Thema: einer dieser "SEUFZ" Momente  (Gelesen 2881 mal)

crazy_culture

« am: 21. Juli 2014, 06:02 »
Als wir heute einen abendlichen Spaziergang durch Granada / Nicaragua gemacht haben, standen sie da auf einmal, um die 25 Volvos aus Holland, alles Oldtimer, die gerade von Panama nach Alaska den Indian Trail fahren.
Und da war er, dieser "SEUFZ" Moment, bei dem ich gedacht gabe, das wäre auch toll. Mit nem alten VW Bulli die Panamericana fahren. Bis Feuerland. Hach ja...
Dabei bin ich ja schon dankbar jetzt hier zu sein. Ich habe so viel, was andere nie machen werden. Job geschmissen, unendlich Zeit - zumindest bis das Geld alle ist ;-), keine festen Flüge. Alles kann jeden Tag neu entschieden werden. Und das ist für mich genau richtig so.
Und trotzdem hat der Anblick eine tiefe Sehnsucht geweckt. Vielleicht, weil ich weiß, das ich mir diesen Traum kaum erfüllen kann. Das scheitert nämlich daran, das ich keinen Plan von Autos habe, was Reparaturen angeht. Und nen z.B. nen Keilriemen wechseln sollte man bei so ner Aktion schon können.

Kann das irgendjemand nachvollziehen? Also den "Hunger obwohl man gerade beim Essen ist"?
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MissMojo

« Antwort #1 am: 21. Juli 2014, 06:48 »
Kann ich total nachvollziehen und habe dazu im Gefühle-Forum auch einen Thread eröffnet!

Bin in einer ähnlichen Situation, alles hingeworfen, keinen Rückflug und arbeite gerade in nem mega coolen Coffeeshop im Yukon.

Ich denke häufig, man will so viel aber man hat auch soviel Zeit, es fällt mir jedoch auch echt schwer mich in einer Situation happy zu sehen. Und einen Bulli wollte ich eh immer haben... Wie man das lösen kann? Ich weiß es nicht, vllt. muss man immer wieder, jeden Morgen, aufstehen und sich sagen wie glücklich man sich schätzen kann.

Gestern war ich zu einem Bonfire eingeladen und am Kühlschrank hing eine Liste der Dinge über die man glücklich sein sollte weil es eine Menge wert ist. Vielleicht hilft Dir so eine Liste ja für diese Seufz-Momente?
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Surfy

« Antwort #2 am: 21. Juli 2014, 13:54 »

Da kann ich Dich nur zu gut verstehen!

Die Panameriana ist mein nächster grosser Traum.

Ein Fahrzeug habe ich schon, Equipment ist auch vorhanden - nur das geeignete Zeitfenster - dass muss ich mir noch erkämpfen.

Du bist schon da, hast dein Zeitfenster gefunden.

Was hält dich davon ab einfach ein Auto zu kaufen? Du musst dazu kein Mechaniker sein, gegen bares findest Du immer jemanden der das für Dich übernimmt. Wichtig ist nur eine gute Fahrzeugbasis, etwas was Dich möglichst pannenfrei durch die Gegend fahren lässt.

Wenn Du des Abends in jeweils in ein Hostel oder ähnliches gehst - brauchst Du auch nichts weiter wie das Fahrzeug...

Mit Zelten, selber kochen, Lagerfeuer - kommt natürlich noch mehr Freiheitsgefühl dazu und autarkes Reisen, aber dann braucht es Zelt, Wasser, und bisschen Equipment...

Surfy

crazy_culture

« Antwort #3 am: 22. Juli 2014, 05:02 »
Da das mit dem Handy mit zitieren verschiedener Beiträge zu umständlich ist so:

Erstmal danke für eure Antworten.
@MissMojo: Hab deinen Thread gelesen. Also Unruhe empfinde ich eigentlich gar nicht. Ich arbeite auch nicht - zumindest ist das bisher nicht geplant. Mein Freund und ich, wir reisen nur. Und manchmal wissen wir noch nicht mal unsere nächste Station, unser nächstes Land. Also die Vorplanerei isses nicht.
Es ist eher so, das es mich "schockiert" hat, das ich plötzlich dieses tiefe und wehmütige Sehnsuchtsgefühl hatte, wo ich doch zufrieden sein könnte...sollte.
Das mit der Liste ist gar keine schlechte Idee.

@Surfy:
Es ist nicht nur ein Auto, der Traum ist ein Camping-Bulli. Oldtimer. T3 oder am allerliebsten nen Sambabus. Selber kochen können, schlafen wo man will...
Klar mit Geld findet man jemand der einem das Auto repariert, aber mein Anspruch an mich selber ist halt einfach auch Dinge selber machen zu können und nicht für jeden Pipifax in die Werkstatt zu müssen. Unkenntnis kann da schnell teuer werden. Aber mehr als Ölstand prüfen gehört eben nicht zu meinen car-skills  ;)
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Surfy

« Antwort #4 am: 22. Juli 2014, 10:55 »
Da bist Du fast in der richtigen Ecke. In Brasilien liefen die VW Bullis (T2!!) Oldtimer bis mindestens 2011 neu vom Band. Da hast Du sozusagen einen "neuen" Oldtimer  ;D.

Oft sind die Ansprüche vieler Overlander an das "selber reparieren" können viel zu hoch. Egal ob Seidenstrasse, Transafrika oder Panamericana - wir reden hier über eine recht überschaubare Anzahl von Kilometern, die jedes Fahrzeug welches gut gewartet wurde ohne weiteres überstehen sollte, wenn mit ihm gut umgegangen wird.

Ich war mit Mietmaterial in Laos und Nordthailand so oft in Werkstätten, dass ich da wohl die scheu und berührungsängste verloren habe. Die Mechaniker reparieren was sie können, stellten nur eine Rechnung wenn sie es reparieren konnten.

Was hätten mir alle Werkzeuge und Ersatzteile auf meiner Trans-Afrika geholfen, als mir zwei mal die Frontscheibe kapputt ging? 

Ich hatte ausser Luft und Dieselfilter keine Ersatzteile dabei, und auch kein Werkzeug, für den 20`500km Trip. In der 3.5 Tonnenklasse hat man schon genug Probleme mit dem Reise-Gewicht, wieso da noch Ersatzteile und Werkzeuge dazu addieren? Falls es Dich interessiert, findest Du hier unseren Reiseblog: http://transafrica2012.blogspot.com

Wir leben in keinem Endzeit Szenario wo das Fahrzeug notfalls auch mit Salatöl fahren können muss, und man selber alle Eventualitäten und Pannen selber beheben können muss.  ;) Also einfach mut zur Lücke, es gibt ja viele andere Themen wo wir auch nicht darauf bestehen, es selber "reparieren" zu können. Bei Zahnproblemen gehen die meisten doch lieber zum Zahnarzt.

Surfy

Fender

« Antwort #5 am: 23. Juli 2014, 08:51 »
@Surfy: Sehr schöne Worte! Man sollte sich bestimmt nicht verrückt machen lassen vor der ganzen Angst um die Reparaturen. Aber ohne Werkzeug so ne lange Fahrt anzutreten ist schon mutig.

Was ist, wenn Dir mitten in der Pampa der Keilriemen reißt? Oder etwas anderes und es sind gerade Keine Locals da? In solchen Situationen sollte man sich schon helfen können.

Das scheitert nämlich daran, das ich keinen Plan von Autos habe, was Reparaturen angeht. Und nen z.B. nen Keilriemen wechseln sollte man bei so ner Aktion schon können.

Ganz ehrlich: dann schaff Dir das Know How an! Das Fachbuch ist noch nicht ausgestorben, es gibt google und youtube. Und vll findest Du ja einen Mechaniker, der Dir für nen Kasten Bier was erklärt ;)
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Radlerin

« Antwort #6 am: 23. Juli 2014, 09:28 »
Ja das kenne ich auch und finde es auch nicht schlimm. Es schliesst sich doch nicht aus, den Moment zu geniessen und trotzdem Träume zu haben. Ich finde es motiviert doch auch, die nächste Reise zu planen  :)
Und wenn es erst in ein paar Jahren sein sollte.
Ich hab die Erfahrung gemacht, wenn ich mal laut über scheinbar verrückte Ideen spreche, die Sache überhaupt mal als Option betrachte, dass es dann langsam immer realistischer wird und sich früher oder später auch erfüllt. Bzw. ich habe es mir erfüllt  8)

Du könntest ja recherchieren, was so ein Bulli kostet, und warum nicht mal ein unbezahltes Praktikum in einer Werkstatt machen, oder einen Schrauberkurs für Anfänger an der VHS. Ein bißchen vertraut mit dem Auto solltest du schon sein, aber wenn du nicht durch die Wüste willst, sehe ich das auch nicht so kritisch. Und so kompliziert ist die Bulli-Technik auch nicht  ;)
Mir ist mal die Batterie kaputt gegangen und nichts ging mehr, da hilft dir auch keine Kfz-Ausbildung, eher ein Handy....
Wenn du während deiner jetzigen Reise dich immer mal für Autos interessierst, dir wenn sich die Gelegenheit ergibt, was erklären lässt, dann kannst du nebenbei das Wissen aufbauen und etwas Sicherheit erlangen.

Ich finde solche "seufz" Momente zeigen dir was du noch gerne machen möchtest. Viele Leute haben das gar nicht, sei also froh ;)
Du hast halt das Abenteuer-Gen, da kann man nichts machen. Das treibt uns ja auch an und ist doch besser, als auf dem Sofa zu hocken.

Da muss ich gerade an die berühmte Frage auf dieser tollen Seite denken bezüglich der Weltreise "warum eigentlich nicht?"
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Eidechsenkönigin

« Antwort #7 am: 23. Juli 2014, 11:43 »
Diese Momente kenne ich auch zu gut. Ich stehe mit den Füßen im Wasser am Meer und sehne mich nach anderen Orten. Bin ich an einem dieser Orte, sehne ich mich nach dem Meer  ;D
Ich bin der Meinung, das ist allzu menschlich und sollte nicht überbewertet werden, solange man im Moment dieses Empfindens nicht unglücklich ist. Das Problem ist oft, aber auch das ist psychologisch völlig normal, das Besonderes bald zur Routine wird, adaptiert. Dann werden wieder andere Reize ausgelöst, andere Träume geträumt.
Aber da Du ja trotz dieser Sehnsucht völlig klar und glücklich im Hier und Jetzt zu sein scheinst, sehe ich da kein großes Folgeproblem.
Bezüglich Deines Traumes mit dem Bulli, träume ich diesen schon lange mit :) auch ich finde es spannend und frei, mit einem VW-Bus den Nord- und Südamerikanischen Kontinent zu erkunden. Damals dachte ich an Verschiffung von Deutschland nach Amerika, weil ich bereits einen ausgebauten T4 habe. Aber man kann sich auch ohne Probleme einen VW-Bus in Mittel- oder Südamerika kaufen, wahrscheinlich sogar günstiger als in Deutschland, weil sie in Mexiko und Brasilien (siehe surfys Beitrag) noch lange gebaut wurden.
Man kann im Internet viele "Selbst-Gemacht-Bücher" zu allen möglichen VW-Bus-Modellen finden und auch in speziellen Foren wird einem gern geholfen, was Elektronik, Mechanik und Probleme anbelangt. Ich hab bspw. bei Startschwierigkeiten mit meinem Bus neulich selbst eine Diagnose stellen können (Zündanlassschalter) und diesen auch gleich selbst ausgewechselt, dank eines dieser Foren. Es ist also nicht nur spannend, nein es macht auch noch richtig Spass, Neues zu lernen und auch anwenden zu können.
Also sollte Dich dieser Traum die nächsten Jahre immernoch nicht loslassen, sei frohen Mutes  ;)
Aber genieß jetzt erstmal Deinen aktuellen...
Ganz liebe Grüße
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stef1980

« Antwort #8 am: 23. Juli 2014, 11:53 »
Ohja, diese Seufz Momente...
davon habe ich gerade besonders viele, da ich erstmal wieder voll arbeiten musss um die nächste Reise zu finanzieren.
Aber auch auf Reisen kenne ich das.
Und hey Bulli und Panamericana, da hast Du bei mir ja auch voll ins Schwarze getroffen!!
Die steht nämlich auch noch auf meiner Bucketlist!
Genießt eure Freiheit und den Moment!
Steffi
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Surfy

« Antwort #9 am: 23. Juli 2014, 14:29 »
Auf der anderen Seite ist das Gras oft viel grüner - dh das was man gerade nicht hat - reizt einem oft etwas  ;)

Mir ist mal die Batterie kaputt gegangen und nichts ging mehr, da hilft dir auch keine Kfz-Ausbildung, eher ein Handy....

Das ist genau der Punkt mit der Ersatzteil-Geschichte. Es geht bestimmt das kaputt, was Du gerade nicht reparieren kannst. Und das Thema Gewicht ist einfach da, egal ob Bulli, Geländewagen, Van oder ein Kombi. Ersatzteile & Werkzeug dazuladen, heisst entweder auf Komfort verzichten, oder aber Überladen zu fahren - und dadurch auch wieder Pannen heraufzubeschwören. Hier mein Versuch Gewicht von Fahrzeug Ausrüstungs und Ausbauoptionen zu benennen.
Wer da anfängt Anlasser, Kupplung, Getriebe, Lichtmaschine, etc zu laden, der überschreitet das zulässige Gesamtgewicht nur all zu schnell.

Ich würde mich eher schlau machen, was die gängigen Reperaturen für ein gewisses Fahrzeug und die bekannte Laufleistung sind - und diese vor der Reise austauschen, rein vorsorglich. Besser als dann unterwegs ran zu müssen.

Wichtig ist doch, dass einem im Fall der Fälle geholfen wird, oder man Hilfe rufen kann, egal ob Panne, Unfall oder anderes. Ein Satellitentelefon oder Satelliten Messenger und Ansprechpartner sind hier wichtig, gerade die Messenger sind inzwischen nicht mehr so teuer: http://www.4x4tripping.com/2013/10/alternativen-zum-klassischen-satphone.html

Was ist, wenn Dir mitten in der Pampa der Keilriemen reißt? Oder etwas anderes und es sind gerade Keine Locals da? In solchen Situationen sollte man sich schon helfen können.

So abgelegen zu sein, dass ist heute gar nicht mehr so einfach. Als Overlander hast Du genügend Getränke und Lebensmittel dabei - und kannst eine gute Zeit überbrücken. Ich wusste, falls mir der Motor platzt irgendwo in der Wüste oder anderen abgelegenen Orten - kann ich via Satelliten-Messenger einen Notruf absetzen. Freunde und Famillie hätten sich abgestimmt und versucht uns Vor Ort hilfe zu organisieren. So haben sie beispielsweise Westafrika abtelefoniert nach einer neuen Frontscheibe, wo wir noch unterwegs waren... Notfalls hätte auch jemand herfliegen können, um das Vor Ort zu beschleunigen, oder um Ersatzteile zu bringen.

Bei Krankheitsbedingten Problemen kann man bei den gängigen Satelliten-Messengern das GEOS Center via SOS Funktion aktivieren, und Hilfe wird schnellstmöglich auf den Weg gebracht - was auch immer das heissen mag - in Zweit oder Drittweltländern.

Ich hatte bezüglich unserer Afrika Reise ganz andere Punkte vor denen ich respekt hatte. An Pannen habe ich nicht viel Gedanken verloren, ehrlich gesagt. Themen wie Unfälle, Überfälle, Kidnapping, oder auch Skorpionbisse und Krankheiten - fand ich da eher etwas, worüber man sich sorgen machen kann.

Daher würde ich beim Fahrzeugkauf einfach einen grossen Service machen, Bremsen / Reifen vielleicht vorsorglich tauschen wenn ich 30`000km ohne Werkstatt überstehen möchte, mir in Foren Tips holen was so kaputtgehen kann - und diese Teile Vorsorglich auch tauschen, auch wenn das dann etwas kostet. Schon kann man die Reise geniessen, ohne an Ersatzteile und Werkzeuge zu denken. 

Wenn man ein Schrauber ist, ist es natürlich etwas anderes, da fährt man solange bis etwas kaputt geht bevor man es tauscht, so mag beim einen oder anderen Blogleser vielleicht ein falsches Bild entstehen, über die Notwendigkeit des Schraubens selber..

Surfy

crazy_culture

« Antwort #10 am: 24. Juli 2014, 07:04 »
Danke, danke, danke.
Für die Inspirationen und Ideen.
Ich denke schon auch, das es positiv ist solche Momente zu haben, sie wahrzunehmen und ihnen nachzugehen.

Brasilien steht zwar auf unserer Liste nicht ganz oben, aber wer weiß...
Und ein Stopp beim Autohändler ist ja schon drin.

Das seufzen geht gerade in ein kribbeln über  ;D
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SurferTobi

« Antwort #11 am: 08. August 2014, 12:23 »
Diese Momente habe ich auch sehr regelmäßig  ;D Immer dann, wenn ich an eine vergangene Reise zurückdenke oder mich das Fernweh packt. Aber das ist in Ordnung, die Momente helfen einem doch auch den Alltag zu überstehen.
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