Thema: von Pula nach Budapest zu Fuß ???!!!  (Gelesen 2681 mal)

reisender0815

« am: 09. Juli 2014, 00:58 »
Servus werte Weltreisende ;)

nach langem melde ich mich auch mal wieder und zwar mit der Frage ob jemand Erfahrung hat mit "Zu Fuß" reisen

Wie viele KM schafft man da am Tag ich rechne so mit 30km/Tag für die Erste Woche und dann sollte man im Flow sein mit 50-60 km pro Tag.

Hat jemand Erfahrungen? Wäre echt cool. :)
Reiseerfahrung habe ich denke ich genug das ich mich da locker durchschlagen kann, geht eher darum wie viel man por Tag laufen kann (habe schon 2 mal ein Halbmarathon gemacht und auch schon 55km an einem Tag gelaufen, war danach aber immer total kaputt)

Freue mich über euere Meinung :)

LG reisender
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Speedy

« Antwort #1 am: 09. Juli 2014, 09:42 »
Wie viele KM schafft man da am Tag ich rechne so mit 30km/Tag für die Erste Woche und dann sollte man im Flow sein mit 50-60 km pro Tag.
...
(habe schon 2 mal ein Halbmarathon gemacht und auch schon 55km an einem Tag gelaufen, war danach aber immer total kaputt)
Da ist doch schon ein Widerspruch in sich. Wie willst du dann täglich 50-60km laufen, wenn du nach einem einzigen Tag mit 55km schon total kaputt warst?
Wenn du das dann dauerhaft machst, können/werden Verletzungen dazu kommen. Außerdem wirst du sicher nicht ohne Gepäck losgehen...
Google doch mal nach Leuten, die sowas Ähnliches schon gemacht haben. Aber ich schätze der tägliche Durchschnitt wird vielleicht maximal bei 30-35km liegen, wenn du fit bist.
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Jens

« Antwort #2 am: 09. Juli 2014, 09:57 »
Bin vor ein paar Wochen den Rennsteig in Thüringen gelaufen und hatte ca. 15kg auf dem Rücken incl. Wasser. Das waren in 170km in 9 Etappen, davon zwei mit nur 10km am Tag. Ich sag mal nach den 170km war ich gut in Form, aber mehr als 35km wollte ich nicht laufen, eher 30km.
Ich denke, dass 60km pro Tag auf dauer nicht geht, oder derjenige ist topfit. Gute Schuhe sind dann ihr Geld wert  ;D
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reisender0815

« Antwort #3 am: 09. Juli 2014, 10:05 »
Wie viele KM schafft man da am Tag ich rechne so mit 30km/Tag für die Erste Woche und dann sollte man im Flow sein mit 50-60 km pro Tag.
...
(habe schon 2 mal ein Halbmarathon gemacht und auch schon 55km an einem Tag gelaufen, war danach aber immer total kaputt)
Da ist doch schon ein Widerspruch in sich.

Naja als ich die 55 km gelaufen bin war ich total untrainiert und hatte auch Gepäck dabei, wohl allerdings nicht ganz soviel
ich habe einfach gehofft das ist steigerungsfähig wie beim Radfahren, dort habe ich untrainiert am ersten Tag mit Mühe und Not 90 km geschafft nach 4 Tagen waren es so 150km pro Tag und ging recht locker.

Aber so wie ich das hier so sehe sollte ich mit max. 40 km rechnen eher 30 km

Danke euch schon mal! :)
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pad

« Antwort #4 am: 09. Juli 2014, 10:19 »
Man will ja unterwegs auch noch ein wenig was sehen, die Landschaft geniessen, Fotos machen, sich verpflegen, ein Schwätzchen halten usw. Daher die Frage nach dem Ziel des Ganzen. Geht es darum, eine Strecke so schnell wie möglich zurück zu legen oder möchtest du das Ganze auch noch geniessen und dabei etwas von der Umgebung sehen?

Wenn du stetig und in normalem Tempo gehst, dann ist der Schnitt so 5 km/h. Mehr als 6 Stunden reine Wanderzeit würde ich nicht wollen pro Tag, sprich 30 km/Tag. Wenn es mal regnet, der Weg schlecht ist, Höhenunterschiede zu bewältigen sind etc, dann macht dich das alles langsamer.

Ich schliesse mich Jens total an. 60 km an einem Tag ist wohl für die meisten Menschen sehr erschöpfend und fordert eine lange Regenerationszeit. Ich bin zwar total kein Läufer, aber nach allem, was ich weiss, rechnet man nach einem Marathon ja auch mit Regenerationszeiten im Bereich von mehreren Wochen. Hast du dich erstmal mit ein paar zu langen Tagesetappen überfordert, wird es nachher wohl sehr schwierig, einen nur annähernd so lange Distanz zu gehen. Ausserdem sollte man dann sehr auf seine Füsse acht geben.

Ich habe in der Armee ca. 6 Märsche à 50 km (viel Gepäck, auf und ab), 2 à 60-65km (dito) und einen à 100 km (jedoch weniger Gepäck und recht flach) jeweils in einem Tag zurück gelegt (aber nie mehr als einen pro Woche). Danach waren die meisten sehr erschöpft und vielen sah man es auch an den kommenden 1-3 Tagen noch gut an. Natürlich gab es in den Wochen zuvor auch kürzere Märsche, also eine stetige Steigerung.
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reisender0815

« Antwort #5 am: 09. Juli 2014, 11:31 »
also nach meiner jetzigen googlesuche sind 60km utopisch :D

klar will ich auch noch was von land und Leute sehen ;) und wenn ich mal zurück denke, dass ich in Kolumbien für 1000km Radfahren etwa 1 Monat gebraucht habe, da ich immer mal wieder irgendwo geblieben bin, muss ich mir eingestehen, dass ich für diese etwa 1000 km die ich hier laufen will doch viel länger als 2 Monate brauchen werde.

Vielleicht lag es ja einfach daran, dass Deutschland gestern gezeigt hat, dass nichts unmöglich ist  ;D

Aber ich werde noch Berichten wie es mir erging, wenn alles so klappt und ich das durchziehen kann!
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stef1980

« Antwort #6 am: 09. Juli 2014, 19:22 »
Hey ich bin gespannt auf Deinen Bericht...
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reisender0815

« Antwort #7 am: 24. Oktober 2014, 22:08 »
so nun denk ich ist es höchste Zeit für meinen Bericht :)
wer nicht lesen will unten stehn mal die Fakten :)


Also alles ging los am Sa. 12.07.2014 nach Pula, es waren "nur" 7 km und aus angst vor der Hitze bin ich um ca 8 Uhr morgens los. Das war einfach, aber wie gesagt wollte ich auch ein bischen die Gegend kennen lernen. Also blieb ich 2 Tage in Pula.

Nächste Etappe 27 km, Abmarsch um 6 Uhr morgens. Hier bekam ich erste Zweifel ob das überhaupt das war was ich wollte... es gab nur die möglichkeit an der Straße entlang zu laufen und immer wieder den Autos auszuweichen. Als es am Mittag dann einen 10 minütigen monsunartigen Regen gab (ich hab den schon in echt erlebt ;) ) war die Laune dahin. Total nass musste ich abwarten bis der ganze Regen die Straße abgelaufen war, vorher konnte ich nicht weiter. Es war schlicht kein Platz neben der Straße und die Wasserlachen etwa 5-10 cm tief. Als ich endlich am Ziel angekommen war (am Arsch der Welt) wollte ich nur noch ein Zimmer und ne Dusche... (50€ für das billigste). Da hab ich an Abbruch der Aktion gedacht. und mehr oder weniger war es auch so. Doch Glück im Unglück, habe ich eine Couch in der 15 km entfernten Stadt bekommen. Mein Host war sogar auf dem Weg dorthin mit dem Auto und hat mich mitgenommen. (Vorhaben Pula-Budapest zu Fuß gescheitert!)

Am nächsten Tag erstmal wieder in die nassen Schuhe und dann nach langem Überlegen 30km weiter mit dem Bus. 17 km laufen und endlich ein bezahlbares Hostel... Hier in Rijeka war ich auch 2 Tage und bin dann (auf Rat von mehreren Einheimischen wegen den Minen im Gebirge) mit dem Bus bis nach Zagreb. (geplant war etwa 80 km vor Zagreb, aber die Lust war nicht mehr da)

3 Tage Zagreb und Umgebung und weiter mit dem Zug an den Plattensee. Sonne, Wiesen Fahrradwege... wieso denn nicht um den Plattensee laufen. Gesagt getan. erst 11 km vom BHF zum Hostel. Alle paar Tage etwas weiter bis nach Veszprem. Und dann? Planänderung! Weiter um den See ging nicht (ich war ja so schlau und hab kein Zelt mitgenommen um Gewicht zu sparen) da alle bezahlbaren Unterkünfte ausgebucht waren. Aber im Norden gab es Schöne Wälder und eine Strecke nicht nur an der Straße. Also ging es weiter bis nach Györ. mit 3 Zwischenstopps

Bis dahin war die längste Strecke 37km. Rund um Györ keine Hotels die unter 50€ kosten. Da war er nun der Tag der 61 km von morgens 7 Uhr bis Abends 22:30 Uhr. Die Beine haben selbst im liegen noch weh getan, aber zum Glück war ich so Müde, dass ich eingeschalfen bin. Der nächste Tag war auch nicht viel besser 1200 Schritte zum nächsten Restaurant und zurück... der Rest vom Tag war ich auf meinem Zimmer. Nach 2 Tagen konnte es dann doch weitergehen.

20 km, Hotel gebucht und REGEN, aber nach etwa 2 Wochen laufen waren 20 km nicht mehr viel und nach nichtmal 4 Stunden war ich am Ziel. Nass aber zufrieden ;)

Der anstrengendste Teil kam am nächsten Tag. 52km und Ankunft bis max. 19:00 Uhr. Inklusiv Frühstück um 7 Uhr gegessen und 7:30 gings los. 6.0 km/h habe ich über 3 Stunden gehalten, dank dem super Frühstück. Dann der Einbruch, kein Laden in sichtweite, kein essen nicht mehr viel zu trinken. Bei km 30 dann die Erlösung ein Spar (so gefreut habe ich mich noch nie über ein Supermarkt). nach 1liter cola und 1liter wasser, 2 Schokoschnecken und 1 Pack Erdnüsse. War ich fast wieder laufbereit. :-)
Als stand noch 15 km, dachte ich. "Super fast geschafft". Aber das es nur Berg auf ging war mir nicht klar (600m). Am Abend 18:30 die Erlösung. Ankunft nach 52km und 2000 Höhenmeter. Eindeutig anstrengender als 60km Geradeaus.

Am nächsten Tag keine Schmerzen im den Beinen, etwas verwunderlich aber wieso nicht. 2 Tage bin ich dort geblieben bevor es schließlich noch ca. 40 km nach Budapest ging. (Meine Schuhe waren eigentlich schon seit mehr als 100 km ein "Totalschaden", die Schuhsohle etwa 1-2mm dick. Aber sie sind noch am Fuß geblieben)

In Budapest war ich dann noch 3 Tage bevor es dann nach Hause ging.

FAZIT:
So etwas werde ich wohl nicht mehr so schnell machen. Mit dem Fahrrad ist es eindeutig Angenehmer zu reisen. Warum? Man kommt schneller vorran und wenn man irgendwo ankommt, tut einem der Arsch weh, aber nicht die Füße. Man kann also gemütlich noch die Gegend zu Fuß erkunden...
Wer es trotzdem mal testen will, dem rate ich nur mit 10-20km anzufangen und ab der 2ten Woche bis max 40 km. Alles andere ist einfach nicht sehr angenehm (man merkt es erst wenn man ankommt). Allerdings habe ich super Ideen gehabt nach ca 55 km laufen. So ein Ideenreichtum mit guten Ideen hatte ich noch nie (glaub ich)...

So wer es bis hier her geschafft hat, der darf sich gerne irgendwie bemerkbar machen, dann hab ich es doch nicht nur für mich aufgeschrieben ;) Und falls noch fragen sind, immer her damit :)


FAKTEN:
gelaufene Strecke: ca. 900 km
kürzeste Strecke: 7 km
längste Tagesstrecke: 61 km
wenigste Schritte: ca. 1200
meiste Schritte: ca. 72000
Durchschnitt (km/Tag): ca. 27km
Gepäck (mit Verpflegung): ca 10 kg
Unterkunft: 8€ - 20€
Tagesverbrauch: ca. 25€
Zeit: 33 Tage
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Vombatus

« Antwort #8 am: 24. Oktober 2014, 22:38 »
Danke für das Feedback, hilft sicher einigen um eine Idee davon zu bekommen.
Was und wo "Pula" ist musste ich erst googlen :)
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stef1980

« Antwort #9 am: 24. Oktober 2014, 23:08 »
Wow, sehr geil!
Ein paar Bilder würden mich noch freuen :-)
Das klingt auf jeden Fall nach einem echt spannenden Trip.
Grüße und schönes Wochenende
Stef
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White Fox

« Antwort #10 am: 25. Oktober 2014, 15:36 »
Danke für den Erfahrungsbericht! Es ist sehr interessant von Leute zu hören, die sowas wirklich versucht haben umzusetzen.
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Naitsab

« Antwort #11 am: 31. Oktober 2014, 17:37 »
Ich musste auch erstmal schauen, wo Pula überhaupt ist. Auf jeden Fall eine sehr beeindruckende Strecke! Wobei man deinem Bericht ja entnehmen kann, dass es ziemlich heftig war. Ich bin mal an 2 Tagen hintereinander 25 Kilometer gelaufen und konnte danach wochenlang vor Muskelkater nicht laufen. Respekt also, dass du das einen Monat lang durchgezogen hast.
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