Weltreise-Forum

Weltreisen und Langzeitreisen => Gefühlswelt => Thema gestartet von: Norisknofun am 13. September 2010, 21:06

Titel: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: Norisknofun am 13. September 2010, 21:06
Hi,
ich frage mich, ob andere auch mit dem Gedanken spielen, sich unterwegs irgendwo niederzulassen. Liegt ja nahe, wenn man gerade ungebunden ist. Man bereist die ganze Welt und dann geht man dahin, wo es einem am Besten gefallen hat und bleibt dort. Da ich Klavierlehrerin/Gitarrenlehrerin bin, gibt es ja viele Orte, wo ich arbeiten kann, vorausgesetzt ich beherrsche die Sprache. Wollt ihr alle wiederkommen oder habt ihr heimlich auch den Plan, Euer Fähnchen am schönsten Plätzchen der Erde aufzustellen?
Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: freakazoid am 14. September 2010, 00:29
hab mich auch schon des öfteren erwischt, wie ich mit dem gedanken gespielt habe.
aber nachdem ich von der schweiz die schnautze voll hatte und 2 jahre in italien lebte, haben sich mir die augen geöffnet, und ich erkannte, wie gut es uns doch geht.
sozial abgesichert, krankenversicherung obligatorisch, verlässliche öv, so gut wie keine korruption, usw.
finde es jedesmal schön aus der alten heimat auszubrechen und neues zu sehen, aber schlussendlich bin ich doch auch immer wieder froh, nach hause zu kommen.


deshalb wohl eher nur reisen mit wiederkehr...
Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: After Backpacking am 14. September 2010, 01:05
Hallo!

Interessante Frage, über die ich auch schon das eine oder andere Mal nachgedacht habe. Auf meiner ein-jährigen Reise um die Südhalbkugel waren natürlich auch so einige schöne Orte dabei, wo man sich bestimmt niederlassen könnte. Doch eines sollte man nie vergessen, Reisen und Leben/Arbeiten in der Ferne sind zwei völlig verschiedene Dinge. Mir geht es ähnlich wie freakazoid, auf meinen letzten Reisen wurde mir immer klarer wie gut es uns doch geht. Soziale Absicherung, ausgebildete Ärzte, sicheres Land im Vergleich zu anderen Staaten, etc. Um dies allerdings zu begreifen muss man erst in die Fremde fahren, getreu dem Sprichwort:

"Was Heimat bedeutet, erfährt der in der Reisende erst in der Fremde"

Und es gibt ja genügend Beispiele von gescheiterten Auswanderern, deshalb wundert es nicht, das es mittlerweile auch schon Heimkehrer Shows im TV gibt. Mal abgesehen von Konny Reimann, unserem Texas Ranger aus Hamburg, welcher es wirklich geschafft hat.

Es wird aber auch in Zukunft bei mir immer wieder Reisen in die Ferne geben, dazu gibt es einfach noch viel zu viel entdecken.
Tobi

Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: tinibini am 14. September 2010, 05:55
Na klar schwirrt einem dieser Gedanke immer wieder mal durch den Kopf. ("Oh, da isser schon wieder!" ;D) Aber in der Realität issses ja nu nich so einfach - dass man ein hübsches Plätzchen entdeckt und einfach dort bleibt. Dafür braucht man eine Aufenthaltsgenehmigung, eine Arbeitserlaubnis... und das nötige Kleingeld für einen Neustart. Wenn man sich damit ernsthaft befasst, ist der Gedanke vom Auswandern schon nicht mehr so romantisch. :-\
Ich selbst würde eher ein "Auswandern auf Zeit", für ein Jahr oder so, wagen. Und dann sehen, ob das hübsche Plätzchen die ganzen Mühen denn tatsächlich wert ist.
LG Tini
Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: lillki am 19. September 2010, 07:20
Hallo zusammen,

habe ich auch dran gedacht - vor der Reise. Unterwegs ist mir einfach aufgefallen, wie anders alles ist, wie anders man selber ist, wie wenig man letztlich durch die ganzen Schichten einer kulturellen Ordnung dringt.
Abseits von laendern wie USA, AUS etc. ist glaube ich eine ganze Menge Arbeit, unermuedlicher Optimismus und ein dickes Fell noetig. Und das sind nur die zwischenmenschlichen G'schichten.
Ich hab gemerkt wie wichtig es mir ist Europaerin zu sein, mit all seiner Geschichte, allem Fuer und Wider.

Aber irgendwo fuer 'kurze Zeit' also 1-2 Jahre zu sein, das taete mir schon gefallen  ;D
Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: little_earthquake am 10. Oktober 2010, 16:54
habe  mich auch schon mit dem gedanken befasst. 'was wäre wenn..' damals in kanada wäre ich gern noch länger geblieben, ich wusste auch dass es ein ort für mich wäre wo ich immer leben könnte aber ich denke es muss alles passen. wir haben in Deutschland sicher viel was woanders nicht möglich ist. soziales auffangnetz etc, aber in sachen 'freiheit' ist nicht viel drin. wobei du auch in anderen ländern in den alltag rutschen kannst. es muss eben alles stimmig sein und das auf lange sicht.

ich sag mir immer wenn ich auf meiner weltreise einen ort finde wo ich spontan sage, hier will ich leben dann würd ich es versuchen aber ich denke eine reise zu machen, nur um nach etwas zu suchen was es am ende vielleicht nicht gibt, nimmt den reisespaß. klar hat man es immer im hinterkopf aber du dafrst dich mit der frage auf reisen nicht quälen. wenn du jemanden kennenlernst und alles passt, warum nicht. ich denke man sollte sich alles offen lassen und nicht versteifen, doch letztendlich zählt die reise und eine auszeit die sich nicht jeder traut.
Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: ulrich am 15. Oktober 2010, 13:39
good old germany ist halt die perfekte heimatbasis. wie schon hier erwähnt ist die soziale absicherung, infrastruktur und die politische lage sind schon erheblicher besser als in anderen ländern.

was hat deuschland auf was ihr in anderen ländern NIEMALS verzichten könntet? was man vielleicht irgendwie mitnehmen kann. ich meine zb. die Fußball Bundesliga ;D, das gute deutsche bier, die soziale absicherung (falls man nach dem ausstieg doch wieder zurück will) oder was auch immer.

ich spiele den gedanken weil tele-tobi ja schon oben schrieb das es uns hier ja ganz ordentlich geht. also, WAS wäre unabdingbar wegzudenken?? :)

Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: Nausikaa am 15. Oktober 2010, 16:53
also, WAS wäre unabdingbar wegzudenken?? :)

Mir sind die oben genannten Errungenschaften meines Landes auch sehr wichtig, ich will garantierte Menschen- und Tierrechte, soziale Absicherung, Demokratie, Gleichberechtigung und das Recht auf freie Meinungsäußerung usw. usf. Ohne könnte ich auf Dauer nicht glücklich sein.

Davon abgesehen gibt es aber noch etwas, auf das ich nicht längerfristig verzichten möchte, und zwar ist das der Wechsel der Jahreszeiten - mit Weihnachten im Winter! Ich genieße jede Jahreszeit mit ihrem Naturschauspiel und den dazugehörigen Ritualen. Ich will Schnee und Osterglocken und Sommerwiesen und goldene Bäume, Regen und Sonne, Wärme und Kälte, Spargelzeit und Kürbissuppe, Schokosahnetorte und Weihnachtsplätzchen, den Nikolaustag und Adventskränze und und und... Und zwischendurch will ich Urlaub machen und mir all das angucken, was ich hier nicht hab - denn das fehlt mir natürlich wiederum hier, vom Surfspot über Lavendelfelder und indische Tempel bis zu Minced Pie und Paneer Mutter Masala. Aber - irgendwann möchte ich dann auch wieder zurück! :) Letztens Endes wird es immer irgendetwas geben, dass ich nur woanders haben kann, egal wo ich bin. Aber wie Ulrich möchte ich Deutschland auch gerne als "Heimatbasis" behalten.

Das ist jetzt mal mein ganz subjektiver Beitrag. :-) Übrigens hab ich mal mit dem Gedanken gespielt, in Irland zu bleiben - was ja nun wirklich sehr nah ist und auch kulturell relativ ähnlich - wenn auch ohne Adventskränze! Aber ich bin froh, dass ich hier geblieben bin. Irgendwie ist das eben doch mein Land hier! :)

Aber letztens Endes hängt es meiner Erfahrung nach von den Menschen ab, die einen umgeben... Insofern könnte ich bestimmt doch ohne Adventskränze leben, wenn ich im Austausch dafür mit dem Mann meines Herzens zusammenleben kann. Zum Glück kann ich beides haben! :)

@Norisknofun: Ich bin sehr gespannt, ob Du unterwegs den Platz (und/oder Menschen) Deines Herzens findest! :)




Titel: Re: Reise ohne Wiederkehr?
Beitrag von: Nausikaa am 16. Oktober 2010, 00:05
Hier noch ein Bericht über jemanden, der ES getan hat:
Vor fünf Jahren hab ich in Indien eine Waliserin kennengelernt, die genau wie ich nur kurz und zum ersten Mal in Indien war. Sie hat dann nach ihrer Rückkehr sofort angefangen zu sparen, schließlich ihren Job gekündigt und ist vier Monate durch Indien gereist. Wieder zurück in Wales war sie aber sehr unglücklich, also hat sie gleich weiter gespart, das TEFL-Zertifikat erworben und sich wieder auf den Weg gemacht. Inzwischen hat sie ganz Indien und einen großen Teil von SOA bereist und lebt und arbeitet zur Zeit in Kambodscha. Irgendwann will sie mal nach China, aber vom walisischen Regen hat sie offenbar genug. :)

Ich halte sie für ein gutes Beispiel dafür, wie man so eine Auswanderung angehen kann. :) Sie hat auf jeden Fall erstmal getestet, ob sie sich nicht doch schnell wieder zuhause eingewöhnt. So konnte sie auch von zuhause aus alles gut regeln.

Das nur mal so als kleine Nachtlektüre... ;)