Thema: norden oder süden  (Gelesen 3597 mal)

karoshi

« Antwort #15 am: 13. Mai 2010, 18:00 »
Hallo farmerjohn,

jetzt interpretierst Du aber selbst in meinen Beitrag etwas hinein, dass da gar nicht steht. Es ist schon klar, dass Du nicht geschrieben hast, man solle Südamerika meiden, oder dass es Somalia ähnele. Ich war auch schon oft und lange genug in Südamerika, um zu wissen, dass das nicht so ist, und ich glaube auch nicht, dass Du das sagen wolltest. Ich hatte nur den Eindruck, dass Dein Beitrag leicht in der Art missinterpretiert werden könnte, dass eine Reise nach Südamerika ein unkalkulierbares Risiko darstellt, das viele lieber meiden würden. Dies wollte ich relativieren, nicht mehr und nicht weniger. Kann sein, dass mir das nicht besonders gut gelungen ist, aber ich hatte leider nicht viel Zeit dafür.

LG, Karoshi
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Tom

« Antwort #16 am: 13. Mai 2010, 18:43 »
Hi weltenbummlerin,

aber von braslien (norden) oder patagonien habe ich leider fast nichts gelesen



Nicht ein Grund mehr den Norden zu bereisen?  :)

Tom.
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farmerjohn1

« Antwort #17 am: 13. Mai 2010, 21:47 »
@karoshi und andere
Ja, das mit der Missinterpretation stimmt, man haette meine Aussagen als Abraten verstehen koennen und gerade in Deutschland, wo in der Oeffentlichkeit so ein merkwuerdiges Verhaeltnis zu anderen Kulturen herrscht, sogar Schlimmeres.

Das will ich natuerlich um Himmels Willen nicht, sondern ich wollte nur etwas mitteilen, was mir zu den Gefahren klargeworden ist. Ich bewirtschafte seit einem Jahr in Huila/Kolumbien eine kleine Kaffee-Farm (wo wir auch ein Appartment fuer Feriengaeste haben),  bin mit einer Einheimischen verheiratet. Uns ist bisher ausser ein paar Betruegerein und zwei bewaffneten Ueberfaellen in Minas Gerais / Brasilien vor zwei Jahren nichts passiert und ich habe mich nicht ein Mal bedroht gefuehlt.
Aber ich kann mir inzwischen ein ziemlich klares Bild von den Ursachen der Gewalt und Kriminalitaet machen, was mir noch vor vier Jahren, als mir Suedamerika 'nur' aus Erzaehlungen, Medienberichten und ein paar Reisen bekannt war, ein Raetsel war.

Die Anlaesse bestehen im Ursprung wahrscheinlich im Aufeinandertreffen, bzw. Vermischen indianischer Kulturen und dem mittelalterlichen Feudalismus der iberischen Halbinsel, der die europaeische Zivilisation mit all ihren ethischen und technischen Errungenschaften sehr einseitig und als unglaubwuerdig praesentierte. Andererseits verstehen die Indianer, wenn ich mit meinen hauptsaechlich indianschen Nachbarn spreche, an den Europaern nach wie vor nicht, weshalb man immer vorwaerts schreiten, etwas erreichen, vergroessern, erweitern, verbessern, Taten vollbringen soll.
Nun ist inzwischen auch in Spanien das Mittelalter und der Einfluss auf Lateinamerika laengst vorbei, in Suedamerika gibt es fast keine reinrassigen Menschen mehr, sondern alle sind vermischt, man hat nach Nationalisierung, Buergerkriegen und Drogenkriegen mehr oder weniger laufende Demokratien und moderne Gesellschaften mit ordentlichen Bildungsmoeglichkeiten, und auch die Indianer koennen  einsehen, dass ihr klassisches Lebensideal nur dann funktioniert, wenn eine Handvoll Menschen in uebermaechtiger, ueppiger Natur allein ist.

Aber das Grundproblem und seine Folgen sind im Alltag noch immer sichtbar. Wer einem Arbeiter klarmachen muss, dass die Lohnstueckkosten ein wichtiges Kriterium sind und dass das Fertigstellen eines Bauabschnitts wichtiger ist als Karneval, der kann so viel reden und zahlen wie er will, er  muss entweder einen geladenen und entsicherten Revolver benutzen und in Kauf nehmen, spaeter umgebracht zu werden, oder er scheitert. Wer meint, das menschliche Leben habe einen so hohen Stellenwert wie in Deutschland, der erlebt sein blaues Wunder. Wer aeussert, dass man in einer unuebersichtlichen Kurve besser nicht ueberholt, der wird so lange als phantastischer Spinner angesehen, bis es gekracht hat. Wer glaubt, zertifizierte Kranfuehrer mit Fuehrerschein wuessten oder liessen sich erklaeren, dass das maximal anhaengbare Gewicht vom Winkel des Kranarms abhaengt, der irrt. Wer der Meinung ist, eine mit jahrzehntelang erfahrenden Landarbeitern abgehaltene Besprechung zur Organisation der Ernte eines trapezfoermigen Kaffeefeldes fuehre zu klarerer Arbeitsstruktur, der wird eines besseren belehrt, da sich niemand vorstellen kann, dass man fuer jede Reihe etwas laenger braucht, je naeher man der laengeren Grundlinie des Trapezes kommt.  Bei der Genossenschaft fuer Bohnenanbau weiss keiner, ob ein Schaedling eine Milbe, Insekt, Ameise oder Pilz ist, und Bohnen haben in den Anden ueber 5000 Jahre  Tradition. Das sind meist Sachen, zu denen muss man noch nicht einmal hohe Schulbildung haben. Und hier reden wir von normalen, anstaendigen Menschen, die bereit sind, sich ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen.
Organisierte oder gewoehnliche Verbrecher  mit Waffen haben dann ein noch weit niedrigeres Niveau, die wollen sich selbst die Muehe, die sich die anderen immerhin geben, ersparen.

Die ganzen Stories um Drogen, Politik, illegale Gewaltgruppen aller moeglichen Couleur, Diskriminierungen, Gesellschaftsstrukturen, Klima- und Kolonialsuenden, Migration, Verbrecherbanden, Angst und Terror und die Aktionen, um das in den Griff zu bekommen - alles ok, gibt es alles, sind alles Probleme und Anlaesse.

Aber was ursaechlich zu Unberechenbarkeit, Kriminalitaet und Gewalt fuehrt, sind genau diese paradoxerweise im Grunde harmlosen und laecherlichen Banalitaeten und deswegen ist es potenziell gefaehrlich.

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Jens

« Antwort #18 am: 13. Mai 2010, 23:58 »
@karoshi und andere
Ja, das mit der Missinterpretation stimmt, man haette meine Aussagen als Abraten verstehen koennen und gerade in Deutschland, wo in der Oeffentlichkeit so ein merkwuerdiges Verhaeltnis zu anderen Kulturen herrscht, sogar Schlimmeres.
Sorry, aber ich finde, dass die Mitglieder in diesem Forum wohl sehr aufgeschlossen zu anderen Kulturen, Menschen, Religionen sind, da sie sonst sich nicht für das Reisen interessieren würden!!
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farmerjohn1

« Antwort #19 am: 14. Mai 2010, 23:59 »
Ja, hier im Forum die meisten schon. Aber nach meiner Erfahrung ist das Verhaeltnis der deutschen Oeffentlichekeit allgemein zu nicht deutschen Kulturen  ziemlich gestoert. Entweder sind die Leute so: 'Deutschland ist ja doch ueber allem anderen', was vielleicht wirklich der Erfahrung von Fachleuten entspricht, wenn sie ihre Leistung mit der von Fachleuten vieler anderer Laender vergleichen, woraus aber auch in anderen Gebieten dann ein ungerechtfertigter ueberhoehter Nationalismus abgeleitet wird, oder man ist 'politisch korrekt', also stets bemueht zu beteuern,  dass ja alles ausserhalb Deutschlands und den Deutschen ganz toll ist, und dass man es ehrlich in Ehrfurcht bewundert, damit man nur ja nicht als 'rechtradikal' eingestuft wird - was dann wieder dazu fuehrt, dass man sich unheimlich winden muss, um vielleicht auch mal ewas ueber ein anderes Land zu sagen, was nicht nur zu bejubeln ist.
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Jens

« Antwort #20 am: 15. Mai 2010, 10:46 »
@ farmerjohn1 dem kann ich mich nicht anschließen, was du eben geschrieben hast. Es gibt immer Solche und Solche und jedes Extrem in eine Richtung ist nicht gut. Und du schreibst gerade für mich in einem Extrem.
Ich will nicht abstreiten, dass eine gewisse Generation 70+ anderes Denkt, als eine Generation 30+! Und sind wir doch hier mal ganz ehrlich, och habe auch Länder kennengelernt, wo die Einheimischen einen höheren Nationalismus haben, als in Deutschland. Und warum haben sie den, weil sie nicht auf Reisen gehen, andere Kulturen kennen lernen, die Bildung schlecht ist und dann auf irgendeinen Deppen am Stammtisch oder schlimmer hören.
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karoshi

« Antwort #21 am: 15. Mai 2010, 10:50 »
Na, jetzt beruhigt Euch mal wieder. :) Ich denke, was Farmerjohn zum Thema sagen wollte, ist rübergekommen (und nach anfänglichen Irritationen auch richtig verstanden worden). Und eine Diskussion über die Deutschen an sich ist in diesem Thread ganz sicher Off Topic.

LG, Karoshi
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eui

« Antwort #22 am: 15. Mai 2010, 23:06 »
Argentinien/Chile ist fast weniger gefährlich als so manche Gegend in Deutschland, meine Meinung.

Und spätestens in den Überlandbussen findest du jemanden, mit dem du weiterreisen willst/kannst.

Also auf, las die Tour sausen und mach deine eigenen Erfahrungen!
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