Thema: Tipps zu den europäischen Zwergstaaten (Andorra, Monaco, San Marino, etc.)  (Gelesen 13722 mal)

Kama aina

Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! ;-)
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GschamsterDiener

Mission über Ostern accomplished.

Liechtenstein
Ich flog in der Früh nach Zürich und nahm vom Hauptbahnhof den ICE nach Sargans (1h, an den Preis will ich mich nicht mehr erinnern). Von dort fahren alle 10-15 Minuten LIE-Busse nach Liechtenstein rüber. Grundsätzlich hört ja die CH/AUT-Landschaft nicht auf, nur weil auf einmal die Dichte von Privatstiftungen zunimmt. Folglich ist Liechtenstein landschaftlich durchaus ok, wenn auch nicht so spektakulär. Sehenswürdigkeiten? Das Schloss in Vaduz, eine alte Kirche irgendwo in Triesenberg (nettes Panorama), eine lustige Kirche + nette Burg in Balzers. Alles ganz ausgezeichnet mit Bussen zu menschlichen Preisen erreichbar. Nach 2-3 Stunden war ich durch, nahm einen Zug zurück nach Zürich, an dessen Preis ich mich wiederum nicht erinnern will, und spazierte noch ein paar Stunden in Zürich, was eigentlich auch ganz nett war, denn Zürich kenne ich nur von unzähligen Geschäftsreisen, das Zentrum habe ich jedoch nie gesehen.

Italien 1
Da ich mit der Reservierung des Zuges nach Mailand so lange geschluddert habe, bis der Maximalpreis erreicht war bzw. die Züge eh schon längst (Ostern!) ausgebucht waren, steige ich auf Flixbus um. Abfahrt 19 Uhr. Ankunft 23 Uhr. Das war eine schlechte Entscheidung. Denn Abfahrt war dann 20 Uhr und Ankunft 03:30 Uhr, da Osterverkehr und Unfall am Gotthard, da, wo jeder durch muss. Mit Taxikosten war die Ersparnis dann so gut wie weg, und zusätzlich kostete es Nerven und Schlaf.

Jedenfalls schaffe ich es ins Hotel, schlafe ein paar Stunden und nehme dann den Zug nach Parma. Typische, nicht sonderlich aufregende Altstadt mit einem allerdings netten kleinen Ensemble mit riesiger Kathedrale und rosa Baptisterium. Mehr als 90 Minuten braucht man in Parma nicht. Danach ein Hüpfer nach Modena, ein ähnliches Bild, wiewohl die Altstadt etwas prächtiger und ausgeprägter ist. Danach nehme ich einen weiteren Regionalzug nach Rimini, das für ein einschlägiges Strand- und Partyressort ein überraschend angenehmes historisches Zentrum bietet (jetzt nichts Spektakuläres). Von Rimini aus gibt es eine direkte Busverbindung ins nahe gelegene San Marino.

San Marino und Italien 2 folgen...
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Kama aina

Hehe! Dann bin ich mal gespannt was du von San Marino hälst! :-)
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Marla

an den Preis will ich mich nicht mehr erinnern
Haha, mir wurde letztes Jahr auch ganz anders, als ich das Zugticket nach Vaduz gekauft habe. Habe mich sehr geärgert, dass ich es nicht schon vorher in Deutschland gekauft hatte, da wäre es nämlich deutlich günstiger gewesen. Wollte mir noch Optionen offenhalten, aber letztendlich habe ich den Tagesausflug nach Liechtenstein genau an dem Tag gemacht, an dem ich es auch vorhatte.
Ich sag's nur, falls noch mal jemand aus Deutschland die Idee mit der Kombi Zürich + Liechtenstein haben sollte :)

Übrigens bin ich wegen meiner Bologna/San Marino-Tour im Mai auch schon sehr gespannt, was du über San Marino erzählen wirst!
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GschamsterDiener

San Marino:
Der erste Bus (€5, inkl. Wifi, 1h) von Rimini nach San Marino fährt um 08:10 und danach ca. im Stundentakt. San Marino ist quasi eine Erhebung mitten in der Ebene der Emilia Romagna. Und durch diese vertikale Lage ziemlich hübsch. Die Altstadt ist kompakt und gut erhalten, es gibt drei Befestigungstürme ohne viel Schnickschnack und ein durchaus sehr schönes Palazzo, in dem das Parlament tagt. In 3 Stunden ist man hier locker durch, die besten Perspektiven für Photos gibt es von Turm 2 (das beste Licht gibt es eher gegen Mittag/frühem Nachmittag, in der Früh ist mir zu viel im Schatten), das Sammelticket (€ 10,5) für 5 Sehenswürdigkeiten inklusive Museen lohnt meiner Meinung nach nicht so, tut aber auch nicht weh. Ich nehme dann den Bus um 11:45 zurück und den Regionalzug nach Ravenna, wo es gleich mal regnet.
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Kama aina

Hast du den mit Aussicht auch noch Pizza gegessen? :-)
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GschamsterDiener

Italien 2
Ravenna liegt zwischen Rimini und Bologna und ist für ein paar recht alte Kirchen halbbekannt, sprich: geht bei all den Kulturschätzen in Italien ein wenig unter. Signifikant bei diesen Bauten sind die freistehenden campanile in Rundform und ein paar byzantinische Fresken/Mosaike in verschiedenen Kirchen und Gräbern. Das historische Zentrum ist angenehm nahe am Bahnhof, das Grabmal des Theoderichs liegt etwas abseits und ist den Umweg sowie das Eintrittsgeld von € 4 auf keinen Fall wert.

Es gibt ein Sammelticket für 4-5 Kirchen und ein Museum. Lohnen davon tut eigentlich nur die Basilica di San Vitale mit einer einmaligen Mischung aus Fresken und Mosaiken in einer eigenwilligen Fassung.

Spätestens in Ravenna merke ich, dass mich die Altstädte nicht so reinziehen und auslasten, weswegen ich meinen Besichtigungsplan radikal erweitere. Ravenna, Bologna und Ferrara erweitere ich um Verona, Vicenza und Padova.

Ferrara: Das Zentrum ist recht weit weg vom Bahnhof und der potenziell wunderschöne Dom (Marmorfassade) ist eingerüstet, die Straßen überfüllt mit Ostertourismus. Es ist mir hier zu viel Stau, ich verabschiede mich nach Bologna.

Bologna: Vieles wurde bereits über Bologna geschrieben. Der homogene historische Kern ist riesig und mit einem ewig langen Geschlechterturm ausgestattet. Bologna kenne ich aber schon von früher, folglich spaziere ich nur 1-2x durch.

Verona: 80 Zugminuten von Bologna entfernt, berühmt für die römische Arena und Romeo & Julia. Dementsprechend gut gefüllt ist es hier. Dennoch: Für mich ist es das Highlight meines Ausflugs. Bunte Häuser, am Fluss gelegen, ein Hügel, der Blicke auf die Altstadt erlaubt, Paläste, Kathedralen, Plätze. Alles ein wenig schöner als in all den anderen besuchten Städten. Nicht einmal, dass ich hier mein Hauptobjektiv beim Wechseln schrotte, kann den Eindruck trüben.

Vicenza: 40 Minuten von Verona entfernt und hauptsächlich für die Architektur von Palladio berühmt, insbesondere die Basilika, die so gar nicht ins Bild einer typischen mittelalterlichen (oder war das schon Renaissance?) Kirche passen möchte. Die Stadt selbst hat dann nicht so viel zu bieten, der Blick vom südlichen Hügel aus auf die hervorstehende Basilika entlohnt allerdings.

Padova: 20 Minuten von Vicenza entfernt. Steht ein wenig im Schatten von Venedig und leidet darunter, dass ich zu diesem Zeitpunkt, nach 5 Tagen Powerprogramm mit wenig Schlaf, auf der letzten Felge fahre. Dennoch: Der Hauptplatz von Padova, der Prato della Valle, ist ein Wunderwerk. Größter Platz Europas, in der Mitte ein eliptischer Kanal am Rand geschmückt mit hunderten Statuen. Links und rechts byzantinische Kuppelkirchen, die ein wenig an das Taj Mahal von Hinten gemahnen. Muss man gesehen haben. Ein würdiger Abschluss.

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GschamsterDiener

ein subjektives Ranking der europäischen Zwergstaaten:

1. Malta
Günstig, warm im Winter, abwechslungsreich (Natur, Kultur) und einfach mit Bus zu bereisen. Ich habe mich eine Woche lang in Malta NICHT gelangweilt.

2. Luxemburg
Für mich überraschend schön. Ich finde die Hauptstadt originell gelegen und ich empfand die Landschaft (begünstig durch das tolle Wetter als ich dort war) als sehr angenehm. Ich hätte gerne mehr Zeit in Luxemburg verbracht.

3. Vatikan
Eine überfordernde Anhäufung von Kunstschätzen. Müsste eigentlich außer Konkurrenz laufen.

4. Monaco
Prinzipiell unsympatisch, da schickimicki, aber die Lage und das Stadtpanorama sind beide toll.

5. San Marino
Durchaus nett für Zwischendurch mit halbwegs spektakulärer Lage aber beschränkter Qualität auf den zweiten Blick. Es wird in Italien Dutzende spektakulärer gelegene Bergdörfer geben - mit weniger Touris als in der Enklave.

6. Andorra
Der Duty Free Freistaat der Spanier mit potenziell schöner Landschaft, insgesamt aber viel Stau in überraschend urbanem (Wintertourismusdörfer!) Gelände.

7. Liechtenstein
Jo, eh. Ganz nett, wenn man sowieso in der Gegend ist, um nach dem Treuhandkonto zu schauen.
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Kama aina

Danke für den Bericht! Hatte Padova gar nicht auf der Kette als ich in der Gegend war!
Ist jetzt wieder auf der Liste! Muss glaube ich auch mal wieder einen Roadtrip durch Italien machen! :-)

Schön das dein Urteil über Verona genauso gut ausfällt wie meine Erinnerung.
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GschamsterDiener

Was in der Gegend noch auf meiner Liste ist, weil vielversprechend: Mantova, Bergamo.
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dirtsA

Wow, da hast du ja einiges geschafft in kürzester Zeit. Nicht schlecht!
Da sind in der Tat ein paar nette Städte in der Liste, die ich noch gar nicht im Visir hatte - bis jetzt... ;D ::)
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Kama aina

Wir treiben uns hier noch in den Ruin! :-)
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GschamsterDiener

Wir treiben uns hier noch in den Ruin! :-)

Apropos.

Übernachtet habe ich jeweils in Booking-geführten Hotelzimmern mit eigenem Bad und guter Bewertung, teilweise sogar mit (italienischem!) Frühstück, mit Kompromiss bei der Lage. Ich war von der Preissituation - ca. 35-40€ - doch recht angetan, dafür dass es Ostern war und günstigere Alternativen möglich gewesen wären. Picobello!

Kosten für die Regionalzüge in Italien kann man pauschal mit €5 bis zu 45 Minuten und € 10 bis zu 90 Minuten Fahrt veranschlagen. Im Voraus buchen bringt keinen Preisvorteil, sondern raubt nur Flexibilität. Bitte das Entwerten nicht vergessen! (Wird aber von der Automatdame eh mehrmals betont werden, während euer Zug bereits einfährt und ihr nur euer Ticket wollt).

Essen: Irgendwie der einzige Wermutstropfen (neben den Preisen in der Schweiz, meinem geschrotteten Objektiv und dem abgebrochenen Schneidezahn, wodurch ich einige Tage wie ein Hinterwäldler ausgesehen habe). Irgendwie habe ich zumeist die falsche Wahl getroffen und auch die in Ravenna hochgepriesene Pizzeria war am Ende bestenfalls mittelmäßig, wiewohl 1/4 Wein für 2€ durchaus etwas ist, woran ich mich gewöhnen könnte.
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Kama aina

Wie lange warst du denn insgesamt unterwegs? Oder habe ich das überlesen?

Und wie hast du dir einen Scheidezahn abgebrochen?
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GschamsterDiener

Donnerstag, 13.04 bis Montag, 17.04.

Den Schneidezahn habe ich mir bereits in Salta ausgeschlagen, weil ich gestolpert und mit dem Gesicht den Randstein geküsst habe. Die chilenische Plombe hat bis Ravenna gehalten, wo ich unter der Dusche die gloriose Idee hatte eine Einwegverpackung Shampoo mit den Zähnen aufzureißen.
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