RTW selbstgebaut

Wer mit den RTW-Tickets der großen Allianzen seine Wunsch-Streckenführung nicht realisieren kann, oder wem diese Tickets zu teuer sind, der kann sich auch aus einzelnen Oneway-Flügen sein persönliches Round-the-World-Ticket zusammenstellen. Viele Strecken werden inzwischen sogar schon von Billigfliegern bedient.

Eine Beispiel-Route nur mit Low-Cost-Airlines:

  • Berlin - Singapore (Scoot)
  • Singapore - Perth (Scoot)
  • (Surface: Perth - Sydney)
  • Sydney - Honolulu (Jetstar)
  • Honolulu - Vancouver (WestJet)
  • (Surface: Vancouver - New York)
  • New York - Frankfurt (Condor)

Aber selbst wenn es auf den ersten Blick sehr verlockend klingt, weil man unter Umständen sehr viel Geld sparen kann: nicht für jede Route und für jeden Anspruch sind Oneway-Tickets die richtige Wahl.

Kostenbetrachtungen

Ob ein RTW-Ticket tatsächlich teurer ist als mehrere Einzeltickets, hängt von der Streckenführung ab. Die Preisfindung ist bei den beiden Varianten nämlich radikal verschieden:

  • Beim RTW-Ticket hängt der Preis einer Flugstrecke im Wesentlichen von der Entfernung ab, also von der Anzahl der geflogenen Meilen. (Bei zonenbasierten Tickets natürlich nicht, die sind aber generell nicht billig.)
  • Bei Oneway-Tickets hängt der Preis von sehr vielen Faktoren ab, u.a. Entfernung, Konkurrenzsituation ("Rennstrecken" sind viel billiger als wenig geflogene Routen oder gar Monopole), Vorhandensein von Billigfliegern oder Verfügbarkeit von Sondertarifen.

Grob gesagt lohnt es sich, über Einzeltickets nachzudenken, wenn mindestens zwei der folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Deine angedachten Flugstrecken verlaufen entlang von Rennstrecken, große Kostenknaller wie die Südpazifikstrecke Australien/NZ Amerika (egal ob Nord oder Süd) sind nicht dabei.
  • Du planst längere Surface-Etappen, z.B. die Transsibirische Eisenbahn oder Mexico-Buenos Aires.
  • Die Gesamt-Reisedauer liegt über einem Jahr.
  • Du weißt relativ genau, wann Du wohin fliegen willst, so dass Du mit langer Vorausbuchung günstige Tarife kriegen kannst.

Nachteile

Der Preis der Flexibilität

Der größte Nachteil von im Voraus gebuchten Einzeltickets ist die verlorene Flexbilität. Es ist im Gegensatz zum RTW-Ticket nicht mehr so, dass sich das Ticket Deinen Wünschen anpassen lässt, sondern Du musst Dich auf Deiner Reise an die gebuchten Tickets halten, denn Umbuchungen oder Stornierungen werden schnell sehr teuer, besonders wenn sie kurzfristig erfolgen. Das gilt sowohl für die Streckenführung als auch für die Flugdaten. Da zwängst Du Dich schon vor der Abreise in einen ganz starren Rahmen, und Du musst Dir selbst überlegen, ob es Dir das ein paar hundert gesparte Euro wert ist. Bei einer 90-tägigen Weltreise fällt die fehlende Flexibilität wahrscheinlich gar nicht so auf, denn da wird sowieso jeder Tag durchgeplant sein. Aber wer länger unterwegs ist, der wird seine Pläne unterwegs ändern wollen. Bitte diesen Punkt nicht unterschätzen!

Eine Alternative ist es natürlich, noch nicht alle Flüge vorher zu buchen. Das kann gut gehen, wenn Du in einer Gegend mit dichten Flugnetzen unterwegs bist, wo es selten vorkommt, dass eine Strecke Wochen oder gar Monate im Voraus komplett ausgebucht ist.

Einreisebestimmungen

Wenn Du Einzelflüge buchst, die sich nicht direkt aneinander anschließen, dann musst Du dich sehr detailliert mit den Einreisebestimmungen der einzelnen Zielländer auseinander setzen. Oft wird ein Rück- oder Weiterflugticket verlangt, allerdings ist die Regelung selten komplett starr. In manchen Ländern reicht der Nachweis von ausreichend Geldmitteln, um ein Ticket kaufen zu können. In anderen muss man sich vorab ein Visum besorgen, wenn man kein Rückflugticket hat (z.B. USA, Thailand). Und wieder andere sehen das ganz entspannt und akzeptieren auch ein Weiterflugticket von einem Nachbarland aus. Am pingeligsten stellen sich normalerweise die Fluggesellschaften an, die Dich im Falle einer verweigerten Einreise nicht nur zurück transportieren müssen, sondern auch eine saftige Geldstrafe befürchten.

Risiko von Airline-Pleiten und Streckenstreichungen

Gerade die kleineren Budget-Airlines, die keine große Muttergesellschaft im Rücken haben, sind in schlechten Zeiten akut von finanziellen Problemen bedroht, die leicht bis zur Pleite gehen können. Das ist in letzter Zeit auch mehrfach vorgekommen. Da Du die guten Preise nur dann bekommst, wenn Du einigermaßen lange im Voraus buchst, trägst Du in der Zeit bis zum Flug ein gewisses Risiko. Natürlich können auch größere, namhafte Airlines Bankrott machen (ein Beispiel aus den letzten Jahren ist die brasilianische Varig), aber wenn Du ein RTW-Tickt von einer Allianz hast, besteht zumindest berechtigte Hoffnung, dass Du Strecken auf andere Allianzpartner umbuchen kannst.

Recherche-Tipps

In den meisten Resebüros wird man Dich nur verständnislos anschauen, wenn Du mit dem Wunsch auftauchst, man möge Dir eine Weltreise aus Einzeltickets individuell planen. Das erfordert viel Zeit, die die Reisebüros bei den immer magerer werdenden Buchungsprovisionen einfach nicht opfern können. Abgesehen davon gerätst Du meistens auch nicht an einen RTW-Profi, von denen selbst die ausgewiesenen Fernreise-Spezialisten oft nur einen oder zwei haben. Du musst also die Recherche überwiegend selbst machen (und dann kannst Du eigentlich auch gleich im Internet buchen).

Die Frage, die sich Dir stellt, ist einfach zu formulieren: wer fliegt welche Strecken, und zu welchem Preis? Leider ist die Antwort nicht ganz so trivial. Die Informationen, die Du brauchst, liegen nicht alle an einer Stelle und sind manchmal auch sehr versteckt. Ein guter Anfang ist eine Recherche in einem Internet-Buchungsportal wie Skyscanner oder Opodo, wo Du einfach Start, Ziel und Tag angibst, und Du bekommst den günstigsten Preis ausgespuckt. Einfacher geht's nicht, oder?

Fast richtig. Was Du wissen willst, ist beispielsweise: "Wie komme ich möglichst günstig Anfang November von Köln nach Bangkok?" Die Buchungsportale können aber nur Fragen beantworten wie "Was ist der günstigste verfügbare Flug in Ihrer Datenbank mit Abflughafen Köln/Bonn und Zielflughafen Bangkok am 1. November?" Das ist eine ganz andere Frage. Jede der 6 unterstrichenen Passagen stellt eine unnötige Einschränkung dar. Die Suchergebnisse können aus verschiedenen Gründen suboptimal sein:

  • Durch die Wahl eines kleineren Flughafens sortiert man schon mal alle Airlines aus, die diesen Flughafen nicht anfliegen und mit keiner dort operierenden Airline kooperieren. Köln/Bonn wird z.B. nur von relativ wenigen ausländischen Airlines bedient. Besser ist es, einen internationalen Mega-Flughafen wie Frankfurt als Start für die Suche zu wählen! (Das gilt natürlich auch für den Zielflughafen, aber dieses Kriterium erfüllt Bangkok.) Wenn man dann eine interessante Airline gefunden hat, kann man immer noch nachschauen, ob sie auch kleinere Ziele bedient. Oft ist auch ein günstiger Surface-Zubringer per Bus/Zug/Auto möglich.
  • Viele Flugverbindungen operieren nur an bestimmten Wochentagen. Wer den falschen Tag anfragt, hat eben Pech gehabt. Immer einen Zeitraum von 7 aufeinander folgenden Tagen prüfen!
  • Der Preis variiert je nach Auslastung. Die gleiche Verbindung kann zwei Tage früher oder später wesentlich günstiger sein.
  • Umsteigeverbindungen werden bereits dann zu einem teureren Tarif oder gar nicht mehr angeboten, wenn eine Teilstrecke stark gebucht bzw. ausgebucht ist. Wenn eine eigentlich interessante Verbindung sehr teuer ist, lohnt es sich, auch mal die einzelnen Segmente abzufragen. Manchmal stellt man dann fest, dass nicht die Interkontinentalstrecke das Problem ist, sondern der Zubringer. (Wenn eine große Gruppe auf eine kleine Maschine gebucht wird, sind die billigen Plätze eben schnell weg.) In diesem Fall kann von einem alternativen Startflughafen eventuell noch der günstigere Tarif gebucht werden.
  • Last not least gibt es Airlines (in der Regel Billigflieger), die überhaupt nicht über die Flugportale buchbar sind, sondern nur über die eigene Website.

Hilfreich bei der Recherche ist es auch, wenn man weiß, welche Airlines überhaupt existieren, und wie ihre Streckennetze aussehen. Eine sehr nützliche Website hierfür ist Airline Route Maps.

Geheimtipp: In der englischen Version der Wikipedia findet sich bei fast allen Flughäfen auf der Welt eine aktuelle Liste der Airlines, die diesen Flughafen bedienen, und eine Liste der von dort direkt angeflogenen Ziele.

Billigflieger auf der Langstrecke

Mittlerweile ist die Zeit reif: immer mehr Billigflieger versuchen sich auch auf der Langstrecke und werden dort zu einer starken Konkurrenz für die etablierten Airlines. Inzwischen kann man mit Low-Cost-Airlines die Welt umrunden, allerdings gibt es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit will ich hier mal einige Airlines vorstellen, mit denen man sich eine RTW-Strecke zusammenbauen kann.

Airline Drehkreuz(e) Interessante Ziele
Air Asia Kuala Lumpur, Bangkok Südostasien, Australien, Auckland, China, Hong Kong, Macau, Taiwan, Japan, Indien
Scoot Singapore Berlin, Athen, Südostasien, Südindien, Australien (Sydney, Melbourne, Perth, Gold Coast)
Virgin Australia Brisbane, Sydney, Melbourne Südpazifik: Samoa, Fiji, Tonga, Cook Islands, Vanuatu
Hawaiian Airlines Honolulu USA Westküste, Samoa, Tahiti, Sydney, Auckland
Virgin Atlantic London Nordamerika, Karibik, Südafrika, Indien, Shanghai
Jetstar Sydney, Melbourne Christchurch, Südostasien, Japan (Osaka, Nagoya), Hawaii
Condor Frankfurt West/Ostafrika, Nordamerika, Cancun, Karibik, Recife, Salvador, Bangkok
Air Arabia Sharjah (bei Dubai) Naher Osten, Ägypten, Istanbul, Nairobi, Indien, Nepal, Moskau
Spirit Airlines Fort Lauderdale, Detroit Zentralamerika, Karibik, Kolumbien, Lima
Cebu Pacific Air Manila, Cebu Südostasien, China, Hong Kong, Osaka, Seoul

Im Moment gibt es leider keine international operierenden Billigflieger in Südamerika und Afrika.

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