Thema: Absturz Germanwings Barcelona-Duesseldorf  (Gelesen 7821 mal)

farmerjohn1

« am: 25. März 2015, 00:30 »
Also ich bin doch ziemlich erschrocken.
Wir reden hier ja nicht von einem Flug ueber launische Weltmeere, nicht von einem Flug vom Hinterwaldskaff an der Amazonasquelle zur Yeti-Forschungsstation in den Himalaya, und auch nicht von irgendeiner Drittwelt-Metropole  mit bleihaltiger Luft und Organisationsschwierigkeiten in der Flugsicherung.
Sondern von einer Strecke, die fuer viele Leute in Deutschland und Spanien durch lange und kurze Urlaube, Business-Trips, etc. praktisch Hausstrecke ist.
Eine Reihe von Piloten fliegt da vermutlich sogar ein paar Mal am Tag hin und her - denen muesste jede Gebirgsfalte, jeder moegliche Wind, jeder Luftdruck, jede Wolkenformation aller moeglichen Routen zu jeder Tages- und Jahreszeit bekannt sein.
Faellt jemandem dazu irgendetwas ein?
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Stecki

« Antwort #1 am: 25. März 2015, 02:56 »
Richtig, auch mich macht ein Unglueck vor der Haustuere sicher mehr nachdenklich als wenn es weit weg passiert. Trotzdem kann ich mit all den heuchlerischen R.I.P.-Postings, Spekulationen und Eigenprofilierung (Stefan Raab) gar nichts anfangen. Am Schlimmsten fand ich dass BILD und BLICK eine Bildstrecke mit Fotos von trauernden Angehoerigen aufgeschaltet haben. Widerlich!

Fakt ist dass im Endeffekt so ein Unfall in Asien, Afrika oder sontwo genausoschlimm ist wie eben hier und man ausnahmslos jeden Tag irgendwelche R.I.P.-Schleifen posten koennte. Ausserdem kommen jetzt schon wieder die ganzen Besserwisser die meinen es liege an der Wartung und sogar solche die meinen "Seht Ihr, Ryanair ist eben doch sicherer..."

Meine Gedanken sin natuerlich nicht gegen Deinen Post gerichtet, mir kommt nur gerade das Kotzen ueber die Medien und die sozialen Netzwerke. Hier in Taiwan wurde uebrigens kein einziges Bild der Absturzstelle im Fernsehen gezeigt, lediglich die Pressesprecher und Karten mit der Flugroute (zumindest das was ich gesehe habe).
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Fidelino

« Antwort #2 am: 25. März 2015, 05:11 »
Ich kann Stecki nur beipflichten. In fast jedem einzelnen Wort.

Ergänzend kotzt mich die Spekulation über die Ursache an. Man soll doch bitte warten bis die Flugschreiber ausgewertet wurden und es einen ersten Bericht gibt. Alles andere ist Kaffeesatleserei.

Und damit macht man dann Geld, durch "Experten"-Interviews, Bilderstrecken und Live Blogs.
Ein furchtbares Unglück, das jetzt nun mal einer deutschen Airline im Herzen Europas geschehen ist.
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Stecki

« Antwort #3 am: 25. März 2015, 05:26 »
Mal abgesehen von all dem beschäftigt mich eine andere Frage: Wie kann es sein dass es Stunden dauert bis man die Anzahl und Identität der Passagiere kennt und wieso gibt es bis jetzt keine genauen Angaben über Staatsangehörigkeiten? So eine Liste muss doch bei der Airline in 10 Sekunden verfügbar sein, hat ja jeder eingecheckt.
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Fidelino

« Antwort #4 am: 25. März 2015, 08:52 »
Ja, da gebe ich Dir recht, allerdings habe ich keine Ahnung vom Datenbank System von Lufthansa / Germanwings und deren Umgang mit den Daten. Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass die genau wissen, wen es da erwischt hat, so lese ich das auch, wenn die Angehörigen alle informiert wurden. Aber ob und wie diese Daten dann an die Pressestellen und an die Presse weitergegeben werden ist halt auch so eine Sache. Eine undichte Stelle und die BILD "Zeitung" steht vor der Haustür von Frau Müller und befragt sie zum Ableben ihres Kindes.
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farmerjohn1

« Antwort #5 am: 25. März 2015, 11:19 »
Jaja, in Deutschland muss das Medienspektakel darum echt zum Wuergen sein - es war jetzt nicht meine Absicht, zum Widerkaeuen der ganzen Hysterie aufzufordern.
Jeder hat halt durch Lebenssituationen zu einigen Orten engere Bindung als zu anderen, und auch zu den Reiseverbindungen dazwischen.
Die Differenzierung zwischen Flugzeugungluecken im Herzen Europas im Vergleich zu denen in Asien, Afrika und Amerika hatte ich nicht des Wertes der Opfer wegen aufgefuehrt, sondern im Hinblick auf die umweltbedingten Moeglichkeiten dass was schief geht. In den frz. Alpen mag es relativ abgelegene steile Taeler geben - aber es ist nun einmal nicht Steppe, Ozean, Sand- bzw. Eiswueste oder Bergpass, wo hunderte oder gar tausende von Kilometern nichts als Natur und drei Siedlungen sind.  Sondern die Gegenden und Wege sind spaetestens seit Hannibal bekannt, und die letzten die ernsthaft ihr Leben riskieren mussten waren wahrscheinlich Heinrich Mann und seine intellektuellen Gefaehrten, die ueber die Schweiz, Frankreich und die iberische Halbinsel vor den Nazis nach USA flohen.
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Vombatus

« Antwort #6 am: 25. März 2015, 11:38 »
Verstehe ich nicht?

Ich kann mein ganzes Leben in der gleichen Dusche duschen, irgendwann – warum auch immer – verliere ich unabsichtlich das Gleichgewicht, rutsche aus und hau mir den Schädel ein.

Mal abgesehn davon, kommen in einer Flughöhe vom 10.000 bis 12.000 Meter ganz andere (umweltbedingte, technische) Umstände zum tragen.

Weiß wie gesagt noch nicht worauf du hinaus möchtest?
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farmerjohn1

« Antwort #7 am: 25. März 2015, 14:11 »
Will auf gar nichts besonderes hinaus - ich bin halt nur auf eben dieser Strecke ueber Jahrzehnte  extrem oft unterwegs gewesen.
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White Fox

« Antwort #8 am: 25. März 2015, 20:05 »
Es ist wirklich traurig und ich finde es auch nicht schön, wenn die Medien es dann so "ausschlachten". Und es stimmt schon, jede Woche stürzt irgendwo ein Flieger ab, oft eine Kleinmaschine irgendwo in Afrika (wo dann die Frakteile oft neben dem Runway liegen bleiben), das interessiert dann niemanden. Trotzdem ein wirklich tragische Sache :(
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farmerjohn1

« Antwort #9 am: 31. März 2015, 11:13 »
Jetzt mal unabhaengig davon welche Landsleute hier wie weit von ihrer Heimat umkamen, und ob hier konkret technisches oder menschliches Versagen die Ungluecksursache war: trotz Fehlerquellen der Technik sind statistisch gesehen digitale Flugzeugsteuerungen sicherer als mechanisch vom menschlichen Piloten bediente. Warum gibt's denn in der modernen Luftfahrt ueberhaupt noch Piloten an Bord?
Wuerdet Ihr trotzdem so viel reisen wenn Passagierflugzeuge ohne Personal nur vom Boden aus gesteuert wuerden?
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Vombatus

« Antwort #10 am: 31. März 2015, 11:25 »
Bei U-Bahnen kann ich die Frage noch nachvollziehen. Ansonsten denke ich, das trotz Drohnen und Zeug, die Technik und das Drumherum noch lange nicht soweit ist, um Passagiermaschinen ohne Piloten AN BORD fliegen zu lassen.

Gerade in letzter Zeit gab es Beispiele, die zeigen wie wichtig es sein kann, wenn ein Mensch vorort die Lage beurteilt, seinem Gefühl, Erfahrung und Wissen vertraut und ggf. Technik ausschaltet. Es ist immer wichtig jemanden zu haben, der im Zweifel Verantwortung übernimmt. Piloten sind nicht nur Piloten, sondern Kapitäne. Ansprechpartner. Entscheider vor Ort.

Welche Argumente könnte es geben, ohne Piloten an Bord zu fliegen?
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karoshi

« Antwort #11 am: 31. März 2015, 12:01 »
Wenn bei einer fahrerlosen U-Bahn unerwartete Probleme auftreten, wird die Bahn automatisch oder durch manuelle Notbremsung (durch die Fahrgäste) zum Stillstand gebracht und anschließend (soweit noch möglich) im Schrittempo in die nächste Station gefahren. Ansonsten kommt ein Mensch und löst das Problem. Ich denke, der Unterschied zum Flugzeug liegt auf der Hand.
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farmerjohn1

« Antwort #12 am: 31. März 2015, 12:14 »
Kann denn ein menschlicher Pilot in einem modernen Verkehrsflugzeug heute ueberhaupt noch wirklich mechanisch eingreifen, also Hoehen- oder Seitenruder mit Hebelstangen und Seilen bedienen, Turbinen per Gaspedal steuern?
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farmerjohn1

« Antwort #13 am: 31. März 2015, 12:20 »
Die Argumente gegen menschliche im Flugzeug anwesende Piloten liegen ja bei Rentabilitaetsschwierigkeiten und parallel dazu bei Streiks auf der Hand. Und natuerlich bei Unfaellen, die durch absichtliche oder psychopathologisch bedingte Pilotenfehler hervorgerufen werden.
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Fidelino

« Antwort #14 am: 31. März 2015, 12:23 »
Es geht derzeit nicht ohne Menschen. Und ich finde das eigentlich auch ganz gut. Das wird noch 20 Jahre dauern und dann fliegt hoffentlich immer noch wer mit, nur um im Notfall eingreifen zu können.
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