche wir auf unserer Reise kennen gelernt haben. Einmal waren wir mit 2 Männern unterwegs und haben Sie dann am Nachmittag zum Essen eingeladen. Wir haben innerhalb von 6 Stunden mehr über Indien und das Leben dort aus der Sicht eine Einheimischen gehört als wir in einem Reiseführer jemals lesen könnten.

Vor all in den typischen Touristengebieten ist es einfach unglaublich wie aufdringlich Bettler und Führer oder Fahrer sein können. Abseits der Touristenorte trifft man auch Menschen die nicht dein Geld haben wollen, sondern mit denen ein toller Austausch von Geschichten stattfinden kann. Man muss halt bewusst reisen.

Die Armut die man in diesem Land sieht kann einem aber schon auf das Gemüd schlagen.  Wir aßen immer dort wo viele Inder auch aßen und mieten Geschäfte für Touristen. Natürlich haben wir uns auch die großen Highlights angeschaut , versuchten dort aber schnell wieder wegzukommen.

Wir waren mit einem Fahrer unterwegs , den wir direkt angeschrieben haben ( über seine Seite http://fahrer-indien.com (http://fahrer-indien.com) ) . So geht das Geld für die reise direkt zum Fahrer und zu seiner Familie und man hat keine Zwischenhändler (Reiseveranstalter oder Indische Fahrer-Agenturen) dazwischen . Außerdem hat man einen guten Guide der einem mit Tips und Tricks zur Seite steht und einem , bei sympathie, auch gerne mal bei sich zu Hause einlädt !
Titel: Antw:Weltreise und Armut
Beitrag von: Vombatus am 13. Juli 2015, 14:03
Hey pawl.
ihr seid ja nun schon einiges unterwegs, wie sind eurer bisherigen Erfahrungen zum Thema?
Wie kamt ihr mit der Armut zurecht?
Habt ihr auf eure Weise einen Weg gefunden Gutes zu tun?
Wechen Rat habt ihr an Andere?

EDIT: Und ein angenehm geschrieben Blog habt ihr. Der Bericht von Guatemala war sehr toll. Falls Leute Zweifel haben sollten sie über eure Erfahrungen lesen.
Titel: Antw:Weltreise und Armut
Beitrag von: pawl am 14. Juli 2015, 01:47
Hi Vombatus,

das freut uns zu hören und ich habe auch das Gefühl, dass schreiben über Orte die einem besonders gefallen viel einfacher ist. Guatemala bleibt wohl vorerst unser Highlight in Zentral und Südamerika :-)

Und deine Fragen bringen mich ja schon zum überlegen was ein Resüme sein könnte. Ich bin vorher schon mit einer sehr Linken haltung, die weit neben der der bekannten Partei liegt, gestartet und wurde für mich selbst eigentlich nur bestätigt. Aber ich bin mir bewusst, dass man sich manchmal die Dinge so auslegt wie sie in das eigene Weltbild passen. Deshalb muss ich mir hier viele gedanken machen.

Ich glaube für mich selbst zwei wichtige Dinge zu sehen, zum einen weiter Gedanken an andere Weltordnungen leben zu lassen und zweitens zu hoffen, dass das mit dem Kapitalismus alles nicht das wahre Problem ist und in wenigen Jahren die ganze Welt in ähnlihen Wohlstand leben kann. Denn Alternativen sind nicht in Sicht.

Alles andere sind für mich Tropfen auf der Sonne...

Kleinere erkennitisse das unser Wohlstand niemals Maßstab für die Weltsein muss (oder kann) reihen sich dazu, aber es wären zu viele.

Ich habe auch aus Gesprächen nicht das Gefühl das Theme interessiert allzuviele in der Tiefe und halte mich immer raus. In gewissermaßen resignation.

Zitat von Gestern: "Die Leute hier verstehen nicht, dass wir auch nicht viel Geld haben, wenn wir hier ein Jahr reisen."

Hier in Huaraz lag ein Mann den ganzen Tag an der selben Bordkante, wir dachten schon er wäre Tod, als wir ihn am Abend immer noch da liegen gesehen haben. Was soll ich in so extrem Fällen bewirken außer eine Tüte mit Brötchen neben ihn zu stellen. Ich weiß es nicht...

Grüße


Titel: Antw:Weltreise und Armut
Beitrag von: Claudia-to-go am 14. Juli 2015, 10:07
Hallo Pawl,

ich finde euer Blog auch sehr gelungen und lesen gerne eure Beiträge.

Was du zum Thema Armut schreibst macht mir einerseits Mut, dass man, trotzdem man mit der Armut schlecht zurecht kommt, dennoch eine schöne Reise haben kann und gleichzeitig vergrößert es meine Sorge, wenn ich deine Anekdoten dazu lese, dass ich nicht damit klar kommen werde.

Ich tue mich in Deutschland schon unheimlich schwer, versuche zu helfen, so gut ich kann und weiß, dass ich auf meiner Reise noch viel mehr Not sehen werde.

Ich habe kürzlich mehrere etablierte Kinderhilfsorganisationen angeschrieben mit der Frage, wie ich mit bettelnden Kindern umgehen soll und ob man wirklich generell sagen kann, dass man ihnen kein Geld geben soll bzw. ihnen nichts abkaufen soll. Das Ergebnis war, dass mir die meisten Organisationen schrieben, dass sie mir im Grunde auch keinen Rat geben können. Dass sie nicht generell sagen können, ob ein Kind, dem ich etwas abkaufe deswegen wirklich nicht zur Schule geschickt wird, oder ob das nicht passiert weil die Eltern es (z.B. für Mädchen) einfach generell ablehnen und es also keinen Einfluss auf ihre Entscheidung hat, was ich tue. Ich bin also ratloser als vorher.

Ich werde daher versuchen, über Einheimische vor Ort einen Rat zu bekommen (ich glaube ihr habt in einem post mal geschrieben, dass der Schiffskapitän auf einer Tour einmal explizit davon abgeraten hatte, den Kindern am Ort etwas abzukaufen) und sonst mein Gefühl entscheiden lassen. Karoshi hat glaube ich auch mal geraten, sich ein Tageslimit für Spenden zu setzen, das werde ich versuchen zu beherzigen. Und natürlich werde ich versuchen, vor Ort Projekte zu unterstützen und mein Patenkind finanziere ich auch während der Reise weiter.

Ich wünsche euch, dass auch ihr eure Reise weiterhin genießen könnt.