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Reiseziele => Amerika => Thema gestartet von: reisende am 03. März 2016, 10:50

Titel: Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 03. März 2016, 10:50
Hallo Leute,
Ich bin gerade super genervt, dass ich mir mit hundert anderen Leuten den common room teilen muss, dass jede Bar, jedes Restaurant eine Touri-Bar, ein Touri-Restaurant ist, und dass ich für die Taxi-Fahrer eine wandelnde Geldmaschine bin.

Hallo aus Medellin, mein siebenter Ort in Kolumbien, an dem ich übernachte. Die anderen waren: Palomino, Taganga, Tayrona (hier war ich mega genervt vom Massentourismus), Cartagena (seeehr touristisch), Isla Grande (Frechheit, so viel Geld abzuknöpfen für ein Hostel, in dem nichts funktioniert), Cabo de la Vela (hier Aufatmung, obwohl mehr als jedes zweite Haus ein Hostel ist und die restlichen sind Restaurants und Shops; weniger besucht wegen dem weiten Weg), Punta Gallina.
Und nun? Ich hab die Nase voll von Kolumbien! Dummerweise sind mir durch kriminelle Energien beide Kreditkarten abhanden gekommen, und ich muss irgendwo in Kolumbien oder aber im mit Bus erreichbaren Nachbarland ausharren, bis die neuen angekommen sind...
Mein nächstes Ziel ist Guatape, nun lese ich aber "Holiday town".... Na toll, noch mehr Touris!
Gibt es denn irgendwo noch authentische Orte???

Ursprünglich wollte ich eigentlich auch nach Zentralamerika, aber da ... Ist es wohl noch touristischer?? (Costa Rica, Nicaragua).... Und die Regenzeit fängt gerade an.

Ich kann mein Touri-Dasein nich mehr ausstehen. In der DomRep war ich viel zufriedener, obwohl ich da eigentlich auch Touri war, vielleicht, weil da Backpacking noch nicht so weit fortgeschritten ist.  Aber deswegen wieder zurück? Es muss doch noch andere Orte geben auf der Welt, wo man noch als Mensch betrachtet wird und nicht als wandelnder Rucksack? Und die man sich auch leisten kann, zu besuchen?

Wäre sehr dankbar für Tipps....

Habe den Eindruck, dass ich radikal die Richtung wechseln muss. Backpacking ist es einfach nicht mehr. Ich fühle mich wie eine Ameise. Nur in Cabo de la Vela konnte ich trotz des staubigen Windes noch frei atmen dank der Wüste abseits der Touri-Straßen, die außer mir nur Einheimische bewandern.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: pad am 03. März 2016, 12:29
Ich bin sehr erstaunt ab deinem Bericht und habe Kolumbien GANZ ANDERS wahrgenommen. Kolumbien ist nun wirklich kein besonders touristisches Land, natürlich gibt es aber regionale Unterschiede. Liegt es vielleicht an der Auswahl deiner Ziele? Ich war an vielen Orten ziemlich der einzige Backpacker und hätte mir manchmal sogar etwas mehr Gesellschaft gewünscht. Klar, Cartagena ist touristisch, aber das ist ja nun wirklich keine Überraschung. Hier kommen so viele Boote an, die Altstadt ist sehr schön und bekannt.

Daher ein paar Fragen und Tipps an dich:
a) Warum übernachtest du nicht mal in einem normalen, kleinen, familiengeführten Gästehaus? Da ist kein Backpacker-Rummel. Das eigene Zimmer, sogar mit Bad, kriegst du ggf. sogar günstiger als ein Dormbett, dass du via Hostelworld gebucht hast. Als Einzelperson zahlst du in Kolumbien normalerweise nur den halben Preis des Doppelzimmers, auch wenn dort ein grosses Bett drin steht. Ich habe in Kolumbien selten in Hostels und nur einmal in einem Dorm geschlafen.

b) Kannst du Spanisch? Ich hatte in Kolumbien mit vielen sehr freundlichen Einheimischen wirklich schöne Gespräche, im übrigen auch mit Taxifahrern, die mir in den allermeisten Fällen einen ganz normalen Preis offeriert haben, ohne erst zu verhandeln. Deine Sprachkenntnisse machen einen riesen Unterschied beim Reisen. Falls du noch kein oder nicht so gut Spanisch kannst, würde ich dir empfehlen, daran zu arbeiten und den Kontakt zu Einheimischen zu suchen. Versuch doch auch mal Couchsurfing, gerade in den grossen Städten klappt das sicher sehr gut!

c) In Kolumbien gibt es jede Menge Regionen, in denen extrem wenig Tourismus herrscht. Die Strände / Karibikküse im Norden gehört klar nicht dazu, hier sind auch die Preise recht hoch. Geh doch mal woanders ist. Es gibt echt viel zu sehen!

d) Zur Wahl des Restaurants: Warum gehst du nicht einfach in ein Restaurant, wo normale Tagesmenüs serviert werden und die allermeisten Gäste Locals sind? Der Preis ist fix und tief, das Menü so gross, dass man es kaum aufessen kann und die Qualität absolut in Ordnung.

Reisende, ich hab den Eindruck, du hast in Moment einfach etwas ein Tief, da ist wohl einiges zusammen gekommen. Das gibt’s und ist gelegentlich normal. Wer schon mal ein paar Monate unterwegs war, kennt das Gefühl wahrscheinlich. Daran ist aber nicht das Land schuld. Denke daran, dass DU es in der Hand hast, wie du deine Reise gestalten willst. DU wählst die Destinationen aus, die Unterkunft, das Restaurant und die Transportmittel. All das kann man in Kolumbien so gestalten, dass man tage- oder gar Wochenlang nicht mehr als eine Hand voll andere Backpacker sieht.

Und wenn's dir dennoch überhaupt nicht gefallen sollte, kannst du ja einfach weiter ziehen. Länder und Destinationen gibt es weltweit genug :) Hast du deine Kreditkarten getrennt aufbewahrt? Klar, passieren kann immer was. Ich hab selbst immer mindestens drei Karten dabei (2x KK und ein mal Maestro) und bewahre die alle an verschiedenen Orten auf. Da müsste schon viel passieren, dass alle wegkommen.

Bei solch 'negativen' Beiträgen sollte man nicht vergessen, dass man anderen Leuten, die vielleicht gerne demnächst nach Kolumbien reisen möchten, etwas die Laune verderben kann. Natürlich sind solche Eindrücke immer persönlich und subjektiv, jeder darf seine Meinung haben und äussern. Dennoch widerspiegelt dein Bericht nun wirklich nicht dem Bild von Kolumbien, dass ich aus persönlicher Erfahrung und aus Gesprächen mit vielen anderen Backpackern kenne.

Kopf hoch! Ich würde an ein paar Stellschrauben drehen, deinen Reisestil etwas anpassen und dann klappt das sicher! Hier in Europa ist's übrigens kalt und unappetitlich, viele beneiden dich um deine Destination :)
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: GschamsterDiener am 03. März 2016, 12:39
Ich bin jedes Mal froh, wenn ich etwas Negatives über Kolumbien lese, da auch ich den Hype gar nicht nachvollziehen kann (wenn auch aus anderen Gründen).

Zu deinen Anforderungen würde mir einfallen: Mexiko nördlich von Mexico City minus San Miguel, das verseucht ist mit US-Expats. Ich war da in 10 Tagen glaub' ich 4 Nächte alleine in einem Dorm, so wenig ist touristisch los. Menschen sind freundlich, Infrastruktur gut, keine Abzocke. Man muss halt auf historische Städte stehen. Du müsstest auch fliegen.

Ansonsten: Brasilien abseits der Hot Spots hat viel zu bieten und ist noch recht unverdorben.

Zentralamerika: Das Problem ist, dass es entweder sehr touristisch ist (Costa Rica, Guatemala, zum Teil auch Nicaragua) mit all den negativen Ausartungen, die du bereits beschrieben hast (der Tourist als wandelnder ATM) - oder es ist relativ gefährlich und/oder der Besuch lohnt sich nicht wirklich, wenn man wirklich etwas Atemberaubendes sehen möchte.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: dirtsA am 03. März 2016, 14:13
Mach Couchsurfing statt Hostels! Mir hat Kolumbien nur durch/wegen Couchsurfing gefallen, weil ich wirklich extremst viele nette Locals kennen gelernt habe und dadurch eben auch abseits von der üblichen Route unterwegs war.

Mir ging es wie pad, hätte mir damals in Kolumbien oft gerne ein paar Backpacker mehr gewünscht, oft war ich alleine (wenn ich mal nicht CS gemacht habe). Sehr untouristische Orte an die ich mich erinnern kann: Mompox, Barichara, Villa de Leyva, Bucaramanga. An alle diesen Orten habe ich max. 3-5 andere Backpacker getroffen. In Villa de Leyva dafür ein paar einheimische Touristen, scheint wohl ein begehrter Ausflugsort.

Oder: Mach einen Sprachkurs irgendwo in einem kleineren Dorf, oder wo du bei einer Familie unterkommst. Dann bist du länger an dem Ort, kannst dort die paar Wochen auf deine Kreditkarte warten (hast auch gleich ne Sendeadresse), Zeit tiefere Kontakte zu knüpfen etc.

Oder so was wie Woofing/HelpX etc.

Oder geh in Länder, über die man nichts weiß, eben weil dort nicht viele hinfahren, z.B. Surinam wäre in deiner Nähe. Dass Kolumbien heiß begehrt unter Backpackern ist, überrascht dich doch nicht wirklich!? Ist ja voll das "in"-Land, wo wirklich jeder hin will. Persönlich hat mir das Land auch nicht so gefallen, aber auch aus anderen Gründen. Eben nur durch CS fand ich es dann doch super!!

Möglichkeiten gibts viele und du hast momentan wirklich ein Luxusproblem! Ich finde es ehrlich gesagt etwas arrogant, selbst als Backpacker unterwegs zu sein, aber sich dann aufzuregen, dass man nicht der einzige mit der Idee war... ::) Sorry, aber genieße deine Zeit, Reisen ist Hammer und du hast keine Ahnung, wie gut du es gerade hast. Andere stecken wie gesagt hier in der Kälte und im Alltag fest.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Susu am 03. März 2016, 14:36
Hallo Reisende,

Schade, dass du so eine Meinung hast. Kann ich gar nicht nachvollziehen.

Wir sind seit knapp drei Monaten in Kolumbien unterwegs und seitdem die Ferienzeit der Kolumbianer vorbei ist, ist es an vielen Orten total ruhig.

Du bist wahrscheinlich gerade in Medellin im Backpackerviertel Poblado, oder?

Geh mal raus aus den klassischen LonelyPlanet-Gegenden. Und wie Pad schreibt: Buch dir via booking.com ein kleines, idealerweise familiengeführtes Hotel. Das ist oft nicht nur günstiger als ein Hostel sondern bist du da auch oft der einzige Gringo und netter und besser ausgestattet ist es auch noch.

Geh dorthin wo die Locals essen: Mittagsmenues zum Festpreis von 6.000 Peso sind doch überall ausgeschrieben.

Auf der Route Mompos, Bucaramanga, Villa de Leyva, San Agustin, Popayan waren wir in den letzten Tagen unterwegs, da ist zur Zeit der Hund begraben, übertrieben gesagt.
In Bucaramanga habe ich drei Tage lang überhaupt keinen "Weißen" gesehen.

Wir sprechen auch nur "10 Minuten Spanisch" und hatten viele tolle kleine Unterhaltungen mit Locals und Taxifahrern.
Die meisten Taxis fahren doch mit Taxameter, dass zwar nicht den Preis aber Einheiten anzeigt. Und jedes Taxi hat hinten oder am Fenster die Preis-Tabelle aushängen.
Ich hatte hier in Kolumbien bisher äußerst selten das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden.

Ich glaube, dein "Problem" ist, dass du in den falschen Gegenden unterwegs bist, nicht zwangsläufig im falschen Land.

Viele Grüße, Susu
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 03. März 2016, 15:10
Danke für eure Antworten.

Ja, irgendwie stecke ich in einem Tief. Das besagte allein reisen und sich über andere Reisende freuen, das war bei mir wie gesagt nur in Cabo de la Vela so. Da hatte ich auch den Eindruck, dass ich mit meinen Spanisch irgendwie zurecht kam. Jetzt aber habe ich den Eindruck, dass ich gar kein Spanisch kann, und man antwortet mir sowieso auf Englisch. (in Medellin) ja, wegen dem Spanisch bin ich auch ursprünglich hergekommen und habe zwei Wochen Sprachkurs in Cartagena gemacht.

@pad Wann warst du in Kolumbien und wo? Ich habe mir sagen lassen, dass Cartagena allein in den letzten zwei Monaten extrem viel touristischer geworden ist, jetzt gibt es sogar Dollarpreise etc.
Bei großen Städten wie Medellin traue ich mir nicht wirklich, hinzureisen, ohne vorher eine Unterkunft gebucht zu haben. Ok, ich kann das mal mit booking.com und Einzelzimmer probieren, darüber habe ich auch schon nachgedacht.

Bei Guatape kann ich es versuchen, einfach anzukommen und zu gucken, was ich da finde. Obwohl mir natürlich schon längst ein Hostel empfohlen wurde, von verschiedenen Leuten das gleiche.

Mich würde interessieren, was den anderen an Kolumbien nicht so gefallen hat. Ich bin im Moment auch sehr negativ beeindruckt vom fenomeno del niño. Die Natur ist halt super trocken, gerade im Norden, da haben viele Bäume gar keine Blätter mehr, zwischen Barranquilla und Cartagena gibt es komplett ausgetrocknete Wälder.... Und so ein richtig schönes grün habe ich hier bisher noch nicht gesehen, vielleicht in Salento... Eigentlich will ich da gar nicht richtig hin, nachdem da ja scheinbar eh alle hinfahren. Vielleicht ist auch mein Problem, dass ich mich lieber an der Küste aufhalte als im Inland, und Kolumbien scheint eher im Inland was zu bieten zu haben als an der Küste (die fand ich nicht so toll, und andere sahen das auch so). Insofern ist es eigentlich das falsche Land für mich. Aber ich will ihm noch eine Chance geben mit dem Süden und kleine Orten.

Mein anderes Problem ist das Essen. Ich bin halt Vegetarier  (zudem einer, der gerne isst) und bin hier relativ angewiesen darauf, eine Küche zu haben, wenn ich nicht jeden Tag Reis mit Bohnen oder Reis mit Patacones essen will. Gerade deswegen dachte ich, würde es mir in Medellin mit all den Restaurants gut gefallen. Hier in Poblado sind die aber relativ eindeutig fast nur für die Touristen da. Immerhin habe ich einen leckeren Mexikaner-Imbiss gefunden. Beim Bezahlen wurde ich dezent darauf hingewiesen, dass im Preis kein Trinkgeld enthalten ist. Beim Umsteigen vom Flughafenbus in ein Taxi wollte auch jemand Trinkgeld von mir. Ich gebe dann immer aus Schuldgefühlen. In Asien, wo kein Trinkgeld erwartet wird, fand ich es irgendwie angenehmer.
Hier in Medellin gibt es auf jeden Fall niemanden mehr, der noch traditionelle Kleidung trägt. Das ist in Deutschland zwar auch so, aber ich finde es trotzdem befremdlich, dass hier alle Leute billige Westliche Kleidung aus China tragen - oder auch die teure Kleidung aus den teuren Shoppingmalls, aber gleicher Stil. Auf jeden Fall muss es eine lange Hose sein und möglichst schick, kürzere Hosen sind ganz schlechter Stil. Im Norden war es irgendwie angenehm, noch Indigene in ihrer traditionellen Kleidung zu sehen. Aber ich bin sowieso kein Fan von Städten...

Hostels gibt es hier auf jeden Fall wie Sand am Meer. Vor ein paar Jahren war das sicher noch nicht so.

Tut mit leid, dass ich mich über Backpacker aufrege, das war wirklich nicht arrogant gemeint, eigentlich rege ich mich mehr darüber auf, dass mein Hostel komplett überfüllt ist (kleiner common room aber 50 Leute im Haus; winziger Kühlschrank und Wifi geht nicht, ich nutze das vom Nachbarhostel, und mir wurde dieses Hostel als Nicht-Party-Hostel empfohlen) und ich keine Luft zum Atmen habe, und über dir Auswirkungen des Tourismus auf das Stadtbild. Hier gibt es zum Beispiel eine riesige Touri-Bar neben der anderen. Jetzt versteh ich auch, warum immer alle sagen, sie wären in Medellin nur feiern gewesen und mussten weiterreisen, um mit dem Feiern aufzuhören. Für mich ist das aber keine attraktive Freizeitbeschäftigung, mit hundert anderen Touris feiern zu gehen.
Zum Thema Abzocke: auf Isla Grande habe ich 50.000 pesos für ein Hostelbett bezahlt in einem Hostel, wo nichts funktioniert hat... Es gab eine Küche, in der man mangels Gas nicht kochen konnte (ansonsten fehlte es auch an allem anderen), aircon kaputt, alles verfallen und kaputt, unfreundlich behandelt worden etc... Da fing meine Depression mit Kolumbien an. Bettelnde Kinder etc.
Außerdem mag ich selbst gar kein Touri mehr sein. So geht es mir seit meiner Ankunft in Kolumbien. In der Dom Rep und sogar und Puerto Rico habe ich mich noch nicht so gefühlt. (Vielleicht ein bisschen in Puerto Rico).
Ich habe den Eindruck, dass ich eigentlich auf der Flucht bin und nicht am Reisen. Ich weiß nur nicht, wohin fliehen... Estmal nach Guatape...

Couchsurfing... Ja, ich vermisse das und würde es gerne machen, aber im Moment fühle ich mich wohl zu schüchtern dazu, und weiß auch nicht, was ich den Leuten sagen soll, dass mir ihr Land bisher nicht so gut gefallen hat? In die Situation will ich gar nicht kommen. Ich war vor zwei Tagen bei einem Meetup, da war ich auch schon in der Situation, dass ich aus Höflichkeit nur die halbe Wahrheit erzählt habe. Zwickmühle.

Sorry, dass ich jetzt noch mehr gejammert habe. Ich habe aktuell auch niemandem zum Reden...

Die Kreditkarten sind getrennt voneinander verloren gegangen: die erste durch Skimming (Kopiert und in Taiwan probiert worden), die zweite durch Diebstahl im Bus durch Durchschneiden des Trägers meines versteckten Geldtäschchens. Erst bemerkt, nachdem ich ausgestiegen bin und der Bus gerade weiterfuhr. Beides innerhalb einer Woche passiert. Das hat mich sicherlich zusätzlich negativ gestimmt.
In der Tat habe ich noch eine Maestro-Karte, und nach einigen sorgenvollen Tagen in Cabo de la Vela bin ich zurück nach Palomino und konnte im Nachbardorf herausfinden, dass die Maestro-Karte in Kolumbien funktioniert. Das ist mein einziges Glück in diesem Fall.

Ich reise übrigens zum ersten Mal ohne Lonely-Planet, sondern nur auf Empfehlung. Vielleicht sollte ich lieber an Orte fahren, die NICHT oder selten empfohlen wurden. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr backpacken, das wollte ich nur so lange machen, bis ich einen Ort finde, an dem ich bleiben will. Leider habe ich diesen Ort noch nicht gefunden, und nun habr ich gar keine Lust mehr, weiter zu reisen, habe gerade zu heimweh und würde mich vielleich an den kalten Temperaturen gar nicht so sehr stören? Die Hauptsache wieder was stabiles....
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 03. März 2016, 16:46
Kurzes Update...

Bin vom 13-Bett-Zimmer in 4-Bettzimmer (alle Matrazen auf dem Boden!) gewechselt, das Wifi wurde für mich rebootet und funzt jetzt, habe einen Deutschen verabschiedet, der in ein anders Hostel wechselt, weil er es hier auch nicht so toll findet (Bestätigung fühlt sich gut an), und habe mir überlegt, mir nach Kolumbien in Costa Rica oder einem Nachbarland was für mindestens zwei Wochen zu suchen, damit ich mal an einem Ort bleiben und ein zu Hause Gefühl entwickeln kann.
All das erleichtert mich schon erheblich... Große Städte ab jetzt nur noch für Ankunft und Abflug und Ausschlafen nach Flug.... Sightseeing wird auf das Wesentliche beschränkt...
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Stecki am 03. März 2016, 17:05
Wenn Du gar keinen Massentourismus willst, warum soll es dann Costa Rica sein? Wieso da wo es viele Amerikaner hat? Warum nicht Nicaragua, El Salvador oder Honduras? Sorry wenn es den Einwand schon gab, ich habe nicht jeden Beitrag im Detail durchgelesen.

Ich fand Kolumbien auch eher untouristisch, war aber meist mit Locals unterwegs. Gegessen habe ich auch fast nur in den günstigen Buden (Mittagsmenü für 5000-6000 Pesos) oder in Studentenlokalen.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Vombatus am 03. März 2016, 17:32
Eigentlich wurde ja schon alles gesagt, darum hau ich nicht mehr drauf  ;) Aber hier noch mal ein Tipp für alle anderen. NICHT in "Poblado" wohnen. Ausser man will eben Touristenkneipen, Touristenpartys und Touristenpreise. Für ein Tagesausflug kann man sich die Gegen mal ansehen, ansonsten empfehle ich: www.wanderingpaisahostel.com/ Ist schon Jahre her, fand es dort sehr toll dort, weg vom Packpackerzentrum, nahe an den Menschen/der Stadt mit super Veranstaltungen und tollen Räumen, mit dem Hostelpersonal ging es auch in Clubs mitten in der Stadt (nicht im Touristenviertel). Interessant war, dass dort die "Locals" in die Bar kamen, um  mit den "Touris" zu feiern. Einige kleine Restaurants, garantiert ohne englisch sprechendes Personal. Gute Anbindung an die Hochbahn und ein paar Straßen weiter auch ein bisschen mehr Internationale Küche.

Natürlich kann sich in den Jahren viel verändert haben. Vielleicht gibt es ja jemanden, der kürzlich dort war?
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: dirtsA am 03. März 2016, 18:44
Gib doch dem Landesinneren eine Chance. Klar, die Küste ist extrem touristisch. Mag ja stimmen, dass es manchmal gut ist, ohne Lonely Planet unterwegs zu sein - andererseits stünde so etwas dort auch drin und du hättest es von Anfang an gewusst. Es wurden ja hier nun schon einige Orte im Landesinneren aufgezählt, wo du anfangen könntest.

Cartagena hat mir auch nicht gefallen und war mir schon damals zu touristisch (2012). Mit der Meinung stehst du also nicht alleine da. Genauso der Rest der Küste, wobei ich Tayrona trotzdem schön fand. Schade, dass du den Abstecher nach Mompox nicht gemacht hast auf dem Weg.

Für mehr Grün müsstest du wohl eher ins Amazonas Gebiet. Hast du darüber schon nachgedacht? Ansonsten habe ich Kolumbien jetzt auch nicht als besonders grün in Erinnerung - aber die kleinen Kolonialstädte sind trotzdem sehr süß, auch wenn die Hügel rundherum etwas braun sein sollten. Dann hättest du eben in der Regenzeit kommen müssen (von dem her Zentralamerika zur Regenzeit - wobei die jetzt ja noch nicht ist - gar keine so schlechte Idee für dich).

Von Costa Rica würde ich wirklich Abstand nehmen. Nicht, dass ich selbst dort war. Aber selbst Leute, die gerne in den Massen unterwegs sind, fanden das krass touristisch. Wenn dir Kolumbien schon zu viel ist, dann wirst du dich in Costa Rica fühlen wie am Oktoberfest wo sich die Massen schieben ;)

Zwecks Essen: Ich war damals auch Vegetarier, hatte also das gleiche Problem. Südamerika gibt leider wirklich nicht viel her, wenn man Vegetarier ist. Da hat mir allerdings auch Couchsurfing sehr geholfen - die Locals haben dann schon ein paar Vorschläge, was es so an vegetarischem kolumbianischen Essen gibt oder man kocht eben zusammen.

Wegen CS würde ich mir keine Gedanken machen. Ich hab damit in Kolumbien auch nach der Küste angefangen - wo ich auch nicht sehr beeindruckt vom Land war und schockiert von den hohen Preisen. Sooo viele Fragen kamen dann gar nicht, wie mir Kolumbien gefällt. Natürlich am Anfang kurz, aber dann weicht man eben etwas aus und fragt gleich gegen, was ihnen denn selbst an Kolumbien am besten gefällt. Bestimmt gibt es ja auch irgendetwas, was du bisher zumindest "nett" fandest ;) Dann konzentriere dich doch einfach darauf in der Erzählung! Nachdem ich dann 1-2mal CS gemacht hatte, konnte ich die Frage, was mir am Land am besten gefällt gleich mit "die Menschen" beantworten, was der Wahrheit entsprach und dazu natürlich als schönes Kompliment aufgefasst wurde. Geht also alles... ich glaube du suchst nur zwanghaft nach Ausreden warum du dies und das nicht probieren kannst, anstatt es einfach mal zu machen! Was wäre denn, wenn du in Medellin ohne Hostel ankommst? Laufst du eben ein bisschen rum, fragst an ein paar Ecken und hast dann was, das du auch vorher selbst prüfen konntest. So hättest du das Umgehen können, in einem zu vollen Hostel zu landen...
Apropos zu volles Hostel. Ist schon auch etwas arrogant, sich ein halb leeres zu erhoffen!? Die Menschen dort müssen ja auch überleben, ist doch toll für sie wenn das Business läuft. Und wenn ein und das selbe Hostel mehrfach empfohlen wird...nun ja dann sollte wohl klar sein, dass es entsprechend voller sein wird.

Zu den Menschen... ja sie sind moderner und weiter entwickelt als in anderen Ländern in der Region. Aber willst du ihnen das vorwerfen? Das ist ja schon komisch. Darf sich ein Land nicht entwickeln, sollen weltweit alle weiterhin in ihren lokalen Trachten herumlaufen und nicht den Wunsch haben, sich modisch etwas auszustatten? Du selbst tragst ja wohl kaum die Kleidung von deiner Oma.
Ich fand es übrigens sehr positiv, dass die Menschen dort schon gebildeter und westlicher sind. So konnte ich Gespräche auf dem gleichen Niveau wie mit meinen Freunden zuhause führen. Gleiche Freuden, gleiche Probleme, Interesse an den selben Bands oder Themen. Mit einem einfachen Indigeno in seiner traditionellen Kleidung geht da nicht viel (obwohl die Menschen natürlich trotzdem oft sehr nett sind - aber es liegen eben Welten dazwischen und man kommt oft vom einfachen "where are you from" nicht viel weiter...)

Nun ja, so meine Gedanken dazu. Letztendlich ist es dir überlassen, was du aus deiner Reise machst. Finde es nur schade, wenn du so eine Möglichkeit zum Reisen hast, und sie dann nicht genießen kannst.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: dirtsA am 03. März 2016, 18:51
Zitat
Mich würde interessieren, was den anderen an Kolumbien nicht so gefallen hat.

Hatte ich vergessen, zu schreiben. Bei mir waren das die Sehenswürdigkeiten selbst - während ich in anderen Ländern viele "Wow-Effekte" hatte, hat das in Kolumbien einfach gefehlt. Ich fand das meiste eher mittelmäßig/ganz nett, aber nicht besonders spektakulär. Ausnahmen waren Valle de Cocora, Barichara und Mompox.

Wie gesagt, erst die Menschen selbst haben das Land für mich toll gemacht.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: GschamsterDiener am 03. März 2016, 19:01
Zitat
Mich würde interessieren, was den anderen an Kolumbien nicht so gefallen hat.

Hatte ich vergessen, zu schreiben. Bei mir waren das die Sehenswürdigkeiten selbst - während ich in anderen Ländern viele "Wow-Effekte" hatte, hat das in Kolumbien einfach gefehlt. Ich fand das meiste eher mittelmäßig/ganz nett, aber nicht besonders spektakulär.

Ich kann das so unterschreiben. Kolumbien war mein Einstiegsland auf meiner Lateinamerikareise, hätte also alle Chancen gehabt, mich auch mit "Latinostandards" zu überzeugen. Ich habe im Vorhinein auch viel sehr Positives über das Land gelesen. Leider hat mich dann in Kolumbien nichts wirklich gereizt.

Am ehesten positiv in Erinnerung blieben mir die sehr herzlichen Besitzer im Hostel in Cartagena und die schönen Museen in Bogota.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 04. März 2016, 01:42
Danke für die vielen Antworten.
Mir geht's heute schon besser, bin mit dem Metro-Cable gefahren bis nach parque Arví, was an sich schon extrem beeindruckend war. Was ich besonders angenehm fand, dass es dort schlappe 24 Grad hatte und die Leute wirklich sehr freundlich und die Preise ungewöhnlich niedrig waren, vor allem wenn man bedenkt, dass dieser Ort ja viel von Touris besucht wird. Auf dem Heimweg sind mir 6 Leute vom Hostel begegnet, die auch da waren und die ich dort gar nicht gesehen habe!
Warum ich mir Costa Rica in den Kopf gesetzt habe? Wegen der Landschaften.... Ich steh einfach auf sattes Grün. Und weil angeblich das Essen toll sein soll. Das kann natürlich sein, dass Nicaragua ganz genauso tolle Landschaften hat. Und Nicaragua steht auch auf meiner Liste. Es muss doch in Costa Rica einen weniger touristischen Ort geben? Ich würde dort auch wegen der hohen Preise tendenziell eher nur zwei Wochen verbringen wollen. Von Belize habe ich Leute schwärmen gehört.
Der Vorschlag mit Mexico, den fand ich auch ganz spannend. Ich hatte Mexico bisher nicht auf meiner Liste.

Und...ja... falls ich noch länger in Medellin verweilen will, sollte ich wohl dringend umziehen. Von Poblado weg und irgendwohin, wo mehr Platz ist für die vielen Leute. Das hat nichts mit Arroganz zu tun. Ich breche einfach in Tränen und Depressionen aus, wenn ich Platzangst bekomme. Wie gesagt, fühle ich mich bei weiten Landschaften wie Wüsten am wohlsten.

Vielleicht begegnet mir dann ja auch mal ein Mittagsmenu für 5-6000 Pesos. Das habe ich bisher nur beim Hare Krishna Tempel in Cartagena erlebt. Ansonsten war mein günstigstes Mittag-/Abendessen in Cabo de la Vela mit 7-10000 Pesos, bzw. Taganga, ebenfalls 7000 für einen vegetarischen Teller.

Ich glaube, ich habe Mompox ausgelassen, weil mich Städte nicht so interessieren wie Landschaften. Das war früher mal mit Städten. Jetzt ist Natur angesagt. Und weil es nicht ganz auf dem Weg lag. Und weil alle immer sagen: Kauf dir nen Flug! Ist bequemer und kostet genauso viel wie Busfahren.

Und das mit den traditionellen Trachten: ich habe nichts gegen Entwicklung, finde nur, dass diese nicht dazu führen muss, dass überall die gleichen Sachen verkauft werden. Ist aber so. Egal, welche Shoppingmall auf dieser Welt, es sind immer die gleichen Marken dort zu finden in unterschiedlicher Verteilung. Das finde ich nur halbgut. Bei Indien finde ich es z.B. gut, dass die Frauen oft noch in ihren traditionellen Kleidern herumlaufen. Das ist schön. Deswegen müssen sie nicht weniger gebildet sein.
Ich fand es in Tanzania mal sehr beeindruckend, dass ein Freund Michael Jackson nicht kannte. Ich finde, muss er auch nicht. Auch wenn ich selbst als Teenie ein riesiger Fan war.

Und das mit dem Vorher-nichts-buchen in einer Millionenstadt... In kleinen Plätzen, ja, ok. Da muss man auch nicht so viel rumlaufen, bis man was gefunden hat. In großen? Ich kenn das auch von Afrika so, dass man in großen Städten nicht mit seinem Gepäck rumlaufen soll, vor allem, wenn man die genaue Sicherheitslage nicht kennt. Es sei denn, man will sein Gepäck los werden. Stand in Windhoek groß im Hostel : Is your bag to heavy? Take it into town and get rid of it... Vielleicht etwas drastisch, ist dort aber wirklich passiert (nicht mir, anderen, die dort übernachteten). Deshalb bin ich bei einem neuen großen Ort eher vorsichtig.

Über meinen Lieblingsort bis jetzt - Cabo de la Vela - steht im Lonely Planet übrigens nicht viel drin.

Danke nochmal für die vielen Antworten!








Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: traveldey am 04. März 2016, 02:53
Liebe Reisende - nichts fuer ungut, jeder soll bitte seine Meinung aeussern wie es ihm/ihr beliebt. Aber hier im Spiegel das ECHO:
''Boah was bin ich die Deutschland-Hype satt ey! Alle woll'n da hin ey, alle! Unddann rzaehln se immer von Bier, Wein, Met, Sauerkraut und Currywuast, und Siegfried und grosser Geschichte mit grosser Kultur und grossen Kriegen. Aber irgenwie, nee also, ich hab das da nich... Weil ein para Leute sagen das waer voll cool/das im LP gelesen haben, hab ich das so gemacht jetz:
*in Berlin Linie Hundert (immer auf der Achse ZOO-Alex, Alex-Zoo hin und hergefahrn). Ick fahr imma jradeus, und jeh ick einsta raus, jleich jeradaus ins haus der hundet Biere! Det war ooch… ick sach mal, jut, wa.
*in  Hamburch und ssspazierte ueber den Jungfernssstieg und anschliesend S-Bahn zum Hafen
*dann in Breymn und nochmal raufund rundae mide Ssstadtmusikanten
*in Oldenburg im Einkaufszentrum klaut mir so'n langhariger Soziologiestudent die Kreditkarte, weiler meint er als Arbeiterkind braucht mich nicht auf Englisch zu fragen opper dat darf, und am Bahnhof faellt mir die andere auf die Geleise weil mich Frau Trampel Ladykrcher angerempelt hat!
*fahre dann noch ab nach Amrum zum Strand, aber Ausbilda Schmidt war wohl  in seiner Kaserne, nich mit Lehnchen anner Laterne!
*esse immer Fischbroetchen bei KDW/Alsterhaus... und Erdbeertoertchen bei Tchibo zum Nachtisch*jedenfalls mit Madelntrachten und Lederhos'n hat's a nex gebba!';  Oberfoerster Rombach und Margot Hellwig ware'n wohl bloss Werbeattrappen im Reise-TV  genauso wie der Alptraum von Altstadt am Strassenfass – aeh, der schoene Maerchentraum von Neustadt an der Weinstrassee. Das war anders:  was ich stattdessen sehe sind ungermanisch aussehende Fluechtlinge mit ein paar Langharigen, und ein paar saechselnde,berlinernde und ruhrpottdialektsprechende Skinheads'
*und die Ur-Germanen in der Hoehle auf dem Baerenfell oder mit Keule und Hauswolf auf Baerenjagd waren auch nich da. Und und -  gefahren sind die ins ganz normale Autos, nur halt mit so komischen Zeichen, V und Doppelvau, und so vier Ringe undirgendwas mit A, undn Dreistern und irgend son Kreis mit badischer Maschinenfabrik oder so - mit so festen Tueren und strammen Sportsitzen, stabil, raketenbeschleunigung, und leise warn die so, und ham nich so viel Benzin gebraucht. Aba sonst genauso wie bei uns auch! Und wieg in Afrika auch, und in Asien auch damals! Als ich in Kota-Beri-Boboptas war, und in Dumvirotransdedong.
Und in den Hotels und Jugendherbergen -  das warn ja alles Leute die nicht aus der betreffenden Stadt kamen, da gar nich hingehoerten! Stell dir das mal vor, wie bescheuert, und vor allem: wie frech! Irgendwo bei einer Sehenswuerdigkeit zu naechtigen und anstatt bei sich zu Hause in der Miet- oder Eigentumswohnung lieber in einer gastgewerblichen Unterkunft oder wenigstens im Zelt oder bei Bekannten zu schlafen, und nicht von da herzustammen, ey! Wirklich, Berlin City Haburch City, Bremen City, Oldeburg City und Amrum am Strand - ueberall voller Urlauber von woanders her!  Woher ham die ueberhaupt den Passierschein? Nur ich darf eigentlich reisen denn ich verfuege ueber einen vielstimmigen und mehrsilbigen Bildungsabschluss und bin also politisch korrekt und kein primitiver Rassist, Sexist oder Religionsverratatiker wie diese andern hier, die hier erwaehnt sind und z.B. zu kurz waren meine Liebslingsstars zu kennen obwohl’s ein huebscher Junge aus dem gruenen Suednorwegen aus Stockokisbangi war. Der hat mal spaeter auch nix zu lachen, den Passierschein kriegt dann ein anderer, und er darf zusehen.

=>  bah, ich bin so geneearvt! Ist D. ein krass langweiliges Land ohne interesante Abwechslung, voll vermasst, kein kulturelles Angebot, null Individualitaet ey! Das geht ja gar nicht.
=> ick fahr jetz nach Oesterreich ins Salzkammergut oder in die Schweiz, oder nach Holland oder nach Mallorca oder nach  Griechenland, weil ick will keine Touristen mehr sehn jetzt erst mal – und keinen Tropfen Regen mehr sondern endlich Schnee! Da fahr ich doch besser gleich nach Miami!’’

Und dann ersetze man 'Ich/ick' und 'Touristen'/'Reisende'... durch das Wort 'Backpacker' - dann bleibt der Rest des Textes genauso gueltig. Also: das Backpacken ist auch nicht schuld.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 04. März 2016, 02:58
Wenn du dich auf den Schlips getreten fühlst, warum sagst du das nicht einfach direkt.
Finde, dein Beitrag hat nichts mit dem Gefühlszustand zu tun, den ich versucht habe, durch Beschreiben loszuwerden. Und das hätte wahrscheinlich in jedem anderen Land passieren können. Man fühlt sich halt nicht immer überall gleich oder gleich wohl. Fahre doch mal nach Tayrona und übernachte in Cabo San Juan in der Nebensaison 2016, oder in ein überstopftes Hostel in Poblado, und versuch zu schlafen, wenn draußen die ganze Zeit Elektromusik läuft, vielleicht verstehst du dann, was ich mit Massentourismus meine. Das ist eine weltweite Entwicklung, und ich weiß, dass ich leider auch dazu beitrage. Trotzdem wünscht sich doch jeder, ein Fleckchen Erde zu finden, wo man für sich sein kann, oder? Und vielleicht hast du es überlesen, aber ich habe auch geschrieben, dass ich mein eigenes Touri-Dasein nicht mehr ertragen kann...
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: traveldey am 04. März 2016, 04:10
Ja hast auch Recht. Ich fuehle mich auf den Schlips getreten. Mir ist ja klar was im Tourismus passiert, ueberall - so auch  in Kolumbien. Was ich aufs Korn nehme ist eher das was Du meiner Ansicht nach machst und fast alle anderen Touris auch, aber anders als viele andere eben damit unzufrieden bist: Du planst hinzufahren und faehrst auch tatsaechlich genau da hin wo das eben so ist, und nicht anderswo hin. Das ist ziemlich absurd und daher mein etwas ironischer Beitrag. Ich meine das echt nicht boese - aber genau wie Du will ich ebe auch einen Gefuehlszustand ausdruecken, und zwar den den Dein Beitrag bei mir ausloest.

Und nein, ich habe nicht ueberlesen dass Du Dein Touri-Dasein selber kritisch siehst. Spricht eher ziemlich fuer Dich. Aber Du hast zwei Beine, ein bisschen Geld (zumindest genug fuer die Touristen-Orte) und rechtlich gesehen Bewegungsfreiheit. Wer oder was haelt Dich davon ab, am Orte zu fahren wo keine/kaum touristische Infrastruktur ist - oder stehst Du dann da und sagst: ja, nette Landschaft,  aber ich weiss nicht was ich hier soll?

Gibt so'n schoenes Lied, ist'mn slow waltz: 'Let the rest of the world go bye': 'With someone like you/a pal good and true/i'd like to leave it all behind/ and go and find/a place that's known/to God alone/just a spot to call our own/we'll find perfect peace/and joys never cease/out there neneath the kindly sky / we'll build a sweet little nest somewhere in the west / and let the rest of the world go by...'

Und das mit der lauten Musik die ueber jede Koerperverletzungsgrenze hinausgeht: glaub mir, DAS geht nicht hauptsaechlich von westlichen Backpackern aus.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: pad am 04. März 2016, 08:41
Noch zu den Orten, die ich besucht habe:


Das sind alles total keine Geheimtipps. Mompox hätte ich auch noch gerne besucht, war damals aber leider "zu faul" für die Anreise. Es gäbe sicher noch einiges mehr zu sehen in Kolumbien, ich war etwa 6 Wochen dort und habe viele andere getroffen, die länger blieben.

Für alle, die irgendwann mal nach Kolumbien reisen wollen: Man muss vielleicht noch mit ein paar Vorurteilen bzw. Erwartungshaltungen zu Kolumbien aufräumen.


Wenn irgendjemand von einem Land, einem Restaurant, einer Unterkunft oder einer Sehenswürdigkeit schwärmt, sollte man eben nicht vergessen, nachzufragen, WARUM es dort so besonders ist. Folgt als Antwort ein Punkt oder Kriterium, dass man persönlich nicht als besonders wichtig einschätzt, dann nützt die Empfehlung entsprechend wenig. Leute, die von Kolumbien schwärmen, sind oft auch solche, die vielleicht schon viele Sehenswürdigkeiten aus der "obersten Liga" gesehen haben und einfach mal etwas mehr lokale Kontakte knüpfen wollen oder sich an den kleineren Dingen genauso freuen können.

Zur Auswahl der Unterkunft. Ich habe da persönlich generell grob zwei Strategien: Entweder ich verlasse mich auf Web-Reviews auf Tripadvisor oder Buchungsplattformen. Das geht dann, wenn diese recht zahlreich sind und authentisch daherkommen. Viele gute Reviews sind meiner Erfahrung nach praktisch eine Garantie für eine einwandfreie Bleibe. Aber wer viele gute Rerviews hat, kann auch seine Preise bis zu einem gewissen Punkt entsprechend gestalten (worauf die Reviews wieder relativiert werden). ODER ich suche die Unterkunft vor Ort, schau mir das Zimmer und die Räumlichkeiten an und entscheide, ob ich bleiben will. Natürlich lassen sich beide Strategien auch kombinieren, was m.E. oft sehr sinnvoll ist. Das heisst: Online zwei drei Plätze raussuchen und auf der Karte (z.B. maps.me App) markieren, aber eben nicht buchen. Sich auf eine oder zwei Empfehlungen von Leuten zu verlassen, erscheint mir persönlich wesentlich weniger aussichtsreich. Das gilt vor allem dann, wenn ich diese Leute, deren Reisestil und Vorlieben nicht im Detail kenne. Ich bin eher erstmal skeptisch, wenn mir jemand, den ich erst seit 5 min kenne, sagt, dass ich unbedingt in Hostel XY gehen soll. Naja, wenn ich auf Tripadvisor oder Booking 200 Reviews aus verschiedensten Monaten, Altersgruppen und Ländern habe, was ist wohl insgesamt aussagekräftiger? Was mich daher mal interessieren würde: Wie gut ist das Hostel, dass dir jetzt so überfüllt und nicht funktionstüchtig erscheint, auf den gängigen Plattformen bewertet? Finden sich nicht einige Dinge, an denen du dich jetzt störst, bereits in den Bewertungstexten beschrieben?

Was sich durch Bewertungen nicht besonders gut abbilden lässt, ist der "Vibe", die Atmosphäre eines Hostels oder die Möglichkeit, andere Reisende dort kennen zu lernen. Auf Hostelworld kriegt man hier am ehestens noch einen Eindruck aus den Bewertungen, andernorts sind es eher Randbemerkungen in den Bewertungstexten. Hervorragend bewertete Unterkünfte auf Booking sind zwar oft wirklich einwandfrei, äusserst freundlich und sauber, aber manchmal eben dann fast einen Tick zu ruhig.

Wie sinnvoll das Reisen mit Reiseführern und guten Online-Quellen ist, wurde hier schon oft diskutiert. Meine Meinung dazu ist klar: Gute Infoquellen in Buch- oder Digitalform, kombiniert mit einer grossen Portion gesunder Menschenverstand und Reiseerfahrung führt insgesamt zu deutlich besseren Ergebnissen als "ich lass mich einfach treiben und gehe immer mal wieder einzelnen Empfehlungen nach".
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Beitrag von: GschamsterDiener am 04. März 2016, 09:39
Warum ich mir Costa Rica in den Kopf gesetzt habe? Wegen der Landschaften.... Ich steh einfach auf sattes Grün. Und weil angeblich das Essen toll sein soll. Das kann natürlich sein, dass Nicaragua ganz genauso tolle Landschaften hat. Und Nicaragua steht auch auf meiner Liste. Es muss doch in Costa Rica einen weniger touristischen Ort geben? Ich würde dort auch wegen der hohen Preise tendenziell eher nur zwei Wochen verbringen wollen. Von Belize habe ich Leute schwärmen gehört.

Ich denke, die Landschaften in Costa Rica unterscheiden sich nicht wirklich von den Landschaften in anderen zentralamerikanischen Ländern (Ausnahme: Belize), weil die Topographie ganz ähnlich ist: (Hochland-)Dschungel. Aber Costa Rica ist halt sehr touristisch vermarktet und zielt vor allem auf Kurzzeit-US-Touristen mit viel Kohle. Weniger touristische Orte wirst du in Costa Rica durchaus auch finden - aber in Kolumbien auch.

Belize ist übrigens ähnlich touristisch wie Costa Rica (aber aus anderen Gründen: Strände, Tauchen) und ähnlich teuer.

Wenn du echt in Richtung Zentralamerika raus möchtest, schau dir vielleicht den Westen von El Salvador an: Viel Natur, recht indigen, gutes Essen und die besten Hostels Zentralamerikas. Überlaufen ist es nicht. Wirklich aufregend aber auch nicht.

Wenn du mehr Indiokultur möchtest, würde ich einfach per Bus über die Grenze nach Ecuador schauen. Weniger touristisch wird es nicht.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: pad am 04. März 2016, 13:05
Zur Aufmunterung noch ein hübsches Bild, dass ich vom El Peñón de Guatapé gemacht habe. Ist doch wirklich ne brauchbare Aussicht?

(http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/guatapem5ubqet2pl.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Brausefee am 25. März 2016, 06:04
Hallo Reisende!

Dein Beitrag ist ja nun ein paar Tage her und ich wollte mal nachfragen, wie es Dir nun geht?

Außerdem möchte ich Dir meine bisherige und völlig andere Sicht von Kolumbien erzählen. :) Im übrigen esse ich vegan.

Wir sind Anfang März aus Miami angereist, sind also 3,5 Wo hier.
Angefangen hat es in Cartagena, wo wir auch nicht den allerbesten Start hatten. Das lag aber daran, das wir zuvor zwei Wo in den USA waren, wo alles sauber und schick wirkt (da wo wir waren). Es war also ein ziemlicher Tapetenwechsel. Dann erzählten uns noch alle (auch unser Hostel-Besitzer) wie gefährlich es sei und wir waren die ersten Tage mega vorsichtig. ;)
Cartagena hat mir aber schlussendlich trotzdem gefallen. Geschlafen haben wir außerhalb der Stadtmauern. Mein Freund u ich hassen typische Hostels, keine Ahnung ich glaub ich bin zu alt dafür. 19jährige die kotzen und bis morgens 3 Uhr laut Mucke hören--nee das ist nix für mich. Dazu meistens teurer und von schlechterer Qualität.
Ich handhabe das wie Pad. Meistens schaue ich bei booking" rein und nehme Zimmer, die eine gute Bewertung haben--damit liege ich fast immer richtig.
In großen Städten buche ich zu 95% bei Airbnb, in Australien, Amerika, Deutschland, Niederlande, egal wo, Airbnb ist IMMER günstiger, man wohnt bei Locals, hat eine Küche und eine voll ausgestattete Wohnung, kann sich Tipps holen und hat keine anderen Reisenden, mit denen man immer die gleichen Themen bequatscht. ;)

Nach drei Nächten Cartagena, welche mind. eine zu viel war sind wir nach Guachaca gefahren, wo ich über booking ein ganz tolles Gästehaus gefunden habe. Es hatte eine Bewertung von 9,5 von 10 Punkten, hat 10€ pro Person gekostet, hatte eine Küche, nur insgesamt fünf Zimmer und war im Nichts.
Ja genau Guachaca? Kennt kein Mensch--mir egal. Es ligt genau zwischen Palomino und Tayrona und war einfach der absolut perfekte Ort. Wir haben immer wieder verlängert, weil wir dort so glücklich waren. 15 Nächte waren es schlussendlich. Man ging ca. 20 minuten zum Strand, wo wir an allen Tagen komplett alleine waren. Es ging an KEINEM einzigen Tag auch nur einer an unseren Hängematten vorbei.
WOW! Das war fantastisch!

Dann waren wir vier Nächte in Minca, was uns dann auch schon etwas zu touristisch war, aber wir haben ein Hotel gefunden, in denen wir die einzigen Gäste waren--die ganze Zeit.^^
Das Essen hat mir dann dort aber auch nicht gefallen.

Nun sind wir seit 3 Tagen in Medellin. Ich finde es hier null touristisch. Außer das hier so viele Einheimische sind, wegen der Osterwoche. Restaurants haben hier viele zu--leider, aber ganz ehrlich?
Es gibt hier so tolles Obst und Gemüse und als Foodbloggerin beschäftige ich mich eh sehr gerne mit Essen zubereiten und dann weiß ich was drin ist und nach fünf Monaten Asien bereite ich mir mein Essen total gerne zu. Hier gibt es mega geiles Obst und Avocados, ich könnte sie rund um die Uhr essen. Da hatte ich echt schon viel viel schlimmere Orte, was das Essen betrifft ( ich sag nur Philippinen---grusel), gerade als Veganerin. Aber hier gibt es überall was. Hast Du Dir schon mal die Kochbananen gekocht? Oder gebraten? Dazu Reis und Tomatensalat. Könnte ich immer wieder futtern.

Unsere Reise geht nun sechs Monate und nach Thailand (ja gähn, ich weiß-- aber es ist mein TOP-Reiseland!!) bin ich am meisten von Kolumbien geflasht. Und nein, stimmt, nicht von den Highlights hier, sondern wegen der wilden Küste im Norden, dem tollen Obst und Gemüse und auch wegen der coolen Kolumbianer. Ich mag es, das überall lauter Salsa aus den Häusern schallt, die Menschen tanzen und singen und es hier so wenig Touris gibt. Ja es gibt schon mehr als ich erwartet habe, aber egal wo ich vorher war, da waren viel viel mehr :p

Wir werden nun die Gegend um Medellin erkunden nd ich bin sehr sehr gespannt.

Ganz liebe Grüße!
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: farmerjohn1 am 26. März 2016, 23:24
Tja. Bei der Diskussion ueber Kolumbien sehe ich mich fast gezwungen meinen Senf dazu zu geben.   

In  vielen Gegenden weniger entwickelter Laender, auch in Kolumbien, herrscht eine extreme und durch nichts gedaempfte Pauperisierungsgefahr fuer breite Bevoelkerungsschichten, und damit eine weitere Erschwernis auf dem Weg zu einem sozialen Frieden. Dazu fehren eine Reihe von durch die Bevoelkerung selbstgemachten, aber auch von von aussen aufoktroyierten Hindernissen, fuer die viele Betroffene selbst nicht verantwortlich sind.
Eine guter Teil der Problemloesung, der auch bei den Betroffenen ankaeme, liegt im Tourismus auf mittleren Niveau - vor allem da wo die Natur schoen und exotisch und noch nicht viel touristische Infrastruktur ist und kein formalisiertes benchmarking herrschen kann. Solche Gebiete sind  nur selten wirklich deckungsgleich mit Gegenden erhoehter Gefahren.

Und dann hier sowas zu lesen von Leuten die genau in die in allen Reisefuehrern und -Filmen propagierten Orte fahren, dort die ueberfuellten und ueberteuerten Locations besuchen, als Steigerung die Bemuehungen der Bewohner ganzer Laender kollektiv schlechtmachen, aber Alternativen nicht mal ernsthaft erwaegen, und als Superlativ mit ihrer eigenen Haltung unzufrieden sind ohne diese zu aendern, wobei das alles zum Gipfel noch ausgeht von Menschen aus einer Gesellschaft, in der komplexes Wissen Standard und individuelle Freiheit in vergleichsweise hohem Mass verwirklichbar ist - das ist schon ganz schoen krass.

Aber gerade drum interessiert es mich jetzt auch, reisende: wie geht's dir jetzt und was hast du letztendlich gemacht?
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 27. März 2016, 06:52
Ich habe überhaupt nichts gemacht. Habe mich meinen Depressionen hingegeben und habe 2 Wochen in einem überfülltem Hostel (in dem es leider viel zu selten so leise war wie ich es gebraucht hätte) in einem kleinen Örtchen in den Bergen nahe einer kleinen Stadt außerhalb Medellins verbracht, in der tatsächlich auch ein paar Kolumbianer dauerhaft lebten. Zwischendurch noch eine verrückte Reise mit zwei Argentiniern und einem verrückten Maler aus Antioquia. Da habe ich es dann auch mal geschafft, ein paar vom Tourismus nahezu freien Orte zu bereisen. Es gab Hospedajes, aber keine "Gringos". Und ja, die Menschen waren sehr großzügig. Was aber auch vor allem an dem charmanten Maler lag, der einfach alle dazu überreden konnte, uns was zu Essen und zu Trinken zu geben. Einmal kam ich allein an einem Haus mitten im Dschungel an und habe Essen bekommen, ohne darum zu bitten. Das war sehr freundlich.
Vom Essen in den Restaurants bin ich immer noch wenig begeistert. Heute war ich mal zur Abwechslung beim Chinesen. Es schmeckte überhaupt nicht. Danach habe ich das meiner jetzigen Hostelmutter erzählt und sie hat mir gleich ihr Selbstgekochtes angeboten (Wir helfen uns hier gegenseitig. Ich massiere ihren kranken Fuß, und sie bietet mir ihr Essen an ;) ). Das hatte wenigstens Geschmack. Wieso die in den Restaurants keine Gewürze benutzen? Das wusste sie leider auch nicht, sei aber so.

Ansonsten finde ich, auch wenn ich selbst koche, schmeckt es mir hier einfach nicht so wie sonst. Vielleicht liegt das daran, dass die Tomaten hier einfach nicht den gleichen Geschmack haben. Oder überhaupt so einige Zutaten, die ich sonst gerne verwende. Irgendwie fehlt das Aroma. Ja, es gibt ein paar tolle Früchte. Ich bin zum Beispiel ein Fan von Pitahaya. Gibt es leider nicht immer und überall und hat seinen Preis. Ansonsten lebe ich überwiegend von Mangos. Komischerweise gibt es auch nicht immer Bananen, heute habe ich wieder vergeblich danach gesucht.
Aber es gibt immer Kochbananen. Ja, die kenne ich, koche ich auch Deutschland manchmal.

Tja... Ich glaube, das ging mir in Australien auch schon mal so mit den geschmacklosen Tomaten, allerdings hatte ich die im allerbilligsten Laden gekauft.

Meine Kreditkarten habe ich endlich! Heureka! Jetzt kann ich mir nach 9 Wochen Kolumbien auch endlich mal nen Flug woandershin kaufen.

Wenn man sich irgendwie nicht wohl fühlt, kann man sich natürlich viele Gründe ausdenken, woran das wohl liegen mag. Vielleicht war es wirklich dieser erste Eindruck in Cartagena, die Überfüllung, die vielen Leute, das enge Hostel, die schlechte Luft, etc, dann wurden mir meine Kreditkarten eine nach der anderen auf verschiedene Weise geklaut, was mir auch in 2 Jahren Reisen anderswo nie passiert ist. Dann musste ich die ganze Zeit warten mit dem Ergebnis, dass meine Banken beide unabhängig voneinander verschiedenen Mißverständnissen unterlagen bzw. mir Falschauskunft gegeben hatten, so dass sich das Ganze noch mehr hinausgezögert hatte und insgesamt 1,5 Monate dauerte. So viel Pech kann man doch gar nicht haben. Das Senden der Karten mit DHL nach Medellin hat übrigens nur 3 Tage gedauert. Mittlerweile bin ich auch in einem Hostel, wo weniger los ist, außerhalb Poblados, und das ist auch echt gut so. Trotzdem bin ich kein Stadtmensch und will hier einfach nur raus, habe hier aber noch ein paar Sachen zu erledigen (mir hat jemand ein Gerät kaputt repariert und muss da jetzt noch mal hin. Ich habe einfach ständig Pech hier. Dann hatte ich eine neue Brille bestellt, die erstmal in der falschen Stärke angefertigt wurde. Ich sags ja, ich habe einfach ständig Pech hier).

Vielleicht ist es auch einfach egal, warum meine Stimmung in Kolumbien insgesamt nicht so toll war, und ich muss einfach loslassen und weiterfahren/-fliegen ins nächste Land, und irgendwann werde ich es vielleicht wissen, wieso ich mich hier insgesamt nicht so wohl gefühlt habe wie z.B. in der Dominikanischen Republik, auch wenn ich zwischendurch immer wieder mal sehr nette Menschen kennengelernt habe. Wenn ich Gründe finde, finden andere Gegengründe. Vielleicht harmonieren Kolumbien und ich eben nicht so perfekt, ohne besondere Gründe. Oder ich finde es eben einfach nicht spannend genug.

Ich erinnere mich, dass ich mal in Indien ein echtes Tief hatte, weil ich einfach die Leute nicht mehr ertragen konnte, die uns ansprachen, anbettelten, was verkaufen wollten, übers Ohr hauten, etc. etc. und ich mich dann in Thailand erstmal von dem Erlebnis erholen musste.
Hier ist das nicht so, aber vielleicht muss ich mich von irgendwas anderem erholen, was ich jetzt noch nicht genau benennen kann, was es ist. Das mit dem Tourismus war so eine Idee von mir, denn es gab einfach überall, wo ich war, ziemlich viele Touristen.
Und mal ehrlich.... Wieso fährt man denn in ein Land, wenn nicht, um die schönen Orte dort zu sehen? Ich habe ganz ehrlich noch nie einen so überbevölkerten Nationalpark wie Tayrona gesehen (mit Ausnahme vom Ngorongoro-Krater in Tansania, das war wirklich die absolute Höhe des Safari-Tourismus, allerdings waren da alle Leute in Autos, und ich zählte 50 Autos an einem Fleck).
Wenn jemand nach Berlin im Sommer kommt, fährt er doch auch nicht nach Werder. Was soll man denn da. Da fahren die Leute nur hin, wenn Baumblütenfest ist.
Jedes Jahr wächst der Tourismus immer mehr und mehr. Ein Bekannter von mir war vor 40 Jahren in Thailand, als es noch ganz anders war als heute. Jetzt wolle er da auch nicht mehr hin. Ein anderer Bekannter hatte mal auf Bali gelebt. "Da kann man gar nicht mehr hinfahren!" sagt er heute. Andere Leute haben auch den Eindruck, dass Reisen heute nicht mehr das gleiche ist wie früher.  Ist doch eigentlich echt schade, dass man heutzutage an die weniger schönen Orte fahren muss, um seine Ruhe zu haben. Oder an Orte, die (derzeit noch) etwas schwerer zu erreichen sind wie Cabo de la Vela, und die Dank der Faulheit der Reisenden bisher noch vom großen Tourismus verschont blieb. Das wird sich sicherlich auch bald ändern.

Das Gefühl, frei zu sein, habe ich irgendwie beim Reisen hier vermisst (außer ab und zu allein in der Natur). Ich fühle mich einfach nicht frei. Warum, weiß ich nicht. Seit meiner Ankunft in Cartagena fühle ich diese Bedrückung immer wieder auf verschiedene Weise. Vielleicht ist die Zeit mit mir und Städte (oder auch geschäftige Dörfer) bereisen und unter vielen Leuten sein einfach vorbei. Ich kann nur noch mit Natur und Ruhe.

Ein Zimmer bei Airbnb, etc.... Das will ich definitiv noch mal ausprobieren. (Habe ich bisher nur in Deutschland probiert.)

Dass man als Pärchen ein anderes Reiseerlebnis hat, ist auch klar.

So, ist der Stand der Dinge. Ich mache mich bereit, einen Flug zu kaufen. Jetzt, wo ich endlich die Kreditkarten habe.

Und hier noch mal ein Foto von Guatapé aktuell.

(http://fs5.directupload.net/images/160327/ohxlw6rr.jpg)

Ich glaube, der Wasserspiegel steht jetzt tiefer. Zumindest sind überall etwa 1-2 Meter hohe Ränder.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Degna am 27. März 2016, 08:01
Hey reisende,
kann glasklar nachvollziehen, was dich abnervt und was du zum Ausdruck bringen willst.
Mein Vorschlag wäre a) was dir andere auch empfohlen haben:Weich ab von der main stream backpacker route und finde abseits schöne  Plätze, die dich wieder aufbauen.
b) da du aber ziemlich abgenervt scheinst und wenn mal erst der Wurm drin ist: wechsel doch einfach das Land.
Ich war Okt/Nov in Brasilien  und fand es nur toll. Du dürftest  dort nur sehr wenige backpacker finden und auch das Essen käme  dir entgegen.
In Brasilien gibt es überall  tolle buffets, die teilweise per Gewicht bezahlt werden. Die Auswahl ist gigantisch, da dürftest  du auch als Vegetarier keine Probleme haben.
Ich  hatte speziell im Amazonasgebiet so den Eindruck, dass der Massentourismus  einfach noch nicht so verbreitet  ist. Obwohl wir mit lonely planet gereist sind, haben wir in 2Monate weniger als 10Backpacker getroffen, warenfast nur unter Einheimischen und haben unsere Zeit genossen.
Ich bin in einer vergleichbaren Situation  wie du:ich bin seit 2Monaten teilweise  alleine, teilweise mit meinem Lebenspartner  in Indien und bin nur noch abgenervt von dem Dreck, der Armut und dem ständig drohendem Diebstahl.
Zuerst wurde mir mein Trolley mit Klamotten und Kosmetikzeug im Zug gestohlen. 14Tage später  habe ich im Bus meine gesamtes Bargeld +Reisepass an Taschendiebe verloren.
Obwohl  wir aufpassen wie Messer, wurde um Haaresbreite gestern meinem Lebenspartner der Trolley gestohlen.
Ok, Rückflug  ist gebucht,...... habe nach 2Monate absolut genug, obwohl ich 4-5Monate geplant hatte.
Hoffe es geht dir bald besser, kann deine Gedankengänge  nachvollziehen.
Lg Claudia
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: farmerjohn1 am 27. März 2016, 09:29
Da liegt etwas Marionettenhaftes in der Luft in Kolumbien, vergleichbar dem was auch in Indien spuerbar - das ist wohl eine gute Beobachtung. Ich vermute, das ist eine der Folgen von Korruption und Gewalt; zwar mag es Graduierungen und Lebensbereiche verschiedener Auspraegung geben, aber ich habe kein Land kennengelernt und von keinem glaubhaft gehoert oder gelesen in dem das heute wesentlich anders waere. Wenn du diesen Ort findest, gib doch bitte die GPS_daten durch, ja?
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: Vombatus am 27. März 2016, 11:18
Das Thema Tourismus muss ich doch nochmal aufnehmen, weil irgendwie ungleichgewichtig. Vielleicht sollte jeder von uns nochmal darüber nachdenken? Ein berühmtes Zitat: Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.

Hier wurde ein guter Link gepostet, der sich auch mit dem Thema auseinandersetzt. http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=9164.msg88256#new
Zitat:
Frage: Gibt es etwas, was Touristen noch weniger mögen als Staus, schmutzige Strände und schlechtes Wetter.
Antwort: Andere Touristen.

Klar, mich stören sie genauso die Massen an Touristen an einigen Orten und auch nur zwei einzelne, die mir zu dummes Zeug reden. Furchtbar. Finde mich dann oben im erwähnten Link wieder.

Letztendlich liegt es aber an mir und meinen Erwartungen. Es liegt an mir etwas daran zu ändern. Ich bin Teil des Problems. Ich glaube es ist falsch pauschal die Touristen dafür verantwortlich zu machen. Ebenso die Einheimischen, die dadurch Profit schlagen.

Das Massentourismus auch unglaubliche Schäden anrichtet muss man nicht erwähnen. Schlimm genug.
Selber ein Tourist zu sein und sich darüber zu beschweren ist dann aber der falsche Weg.


Dir "reisende", ab jetzt endlich wieder eine gute Reise und erweckende Freude und Gelassenheit.
Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: reisende am 27. März 2016, 18:37
@Degna (Claudia)
Das tut mir leid, ihr habt aber viel Pech auf einmal. Ich war damals 7 Wochen in Indien, und das hat mir echt gereicht, allerdings wurde mir nie was gestohlen. Ich würde trotzdem wieder hinfahren, vielleicht in andere Bundesstaaten diesmal. Einfach, weil ich die indische Kultur, das Essen, die Kleider, die Tempel etc. einfach toll finde. Obwohl mir auch das zu viel sein kann.
Brasilien hört sich gut an, vielleicht mach ich das später in meinem Leben nochmal. Ich glaube, ich werde jetzt trotzdem einfach zu meinem ursprünglichen Reiseplan zurückkehren, den ich hatte, bevor mir Leute Südamerika und Kolumbien eingeredet haben. Ich hatte eigentlich nie geplant, hierher zu kommen. Das war spontan anhand von Empfehlungen, und ich wäre sehr traurig, nach Hause zu fahren, ohne meine ursprünglichen Reiseziele  zu bereisen (die ich jetzt mit Absicht nicht nenne, denn ich habe keine Lust auf noch mehr blöde Kommentare seitens Leuten, die mich nicht verstehen wollen).

Was den Tourismus an sich betrifft: Für mich heißt das einfach, dass es Zeit wird, anders zu reisen. Ursprünglich hatte ich das für diese Reise auch vor, aber dann war es doch einfach zu einfach, in die alten Backpacker-Bahnen abzugleiten. Es ist ja alles schon fertig gemacht, so viel bequemer etc.
Es ist definitiv klar, dass ich anders reisen will. Ich kann es bloß noch nicht umsetzen. Ich würde lieber mal an einem Ort länger bleiben. Mir dort ein Appartment für nen Monat oder mehr mieten und dort normal leben und kein Touri sein. Oder irgendwo Arbeit annehmen, sei es Voluntärarbeit. Das kann dann auch in typischen Touri-Ländern sein, eben etwas abseits vom Main-Touristrom. Schließlich geht es ja darum, ob mir das Land gefällt und nicht, wievielen anderen Leuten auch das Land gefällt.

Gründe, warum ich das noch nicht gemacht habe:
- Entweder ich fand keinen Ort, der mir geeignet dafür erschien und mir ausreichend gefiel
- Oder ich war an einem schönen Ort, wollte aber noch mehr sehen, bevor ich mich entscheide
- Kann generell nicht lange an einem Ort bleiben, irgendwie zieht es mich immer weiter

Also eine rein psychologische Sache. Da auch ich mit den Jahren immer ruhiger und gelassener werde, bin ich aber zuversichtlich, dass ich dieses Ideal irgendwann doch noch mal erreiche. Vielleicht dann nicht mehr auf dieser Reise.





Titel: Antw:Hilfe! Touri-Falle Kolumbien... Wohin mit mir? Zentralamerika?
Beitrag von: farmerjohn1 am 27. März 2016, 18:43
Im Folgenden denke ich nochmal laut ueber das Thema Tourismus nach - und den Verweis auf Enzensberger.

Eines der gelungensten Werke zum Thema Tourismus ist fuer mich nach wie vor  dieser koestliche Fernseh-Mehrteiler 'Wilder Westen Inklusive' irgendwann Ende der 1980er /Beginn der 1990er Jahre, mit Peter Striebeck als verunsicherter Vater, Krystina Janda als selbstsuechtige Mutter, Katja Studt als lebenslustige Teenagerin und Heinz Schenk als noergelnder Rentner, ueber ein geschiedenes hamburger Elternpaar, das durch ein Missgeschick in der Urlaubsplanung gemeinsam mit pubertierender Tochter in einer Reisegruppe durch den Suedwesten der USA landet. Das sollte sich auch reisende per youtube mal jetzt 'reinziehen - auch wenn die gesellschaftlichen Klischees lange 'passés' sind, ein zeitloses Vergnuegen.

Ich kann dich schon verstehen im Sinne von 'dir gedanklich folgen', reisende - du warst frueher wohl mal ein ziemlich begeistertes und integriertes Mitglied der backpacker community, hast da alle Phasen und Rollenvarianten durch und stellst heute fest dass du da rausgewachsen bist, hast nur noch keine passende neue Form gefunden und faehrst deswegen den eingefahrenen frame weiter bis sich irgend eine passendere Option auftut. Diese Situation findet eben jetzt statt wo du eben zufaellig in Kolumbien gelandet bist und das hat, wie ich aus der Reaktion schliesse, mit Beobachtungen vor Ort selbst nicht sehr viel zu tun - ausser vielleicht dass es Laender gibt in deren Gesellschaft die Hippie-Zeit deutlich  sichtbarere Spuren hinterlassen hat als gerade in Kolumbien. Sehe ich das ungefaehr richtig jetzt?


 http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=9164.msg88256#new):
Dem dort  erwaehnten schweizer Soziologen Schaefer (der der feststellt, dass Touristen noch eher schmutzige Straende moegen als andere Touristen) ist mindestens teilweise zuzutimmen - und dessen Gedankenvektor weitergefuehrt ist ja auch anzunehmen, dass jemand, der mal auf dem Eiffelturm war und die Vorzuege eines croissants mit cafe-au-lait genossen hat, sich nicht so leicht ueberreden laesst die Waffe gegen die dort beheimateten Menschen zu erheben wie jemand der nie aus seinem Dorf in Katzeklapprig rausgekommen ist, dem der Dorflehrer puenktlich zum Ausbruch des 1. WK sagt: 'Franzosen essen kleine Kinder zum Fruehstueck', und der eines Tages in Uniform gesteckt und bewaffnet wird und immer nur von seinem Fuerst oder Fuehrer hoert 'die und die Leute da haben das und das und sind so und so, und deswegen ist jetzt deine Pflicht die da wegzuputzen, zack-zack!'
 
Insofern ist selbst noch von der simpelsten und flachsten Form des Massentourismus (egal ob mit Rucksack, Aktenkoffer, Thomas-Cook-Gepaeckaufkleber oder von mir aus gar Fussballclubfahne) zu erwarten, dass der Tourismus - in ausreichender Menge, Ausdehnung und ueber lange Zeit verwirklicht - zum Frieden in der Welt beitraegt; das  hat die globalisierte Welt, wenn es sich dabei denn um eine nachhaltige Entwicklung handeln soll, tatsaechlich dringend noetig.
Und selbst wenn die Annahme in einigen Faellen falsifiziert wird, sind viele Konsequenzen, v.a. die schwindenden Originalitaet des einzelnen Reiseerlebnisses, dann eben hinzunehmen und vergleichsweise harmlos. Es leben die kommunizierenden Roehren.

Trotzdem (oder besser gerade deshalb) wuensche ich mir zur Herbeifuehrung allseitiger win-win-Situationen Reisende (ob mit Rucksack oder Schalenkoffer oder Designer-Taeschchen ist mir ziemlich wurscht) etwas weniger Herdentrieb und etwas mehr individuellen Mut und Neugier fuer 'out of the beaten track' und eigene Neuentdeckungen beim Reisen. Sicher faehrt man in ferne fremde Laender um dort die schoenen Orte zu sehen. Es gibt  auch ein paar symbolhafte highlights die sollte man echt nicht verpassen, wenn man schon mal in einer Region ist: da ist es dann eben voll, mit allen Begleiterscheinungen - die man ja, wenn man sie nicht mag, auf ein zeitliches Minimum reduzieren kann.

Informationen und Empfehlungen sind aber immer auch gefaerbt, gehen oft einher mit den Interessen derer die sie geben oder sind sogar nur nachgeredet. Zudem sind Geschmacksurteile alles moegliche nur nicht objektiv.
Ob ich mich gerne irgenwo aufhalte und den Ort toll finde, und ob er mehr oder weniger spektakulaer ist als andere Orte oder als sein Ruf, weiss ich nicht - solange ich mich nicht selber dort hinbegeben habe.

Wer reist sucht ja irgendwelche Arten von Erfahrungen. Erfahrungen, die man nur machen kann, wenn man sich physisch in konkrete Situationen begibt, in denen man dem gelebten Resultat von Sichtweisen ausgesetzt ist, die andere Menschen mit anderen kulturellen Voraussetzungen auf das Leben haben. Und keine abstrakten Erkenntnisobjekte bzw. -methoden, wie z.B. ein Philosoph oder ein Mathematiker - dazu muesste man ja auch nicht unbedingt reisen.

Auch Enzensberger ist da einseitig, denn  er geht ja offenbar davon aus dass der Reisende/Tourist entweder sich selbst betruegen oder andere mit der gemachten Reiseerfahrung ueberrumpeln will. Ich erinnere mich mehr oder weniger an den Enzensberger-Text ueber Tourismus, aus dem das Zitat entnommen ist, noch aus Schuelerzeiten - eine sehr scharfsinnige und in vieler Hinsicht zutreffende Analyse des westeuropaeisch-amerikanischen Reiseverhaltens im spaeten 20.  Jhdt. Doch  leider auch ganz schoen mit  propagandistischen Untertoenen eines typischen Schreiberlings versehen, der mitten im Saus und Braus des westdeutschen Wirtschaftswunders sehr gut davon verdient und lebt, dass er fuer das links ausgerichtete politische Spektrum ganz schoen ins Horn blaest. Ist zwar nach den Regeln der Kunst erlaubt - dennoch erscheinen mir Leute, deren Worte mit ihrem sonstigen Handeln eher uebereinstimmen, vertrauenserweckender. 
Aber sicher - solch ein 'Enzensberger-Tourist'  zerstoert moeglicherweise tatsaechlich das was er sucht indem er es findet.
Ich sehe den  halt bloss Grund nicht ein, aus dem andere das zwingend zu ihrer eigenen Voraussetzung/Ausgangsposition machen sollen.